NIEDERLANDE: Tötungsdelikt z. N. von Gerrie

Der Mord an Gerrie Schellekens

Wer tötete Gerrie Schellekens?

Die 24-jährige Gerrie Schellekens verbrachte ihre Freizeit am Bahnhof in Eindhoven.
Dort sprach Gerrie Schellekens mit Prostituierten und Obdachlosen. Jeder im und um den Bahnhof erinnerte sich an Gerrie Schellekens. Vorallem ihre blonden Locken waren ihr Makenzeichen. Vor mehr als 29 Jahren wurde sie zu Tode geprügelt und danach in einem Wald entsorgt. Der Mord geschah noch bevor sie sich ihrem Date, einem mysteriösen Toon, treffen konnte.

Gerrie Schellekens starb im Alter vor 24-Jahren.
Wer tötete die junge Frau?

Foto: Polizei

Sie plauderte regelmäßig mit den herumhängenden Prostituierten und hatte Kontakt zu den Obdachlosen. Taxifahrer nahmen sie manchmal kostenlos mit und jeder Busfahrer kannte sie beim Namen. Sie zeichnete sich durch ihre hellblonde Locken und ihr freundliches Wesen aus. Der Hauptbahnhof in Eindhoven war ihre Domäne. 
Da sie arbeitslos war,  konnte man Gerrie dort fast jeden Tag antreffen. 
Der Bahnhof in Eindhovrn war auch der Ort, an dem die 24-jährige Gerrie Schellekens am 3. Juni 1991 zuletzt lebend gesehen wurde.

Der Mordfall in der Stadt Eindhoven kam in Vergessenheit. Anfang der neunziger Jahre begangen, aber die Erinnerungen daran überlebten das neue Jahrtausend kaum. 
Nicht wie bei den Morden 1995, an der 15-jährigen Nicole van den Hurk in Eindhoven und an der 8-jährigen Manon Seijkens in Helmond, ( Anm. Ich berichtete schon von dem Mord an Manon und werde Euch den Fall hier nochmals verlinken)
die in das kollektive Gedächtnis eingraviert sind. Vielleicht ist das so, weil die beiden junge, unschulidige und wehrlose Mädchen waren. 

Aber mehr oder weniger das mag auch für Gerrie Schellekens gelten. Jeder, der über ihr Alter (24 Jahre) hinausblickte, sah tatsächlich in ihr auch ein anderes Kind. Sie war auch wehrlos und verletzlich. Die Menschen um sie herum beschrieben sie als unreif, naiv, sozial begrenzt. Ein Mädchen, das tatsächlich Führung brauchte, um sich in der Gesellschaft zurechtzufinden. Anleitung, die es Anfang der neunziger Jahre nicht gab.

Gerrie Schellekens lebte etwas außerhalb des Zentrums im Gildebuurt, Bezirk Woensel. Ein typisches Arbeiterviertel hinter der Kruisstraat mit Reihenhäusern aus den 1930er Jahren. Sie hatte ihr eigenes Erdgeschoss in einem Maisonette-Haus. Ihre Eltern waren am Ende der Straße, weniger als hundert Meter entfernt. Ihre Mutter lebte noch bis zu ihrem Tod 2018 dort. Ihr psychischkranker Vater lebt in einem Pflegeheim.

Ihre Nichte Ria Schellekens hat eine Kneipe in der Nachbarschaft. Sie kann sich kaum an Gerrie erinnern, da Ria erst 11 Jahte alt war, als sie verschwand. Außerdem habe sie Gerries Eltern damals nur selten besucht. Das änderte sich im Jahr 2018, als Ria sich um ihre Tante und ihren Onkel kümmerte. 

Rekonstruktion der Tatumstände

Die Rekonstruktion dessen, was Gerrie wiederfahren ist, beginnt am 3. Juni 1991, ihr wahrscheinlich letzter Tag. 
Dieser Montag war alles andere als ein schöner Frühlingstag. Es war bewölkt und das Theromometer zeigte 11 Grad an. Diese Temperaturen erwartete man zu dieser Jahreszeit eigentlich weniger.

An diesem Abend traf sich Gerrie mit einer Freundin in Gestel, das ist ein Stadtteil von Eindhoven. Gerrie stand gegen Viertel vor neun vor der Wohnung. Die beiden beschloßen, in einen Sandwichladen zu gehen, um etwas zu essen. Auf dem Weg teilen sie sich ein Fahrrad, Gerrie das auf dem Gepäckträger. Auf dem Weg zurück in die Wohnung verabschiedeten sie sich an der Ecke Schubertlaan und Donizettilaan. Gerrie möchte ihre Mutter anrufen und an dieser Ecke befand sich auch eine Telefonzelle. Aber dort tätigte sie ihren Anruf nicht. Stattdessen bog sie  die Eindhovense entlang und betrat in etwa elfhundert Metern Entfernung, die Cafeteria Van de Goor, um ihren Anruf zu tätigen. Sie rief ihre Mutter an und fragte, ob sie Gerries Hund zu sich nach Hause bringen kann. Sie würde in einer Stunde dort sein. Fünf Minuten später glaubt ein Busfahrer, sie an einer Haltestelle auf dem Karel de Grotelaan gesehen zu haben und gegen halb zwölf erkennt ein Bekannter sie, als sie am Bahnhof war.

Sie war wahrscheinlich nie wieder zu Hause. Als ihre Mutter am nächsten Morgen vorbeikommt, war Gerrie nirgends zu finden und ihr Bett war noch unberührt. 
Nach einem weiteren Tag ohne Lebenszeichen von ihr, rief ihre Mutter die Polizei an. Für den Polizeibeamten gab es aber noch keinen Grund zur Sorge.
Sie sollte abwarten und Gerrie würde schon wieder auftauchen. 
Gerrie war 24 Jahre alt, eine erwachsene Frau, da läuteten noch nicht alle Alarmglocken. 

Aber zwei Tage später, am Freitag, war es die Polizei selbst, die Kontakt zur Gerries Mutter aufgenommen hat. 
Gerries Handtasche wurde gefunden. Es gab Blutspuren darauf.

Die Handtasche

Das Accessoire wurde von einem Passanten bei einem Hundetraining am Stadtrand gefunden. Die Tasche scheint von der Straße geworfen worden zu sein. Alles, was drin sein sollte, war noch da. Einschließlich 145 Gulden. Die Handtasche wurde bereits am Dienstag, einen Tag nachdem Gerrie das letzte Mal gesehen wurde, in der Bezirkspolizei-dienststelle abgegeben.

Die Handtasche hat ein Tigerstreifenmuster, zwei Schnallen und einem goldfarbenen Verschluss.
Foto: Polizei

Es hatte dann noch einen weiteren Monat gedauert, bis Gerrie selbst gefunden wurde. In einem Hain in Vessem markierte ein Baumarbeiter die Bäume, die gefällt werden sollten. Dabei entdeckte er den Körper von Gerrie Schellkens. Der Körper wurde unter Ästen und Rasengras versteckt. 
Gerrie Schellekens wurde anscheinend mit einem schweren Gegenstand zu Tode geprügelt. Sie war komplett bekleidet, nur ein linker Schuh fehlte.

Der linke Schuh fehlte bei der Auffindung der Leiche. Wo ist der Schuh nach dem 3. Juni 1991 aufgetaucht?
Foto: Polizei

Die Verdächtigen

Die Entdeckung ihres Körpers, der fehlende Schuh und der Fund der Handtasche waren gute Spuren und Ermittlungsansätze. 
Keine von ihnen führte letztendlich zur Lösung des Verbrechens. Es gab nie einen Verdächtigen. Natürlich ermittelte die Polizei gegen bestimmte Männer. Das sind für die Ermittler Personen von Interesse. Zu dieser Zeit wurde besonderes Augenmerk auf Obdachlose, Männer aus dem Rotlichtmileu, aber auch Taxifahrer und Busfahrer gelegt. Ohne Erfolg.

Die Ermittler haben eine Reihe gängiger Mordszenarien gestrichen. 
Ein Raubmord, der dann außer Kontrolle geriet, kann man wahrscheinlich ausschließen. In Gerrie Schellekens Handtasche noch 145 Gulden. Für viele Menschen, mit denen Gerrie Kontakt hatte, Huren und Vagabunden, war das eine Menge Geld. Der Täter hätte das Geld genommen. Auch eine Vergewaltigung auch ausgeschlossen werden. Nichts deutete auf ein Sexualverbrechen hin.

Aber die Frage bleibt: 
Was ist mit Gerrie passiert? Die Polizei glaubt, dass es etwas mit der verzerrten Sicht der Realität zu tun haben könnte, die Gerrie manchmal hatte. Sie war der Typ, der mit einem Mann Kaffee trinken ging und dann dachte, dass sie nun in einer Beziehung waren. Das hat sie anderen Leuten erzählt. Während dieser Mann gerade verheiratet war. Und sie konnte verbal sehr aggressiv sein, fing ziemlich schnell an zu schreien. Sie hatte nicht die Fähigkeit, zum richtigen Zeitpunkt nichts zu sagen. Es ist möglich, dass sie so einen Mann in Schwierigkeiten gebracht hat. 

Die DNA

DNA ist normalerweise der Schlüssel zum Erfolg bei ungelösten Mordfällen. Wurden DNA Spuren auch bei Gerrie Schellekens gefunden? 
Dies sind Details, die aus ermittlungstaktischen Gründen, nicht von der Polizei veröffentlicht werden.

Aber die Ermittler möchten doch ein Detail preisgeben, den die Polizei immer für sich behalten hatte. Gerrie hatte einen Taschenkalender. Es war aber kein aktueller Kalender, sondern der vom Vorjahr. Gerrie benutzte ihn aber weiter. Auf der rechten Seite notierte sie einen Termin: "Donnerstag, den 6. Juni 1991 wird Toon zwischen halb elf und halb zwölf kommen.
Anscheinend war sie in engem Kontakt mit diesem Toon. Die Polizei hatte ihn damals gesucht, aber der richtige war nicht dabei. 
Die Polizei bat damals auch die Bevölkerung um Mithife, den richtigen Toon zufinden. Ohne Erfolg.

Gerries Taschenkalender mit eingetragenen Termin mit Toon.
Foto: Polizei

Auf jeden Fall hoffen die Ermittler, dass die Leute in dieser Angelegenheit doch noch ihr Schweigen brechen. Vielleicht ist jemand geschieden und wagt es nun, uns zu erzählen, was sie von ihrem Partner gehört hat. 
Vielleicht gibt es wegen des Todes von jemandem keinen Grund mehr zu schweigen. Oder Menschen könnten aus Reue, endlich ihr Schweigen brechen.

Die Akte ist nicht geschlossen.

Fragen der Polizei:
  1. Wer hat Gerrie Schellekens am 3. Juni 1991 gesehen oder mit ihr gesprochen?
  2. Wer weiß, wer der mysteriöse Toon ist?
  3. Wer weiß, ob Gerrie Schellekens mit jemanden Ärger hatte?
  4. Wer weiß, wer für den Mord an Gerrie Schellekens verantwortlich ist?
  5. Wer kennt die Gründe dieser Tat?
  6. Wer weiß, wo Gerris linker Schuh abgeblieben ist?
  7. Wer hat ab dem 3. Juni 1991 oder in den Tagen danach, am Leichenfundort, in der Nähe eines Hain in Vessem, verdächtige Personen oder Fahrzeug beobachtet, die mit der Tat in Zusammenhang stehen könnten?
  8. Wer hat sonstige Informationen zu dem Fall?

Hinweise nimmt die Niederländische Polizei unter der Rufnummer 0800-6070 entgegen.

Für anonyme Hinweise wurde ein Hinweistelefon unter der Rufnummer 0800-7000 eingerichtet.

Zudem nimmt jede andere Polizeidienststelle Hinweise entgegen.

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