NIEDERLANDE: Tötungsdelikt z. N. von Piet Baams (1996)

Der Mord an Piet Baams

Wer tötete Piet Baams?

Am Weihnachtstag 1996 trafen seine Kinder ihren Vater nicht zu Hause an. Später stellte sich heraus, dass der 85-jährige Piet Baams zuletzt am 22. Dezember 1996 gesehen worden war. Ungefähr sechs Wochen später fand die Polizei seine Leiche im Wasser des "Boven Merwede" in der Gemeinde Gorinchem. 
(*Anm. Der Boven Merwede ist ein Fluss(abschnitt) in den Niederlanden, der hauptsächlich vom Rhein gespeist wird. Der Fluss Afgedamde Maas mündet in Woudrichem in den Waal und bildet den Boven Merwede, der sich in Hardinxveld-Giessendam rechts in den Fluss Beneden Merwede und links in den Fluss Nieuwe Merwede aufteilt.)
Um seinen Hals von Piet Baams war ein Lederband oder eine Schnur gewickelt.

Seit 1996 ist der Mord an  Piet Baams ungeklärt.
Wer tötete den 85-jährigen Piet Baams?
Foto: Polizei

Seine Leiche wurde am 3. Fabruar 1997 gefunden. Piet lebte im Pflegeheim "New Malderborgh" in Nimwegen. Es war mehr ein betreutes Wohnen, als ein herkömmliches Pflegeheim in dem Piet Baams lebte. Jeder Bewohner hatte seine kleine eigene Wohnung, Essen wurde täglich gebracht, aber sonst lebte man für sich und versorgte sich selber. Ausser man war gesundheitlich schlechter dran, dann bekam man Unterstützung vom Personal oder man lebte dann in dem normalen Pflegeheim.

Piet Baams war voller Lebenslust und ein sehr hilfsbereiter Mensch. Er wurde oft von seinen Kindern, Enkeln und Urenkeln besucht. 
Nach dem Tod seiner Frau Anfang 1996 war Piet ledig. Er angelte, spielte regelmäßig Billard und nahm am wöchentlichen Bingo teil. Er war im Vorstand des Fischereiverbandes aktiv und Mitglied des Anwohnerausschusses vom Pflegeheim "Nieuw Malderborgh".

Die Polizei ermittelte sehr intensiv in dem Fall, aber trotzdem ist der Fall bis heute ungelöst.

Das Opfer

Opa Piet Baams war der 85 Jahre alt, als seine Frau Anfang 1996 starb. Danach zog er in Pflegeheim Er war ein Charakter Mensch. Bunt. Lebhaft. Immer anwesend. Er war ein echter Charmeur und ein Anführer. Er war im Gemeinderat aktiv, spielte regelmäßig Bingo und er half immer jedem.
Aber Piet Baams hatte auch eine geheimnisvolle Seite, die niemand genau kannte. 
Piet Baams spielte manchmal auch in einer schwarzen Lotterie innerhalb und außerhalb des Hauses mit. Er wurde auch mit illegalen Wettspielen in Verbindung gebracht. Er war ein bisschen wie der Pate von "Nieuw Malderborgh". Aber Piet hatte mit niemandem gestritten. Wenn es irgendwo Ärger gab, nahm er seine Angel und ging angeln. 

Der Regenmantel

Aber dennoch. Doch in diesen bitterkalten Tagen kurz vor Weihnachten 1996 passierte etwas Seltsames.  Denn wohin Opa Piet Baams ging als er das Pflegeheim am 22. Dezember 1996 verließ ist unklar. Er wurde auf den Schwarz-Weiß-Bildern der Überwachungskamera des Pflegezentrums, am 22. Dezember 1996 genau um 18.42 Uhr aufgenommen. Die Bildern zeigen, wie Piet ging durch die Haustür des Pflegeheims ging. Er hatte eine Aktentasche dabei und trug einen Schlauch in der Hand. Zudem trug er seine Brille mit den selbsttönenden Gläsern. 
Auf den Bildern sah man deutlich das Piet seinen Regenmantel und nicht seinen Wintermantel trug, obwohl es minus 12 Grad kalt war. Das Seltsame war auch, das Piet Baams seine Teilnahme an der Bingo-Nacht abgesagt hatte, weil er angeblich krank sein würde. Aber er war trotzdem ausgegangen.

Aufnahme der Überwachungskamera des Pflegezentrums. Piet Baams betrat um 20.29 Uhr wieder das Pflegezentrum. Wo war er am 22. Dezember 1996 von 18:42 Uhr-20.29 Uhr an diesem Abend?
Foto: Gelderlander

Dieselbe Kamera zeichnete Piet Baams wieder auf, als er um 20.29 Uhr wieder ins Pflegeheim "Nieuw Malderborgh" zurückkehrte. Die Bilder zeigten das Piet mit der Aktentasche zurückkehrte, aber ohne den Schlauch. Das war das letzte Lebenszeichen von Opa Piet Baams. 

Die Suche

Am Weihnachtstag, als Piet von einer seiner Töchter abgeholt werden sollte, um gemeinsam Weihnachten im Waterkwartier zu feiern, war er spurlos verschwunden. Ohne jede Spur. Sein Bett war unberührt, Piet hatte nicht in seinem Zimmer im Pflegeheim übernachtet. In den vergangenen zwei Tagen hatte das Personal das Essen ordentlich auf sein Zimmer gebracht - und die vollen Teller auch wieder abgeholt. Piets Brieftasche lag offen auf dem Tisch und es gab keinen Alarm. Auch das Personal hatte sich nichts gedacht, das die vollen Teller seit zwei Tagen unberührt blieben. Sie meldeten auch ihre Beobachtung nicht.

Das so ein aktiver Bewohner des Hauses, der zwei Tage nichts von sich hören lässt und nichts isst, das hätte man doch melden müssen. Oder?! Denn der Bewohner könnte sich ja in einer hilflosen Lage befinden oder sogar verstorben sein, daher ist es unverständlich und komisch das niemand was gemerkt haben will.
Das Management sagte später, dass Opa Piet oft über Nacht weg blieb. Die Familie von Piet konnten die nächtlichen Ausflüge nicht einordnen.

Die Manipulation der Dienstpläne

Schon an diesen Weihnachtstag als damals, die hektische Suche nach Piet begann, hatte die Familie das starke Gefühl, dass im Pflegeheim "Nieuw Malderborgh" etwas passiert war. Ein Mord im Altersheim? Es stellte sich heraus, dass die Personalpläne manipuliert wurden. Sie wurden  danach angepasst. Aber warum? Es muss Mitarbeiter geben, die etwas wissen, sich aber nicht trauen, sich zu äußern. Angst vor wegen ihrem Job? Oder aus Angst vor dem Täter? 

Die Entdeckung und der Gürtel

Als am 3. Februar 1997 ein Anruf von der Wasserpolizei einging, erweiterte der Polizeibeamte die Ermittlungen mit Verhaltensexperten, Analysten und forensischen Ermittlern. Die Leiche eines älteren Mannes wurde in der Boven-Merwede bei Gorinchem, einer Erweiterung der Waal, aufgefunden. Es wurde schnell klar, dass es sich um den 85-jährigen Piet Baams aus Nimwegen handelte. Die Todesursache war Erwürgen. Der Gürtel eines alten Damenkleids, ein Ledergürtel, war noch immer um seinen Hals gebunden, als man seine Leiche fand. Zweihundert Menschen sind befragt worden. Aber nach drei Monaten intensiver Suche, die erfolglos blieb, fiel der Vorhang. Keine neue Spuren und Hinweise, folglich wurden die Ermittlungen erstmal eingestellt. Das hieß aber nicht, das die Akten geschlossen waren. Sobald sich neue Anhaltspunkte ergeben, würden die Ermittlungen wieder aufgenommen.

In diesen drei Monaten stellte die Kriminalpolizei auch die Familie Baams auf die Probe. Untersucht wurde außerdem die Rolle von Opa Piet im illegalen Lotteriespiel. Zu Frustration der Familie beschränkten sich die Ermittler bei ihren Untersuchungen hauptsächlich auf mögliche Täter außerhalb des Pflegeheims, während die Familie von Anfang an dachte, dass etwas im Pflegeheim passiert sein muss. Dieser Gürtel zum Beispiel. Er gehörte zu einer Bewohnerin des Pflegeheims, zwei Türen von Piets Zimmer entfernt.

Nach einer Fernsehsendung des Kriminalreporters Peter R. de Vries Ende 1997 bekam die Redaktion einen anonymen Brief. Nach Angaben der Familie stammen diese Hinweise und Anweisungen auch von Mitarbeitern oder Freiwilligen, die im jetzt im umgebauten Pflegekomplex tätig sind. Die Polizei gab bald bekannt, dass sie nicht viel mit dem Hinweis anfangen konnten.

Das Motiv

Das Motiv für den bizarren Mord bleibt eine Vermutung. Opa Piet hatte keinen Cent. Aber nach seinem geheimen Treffen am Abend des 22. Dezember 1996 zu urteilen, war etwas passiert. Wurde er unter Druck gesetzt? Erpresst? Hatte er etwas gehört, das er nicht hören sollte? Fragen auf die es bis heute keine Antworten gibt.

Die Ermittlungen

Die polizeilichen Ermittlungen zum Verschwinden und Tod von Piet Baams aus Nimwegen Ende 1996 und in den ersten Monaten des Jahres 1997 waren von Anfang an schwierig. 
Größtes Handicap für die Polizei: Das Opfer war bereits einige Tage vor der Information der Polizei verschwunden. Es dauerte dann Wochen, bis seine sterblichen Überreste gefunden wurden. Die ersten Momente nach einem Vorfall sind sehr wichtig. Die Zeit löscht Spuren und macht Referenzen weniger zuverlässig. Wir wurden nicht nur spät informiert, sondern auch viele Leute waren auch in Piet Baams Zimmer gewesen, bevor wir dort Spurenforschung betreiben konnten. Die Polizei hatte diese Untersuchung mit einem Rückstand begonnen, der kaum aufzuholen war.

Die Polizei hatte damals mehrere Szenarien untersucht. Mord oder Totschlag innerhalb der Familie, Mord oder Totschlag durch das Personal des Hauses, Mord oder Totschlag innerhalb der illegalen Lotterie, die zu dieser Zeit in Nimwegen und auch in der Nähe des Opfers stattfand. Und das Szenario des Selbstmordes, weil das forensische Institut Selbstmord nicht vollständig ausschloss. Ich persönlich glaube nicht, dass es Selbstmord gab. Und ein Mord durch Mitarbeiter oder Freiwillige im Altersheim? Es ist möglich, aber die Ermittlungen haben nie gezeigt, dass die Mitarbeiter mehr über das Verschwinden und den Mord wussten.

Neuer Hinweis im Jahr 1998

Es war kurz vor den Vier-Tage-Märschen, mitten im Sommer 2018, als ein neuer Hinweis auftauchte. Die  Familie Baams hatte seit 22 Jahren auf so einen Hinweis gewartet. Eine Dame betrat den Laden eines Familienmitglieds der Familie Baams. Sie fing an zu reden und es stellte sich heraus, dass es sich um einen ehemalige Mitarbeiterin des Pflegeheims "Nieuw Malderborgh" in Nijmegen handelte. In diesem Pflegeheim lebte Piet Baams, bis er im Dezember 1996 plötzlich verschwand.

Die inzwischen pensionierte Frau sagte, das sie weiß, wer Piet Baams getötet hat. Nach 22 Jahren kann sie es nicht mehr für sich behalten, sie muss es endlich loswerden. Natürlich hat die Familie Baams die Geschichte sofort an das Team der Polizei weitergegeben. 

Im Juli 1997 bekam die betreffende ehemalige Mitarbeiterin zweimal heimlich ein Gespräch über den Mord mit. 

Der Fall Baams, der von so vielen Rätseln umgeben ist, bekam einen neuen Impuls. 

Neue Ermittlungen

Im Jahr 2019 wurden die Ermittlungen erneut aufgenommen. Das Cold Case Team hat die Ermittlungen aufgenommen und untersucht den Fall mit allen neuen und verbesserten Untersuchungsmethoden.
Bis dato wurden aber noch keine Ergebnisse bekannt gegeben.

Die Familie hofft jetzt, fast 24 Jahre später, das es mehr Menschen gibt, die etwas wissen und nun ihr Wissen offenbaren wollen, das sie es schon sehr lange mit sich herumtragen mussten. 

Belohnung
Der Generalstaatsanwalt hat für Hinweise eine Belohnung von 15.000 Euro ausgelobt, die zur Lösung dieses Falls führen.

Fragen der Polizei:
  1. Wer weiß, mit wem sich Piet Baams am 22. Dezember 1996 getroffen hat?
  2. Wer weiß, in welche genauen Aktivitäten Piet Baams verwickelt war?
  3. Wer weiß, wo Piet Baams seinen illigalen Wettspielen und Lotteriespielen nachging?
  4. Wer kannte Piet Baams und kann mehr über seine Gewohnheiten, seine Aktivitäten, seine Kontakte außerhalb des Pflegeheins sagen?
  5. Hatte Piet möglicherweise Ärger oder Probleme mit Personen? Hatte er Schulden oder sich Geld geliehen?
  6. Wer hat verdächtige Personen oder Fahrzeuge am 22. Dezember 1996 oder danach, an der Boven-Merwede bei Gorinchem beobachtet? 
  7. Wer weiß, wer für die Tat verantwortlich sein könnte?
  8. Wer kennt die genauen Hintergründe dieser Tat?
  9. Wer hat sonstige Beobachtungen gemacht, die mit dem Fall in Zusammenhang stehen könnten? 
  10. Wer hat sonstige Informationen zu dem Fall?

Hinweise nimmt die Niederländische Polizei unter der Rufnummer 0800-6070 entgegen.

Für anonyme Hinweise wurde ein Hinweistelefon unter der Rufnummer 0800-7000 eingerichtet.

Zudem nimmt jede andere Polizeidienststelle ihre Hinweise entgegen.

Quelle: Polizei Niederlande

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