COLD CASE DES MONATS: Tötungsdelikt z. N. von Martina Posch (1986)

Der Mord an Martina Posch

Wer tötete Martina Posch?

Für den Monat Januar habe ich für das Format "Der Cold Case des Monats" einen Fall aus dem Jahr 1986 ausgewählt. Dieser Cold Case begleitet mich im privaten schon seit fast 20 Jahren. 
Bei der Durchsicht meiner privaten Fallakten, musste ich erstaunt feststellen, dass ich mich mit diesem Fall noch nicht hier im Blog befasst habe. Das ungeklärte Tötungsdelikt an einem 17-jährigen Mädchen ereignete sich in Österreich, genauer gesagt in Oberösterreich. 

Der Fall Martina Posch

Der Mordfall Martina Posch ist ein bis dato ungeklärtes Tötungsdelikt, das sich am 12. November 1986 in Oberösterreich ereignete. Der Fall Martina Posch ist einer der bekanntesten Kriminalfällen in Österreich.

Seit 1986 ist der Mord an Martina Posch ungelöst.
Wer tötete die 17-jährige?
Foto: wiki

Die 17-jährige Martina Posch wohnte im Jahr 1986 im Haus ihrer Mutter in Vöcklabruck und absolvierte seit einem Jahr eine Lehre als Bürokauffrau bei einer Baufirma. Die Baufirma befand sich im nur fünf Kilometer entfernten Attnang-Puchheim. Um dort hinzugelangen, benutzte sie üblicherweise den Bus, der um 6:45 Uhr von einer nahegelegenen Parallelstraße aus abfuhr.

Das Verschwinden

Am Mittwoch, den 12. November 1986 gegen 6:40 Uhr, verließ Martina Posch wie üblich das Haus, um zur Bushaltestelle zu gelangen. Als sie gegen 17 Uhr nicht zu einem vereinbarten Treffen mit ihrem Freund erschienen war, rief dieser bei Martinas Mutter an, die der Meinung war, ihre Tochter sei bereits bei ihrem Freund. Bei der Rücksprache mit dem Vorgesetzten ihrer Tochter erfuhr sie, dass Martina an diesem Tag nicht zur Arbeit erschienen war. Die alarmierte Gendarmerie konnte durch Zeugenaussagen feststellen, dass sich Martina Posch an jenem Morgen auch nicht im Bus befunden hatte. Intensive Suchaktionen von Bekannten, Verwandten und der Gendarmerie blieben erfolglos.

Mit wem traf sich Martina Posch regelmäßig?
Foto: nachrichten.at

Die Entdeckung

Zehn Tage später, 22. November 1986 wurde Martina Poschs Leiche gefunden. Zwei Sporttaucher fanden am seichten Ufer der Kienbergwand am Südufer des Mondsees Martina Poschs Leiche. Sie war halbnackt in zwei olivgrüne Planen eingewickelt. 

Die Autopsie

Die gerichtsmedizinische Untersuchung ergab, dass sie spätestens zwei Stunden nach Verlassen ihres Elternhauses getötet wurde. Die Todesursache war Erwürgen. Zudem konnte  durch den Leichenzustand festgestellt werden, dass sich der Körper im Zeitraum zwischen Tötung und dem Ablegen im See einige Tage in einer kühlen Umgebung befunden haben musste, vielleicht in einer Scheune. Es wurden auch Reste von Saatkörnern und Getreide gefunden, die die Theorie stützen, das es sich bei dem Zwischenablageort, um eine Scheune handeln könnte. 

Die Ermittlungen

Durch ihre Fahrkarten-abrechnungen bei ihrer Arbeitsstelle und durch Zeugenaussagen von Freundinnen ergab sich die Tatsache, dass Martina Posch seit September 1985 in unregelmäßigen Abständen von einem Mann mit dem Auto zur Arbeit gebracht und wieder nach Hause gefahren wurde. Dieser Mann konnte jedoch bis heute nicht identifiziert werden. Eine Arbeitskollegin von Martina Posch sagte, das Martina hier gesagt habe sie mache das um Geld zu sparen. Denn sie bekam als Lehrling Fahrgeld. Wenn sie jemand sie mit dem Wagen zur Arbeit fahren würde, hätte sie laut der Arbeitskollegin mehr Geld in der Tasche. Wer der Mann war, der Martina abholte, wusste die Arbeitskollegin auch nicht. 
Trotz mehr als 2.000 Verhören und Befragungen, der Überprüfung von mehr als 500 Alibis sowie der Ausstrahlung des rekonstruierten Mordfalles in der Sendung Aktenzeichen XY ungelöst, konnten keine weiteren Hinweise auf einen Täter erhalten werden. Ebenfalls unbekannt blieben der Tatort sowie der Zwischenablageort der Leiche, bei dem es sich anhand gesicherter Spuren wahrscheinlich um eine Scheune gehandelt hat.

Foto: nachrichten.at

Große Hoffnung setzten die Beamten auf die fehlerhaft hergestellte Plane, mit der Martina Posch eingewickelt gewesen war. Diese wurden ausschließlich in Lenzing produziert und solche, die wegen eines Gewebefehlers ausgesondert worden waren, vergünstigt an werksinterne Personen abgegeben. Die Beamten überprüften erfolglos sämtliche Mitarbeiter des Werks und stellten Beispiel-Planen in Geschäften und Banken der Umgebung aus.

Sichergestellte Asservate verschwunden

Im Laufe der folgenden Jahre und Jahrzehnte verschwanden wichtige Beweisstücke und Asservate. Dazu gehörte ein Pullover, der an der Leiche sichergestellt worden war, und die beiden Planenteile, in die Martina Posch eingewickelt gewesen war. Nachforschungen über den Verbleib dieser Gegenstände blieben erfolglos. Das Landesgericht Wels beklagte zudem, dass es selbst auf mehrmalige Aufforderung hin nie die vollständigen Akten, Niederschriften und Beweismittel zu dem Mordfall erhalten habe. Damals wurden auch noch keine DNA-Spuren gesichert, wie es bei aktuellen Mordfällen zum Standard-Prozedere gehört. Der Versuch einer nachträglichen DNA-Sicherung an den noch vorhandenen Beweisstücken blieb lange erfolglos. Dies erwies sich als besonderer Rückschlag, da es nun nach über 25 Jahren und ohne DNA-Vergleich nahezu nicht mehr möglich war, einen leugnenden Verdächtigen zu überführen. Am 9. Februar 2013 meldeten die Oberösterreichischen Nachrichten und ebenso die Salzburger Nachrichten, dass es den Sicherheitsbehörden gelungen sei, unter den Fingernägeln des Mordopfers DNA-Spuren zu isolieren, von denen sich die Ermittler sicher seien, dass sie vom Täter stammen. Zehn Verdächtige konnten dadurch bereits als nicht mehr verdächtig eingestuft werden.

Der ehemalige Chefermittler und letzte Landesgendarmerie-kommandant von Oberösterreich, Manfred Schmidbauer, befasst sich weiterhin mit dem Fall („Dieser Fall hat mich bis heute nicht in Ruhe gelassen“... „Der Mörder von Martina Posch soll nicht ruhig schlafen können“). Von 179 Tötungsdelikten, in denen er ermittelte, ist der Mordfall Martina Posch der einzige, der ungeklärt blieb. Er unterstützte auch den Journalisten Norbert Blaichinger bei dessen 2011 erschienenen Buch „Mysteriöse Kriminalfälle in Österreich“, dessen größtes Kapitel sich dem Mordfall Martina Posch widmet.

Die Tötung von Martina Posch ist der bisher am längsten ungeklärt gebliebene Mordfall in Oberösterreich. Nach wie vor arbeiten Beamte an diesem und weiteren ungelösten Fällen in dem Bundesland. Laut Christian Peter, Leiter der Mordgruppe im Landeskriminalamt OÖ, wäre ein solch lange zurückliegender Fall beispielsweise durch neue Ermittlungsmethoden und wissenschaftliche Erkenntnisse, sowie operative Fallanalysen zu lösen, wobei die Schwierigkeiten bei den Zeugenaussagen und Alibiüberprüfungen lägen.

Die Verdächtigen

1. Konrad K.

Als einer der Verdächtigen zählte Konrad K. aus dem oberösterreichischen Leonding, der wegen Vergewaltigung von vier Mädchen 1991 verurteilt wurde. Es konnte ermittelt werden, dass er sich rund 20 Minuten nach dem Mord im nur 12 km entfernten Laakirchen aufhielt. Die Ermittler befragten ihn mehrmals zu dem Fall, doch K. leugnet die Tat vehement.

2. Wolfgang Ott

Ein weiterer Verdächtiger wurde Wolfgang Ott, der zwei Frauen an Ufern von Gewässern in der Steiermark ermordet hatte und 1995 nahe dem Attersee in Oberösterreich verhaftet wurde. Auch Ott leugnete das Verbrechen. Auch Friederike Blümelhuber, eine in Österreich führende Kriminaltechnikerin, glaubt nicht an seine Täterschaft.

Wolfgang Ott
Foto: oe24.at

3. Josef Fritzl

Internationale Aufmerksamkeit erlangte der Mordfall nach der Festnahme des Sexualstraftäters Josef Fritzl im Jahr 2008, der seine Tochter rund 24 Jahre in einer Kellerwohnung gefangen gehalten und mit ihr sieben Kinder gezeugt hatte. Fritzl betrieb zur Tatzeit gemeinsam mit seiner Frau die gegenüber des Leichenfundortes gelegene Pension „Zum Seestern“. Martina Posch soll zudem seiner Tochter sehr ähnlich gesehen haben.

 Tochter Elisabeth und Josef Fritzl.
Foto: medium.com

Die Theorien

Es gibt in diesem Fall eigentlich nur eine Theorie. Martina Posch muss ihren Täter gekannt haben. Vielleicht war dies der unbekannte Mann der sie auch regelmäßig zur Arbeit fuhr und auch wieder abholte. Aber es kann natürlich sein, das noch ein anderer unbekannte Mann als Täter in Frage kommt. Martina Posch war in einer festen Beziehung. Trotzdem traf sie sich heimlich mit mindenstens einem unbekannten Mann. Zu diesem Mann muss Martina Posch eine Art Vertrauensverhältnis gehabt haben, denn sie traf sich an ihrem freien Tag mit ihm. Gerade weil Martina Posch in einer festen Beziehung war, kann ich mir vorstellen, dass dieser Kontakt zu diesen Mann von ihrer Seite eher freundschaftlicher Natur war. Möglicherweise hat der unbekannte Mann an diesem Tag versucht Martina körperlich näher zu kommen. Der Unbekannte wurde dann zudringlich, Martina wehrte sich und wurde im Affekt erwürgt. Martina Posch hat diesen Mann und seine Absichten falsch eingeschätzt.

Der Fall ist weiterhin ungeklärt.

Fragen der Polizei:
  1. Wer weiß, mit wem sich Martina Posch am 12. November 1986 treffen wollte?
  2. Wer hat Martina Posch am 12. November 1986 in der Nähe ihres Hauses in Vöcklabruck gesehen, wie sie in ein Fahrzeug stieg?
  3. Wer kann das Fahrzeug oder der Fahrer beschreiben?
  4. Wer weiß, wer Martina Posch ab September 1985 regelmäßig zur Arbeit fuhr und abholte?
  5. Wer kann Angaben zum Fahrzeug oder zum Fahrer machen?
  6. Wer hat einige Tage nach dem Verschwinden von Martina Posch am Mondsee, verdächtige Personen oder Fahrzeuge beobachtet?
  7. Wer weiß, wo Martina Leiche kühl zwischengelagert wurde? 
  8. Wer hat sonstige Informationen zu dem Fall?

Hinweise bitte an das
Landeskriminalamt (LKA)
Nietzschestraße 33
4021 Linz
Telefon: +435913340 3333
Fax: +435913340 7847

eMail: LPD-O-Landeskriminalamt@polizei.gv.at

Mehr Informationen zu dem Fall:

Thema: Österreichs ungelöste Kriminalfälle

Aktenzeichen xy ungelöst: Der Mord am Mondsee

Marshmelli: Marina hatte ein dunkles Geheimnis...

Channy Life: Der Mordfall Martina Posch

Kommentare

  1. Es ist bei weitem nicht das erste Mal, das in Österreich Kriminalfälle durch unterirdisches Verhalten der Behörden nicht aufgeklärt werden können. Beispiele gibt es genug dafür!

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