SCHWEIZ: Tötungsdelikt z. N. von Beat Gyger (1973)

Der Mord an Beat Gyger

Wer tötete Beat Gyger?


Dieses mal habe ich mich mit einem Cold Case aus der Schweiz befassen, der schon über 40 Jahre zurück liegt. 

Der Mord an Beat Gyger ist seit 40 Jahren ungelöst.
Wer und warum tötete den 14-jährigen?
Foto: Privat/Unbekannt

Der 14-jährige Beat Gyger verschwand im Jahr 1973 nach dem Besuch auf dem Rummelplatz. Er wurde einen Tag später im Lindenbachgraben bei Mamishaus tot aufgefunden. Noch heute nach über 40 Jahren ist der Mordfall Gyger nicht aufgeklärt. Zu viele Unklarheiten und Rätsel blieben bis heute offen. 

Warum wurde Beat getötet?

Beat Gyger entstammte aus einer durchschnittlichen Familie der 70er-Jahre. Der Vater war ein Rangierarbeiter und die Mutter war Hausfrau. Die Familie lebte in einem Einfamilienhaus am Stadtrand. Die Eheleute Gyger hatten zwei Kinder, Sohn Beat und Sohn Bernhard zwei Jahre jünger. Beat Gyger war ein aufgeweckter Junge und immer auf Draht. „Er war ein sogenannter Zappelphilipp, dem man heute wahrscheinlich Ritalin verabreichen würde“, so beschreibt ihn sein Bruder noch heute. Man konnte ihm seine „Sünden“ auf dem Weg zum Erwachsenwerden kaum übel nehmen, auch wenn sie sich in Grenzbereichen bewegen. Beat war störrisch Ungehorsam, hatte mehrfach Motorfahrrad gestohlen, er schwänzte wiederholt die Schule und für kommende Woche nach Pfingsten hatte er eine Vorladung beim Jugendrichter. Beat war einfach ein Junge, der seine grenzen austestete.

Das Verschwinden

Der Abend am 9. Juni 1973 war mild. Der 14-jährige Beat Gyger hatte von seinen Eltern den Auftrag erhalten, mit dem Fahrrad zur Großmutter zu fahren, um ihr einen Arzttermin mitzuteilen. Doch der Achtklässler, der in einer schwierigen Phase steckte, der gegen seine Eltern und Lehrer rebellierte, die Schule schwänzte und Töffli klaute, hatte ganz andere Pläne: Er fuhr nur wenige Meter weit, holte aus einem Versteck ein gestohlenes Mofa hervor und begab sich damit auf den Budenplatz beim Hotel Holiday in Thun. 

Er traf dort Freunde und fuhr dann mit einem Mädchen aus seiner Schule auf der Scooterbahn. Dieses Mädchen beobachtete schließlich auch, wie sich Beat kurze Zeit später mit einem knapp 20-jährigen Mann traf, der ihm eine Ohrfeige verpasste. Anschließend sah sie, wie sich die beiden in Richtung Lachenkanal entfernten.

Das war gegen 20.30 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt ahnte das Mädchen nicht, dass sie mit diese Beobachtung später eine wichtige Rolle spielen würde. Denn mit dem Verschwinden von Beat vom Budenplatz begann
die unheimliche und verworrene Geschichte eines Verbrechens, das bis heute ungelöst ist und deshalb viel Raum für Spekulationen und Verdächtigungen ließ.

Die Entdeckung

Am nächsten Tag , am Pfingstsonntag 1973, fanden zwei Reiterinnen in Mamishaus bei Schwarzenburg die Leiche von Beat Gyger. Der 14-Jährige lag bäuchlings und mit verrenkten Gliedern auf dem feuchten Boden des Lindenbachgrabens. Um seinen Hals ist eine war Packschnur gebunden. Er trug noch die Kleider vom Vorabend, nur die Schuhe fehlten. Doch die Socken waren sauber und trocken. Die gerichtsmedizinische Untersuchung hatte später ergeben, dass der Junge durch massiven Druck auf den Brustkorb erstickte und danach von der Straße in den Graben hinuntergestoßen wurde. Auf der Straße fiel der Polizei später eine zwei Meter lange Bremsspur auf.
 
Schlimme Nachricht für die Familie Gyger

Der grausige Fund in 28 Kilometern Entfernung von Beat Gygers Wohnort löste nicht nur intensive Ermittlungsarbeiten der Polizei aus, sondern sorgte auch dafür, dass das Leben der Familie Gyger aus den Fugen geriet. Mit der Nachricht über den Tod ihres Sohnes und Bruders gerieten Adelheid, Otto und Bernhard Gyger in einen Strudel aus Trauer, Ohnmacht, Verzweiflung und Selbstvorwürfen.

Und sie mussten sich gleichzeitig den Fragen der Ermittler stellen, die nicht davor zurückschreckten, auch Vater Otto Gyger als Verdächtigen zu vernehmen. Es war für die ganze Familie Gyger eine Katastrophe und die Polizei war überfordert. So ein schlimmes Verbrechen wie der Mord an dem 14-Jährigen hatte es damals in Thun noch nie gegeben

Hinzu kamen Gerüchte, Andeutungen und Verleumdungen von Nachbarn und Unbekannten sowie Medienleute aus Zürich, die auf der Suche nach einer Sensationsgeschichte noch am Abend des Pfingstsonntags bei der Familie aufkreuzten. Diese enorme Belastung musste die Familie ganz ohne psychologische Unterstützung bewältigen. Kriseninterventionsteams gab es damals noch nicht.

Zeugenaufrufe und Belohnungen

Die Polizei machte Zeugenaufrufe, lobte eine Belohnung von 10'000 Franken aus und verfolgte viele Spuren. In den ersten Wochen nach der Tat gingen über 300 Hinweise ein und nach all den Jahren hat sich die Zahl der Hinweise auf 1000 erhöht.  Konkret suchte die Polizei den Mann, welcher Beat die Ohrfeige verpasste, aber auch das gestohlene Mofa und die Zoccoli, welche der 14-Jährige bei seinem Verschwinden trug. Denn es bestand der Verdacht, dass der Mordfall mit dem Diebstahl der Mofas zusammenhängen könnte.

Theorien, Gerüchte und viele Fragen

Was war der Grund für diese Tat? 
War es eine Abrechung wegen Beats Mofa-Diebstähle? 
Ein Racheakt für die Vorkommnisse, die sonst niemand kannte? 
Hatte er als Drogenkurier gearbeitet oder verdiente er sich als Strichjunge bei pädophilen Homosexuellen etwas Geld? 
Und hatten damals gewisse Kreise Angst, er würde sie vor dem Jugendrichter verpfeifen? 

Ermittlungen in Homosexuellen- und Pädophilenszene

Die Polizei ging aber auch der Frage nach, ob sich Beat als Strichjunge in der Homosexuellen und Pädophilen Szene anbot. Einiges deutete darauf hin, dass der Achtklässler in dieser Szene verkehrte, die sich vor allem im Bereich des Campingplatzes im Gwatt traf. Andere Hinweise wiederum legten nahe, dass Beat als Drogenkurier gearbeitet haben könnte. In der Folge nahm die Polizei Personen fest und ließ sie wieder frei. Alle Spuren, die sie verfolgten, verliefen im Sande.

Im Laufe der Ermittlungen der Polizei kam immer wieder ein Verdacht auf, dass sich hinter dem erschütternden Mordfall und der erfolglosen Ermittlungen, weitere Geheimnisse verbergen könnten. Vielen Personen die sich privat mit dem Fall beschäftigten, fielen Ungereimtheiten auf und es stellte sich immer wieder
die Frage, ob es – selbst bei der Polizei - damals wie heute Kreise gibt, die ein Interesse daran hatten, gewisse Tatsachen zu vertuschen. 

Auch schwer verständliche Behinderungen bei der Akteneinsicht, selbst für Familienangehörige, machten viele irgendwie sehr misstrauisch. Auch ein rätselhafter Unfall im selben Quartier an jenem Abend, wo ein Autofahrer offenbar einen Mofa-Fahrer absichtlich rammte, war nirgends aktenkundig. Jedoch wurde dieser Vorfall von Augenzeugen bestätigt. Auch der Fund der lange gesuchten Töffli-Sacochen nach einem Einbruch in die Baubaracke einer Kiesgrube gibt auch heute noch Rätsel auf. Und warum nahm man später die „Aktenzeichen“-TV-Sendung „aufgrund mehrerer Meldungen Dritter über Urheberrechts-verletzungen“ vom Netz? 
War Thun ein Mekka von Homo-Pädophilen?

Dieses wachsende Misstrauen ist auch heute noch in der Region spürbar. Die Leute wollen endlich das all ihre Fragen beantwortet werden. 

Pädophile in Thun?

Es gibt Vermutungen das Beat sich beim naheliegenden Campingplatz Gwatt am Seeufer in der Homosexuellen und Pädophilen Szene, ohne selber schwul zu sein, sich etwas Geld zuverdiente. Thun sei in jener Zeit ein „Mekka dieser Szene“ gewesen und diesen Kreisen hätten auch prominente Besucher angehört. Das hätte beim Bekanntwerden nicht nur einen Riesenskandal provoziert sondern das hätte für gewisse Betreffende damals das gesellschaftliche Aus bedeutet.

Um ein solches Bekanntwerden zu verhindern, könnten gewissen Personen wohl jedes Mittel recht gewesen sein, um Beat zum Schweigen zu bringen. Befanden sich unter diesen Kreisen gar Leute aus Polizei oder Behörden ? Von Polizeiseite wurde allerdings bestritten, dass jemand Untersuchungsergebnisse intern verfälschen könnte.

Die Nachwirkungen

Bei den Betroffenen bleibt die Ungewissheit zurück. Zurück bleibt aber auch eine gescheiterte Ehe, denn zwei Jahre nach der Tat trennten sich Otto und Adelheid Gyger. Und zurück bleibt auch der Wunsch der Familie nach der Wahrheit. Die Wahrheit, wäre für die Familie Gyger und vielen anderen unendlich erlösend und befreiend.

Der Fall ist bis heute ungelöst.

Fragen an Zeugen:
  1. Wer kennt den ca. 20-jährigen Unbekannten, der Beat Gyger am 9. Juni 1973 gegen 20:30 Uhr auf dem Rummelplatz, bei der Scooterbahn ohrfeigte und dann mit ihm gemeinsam in Richtung Lachenkanal verschwand?
  2. Wer hat am 9. Juni 1973 nach 20:30 Uhr beim Lindenbachgraben in Mamishaus bei Schwarzenburg, eine verdächtige Person oder ein verdächtiges Fahrzeug beobachtet?
  3. Wer weiß, in welchen Kreisen Beat genau verkehrte?
  4. Wer weiß, ob Beat mit irgendwelchen Personen Probleme oder Ärger hatte?
  5. Wer weiß, ob er tatsächlich in der homosexuellen Szene als Strichjunge tätig war?
  6. Wer kennt die genauen Hintergründe dieser Tat?
  7. Wer weiß, wer für den Mord an Beat Gyger verantwortlich sein könnte?
  8. Wer hat sonstige Informationen zu dem Fall?

Hinweise am die Kantonspolizei Bern unter der Rufnummer 
+41 316 344 111. 
Zudem nimmt jede andere Polizeidienststelle ihre Hinweise entgegen.

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