UPDATE/BASSUM: Tötungsdelikt z. N. von Nicole Stindt (2009)

Der Mord an Nicole Stindt

Wer tötete Nicole Stindt?

Dieser Cold Case stammt aus dem Jahr 2009. Ich habe hier im Blog schon mehrmals über diesen Fall berichtet. Dieser Fall liegt mir besonders am Herzen. Ich habe den Beitrag überarbeitet. 
Vor fast genau elf Jahren, an Pfingstmontag im Jahr 2010, wurde die Leiche von Nicole Stindt gefunden. Da sich dieser Tag in den nächsten Tagen zum elften Mal jährt, möchte ich erneut auf den Fall aufmerksam machen. Der Fall ereignete sich in Bassum im Landkreis Diepholz. Es sind bis heute noch viele Fragen offen und der Fall konnte bis heute nicht aufgeklärt werden.

Vermieterin meldete Mieterin als vermisst

Ihre Vermieterin hatte sich am 19. August 2009 bei der Polizei gemeldet, nachdem Nicole Stindt einen ihrer Hunde allein daheim gelassen hatte.

Nicole wurde das letzte Mal am 18. August 2009 lebend gesehen.
An Pfingstmontag im Jahr 2010 wurde ihre Leiche in einem flachen Grab in einem Waldstück bei Groß Ippener aufgefunden.
Foto: Polizei

Die ersten Ermittlungen

Die ersten Ermittlungen haben damals ergeben, dass die Frau am Tag zuvor, dem 18. August 2009, letztmalig lebend auf einem Hundeplatz in Bassum (Landkreis Diepholz) gesehen worden war. Dann verlor sich ihre Spur.

Am Tag darauf wurde ihre Schäferhündin „Lana“ in Dötlingen gefunden – offensichtlich dort ausgesetzt. Fast zur selben Zeit entdeckte die Polizei den Wagen von Nicole Stindt – einen grauen Toyota Corolla Kombi – in der Nähe des Bremer Hauptbahnhofes. Doch von der zurückgezogen lebenden Frau gab es zunächst keine Spur.

Das Fahrzeug von RachaelNicole Stindt, ein grauer Toyota Corolla Kombi, wurde in der Nähe des Bremer Hauptbahnhofes gefunden.
Foto: Polizei

Die Entdeckung

Erst am Pfingstmontag 2010 machte die Spaziergängerin in einem Waldstück in Buchholz bei Groß Ippener den schockierenden Fund.

In diesem flachen Grab wurde die Leiche von Nicole Stindt entdeckt.
Foto: Polizei

Die Polizei entdeckte dort ein regelrechtes Grab. Kurz darauf stand die Identität der Toten fest. Zu diesem Zeitpunkt galt die damals 38-Jährige Nicole Stindt bereits seit Monaten als vermisst. Die Ermittler vermuten, dass Nicole Stindt bereits kurz nach ihrem Verschwinden ermordet wurde.

Auf der Karte wurden die wichtigsten Orte, des Mordfällen ausgeführt.
Foto: Klaus Fejsa

Mordkommission "Buchholz" gebildet

Umgehend wurde im Jahr 2010 die 19-köpfige Mordkommission "Buchholz" gebildet. Da die Tote aus Stuhr stammte, übernahmen Ermittler der Polizeiinspektion Diepholz. 

Die Autopsie

Bei der Autopsie konnte festgestellt werden, dass Nicole Stindt ermordet wurde. Die Todesursache war vermutlich ein Angriff gegen den Hals. Da Nicole Stindt einige Jahre vor ihrem Tod ein neues kunstliches Hüftgelenk eingesetzt wurde, konnte sie anhand der Seriennummer des Hüftgelenks identifiziert werden. Die Polizei geht davon aus, dass Nicole Stindt in der Nacht von 18. August auf den 19. August 2009 getötet wurde.

Das Opfer

Nicole Stindt hat laut der  Polizei nur wenig Kontakt zu anderen Personen gehabt. Nicole Stindt kam mit organischen Fehlbildungen zur Welt. Ihre Mutter verschwand wenige Wochen nach der Geburt. Nicole wuchs bei ihren Großeltern auf. Nach der Schule absolvierte sie eine Ausbildung als Arzthelferin, hatte bereits damals wenige Freunde und galt als Einzelgängerin. Nach dem Tod des Großvaters, dessen Pflege sie bis dahin übernommen hatte, zog sie in Stuhr eine Wohnung. In dieser lebte sie alleine und zurückgezogen. Aufgrund eines Erbschaftsstreits brach auch der Kontakt zu ihrer Familie ab.

Nicole lebte für ihre Hunde

Ihre Liebe und Zeit investierte sie in ihre beiden Hunde, mit welchen sie viel in der Region unterwegs war und auf Hundeplätzen trainierte. 

Nicole Stindt mit ihren zwei Hunden.
Foto: Polizei


Im Rahmen der ersten Ermittlungen in den Jahren 2010 bis 2012 stellte sich heraus, dass Nicole Stindt erhebliche finanzielle Probleme hatte. Aus diesen Gründen stand ihr am 19. August 2009 ein Termin bei einem Gerichtsvollzieher hinsichtlich einer eidesstattlichen Versicherung und zur Pfändung ihres Autos bevor.
Bei der Auswertung ihres Computers nach ihrem Tod ergab sich, dass sie seit April 2009 über die Partnerbörse "Friendscout24" zahlreiche Männerbekanntschaften geknüpft hatte. Mit etwa 90 Männern hatte sie laut den Ermittler zufolge Chatkontakt. Mit mehreren fanden im Jahr 2009 auch persönliche Treffen statt.

Die Theorien

1. Theorie "Habgier"

Wurde Nicole Stindt aus Habgier getötet, weil jemand sich an ihrem geerbten Bargeld bereichern wollte?

Diese Theorie wurde auch von den Ermittlern auch in Betracht gezogen und nicht ausgeschlossen.
Nicole Stindt hatte eine Erbschaft gemacht. Es war kein Geheimnis, dass sie Bargeld im Hause hatte. Möglicherweise hat sie der falschen Person von ihrem Erbe erzählt oder der Täter hat diese Information aus seinem Bekanntenkreis erhalten. Dieser Mensch tötete Nicole Stindt und durchsuchte danach ihre Wohnung nach Bargeld ab. Ob der Täter in der Wohnung etwas Bargeld gefunden hat, ist unklar. Das Geldversteck hat der Täter, aber nicht gefunden.

Ich halte diese Theorie für möglich, aber ich halte sie für eher unwahrscheinlich. Ich möchte diese Tat aber auch nicht komplett ausschließen.

2. Theorie "Männer-bekanntschaften"

Wurde Nicole Stindt von einer Männerbekanntschaft aus dem Internet getötet?

Nicole Stindt hatte übers Internet Männerbekanntschaften gesucht. Bei der Partnerbörse „Friendscout24“ war sie als „Julchen 71“ registriert. Nicole Stindt  könnte so ihren späteren Mörder im Internet kennengelernt und dann getroffen haben.

Ich halte diese Theorie für sehr wahrscheinlich, möchte mich aber nicht komplett nur auf eine Theorie festlegen. Es wurde festgestellt, dass Nicole Stindt vor ihrem Tod, in mehreren Partnerbörsen sehr aktiv und sich auch mit Männer traf, die sie über diese Portale kennenlernte. Die Theorie wird durch die Tatsache bestärkt, dass Nicole am 18. August 2009, ein Treffen mit einer Männerbekanntschaft aus dem Internet hatte. Das konnte durch mehrere Zeugen vom Hundeplatz bestätigt werden. Danach war Nicole Stindt verschwunden. Ich bin der Meinung, dass dieses Treffen mit dem nicht identifizierten Mann, eine zentrale Rolle bei ihrem Verschwinden und Mord spielt.

Mordkommission "Buchholz" aufgelöst

Die Mordkommission "Buchholz " verfolgte alle bekannten Spuren. Etliche Verdächtige wurden befragt, aber immer ohne Ergebnis. Im Jahr 2012 wurde die Mordkommission "Buchholz" aufgelöst. Das bedeutet aber nicht, dass der Fall zu den Akten gelegt wurde. Mord verjährt nicht. Die Polizei arbeitet weiter an dem Fall, aber nicht mehr mit so hohen Personalaufwand.

Immer wieder nimmt sich ein Ermittler die Akten vor. Oft auch Kollegen, die neu zur Mordkommission  dazustoßen. Jedes Detail wird erneut und unbefangen überprüft. 

Erneute Ermittlungen

Im Fall der vor fast genau elf Jahren tot aufgefundenen Nicole Stindt aus Stuhr (Landkreis Diepholz) sucht die Polizei erneut nach Zeugen. Nachdem 2012 die Mordkommission "Buchholz" wegen fehlender Spuren zunächst aufgelöst worden war, haben die Ermittler im April 2019 ihre Arbeit wieder aufgenommen. Die Technik und die Analyseverfahren haben sich weiterentwickelt und mit Hilfe neuer Computerprogramme konnten nun die Pseudonyme von neun Internet-Bekanntschaften von Nicole Stindt ermittelt werden.


Wer hatte zu diesen Chatpartnern Kontakt?

Dabei handele es sich um folgende User-Namen des Portals Friendscout:
  • "findmich44",
  • "der_Wolfgang",
  • "thomas26689",
  • "Schimi_08",
  • "sexprotz",
  • "Schnucki44",
  • "cosmo2000",
  • "i_bins_wieda" und
  • "bomi65".

Nicole Stindt hat vor ihrem Tod intensiven Kontakt mit den Chatpartnern gehabt. Die realen Personen dahinter konnten aber nicht mehr ermittelt werden. Deshalb sucht die Polizei nun Zeugen, dies Kontakt zu diesen Chatpartnern hatten.

Belohnung
Für Hinweise, die zur Klärung des Verbrechens führen, ist eine Belohnung in Höhe von 5.000 Euro ausgesetzt.

Die Polizei in Diepholz möchte wissen:
  1. Wer hat Nicole Stindt am 18. August 2009 gesehen oder gesprochen?
  2. Wer weiß, mit Nicole Stindt am 18. August 2009 Treffen wollte?
  3. Gab es an diesem Abend ein geplantes oder ein spontanes Treffen mit einer weiteren Person?
  4. Wer hat gesehen, wer das Auto des Mordopfers im Breitenweg in Bremen, in der Nähe des Hauptbahnhofes, abgestellt hat?
  5. Wer kennt Kontaktpersonen des Mordopfers, wer hatte Kontakt zu Nicole Stindt oder zu „julchen71“ im Internetportal "www.friendscout24.de" und wurde bislang noch nicht von der Polizei befragt?
  6. Wer hat am 18. August 2009 oder kurz danach, eine verdächtige Person oder ein verdächtiges Fahrzeug in einem Waldstück bei Groß Ippener beobachtet?
  7. Wer hat andere Beobachtungen gemacht, die mit dem Mord an Nicole Stindt in Zusammenhang stehen könnten?
  8. Wer hat sonstige Informationen zu dem Fall?

Hinweise bitte an die Mordkommission „Buchholz“ in Diepholz unter der Rufnummer 05441 9710, per E-Mail an moko-diepholz@pi-dh.polizei.niedersachsen.de oder an jede andere Polizeidienststelle.

Kommentare

  1. Hallo Natalia ! Danke für deinen Suchblog . Ich suche auch schon seid Jahren nach einem Freund und bin dadurch auch hier gelandet. Habe ihn leider noch nicht gefunden und glücklicherweise hier auch nicht . Mir war beim lesen dieser suche nach Frau Stindt der Name thomas26689 aufgefallen . Anscheinend ist es der Name in verbindung mit der Postleitzahl . Dann wäre es thomas aus Apen , ein kleines Dorf ganz in der nähe bei Oldenburg.

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  2. Hallo,
    bin nun das 3. oder 4. x auf dieser Seite.
    Mir ist dieser thomas26689 bei meinem 1. Besuch auch gleich ins Auge gestochen.
    Als ich die Zahlen hinter seinem Nick sah, habe ich die sofort mit dem Geburtsdatum des Users in Verbindung gebracht, also Thomas geboren am 26. Juni 1989.
    Julchen wäre demzufolge 1971, lion November 1967, Heinz 1952, USS 1958 und holzwurm am 9. Juli 1973 geboren.

    Gruß

    Hätte gerne nicht unter Anonym kommentiert, meine Email Adresse posten aber noch weniger.

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  3. Hallo!
    Ich war 2010/2011 auch mal bei Friend Scout 24 angemeldet.Am Tag der Anmeldung hatte ich total viele Besucher auf meinem Profil und ich wurde mit Kurznachrichten überschüttet. In 80 % aller Nachrichten stand aber nicht viel drin außer Hallo! oder Hallo! Wie geht es dir?
    Um den Chat in allen Funktionen nutzten zu können, mussten die Herren die kostenpflichtige Pro Version abonnieren.Ein reger enger Kontakt ist dabei nicht erstanden, es kam auch zu keinem persönlichen Treffen. Eine Freundin von mir war schon länger dort angemeldet und hatte mir den Tipp gegeben. Sie selbst hatte mit einem Herren länger und auch persönlichen Kontakt. Insgesamt fand ich Friend Scout 24 eher langweilig. Deshalb wundert es mich, dass Nicole mit so vielen Männer längere Zeit intensiv gechattet und sich mit denen getroffen hat. Wenn Nicole so zurück gezogen gelebt hat, wem will sie das mit der Erbschaft denn alles erzählt haben? Der Toyota, den sie gefahren hat, war schon mal kein Mord wert. Wenn die Vermieterin bereits am andern Tag eine Vermisstenanzeige aufgegeben hat, dann muss auch jemand Nicoles Wohnung aufgelöst haben. Hartz 4 muss alle 6 Monate neu beantragt werden. Wo wurde der PC und der restliche Besitz von Nicole in der Zeit zwischen Verschwinden und Auffinden aufbewahrt?
    Wenn Nicole wegen der Erbschaft Probleme mit ihrer Familie hatte, dann doch nur, weil die Familie auf ihr Pflichtteil bestand und deshalb das Testament angefochten haben könnte. Der Fall enthält zu viele Widersprüche und Ungereimtheiten. Die Informationen der Polizei sind so löchrig wie ein Schweizer Käse,aber warum eigentlich?

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  4. Auch ich war bei Friendscout 24. Der Service war kostenlos, deshalb konnte man nicht alle Features nutzen. Treffen kamen aber zustande, Nicole hat sich ja auch mit Männern getroffen. Die Nicknames der User, mit denen sie sich getroffen hat, klingen durchwegs unseriös, trotzdem denke ich nicht, das der Mörder aus diesen Kreisen kommt. Sie hat zwar zurückgezogen gelebt, (wegen ihrer Krankheit, Arbeitslosigkeit, usw) aber Zeugen berichten, das sie trotzdem mitteilsam war, einer Hundebesitzerin auf dem Hundeplatz, auf dem sie regelmäßig war, berichtete das Nicole am Tag ihres Verschwindens erzählte, sie hätte ein Date. Irgendwie denke ich , das Motiv ihrer Ermordung liegt im Umkreis ihrer Familie begründet. Nur dort wußte man um die Erbschaft, das Geld, an das man kommen wollte. In ihrer Wohnung wurde auch nichts gefunden. Nicoles Ermordung stand schon lange zuvor fest, die Aushebung eines Waldgrabes ist nicht in ein paar Stunden passiert. Auch das war alles geplant. Mit Sicherheit hat die Polizei die Computer und andere Dinge asserviert, um Spuren zu sichern. Der Fall ist sehr undurchsichtig, es gibt keine Zeugen, keine Hinweise, nichts. Leider kann der Hund nicht reden.

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  5. Meiner Meinung nach war dies ein geplanter Mord aus dem Umfeld "Hundeplatz", Chatpartner und Umfeld Familie wäre zu leicht nachvollziehbar. Ein Serienkiller hebt kein Grab aus. Der Mörder hat sich Vertrauen von Nicole erschlichen. Einsame und sozial isolierte Menschen sind besonders anfällig dafür, jedem zu vertrauen, der freundlich scheint. Der Mörder wußte von den familiären Problemen von Nicole Stindt, er wollte an das Geld und plante alles genau; von der Aushebung des Grabes, bis hin zum Auto, welches absichtlich im Halteverbot am Bremer HBF abgestellt wurde. Der Täter konnte auch mit Hunden umgehen, weil er selber einen besaß, die Hündin Lana kannte den Täter, sie hat normalerweise aggressiv auf Männer reagiert. Der Täter hat den Haustürschlüssel an sich genommen und sich in die kleine Wohnung Zugang verschafft, um dort nach dem Geld zu suchen. Danach verschwand er und lebt heute unbehelligt, da ihn niemand kennt und es keine Zeugen gab.

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    1. Meines Erachtens hat man sich viel zu schnell auf die Chatkontakte von Nicole Stindt eingeschossen. Wie viele Täter sind entwischt, weil die Polizei Scheuklappen trägt und kein Interesse hat? Der Täter wußte von alldem, legte noch eine falsche Spur mit dem Auto am Bahnhof und entwischte unter dem Radar. Selbst wenn man Fingerabdrücke oder DNA fände, würde man den Täter damit trotzdem nicht finden. Der läßt sich nichts mehr zuschulden kommen.

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