COLD CASE DES MONATS: Tötungsdelikt z. N. von Lucyna Kaczmarska (2002)
Der Mord an Lucyna Kaczmarska
Über Wojtek ist nicht wirklich viel bekannt. Ich konnte ein paar Informationen über ihn herausfinden. Wojtek war in Lucynas Alter und besuchte damals die Technische in Solec nad Wisłą im Powiat Lipsko, in der Woiwodschaft Masowien. [Anm. Solec nad Wisłą ist eine Kleinstadt sowie Sitz der gleichnamigen Stadt-und-Land-Gemeinde im Powiat Lipsko der Woiwodschaft Masowien, Polen. Solec nad Wisłą hat 4791 Einwohner. Die Strecke Solec nad Wisłą und Iłża beträgt 39 Kilometer.]
Lucyna erschien um 18.00 Uhr am Wohnhaus ihrer Freundin Wioletta in der Wohnsiedlung Zuchowiec in Iłża. Wioletta war aber nicht in ihrer Wohnung. Vermutlich wollte Lucyna ihre Freundin Wioletta überreden, mit nach Lipsko zu fahren. Um 19.00 Uhr traf Lucyna wie vereinbart ihren Ex-Freund Tomek vor dem Wohnblock. Lucyna trug dunkle Jeans, eine weinrote Bluse mit langen Ärmeln und Wildledersandalen. Sie hatte einen beigen Rucksack dabei. Lucyna stieg ins Auto, aber kurze Zeit später bemerkte sie Wioletta, die die Straße entlang ging. Sie stieg kurz aus und erzählte ihrer Freundin, dass sie nach Lipsko fahre, um Wojtek zu treffen, den sie ein paar Tage zuvor kennengelernt hatte. Nach einem Gespräch, das einige Dutzend Sekunden dauerte, stieg Lucyna wieder ins Auto und der rote Ford Orion fuhr in Richtung Lipsko davon. Die Entfernung zwischen den beiden Städten beträgt etwa 30 Kilometer. Unterwegs hielten sie in Jawor Solecki, wo zwei Freunde von Lucyna und Tomek ins Auto stiegen.
Die jungen Leute erreichten Lipsko gegen 19.30 Uhr. Das Auto hielt in der Nähe des Marktplatzes auf dem Parkplatz beim Bezirksamt. [Anm. Lipsko ist eine Stadt im Powiat Lipski, in der Woiwodschaft Masowien in Polen. Sie hat etwa 5500 Einwohner und ist Sitz des Powiat und der gleichnamigen Stadt-und-Land-Gemeinde mit 10.881 Einwohnern.] Lucyna stieg dort aus. Sie fragte Tomek, wann er wieder nach Iłża zurückkehren wolle. Tomek sagte ihr, dass er gegen 22.00 Uhr wieder nach Iłża fahren werde. Lucyna lehnte ab und verabschiedete sich.
Bei der Polizei als vermisst gemeldet
Die polizeiliche Suche
Am 27. September 2002 fuhr ein Warenlieferant die Straße zwischen Lipsko und Iłża entlang. Gegen 13.00 Uhr musste der Mann dringend austreten. Zu diesem Zeitpunkt befand er sich in einem Waldstück zwischen Rzeczniów und Lipsko, genauer gesagt im Dorf Pawliczka. Dort hielt er an, um aufzutreten. Als er sich wieder auf den Weg zu seinem Fahrzeug machte, sah er etwas im Gebüsch, was seine Aufmerksamkeit erregte. Er war davon überzeugt, dass er einen menschlichen Körper gesehen hat. Er traute sich aber nicht genauer nachzuschauen und verließ die Örtlichkeit schnell wieder. Er fuhr zu einem befreundeten Polizisten, dem er seine Entdeckung mitteilte. Der Beamte gab die Meldung an den Bezirkspolizeikommandanten in Lipsko weiter, der ihn beauftragte, die Angelegenheit zu klären. Beide Männer gingen in den Wald von Pawliczka, wo sie bestätigten, dass dort tatsächlich die nackte Leiche einer jungen Frau in einem fortgeschrittenen Stadium der Verwesung lag. Aufgrund der Auffindesituation und der Gesamtumstände, deutete es eindeutig in die Richtung eines Verbrechens. Schließlich war die Leiche nackt und an einem schwer zugänglichen Ort gefunden worden. Am selben Tag leitete die Bezirksstaatsanwaltschaft Lipsko Ermittlungen wegen Mordes ein. Die Bezirksstaatsanwaltschaft
Tatsächlich konnte durch die Ermittlungen festgestellt werden, dass am verhängnisvollen Abend gegen 20.55 Uhr ein junges Mädchen an der Haltestelle Lipsko in einen PKS-Bus der Strecke Solec–Zwoleń eingestiegen ist. Die Beschreibung stimmte mit Lucynas Aussehen und Kleidung überein, die sie an diesem Abend getragen hatte. Das Mädchen kaufte eine Fahrkarte nach Ciepielów und stieg um 21.12 Uhr aus. Es konnte jedoch nicht abschließend geklärt werden, ob es sich tatsächlich um die 17-jährige Lucyna Kaczmarska gehandelt hat. Wenn es sich tatsächlich um Lucyna Kaczmarska gehandelt hat, warum ist sie in den Bus nach Ciepielów gestiegen? Es ist eine ganz andere Richtung als Iłża. Kann es sein, dass sie die Busse am Bahnhof verwechselt hat? Oder war dieses Mädchen überhaupt nicht Lucyna? Wahrscheinlich war dieses Mädchen im Bus nicht Lucyna. Das würde zumindest mit der Beobachtung eines weiteren Zeugen zusammenpassen. Ein anderer Zeuge hat behauptet, dass er Lucyna Kaczmarska auf der Ausfahrtsstraße von Lipsk nach Iłża gesehen hat. Sie habe angeblich versucht, per Anhalter eine Mitfahrgelegenheit zu finden. Und dieser Punkt würde eher ins Bild passen, da Lucyna in der Vergangenheit immer wieder per Anhalter gefahren ist. Außerdem wollte sie bis 22.00 Uhr wieder in ihrer Pension in Iłża sein.
Fazit:
Wer hat Lucyna Kaczmarska getötet?
Es ist wieder Zeit für den neuen "Cold Case des Monats". Vorab möchte ich kurz etwas über die neue Ausrichtung dieses Formats sagen. Wie die meisten wissen, möchte ich mich in diesem Blog eigentlich ausschließlich mit deutschen Vermissten- und Mordfällen beschäftigen. Für die internationalen Vermissten- und Mordfälle gibt es meinen Zweitblog. Aber jetzt zu der neuen Ausrichtung des Formats. Ich habe mich entschlossen, dass ich ab sofort in dem Format ausschließlich Cold Cases aus den Nachbarländern von Deutschland vorstellen werde. Ich habe in der letzten Zeit sowieso immer wieder Fälle aus den Nachbarländern für das Format genommen. Das soll nun die Regel werden. Ich werde praktisch einmal im Monat einen Cold Case aus den Nachbarländern von Deutschland vorstellen. Außerhalb dieses Formats werde ich mich in diesem Blog ausschließlich mit deutschen Fällen beschäftigen. Und für internationale Fälle gibt es meinen Zweitblog. Aber nun zurück zum neuen Fall. Im heutigen Beitrag geht es um einen polnischen Cold Case aus dem Jahr 2002. Der Fall hat sich in Lipsko in der Woiwodschaft Masowien ereignet.
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Der Mord an Lucyna Kaczmarska ist seit 2002 ungeklärt. Wer hat Lucyna Kaczmarska getötet? Foto: Polizei |
Der Fall Lucyna Kaczmarska
Lucyna Kaczmarska wurde im November 1984 geboren. Lucyna lebte mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester in Podgórze. [Anm. Podgórze ist ein kleines Dorf im Powiat (Bezirk) Kielce in der Woiwodschaft (Verwaltungsbezirk) Heiligkreuz und hat weniger als 300 Einwohner.] Lucyna Kaczmarska ist in einer ganz normalen Familie aufgewachsen. Zunächst besuchte Lucyna Kaczmarska eine Grundschule in der Nähe ihres Wohnortes. [Anm. In Polen dauert die Grundschule in der Regel 8 Jahre. Anschließend geht man in weiterführende Schulen.] Laut ihren Lehrern war Lucyna eine begabte, ehrgeizige und fleißige Schülerin. Sie war bei ihren Mitschülern der Grundschule sehr beliebt. Besonders ihre freundliche und stets hilfsbereite Art wurde sehr geschätzt.
Zusage für das Nikolaus-Kopernikus-Gymnasium in Iłża
Im vorletzten Jahr vor dem Abschluss der Grundschule hatte Lucyna Kaczmarska sich bei zwei oder drei Gymnasien beworben, um dort das Abitur zu machen. Ihr Favorit war das Nikolaus-Kopernikus-Gymnasium in Iłża. Und einige Monate später erhielt Lucyna die Zusage für das Nikolaus-Kopernikus-Gymnasium in Iłża. Lucyna und ihre Eltern freuten sich sehr auf den neuen Lebensabschnitt. Im Juni 1999 beendete Lucyna die Grundschule mit einem sehr guten Abschluss.
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Lucyna Kaczmarska machte einen sehr guten Abschluss an der Grundschule. Anschließend wurde sie an dem Nikolaus-Kopernikus-Gymnasium in Iłża angenommen. Foto: Polizei |
Die neue Schule
Das Nikolaus-Kopernikus-Gymnasium befindet sich in der Profesora Jakuba Starszego 6 in Iłża. [Anm. Iłża ist eine Stadt in der Woiwodschaft Masowien in Polen. Sie ist Sitz der gleichnamigen Stadt-und-Land-Gemeinde und hat 14.571 Einwohner.]
Iłża ist gut 50 Kilometer von ihrem Heimatdorf Podgórze entfernt. Aufgrund der Entfernung zwischen ihrem Elternhaus in Podgórze und dem Gymnasium in Iłża und der langen Fahrzeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln, entschieden sich die Eltern dafür, dass Lucyna unter der Woche lieber in Iłża leben sollte. Es war daher sehr praktisch, dass das Nikolaus-Kopernikus-Gymnasium auch Wohnmöglichkeiten für die Schüler von außerhalb anbot. Viele Eltern nahmen das Angebot für ihre Kinder an. Auf dem Schulgelände gab es damals ein Wohnheim für die Schüler. Bei uns würde man das als Internat bezeichnen.
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Das Nikolaus-Kopernikus-Gymnasium befindet sich in der Profesora Jakuba Starszego 6 in Iłża. Foto: Google Maps |
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Das Nikolaus-Kopernikus-Gymnasium in Iłża. Lucyna freute sich sehr auf die neue Schule und die Veränderungen in ihrem Leben. Foto: Google Maps |
Leben im Internat
Im ersten Jahr auf dem Gymnasium lebte Lucyna einige Monate lang im örtlichen Internat. Ihr gefiel es dort jedoch nicht besonders, deshalb mietete sie ab dem nächsten Schuljahr ein Zimmer in einer Pension in der Staszica-Straße in Iłża. Diese Pension befand sich in einem normalen Wohnblock. Die Wohnungen und Zimmer wurden nur an die Schüler des Nikolaus-Kopernikus-Gymnasiums vermietet. Die Vermieterin hatte ein Auge auf die Schüler und die Wohnungen auf. Außerdem hatten die Schüler eine Ansprechpartnerin. Die Pension in der Staszica-Straße liegt in unmittelbarer Nähe zum Nikolaus-Kopernikus-Gymnasium in der Profesora Jakuba Starszego.
Leistungsabfall auf der neuen Schule
Lucyna konnte ihre Leistungen von der Grundschule im Gymnasium nicht halten. Sie war nicht mehr ganz so gut wie in der Grundschule. Lucyna erzielte in der Schule zufriedenstellende Ergebnisse und blieb weiterhin eine gewissenhafte Schülerin. Obwohl Lucyna sehr gern lernte, schnitt sie in der Oberstufe nicht so gut ab. In der Grundschule hatte sie in jedem Fach die Note 1 erhalten. Nun auf dem Gymnasium erhielt sie in den Fächern die Note Zwei und die Note 3. Dieser Leistungsabfall ist laut den Lehrern ganz normal, weil das Niveau in den einzelnen Fächern deutlich angehoben wird. Auch bei ihren neuen Mitschülern war Lucyna sehr beliebt, da sie zu allen ein gutes Verhältnis zu ihren Mitschülern hatte. Ihre Freunde beschrieben Lucyna als gesellige, offene und mutige Person, die leicht zwischenmenschliche Kontakte knüpfte. Leider war Lucyna auch recht sorglos und machte oft sogenannte "Ausflüge".
Trennung von Tomek
Im September 2002 begann Lucyna Kaczmarska ihr Abschlussjahr auf dem Nikolaus-Kopernikus-Gymnasiums in Iłża. Lucyna war in der Zeit vor Beginn des Abschlussjahres mit Tomek fest zusammen. Tomek ging in dieselbe Klasse wie Lucyna. Es gab immer wieder Situationen, in denen Lucyna ihrer Vermieterin erzählte, dass sie Tomek treffen würde, während sie Zeit mit einem der örtlichen Barkeeper verbrachte. Im Sommer 2002 kühlte die Beziehung zwischen Lucyna und Tomasz deutlich ab und vor Beginn ihres Abschlussjahres trennte sich Lucyna von ihrem Freund Tomek. Der Grund dafür ist unbekannt, aber sie trennten sich im Guten und blieben weiterhin in Kontakt. Der Junge fand schnell eine neue Freundin, und auch Lucyna lernte einen anderen Jungen kennen.
Lucyna lernt Wojtek kennen
In den Sommerferien [August 2002] hatte Lucyna ein Dorffest in Wielgie besucht, wo sie einen Jungen namens Wojtek kennengelernte und eine tolle Zeit mit ihm verbrachte. Er machte offensichtlich einen guten Eindruck auf Lucyna, denn sie tauschte mit ihm die Handynummern aus.
Nach dem Dorffest blieben die beiden in Kontakt. Sie schrieben sich regelmäßig Briefe und Kurzmitteilungen, aber sie hatten sich nur ein paar Mal getroffen, daher kann man kaum von einer Beziehung sprechen. Lucyna war fasziniert von Wojtek, den sie kürzlich kennengelernt hatte. Gleich zu Beginn des neuen Schuljahres beschloss sie, Wojciech zum Abschlussball einzuladen. Sie wollte ihn persönlich einladen.
Was ist über Wojtek bekannt?
Über Wojtek ist nicht wirklich viel bekannt. Ich konnte ein paar Informationen über ihn herausfinden. Wojtek war in Lucynas Alter und besuchte damals die Technische in Solec nad Wisłą im Powiat Lipsko, in der Woiwodschaft Masowien. [Anm. Solec nad Wisłą ist eine Kleinstadt sowie Sitz der gleichnamigen Stadt-und-Land-Gemeinde im Powiat Lipsko der Woiwodschaft Masowien, Polen. Solec nad Wisłą hat 4791 Einwohner. Die Strecke Solec nad Wisłą und Iłża beträgt 39 Kilometer.]
Wojtek lebte dort im Internat. Aus irgendeinem Grund erzählte er Lucyna jedoch, dass er in Lipsko studierte und lebte.
Der erste Schultag im neuen Schuljahr
Der 3. September 2002 [Dienstag] war der erste reguläre Schultag im neuen Schuljahr. Für Lucyna war es der Beginn ihres Abschlussjahres auf dem Nikolaus-Kopernikus-Gymnasium. Lucyna besuchte an diesem Tag ganz regulär den Unterricht. Sie verhielt sich ganz normal. In der Pause erzählte sie ihren Freunden, dass sie in den Sommerferien einen sehr netten Jungen aus Lipsko kennengelernt hatte und sie ihn als Begleitung zum Abschlussball einladen möchte, der in weniger als fünf Monaten stattfinden sollte.
Lucyna beschließt Wojtek zu besuchen
Gegen 13.30 Uhr war der erste Schultag für Lucyna beendet. Etwa eine halbe Stunde später wurde sie von einer Nachbarin in der Nähe des PKS-Busbahnhofs in Iłża gesehen. Lucyna verbeugte sich vor ihr, aber sie sprachen nicht miteinander. Anschließend ging das Mädchen in ihr Wohnheim und zog sich um. Am späten Nachmittag war Lucyna eigentlich mit ihrer Freundin Wioletta am Pier von Iłża verabredet. Das Treffen kam jedoch nicht zustande, da Lucyna ihre Pläne änderte. Im SMS-Austausch mit ihrem Ex-Freund Tomek erfuhr sie, dass er mit dem Auto nach Lipsko fahren würde. Er wollte seine neue Freundin besuchen, die in Iłża lebte. Lucyna bat ihn, sie in die Stadt mitzunehmen, ohne zu sagen, warum sie dorthin wollte. Tomek und Lucyna vereinbarten einen Treffpunkt um 19.00 Uhr. Beim Verlassen der Wohnung hinterließ sie einen Zettel mit Informationen für die Vermieterin auf dem Tisch:
„Frau Zosia, ich bin mit Tomek nach Jauer gefahren. Ich bin gegen 22.00 Uhr wieder zurück.“
Auf dem Weg zum Treffpunkt
Lucyna erschien um 18.00 Uhr am Wohnhaus ihrer Freundin Wioletta in der Wohnsiedlung Zuchowiec in Iłża. Wioletta war aber nicht in ihrer Wohnung. Vermutlich wollte Lucyna ihre Freundin Wioletta überreden, mit nach Lipsko zu fahren. Um 19.00 Uhr traf Lucyna wie vereinbart ihren Ex-Freund Tomek vor dem Wohnblock. Lucyna trug dunkle Jeans, eine weinrote Bluse mit langen Ärmeln und Wildledersandalen. Sie hatte einen beigen Rucksack dabei. Lucyna stieg ins Auto, aber kurze Zeit später bemerkte sie Wioletta, die die Straße entlang ging. Sie stieg kurz aus und erzählte ihrer Freundin, dass sie nach Lipsko fahre, um Wojtek zu treffen, den sie ein paar Tage zuvor kennengelernt hatte. Nach einem Gespräch, das einige Dutzend Sekunden dauerte, stieg Lucyna wieder ins Auto und der rote Ford Orion fuhr in Richtung Lipsko davon. Die Entfernung zwischen den beiden Städten beträgt etwa 30 Kilometer. Unterwegs hielten sie in Jawor Solecki, wo zwei Freunde von Lucyna und Tomek ins Auto stiegen.
Anschließend fuhren alle nach Lipsko, wo Lucyna Wojtek treffen sollte.
Der Überraschungsbesuch
Die jungen Leute erreichten Lipsko gegen 19.30 Uhr. Das Auto hielt in der Nähe des Marktplatzes auf dem Parkplatz beim Bezirksamt. [Anm. Lipsko ist eine Stadt im Powiat Lipski, in der Woiwodschaft Masowien in Polen. Sie hat etwa 5500 Einwohner und ist Sitz des Powiat und der gleichnamigen Stadt-und-Land-Gemeinde mit 10.881 Einwohnern.] Lucyna stieg dort aus. Sie fragte Tomek, wann er wieder nach Iłża zurückkehren wolle. Tomek sagte ihr, dass er gegen 22.00 Uhr wieder nach Iłża fahren werde. Lucyna lehnte ab und verabschiedete sich.
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Lucyna, Tomek und zwei Freunde fuhren nach Lipsko. Von Iłża sind es gut 30 Kilometer bis nach Lipsko. Lucyna wollte ihren Freund Wojtek besuchen. Foto: Google Maps |
Lucyna wollte um 22.00 Uhr wieder in ihrer Pension sein. Das hatte sie auch ihrer Vermieterin gesagt. Es ist unklar, warum Lucyna nicht Tomek darum gebeten hat, eine halbe Stunde früher die Heimfahrt nach Iłża anzutreten.
Sie sagte, dass sie selbst nach Iłża zurückkehren würde. Lucyna erreichte das Internat, in dem Wojtek laut seiner Aussage eigentlich leben sollte. Sie schickte ihm eine kurze Nachricht. Der Junge antwortete aber nicht sofort. Erst eine Stunde später erhielt Lucyna eine Antwort von Wojtek. Er teilte ihr mit, dass er heute Abend sein Zimmer nicht verlassen dürfe. Die Internatsordnung war streng, sodass nach 20.00 Uhr niemand mehr das Gebäude verlassen durfte. Wie bereits erwähnt, hatte Wojtek ihr gesagt, dass er in Lipsko zur Schule ging und dort auch lebte. In Wirklichkeit lebte er aber in Solec nad Wisłą. Damit seine Lüge nicht aufflolg, log er Lucyna erneut an. Irgendwann gab sie enttäuscht auf und dachte darüber nach, sich wieder auf dem Heimweg zu machen.
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Hier am Bezirksamt in Lipsko ist Lucyna aus dem Fahrzeug ausgestiegen. Foto: Google Maps |
Lucyna kehrte nicht in die Pension zurück
Als Lucyna Kaczmarska nach 22.00 Uhr noch nicht in die Pension zurückgekehrt war, machte sich die Vermieterin zunehmend Sorgen um Lucyna. Lucyna war immer zuverlässig und pünktlich. Die Vermieterin versuchte, Lucyna auf ihrem Mobiltelefon zu erreichen, doch das Telefon war ausgeschaltet. Die Vermieterin rief bei den Eltern von Lucyna an und erzählte ihnen, dass ihre Tochter nicht in die Pension zurückgekehrt und nicht auf dem Mobiltelefon erreichbar ist.
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Lucyna Kaczmarska ist nicht mehr in die Pension zurückgekehrt. Foto: Polizei |
Bei der Polizei als vermisst gemeldet
Natürlich machten sich die Eltern von Lucyna große Sorgen um sie. Sie versuchten ihre Tochter die ganze Nacht vergeblich, sie telefonisch zu erreichen. Das Mobiltelefon war jedoch ausgeschaltet und sie wurden sofort an die Mailbox weitergeleitet. Die Eltern riefen bei den Freunden von Lucyna an, aber niemand hatte Lucyna gesehen. Am nächsten Tag war das Mobiltelefon immer noch ausgeschaltet. Die verzweifelten Eltern gingen nun zur Polizei und meldeten sie als vermisst. Die Vermisstenanzeige wurde am 4. September 2002 um 20.00 Uhr von den Eltern im Bezirkspolizeipräsidium in Lipsko gestellt. Die Polizei leitete umgehend erste polizeiliche Maßnahmen ein.
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Lucyna Kaczmarska wurde am 4. September 2002 gegen 20.00 Uhr von ihren Eltern im Bezirkspolizeipräsidium Lipsko offiziell als vermisst gemeldet. Foto: Polizei |
Familie konnte nicht untätig zu Hause rumsitzen
Die Eltern von Lucyna konnten nicht einfach zu Hause rumsitzen und auf neue Informationen der Polizei warten, deshalb wollten sie die Suchmaßnahmen der Polizei unterstützen. Sie gestalteten verschiedene Suchplakate und verteilten sie unter den Familienmitgliedern.
In den nächsten Tagen hängte die gesamte Familie in Iłża und Lipsko Plakate auf und baten um Mithilfe bei der Aufklärung im Vermisstenfall Lucyna Kaczmarska.
Der seltsame Anruf
Am 7. September 2002 erhielt die Mutter von Lucyna Kaczmarska einen seltsamen Anruf von einem unbekannten Mann. Der Mann fragte, ob ihre Tochter bereits gefunden worden sei. Dies war umso überraschender, da die Plakatkampagne zu diesem Zeitpunkt noch nicht begonnen hatte und die Nachricht vom Verschwinden des Mädchens noch nicht weit verbreitet war. Interessant ist auch, wie der unbekannte Mann an die Handynummer von Frau Kaczmarskas Handynummer gelangt war.
Die polizeiliche Suche
Die Polizei nahm das Verschwinden von Lucyna Kaczmarska von Beginn an sehr ernst. Sie leiteten umgehend Suchmaßnahmen ein und informierten die Medien über das Verschwinden von Lucyna Kaczmarska. Die Polizei suchte vergeblich in Lipsko und in Iłża nach der 17-jährigen Lucyna Kaczmarska. Lucyna blieb zunächst spurlos verschwunden.
Die Entdeckung
Am 27. September 2002 fuhr ein Warenlieferant die Straße zwischen Lipsko und Iłża entlang. Gegen 13.00 Uhr musste der Mann dringend austreten. Zu diesem Zeitpunkt befand er sich in einem Waldstück zwischen Rzeczniów und Lipsko, genauer gesagt im Dorf Pawliczka. Dort hielt er an, um aufzutreten. Als er sich wieder auf den Weg zu seinem Fahrzeug machte, sah er etwas im Gebüsch, was seine Aufmerksamkeit erregte. Er war davon überzeugt, dass er einen menschlichen Körper gesehen hat. Er traute sich aber nicht genauer nachzuschauen und verließ die Örtlichkeit schnell wieder. Er fuhr zu einem befreundeten Polizisten, dem er seine Entdeckung mitteilte. Der Beamte gab die Meldung an den Bezirkspolizeikommandanten in Lipsko weiter, der ihn beauftragte, die Angelegenheit zu klären. Beide Männer gingen in den Wald von Pawliczka, wo sie bestätigten, dass dort tatsächlich die nackte Leiche einer jungen Frau in einem fortgeschrittenen Stadium der Verwesung lag. Aufgrund der Auffindesituation und der Gesamtumstände, deutete es eindeutig in die Richtung eines Verbrechens. Schließlich war die Leiche nackt und an einem schwer zugänglichen Ort gefunden worden. Am selben Tag leitete die Bezirksstaatsanwaltschaft Lipsko Ermittlungen wegen Mordes ein. Die Bezirksstaatsanwaltschaft
Radom übernahm umgehend die Ermittlungen.
Die Leiche wurde für weitere forensische Untersuchungen in das Radomer Woiwodschaftskrankenhaus gebracht.
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Der Leichenfundort befindet sich in einem Wäldchen bei Pawliczka. Der Fundort liegt genau auf der halben Strecke zwischen Iłża und Lipsko in der Woiwodschaft Masowien. Foto: Google Maps |
Die Autopsie
Die Autopsie wurde am 28. September 2002 vom zuständigen Rechtsmediziner im Woiwodschaftskrankenhaus in Radom durchgeführt. Die Leiche war unvollständig, es fehlten ein Bein- und ein Armfragment. Aufgrund des Zustands der Leiche konnte eine genaue Todesursache nicht eindeutig festgestellt werden. Bei der Leiche wurden keine Dokumente gefunden, die bei der Identifizierung helfen konnten. Es wurde auch ein Mobiltelefon bei der Leiche gefunden. Die Analyse der am Körper der Verstorbenen gefundenen spezifischen Merkmale, insbesondere der Verdickung des Unterarmknochens der rechten Hand, die auf einen Bruch hindeutete, sowie der Narbe einer Blinddarmoperation, ließ vermuten, dass es sich bei der Leiche um Lucyna Kaczmarska handelte, die seit mehreren Wochen vermisst wurde. Das daraus resultierende genetische Gutachten von Wissenschaftlern der Abteilung für Forensische Medizin der damaligen Medizinischen Akademie in Warschau bestätigte diese Hypothese. Bei der Toten aus dem Wald bei Pawliczka handelte es sich zweifelsfrei um die 17-jährige Lucyna Kaczmarska aus Iłża. Aufgrund des Verwesungszustandes des Leichnams gestaltete sich auch die Bestimmung des Todeszeitpunkts sehr schwierig. Es wurde schließlich angenommen, dass der Tod höchstwahrscheinlich in der ersten Septemberhälfte 2002 eintrat. Es wurde auch eine toxikologische Untersuchung durchgeführt. Es wurden weder Alkohol noch andere giftige Substanzen im Körper von Lucyna Kaczmarska gefunden. Es konnte leider nicht festgestellt und auch nicht bestätigt werden, ob es zu sexuellem Kontakt kam. An der Leiche wurden keinerlei Spuren gefunden, die eine Identifizierung des Täters ermöglichen würden. Keine fremde DNA, keine Haare, kein Sperma oder Fremdkörper.
Die Ermittlungen
Die Ermittlungen im Mordfall Lucyna Kaczmarska wurden von der Staatsanwaltschaft Lipsko geleitet. Die Ermittlungsarbeit wurde von der Kriminalpolizei von Lipsko durchgeführt. Die Ermittler waren hochmotiviert herauszufinden, was genau mit Lucyna Kaczmarska passiert war, nachdem sie sich von ihren Freunden aus Iłża getrennt hatte. Die Ermittler stellten fest, dass Lucyna sich am Abend des 3. September 2002 gegen 19.45 Uhr auf dem Parkplatz beim Bezirksamt von ihren Freunden getrennt hatte. Anschließend machte sie sich zum Busbahnhof in Lipsko. Es wird angenommen, dass Lucyna sich auf dem Weg zum örtlichen Internat war, um ihren Freund Wojtek mit einem Besuch zu überraschen. Die Ermittler fanden heraus, dass Lucyna überall behauptet hatte, dass Wojtek ihr neuer Freund sei. Es konnte weiter festgestellt werden, dass Lucyna ihm um 19.47 Uhr eine SMS geschickt hat, in der sie ihm mitgeteilt hat, dass sie in Lipsko sei und ihn jetzt gerne treffen würde. Wie bereits erwähnt, antwortete Wojtek ihr erst nach einer Stunde. Und ehrlich gesagt, antwortete er ihr nicht in einer sehr eleganten Art und Weise. Wojtek sagte ihr, dass er das Internat nach 20.00 Uhr nicht mehr verlassen darf. Das sei gemäß der Hausordnung des Internats strengstens verboten. Wir wir wissen, hat er Lucyna immer erzählt, dass er in Lipsko zur Schule gehen und auf dem örtlichen Internat leben würde. In Wirklichkeit ging er aber in Solec nad Wisłą zur Schule und lebte dort im Internat. Es ist unklar, warum er Lucyna diesbezüglich angelogen hat. Solec nad Wisłą ist etwa 10 km von Lipsko entfernt. Vielleicht war Wojtek weniger an Lucyna interessiert als sie an ihm und gab absichtlich einen anderen Namen der Stadt an als die, die er tatsächlich besuchte. Nach der Absage von Wojtek hat Lucyna ihm nicht noch einmal geschrieben. Es ließ sich jedoch nicht feststellen, ob sie sich einfach über die Unaufrichtigkeit ihres Freundes ärgerte oder ob sie sich bereits in Lebensgefahr befand.
Die Ermittlungen im Mordfall Lucyna Kaczmarska wurden von der Staatsanwaltschaft Lipsko geleitet. Die Ermittlungsarbeit wurde von der Kriminalpolizei von Lipsko durchgeführt. Die Ermittler waren hochmotiviert herauszufinden, was genau mit Lucyna Kaczmarska passiert war, nachdem sie sich von ihren Freunden aus Iłża getrennt hatte. Die Ermittler stellten fest, dass Lucyna sich am Abend des 3. September 2002 gegen 19.45 Uhr auf dem Parkplatz beim Bezirksamt von ihren Freunden getrennt hatte. Anschließend machte sie sich zum Busbahnhof in Lipsko. Es wird angenommen, dass Lucyna sich auf dem Weg zum örtlichen Internat war, um ihren Freund Wojtek mit einem Besuch zu überraschen. Die Ermittler fanden heraus, dass Lucyna überall behauptet hatte, dass Wojtek ihr neuer Freund sei. Es konnte weiter festgestellt werden, dass Lucyna ihm um 19.47 Uhr eine SMS geschickt hat, in der sie ihm mitgeteilt hat, dass sie in Lipsko sei und ihn jetzt gerne treffen würde. Wie bereits erwähnt, antwortete Wojtek ihr erst nach einer Stunde. Und ehrlich gesagt, antwortete er ihr nicht in einer sehr eleganten Art und Weise. Wojtek sagte ihr, dass er das Internat nach 20.00 Uhr nicht mehr verlassen darf. Das sei gemäß der Hausordnung des Internats strengstens verboten. Wir wir wissen, hat er Lucyna immer erzählt, dass er in Lipsko zur Schule gehen und auf dem örtlichen Internat leben würde. In Wirklichkeit ging er aber in Solec nad Wisłą zur Schule und lebte dort im Internat. Es ist unklar, warum er Lucyna diesbezüglich angelogen hat. Solec nad Wisłą ist etwa 10 km von Lipsko entfernt. Vielleicht war Wojtek weniger an Lucyna interessiert als sie an ihm und gab absichtlich einen anderen Namen der Stadt an als die, die er tatsächlich besuchte. Nach der Absage von Wojtek hat Lucyna ihm nicht noch einmal geschrieben. Es ließ sich jedoch nicht feststellen, ob sie sich einfach über die Unaufrichtigkeit ihres Freundes ärgerte oder ob sie sich bereits in Lebensgefahr befand.
Das letzte Mal lebend gesehen
Trotz intensiver operativer und verfahrenstechnischer Maßnahmen ergaben die Ermittlungen nichts, was eine zweifelsfreie Rekonstruktion des Schicksals von Lucyna Kaczmarska ermöglicht hätte. Die letzten, die Lucyna lebend gesehen hatten, waren ihr Ex-Freund Tomek und seine Freundin. Tomek und seine neue Freundin sahen Lucyna gegen 20.40 Uhr in der Sandomierska-Straße. Sie ging von der Kirche in die Bar "Coffee 99". Die Bar befand sich zum Zeitpunkt des Mordes in der Sandomierska-Straße 9. Heute gibt es die Bar dort nicht mehr. Lucyna befand sich zu diesem Zeitpunkt nicht weit vom Bezirksamt entfernt, wo sie zuvor von Tomek und seinen Freunden abgesetzt wurde. Tomek und seine Freundin haben niemanden gesehen, der Lucyna gefolgt ist. Was danach mit Lucyna Kaczmarska passiert ist, konnte nie geklärt werden.
Ist Lucyna in einen Bus in Richtung Ciepielów gestiegen?
Tatsächlich konnte durch die Ermittlungen festgestellt werden, dass am verhängnisvollen Abend gegen 20.55 Uhr ein junges Mädchen an der Haltestelle Lipsko in einen PKS-Bus der Strecke Solec–Zwoleń eingestiegen ist. Die Beschreibung stimmte mit Lucynas Aussehen und Kleidung überein, die sie an diesem Abend getragen hatte. Das Mädchen kaufte eine Fahrkarte nach Ciepielów und stieg um 21.12 Uhr aus. Es konnte jedoch nicht abschließend geklärt werden, ob es sich tatsächlich um die 17-jährige Lucyna Kaczmarska gehandelt hat. Wenn es sich tatsächlich um Lucyna Kaczmarska gehandelt hat, warum ist sie in den Bus nach Ciepielów gestiegen? Es ist eine ganz andere Richtung als Iłża. Kann es sein, dass sie die Busse am Bahnhof verwechselt hat? Oder war dieses Mädchen überhaupt nicht Lucyna? Wahrscheinlich war dieses Mädchen im Bus nicht Lucyna. Das würde zumindest mit der Beobachtung eines weiteren Zeugen zusammenpassen. Ein anderer Zeuge hat behauptet, dass er Lucyna Kaczmarska auf der Ausfahrtsstraße von Lipsk nach Iłża gesehen hat. Sie habe angeblich versucht, per Anhalter eine Mitfahrgelegenheit zu finden. Und dieser Punkt würde eher ins Bild passen, da Lucyna in der Vergangenheit immer wieder per Anhalter gefahren ist. Außerdem wollte sie bis 22.00 Uhr wieder in ihrer Pension in Iłża sein.
Täter kannte vermutlich den Leichenfundort
Die Polizei geht davon aus, dass der Täter den Leichenfundort in dem Wäldchen in der Nähe von Pawliczka kannte. Er muss einen Bezug zu der Örtlichkeit und der näheren Umgebung haben.
Für Ermittler sah es so aus, als wäre der Täter in großer Eile gewesen. Er hat die Leiche nur abgelegt, aber nicht versteckt. Der Täter muss in Besitz der Kleidung und des Mobiltelefons von Lucyna gewesen sein. Das Mobiltelefon ist wieder aufgetaucht, aber die Kleidung nicht. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Täter die Kleidung vermutlich entsorgt oder vernichtet hat.
Polizei versucht seltsamen Anrufer zu identifizieren
Die Polizei von Lipsko versuchte auch, den mysteriösen Mann zu finden, der die Mutter von Lucyna nur wenige Tage nach ihrem Verschwinden angerufen hatte. Es wurde vermutet, dass dieser Mann mit den tragischen Ereignissen in Verbindung stehen könnte. Die Person, auf der die Nummer registriert war, wurde identifiziert. Die Inhaberin der Nummer wurde befragt, gab jedoch an, im Sommer 2002 das Telefon und die Karte an den Freund ihres Freundes verkauft zu haben, der wiederum das Gerät und die SIM-Karte weiterverkauft hat.
Weiterer mysteriöser Todesfall im Umfeld von Lucyna
In den lokalen Medien wurde die Tragödie, die Lucyna und ihre Familie erlebten, mit ihrem Zbigniew in Verbindung gebracht. Der junge Mann hatte angeblich behauptet, den Mord an Lucyna zu untersuchen. Die Medien haben herausgefunden, dass Zbigniew Schüler einer Detektivschule gewesen sei. Er sprach mit den Freunden des Mädchens, befragte Leute und suchte nach Zeugen. Er hat zwar viele Informationen gesammelt, diese aber leider mit niemandem geteilt. Am 14. Oktober 2002 wurde die Leiche des Mannes in der Nähe des Dorfes Bąkowa entdeckt. Seine Kleidung war in Stücke gerissen. Eine Autopsie ergab, dass die Todesursache Alkoholmissbrauch, Alkoholvergiftung und Unterkühlung waren. Viele Menschen zweifelten aber an der offiziellen Todesursache. Ein Zeuge behauptete, dass Zbyszek vor der Bar mit einem Mann gerungen habe. Er selbst stand vermutlich bereits unter Alkoholeinfluss. Der Zeuge behauptete weiter, dass Zbyszko in den Kofferraum eines Autos gestoßen worden sei. Anschließend sei das Auto in unbekannte Richtung davongefahren. Obwohl sein Tod für viele verdächtig war, wurde er nie offiziell mit Lucynas Tragödie in Verbindung gebracht.
Mit Beschluss vom 26. Februar 2003, Aktenzeichen Ds 1611/02, stellte die Bezirksstaatsanwaltschaft Lipsko das Verfahren mangels Vorliegens einer verbotenen Handlung ein.
Was ist eigentlich mit dem Mobiltelefon von Lucyna passiert?
Im November 2002 stellten die Ermittler fest, dass das Mobiltelefon von Lucyna nach ihrem Tod noch benutzt wurde. Wie bereits erwähnt, war das Mobiltelefon seit der Tat verschwunden. Lucyna Kaczmarska besaß ein Sony J-70-Mobiltelefon, das ihr gestohlen worden war. Der "neue Besitzer" des Telefons konnte identifiziert werden. Die Ermittler verhörten den Mann. Er sagte aus, dass er das Mobiltelefon über eine Anzeige in der Presse gekauft habe. Es gelang den Beamten, die Identität des Verkäufers festzustellen und ihn zu vernehmen. Laut seiner Aussage zufolge kaufte er das unglückselige Telefon am Dienstag, dem 10. September 2002. Er gab eine Anzeige in der Radomer Zeitung auf, in der er seine Kaufbereitschaft für das Telefon bekundete. Um 17.11 Uhr rief ihn ein unbekannter Mann vom Radomer Bahnhof aus an. Die beiden Männer verabredeten sich für denselben Tag in der Nähe des Postamts am PKP-Bahnhof in Radom. Der Verkäufer verkaufte das funktionierende, aber unvollständige Telefon für 50 PLN, obwohl sein Marktwert fünfmal höher war. Er behauptete, dass er das Telefon zufällig auf dem Rasen liegend gefunden habe. Der Verkäufer war ein etwa 45-jähriger Mann, 176–178 cm groß, schlank und hatte dunkles Haar, das vorne kürzer und hinten etwas länger war. Er hatte eine gebeugte Stirn und einen mittleren Teint. Der Zeuge behauptete außerdem, der Telefonverkäufer habe wie jemand ausgesehen, der gerne Alkohol trinke.
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Das Mobiltelefon von Lucyna ist wieder aufgetaucht. Foto: Polizei |
Das Phantombild
Basierend auf den Aussagen des Zeugen wurde ein Phantombild des Mannes erstellt und in den lokalen Medien veröffentlicht. Leider ohne Erfolg. Seine Identität konnte nie geklärt werden. Kleidung und Schuhe des Verstorbenen wurden nie gefunden. Dieses Bild wurde vor einiger Zeit erneut veröffentlicht. Es gab dieses Mal jedoch jetzt zwei Versionen des Phantombildes. Das erste Bild zeigt den unbekannten Mann im September 2002. Und das zweite Bild zeigt den Mann, wie er heute aussehen könnte. Die Polizei möchte den Mann immer noch identifizieren.
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Dieses Bild zeigt den Telefonverkäufer zum Tatzeitpunkt im Jahr 2002. Wer kennt den Mann? Foto: Polizei |
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So könnte der Telefonverkäufer heute aussehen. Wer kennt den Mann? Foto: Polizei |
Die Theorien
Der Mord an Lucyna Kaczmarska ist weiterhin ungeklärt. Es gibt einige Theorien darüber, was mit Lucyna Kaczmarska passiert sein könnte. Auf diese Theorien möchte ich nun kurz näher eingehen. Es gilt natürlich die Unschuldsvermutung.
1. Theorie "Fremder Täter/Mitfahrgelegenheit"
Ist Lucyna Kaczmarska Opfer einer komplett fremden Person beim Trampen geworden?
Diese Theorie besagt, dass Lucyna Kaczmarska zu einer fremden Person ins Fahrzeug gestiegen ist und dann getötet wurde. Es ist anzunehmen, dass Lucyna, während sie auf Wojteks Antwort wartete, im Zentrum von Lipsko herumlief. Vielleicht wurde sie dort angesprochen, oder sie nutzte die Gelegenheit. Es könnte auch sein, dass der spätere Mörder die traurige Lucyna kurz nach Wojteks Antwort sah. Vielleicht machte er einen Witz, um sie aufzuheitern, oder bot ihr an, sie nach Hause zu fahren. Lucyna wollte bis 22.00 Uhr wieder zurück in Iłża sein. Sie hatte somit etwas Druck, auch pünktlich wieder zurück in Iłża zu sein. Auch wenn sie relativ frei in ihrer Pension lebte, gab es doch auch ein paar Regeln. Und Lucyna war dafür bekannt, sich zuverlässig an diese Regeln zu halten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Begegnung zwischen dem Mörder und Lucyna während der Fahrt auf der Straße Lipsko-Iłża stattfand. Die Leiche der Schülerin wurde in der Nähe der Verbindungsstraße zwischen den beiden Städten gefunden. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass der Täter die Leiche absichtlich auf dieser Strecke zurückließ und damit ein zufälliges Verbrechen im Zusammenhang mit Trampen und Sex vortäuschte wobei der Subtext des Verbrechens völlig anders ist.
2. Theorie "Bekannter/Freund"
Wurde Lucyna Kaczmarska von einem Bekannten oder Freund getötet?
Bei dieser Theorie geht man davon aus, dass Lucyna von einem Bekannten oder einem Freund getötet wurde. Diese Möglichkeit wurde von den Ermittlern nicht ausgeschlossen. Die Freunde von Lucyna betonen in ihren Aussagen, dass Lucyna gelegentlich per Anhalter fuhr, wenn sie keine andere Möglichkeit fand. Ihre Freunde gaben bei der Polizei an, dass Lucyna tagsüber gelegentlich zu fremden Personen ins Auto stieg, aber niemals abends. Wenn sie tatsächlich freiwillig ins Fahrzeug eingestiegen ist, dann muss sie sich sicher gefühlt haben. Das würde bedeuten, dass der Mörder unter den Freunden der Schülerin zu suchen wäre.
Fazit:
Für mich ist es ganz klar, dass Lucyna Kaczmarska in ein falsches Fahrzeug eingestiegen ist und getötet wurde. Wer Lucyna getötet hat, ist eine ganz andere Frage. Ich kann weder eine Zufallsbekanntschaft noch einen Freund als Täter komplett ausschließen. Der Täter hat die Leiche von Lucyna in einem kleinen Wäldchen in der Nähe von Pawliczka abgelegt. Ich bin davon überzeugt, dass der Täter die Örtlichkeit kannte.
Wie bereits erwähnt, hat die Polizei weder fremde DNA, fremde Haare noch Sperma gefunden, die eine Identifizierung des Täters ermöglichen würden. Auch fehlen einfach Beweise, um einer Person eine Täterschaft nachzuweisen. Man kann durchaus sagen, dass die Polizei kaum etwas in der Hand hat. Ich möchte erwähnen, dass die Mutter von Lucyna Kaczmarska einige Tage nach der Entdeckung am Leichenfundort war und dort roten Autolack entdeckt hat. Es ist unklar, wie lange sich diese Spuren dort befunden haben, ob die Kriminaltechniker diese Spur übersehen haben und ob diese Spuren eines roten Autolacks überhaupt im direkten Zusammenhang mit der Ermordung von Lucyna Kaczmarska stehen.
Und es ist auch nicht klar, ob die Spuren dann auch nachträglich von der Polizei gesichert wurden. Ich glaube, die Polizei hat diese Spuren nicht gesichert. Ich kann zwar einen Zufallsbekanntschaft noch einen Freund als Täter ausschließen, aber ich tendiere eher zu einer Zufallsbekanntschaft als zu einem Freund. Ich weiß, die Freunde haben alle gesagt, dass Lucyna abends nicht in ein fremdes Auto einsteigen würde, aber sie war in einer verzwickten Lage und wusste nicht, wie sie wieder nach Iłża kommt. Es könnte deshalb sein, dass sie an diesem Abend mit ihre eigene Regel gebrochen hat und froh war, dass sie eine Mitfahrgelegenheit gefunden hat. Ich kann trotzdem nicht verstehen, warum sie nicht mit Tomek zurückgefahren ist. Sie würde dann statt 22.00 Uhr erst um 22.30 Uhr wieder in ihrer Pension sein, aber diese Möglichkeit wäre sicher gewesen. Ich kann mir auch vorstellen, dass Tomek nicht abgelehnt hätte, wenn sie ihn einfach darum gebeten hätte, etwas früher von Lipsko loszufahren. Sie hätte auch ihre Eltern anrufen können. Ihre Eltern haben ihr immer wieder gesagt, dass sie anrufen soll, wenn sie abgeholt und nach Iłża gebracht werden möchte. Ich denke, dass Lucyna an diesem Abend einfach enttäuscht war und so schnell wie möglich von Lipsko wegkommen wollte. Außerdem war Lucyna bei ihren Freunden für ihren Mut bekannt. Sie hatte beim Trampen nie Angst.
Da die Ermittler kaum Informationen noch Beweise besitzen, wird es schwierig, den Fall aufzuklären. Man muss einen Täter direkt mit der Tat in Verbindung bringen und das am besten mit stichhaltigen Beweisen. Die hat man aber nicht, bleibt nur ein Geständnis oder "Kommissar Zufall".
Ich hoffe, dass es irgendwann doch zu einer Aufklärung des Falls kommt. Diese Tat darf einfach nicht ungesühnt bleiben.
Die Beerdigung
Die Beerdigung von Lucyna Kaczmarska fand große Anteilnahme. Es haben hunderte Menschen an der Beerdigung teilgenommen. Auch die Freunde von Lucyna waren zahlreich anwesend.
Tomek war nicht dort, da seine Eltern einen solchen Besuch nicht empfohlen hatten. Sein Vater war ein bekannter Arzt. Tomek vermied danach auch weiter den Kontakt zur Lucynas Familie.
Ermittlungen wurden eingestellt
Mit Beschluss vom 26. Mai 2003 stellte die Bezirksstaatsanwaltschaft Lipsko die Ermittlungen im Mordfall Lucyna ein. Ihre Angehörigen legten gegen diese Entscheidung Berufung ein, doch die Bezirksstaatsanwaltschaft Radom war damit nicht einverstanden und übergab die Akten an das örtliche Bezirksgericht. Mit Beschluss vom 20. August 2003 (Aktenzeichen II Ko 1 103/03) bestätigte das Bezirksgericht Radom die Entscheidung der Staatsanwaltschaft.
Aktuelle Einstufung des Falls
Der Tod von Lucyna Kaczmarska wurde von den Strafverfolgungsbehörden als Mord bzw. als Tötungsdelikt eingestuft. Aktuell ermittelt die Polizei nicht aktiv in dem Fall. Die Ermittlungen wurden bisher nicht wieder aufgenommen. Sobald sich neue Spuren oder Hinweise ergeben, werden die Ermittlungen umgehend wieder aufgenommen
Die Polizei ist weiterhin auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen. Jeder Hinweis könnte wichtig sein, um neue Ermittlungen anzustoßen.
Die Verjährungsfrist für den Mord an Lucyna läuft – nach den derzeit geltenden Vorschriften – am 3. September 2042 ab.
Fragen der Ermittler:
- Wer hat Lucyna Kaczmarska am Abend des 3. September 2002 allein oder in Begleitung in Lipsko gesehen?
- Wer hat Lucyna Kaczmarska am Abend des 3. September 2002 im Bereich der Ausfahrtsstraße 747 in Richtung Iłża wahrgenommen? Vermutlich hat sie versucht, per Anhalter eine Mitfahrgelegenheit nach Iłża zu finden.
- Wer hat Lucyna Kaczmarska am Abend des 3. September 2002 dabei beobachtet, wie sie in ein Fahrzeug eingestiegen ist?
- Wer hat in der Nacht zum 4. September 2002 oder später ein verdächtiges Fahrzeug im Bereich des späteren Leichenfundortes in einem Wäldchen bei Pawliczka wahrgenommen?
- Wer weiß, wer für den Tod von Lucyna an verantwortlich sein könnte?
- Wer kennt die genauen Umstände und Hintergründe des Mordes an Lucyna Kaczmarska?
- Wer kann den Verkäufer von Lucynas Mobiltelefon anhand des Phantombildes identifizieren?
- Wer hat Gerüchte über den Mord gehört und dies noch nicht den Ermittlern mitgeteilt?
- Gibt es Frauen, die im Jahr 2002 oder danach auf der Strecke Lipsko-Iłża per Anhalter unterwegs waren und eine seltsame oder unangenehme Situation mit ihrer Mitfahrgelegenheit erlebt haben? Wurden sie von der Mitfahrgelegenheit verbal oder körperlich belästigt?
- Wer hat andere Beobachtungen oder Wahrnehmungen gemacht, die mit dem Mord an Lucyna Kaczmarska in Zusammenhang stehen könnten?
- Wer hat sonstige Informationen zu diesem Fall?
Wer Informationen zu diesem Fall hat, wird gebeten, sich mit der Polizeibehörde Lipsko unter der Rufnummer +48 47 702 82 00 in Verbindung setzen.
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