SCHWEIZ/BASEL: Tötungsdelikt z. N. von Ana Paula Arruda (2006)

Der Mord an Ana Paula Arruda

Wer tötete Ana Paula?


Ich habe im Jahr 2019 das erste Mal über diesen Fall berichtet. Da die Polizei den Cold Case neu aufgerollt hat, möchte ich erneut über den Fall berichten. Ich habe den alten Beitrag gelöscht, einen neuen und aktualisierten Beitrag dazu verfasst und an mein gewohntes Format angepasst. Der Cold Case stammt aus dem Jahr 2006 und ereignete sich in Basel, Schweiz.

Der Mord an Ana Paula ist seit 2006 ungeklärt.
Wer tötete Ana Paula?
Foto: Polizei

Der Fall Ana Paula Arruda

Ana Paula Arruda wurde im Jahr 1975 in Brasilien geboren. Sie war mit einem Schweizer verheiratet. Diesem Mann war sie im Alter von 19 Jahren in die Schweiz gefolgt. Die Beziehung ging allerdings in die Brüche. In der Folge erkrankte sie psychisch schwer, wurde kokainabhängig und prostituierte sich auf dem Basler Strassenstrich. Der Ex-Mann von Ana Paula Arruda stammte aus einer gutbürgerlichen Familie. Sie hat ihren Mann immer wieder nach Geld gefragt. Ana Paula Arruda hatte seit 1994 in der Schweiz gelebt und hatte auch das Schweizer Bürgerrecht gehabt. Wohnhaft sei Ana Paula Arruda in Basel gewesen, aber ohne festen Wohnsitz. Im Jahr 2006 war Ana Paula Arruda 31 Jahre alt. Ana Paula hatte zwei Kinder in der Schweiz und zwei Kinder in Brasilien. In Basel war Anna Paula Arruda, nur unter dem Namen Ana Paula bekannt.

Ana Paula Arruda lebte seit 1994 in der Schweiz. Im Jahr 2006 lebte sie ohne festen Wohnsitz in Basel.
Foto: Michelin

Unterschlupf bei einem Bekannten

Die 31-jährige Ana Paula Arruda fand regelmäßig Unterschlupf in der Wohnung eines Bekannten. Der Bekannte war wie Ana Paula Arruda ebenfalls drogenabhängig. Die Wohnung des Bekannten befand sich damals in der Haltingerstraße 4 im Basler Stadtgebiet.

In diesem Haus in der Haltingerstraße 4 in Basel fand Ana Paula Arruda regelmäßig Unterschlupf.
Foto: Polizei

Die Entdeckung

Eine Joggerin fand die Leiche der unter dem Szenenamen Ana Paula bekannten Prostituierten am frühen Samstagmorgen des 2. September 2006 in einem Waldstück bei Allschwil Baseler Land [BL]. Die Leiche war nackt. Aufgrund des Spurenbilds und der Auffindesituation wurde laut Informationen der Polizei Basel-Landschaft sofort ein Kapitalverbrechen vermutet. Die Leiche wurde für weitere Untersuchungen in das Rechtsmedizinische Institut nach Basel gebracht.

Der Leichenfundort befindet sich in einem Waldstück bei Allschwil Baseler Land.
Foto: Google

Der Leichnam des Opfers wurde im Gebiet Senke im Allschwiler Wald aufgefunden.
Foto: Polizei

Die Autopsie

Bei der Autopsie durch einen Rechtsmediziner konnte bestätigt werden, dass die 31-jährige Ana Paula Arruda Opfer eines Gewaltverbrechens wurde. Die Todesursache war Gewalteinwirkung gegen den Hals, das heißt, sie wurde erdrosselt. Der genaue Todeszeitpunkt wurde auf den 2. September 2006 zwischen 6.00 Uhr und 8.00 Uhr morgens festgelegt. Der Todeszeitpunkt wurde anhand von rechtsmedizinischen Untersuchungen und Ermittlungsergebnisse der Polizei festgestellt. Hinweise auf ein Sexualverbrechen gab es nicht.

Die Ermittlungen


Im Jahr 2006 wurde mit einem Fahndungsplakat im Kleinbasler Gebiet nach Zeugen gesucht. Obwohl viele Prostituierte von dem Ereignis eingeschüchtert waren, hätten viele Frauen mit den Ermittlern kooperiert. Die Ermittler fanden heraus, dass Ana Paula Arruda am Abend vor der Tat [1. September 2006] noch auf der Claramatte angeschafft. Gegen 5.00 Uhr morgens habe sie das letzte Mal die Wohnung ihres Bekannten in der Haltingerstrasse 4 verlassen. Drei Stunden später sei sie von der Joggerin im Wald gefunden worden.

Die Ermittler vermuten, dass ein Freier sie bei der Claramatte aufgenommen hatte. Wo die Tötung stattgefunden hat, wisse man nicht, vermutlich aber im Auto. Es sah so aus, als hätte der Täter sie einfach aus dem Auto geworfen. Man hatte sie einfach wie Müll entsorgt.

Damals suchten die Schweizer Strafverfolgungsbehörden nach einem Mann mit DJ-Ötzi-Bärtchen, der einen großen weißen Hund bei sich gehabt haben soll. Und nach einem roten Auto. Ob dies immer noch Relevanz hat, ist unklar.

Wie schon erwähnt, ist der genaue Tatort nicht bekannt, die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Täter die Frau mit dem Auto vom Kleinbasel zur Senke im Allschwiler Wald transportiert hat. An der Leiche wurden zwar DNA-Spuren gefunden, sie konnten bisher aber keiner Person zugeordnet werden. Zudem ist unklar, in welchem Zusammenhang die DNA-Spuren zur Tat stehen.

Operative Fallanalyse

Die schweizer Strafverfolgungsbehörden Basel suchen weiterhin nach dem Mörder von Ana Paula Arruda. Sie holten sich auch die Unterstützung von dem renommierten Fallanalytiker Alexander Horn aus München. [Anm. Nur am Rande, Alexander Horn ist einer meiner Lieblings-Analytiker/Profiler.] Er hat ein Täterprofil erstellt. 
[Anm. Bei einer OFA handelt es sich um ein kriminalistisches Werkzeug, welches das Fallverständnis auf der Grundlage objektiver Daten und möglichst umfassender Informationen zum Opfer mit dem Ziel vertieft, ermittlungsunterstützende Hinweise zu erarbeiten.  Im Zentrum der Analyse steht die Rekonstruktion des Tathergangs, die sich an der objektiven Spurenlage orientiert.  Aus dem so erkannten Täterverhalten werden fallspezifische Aussagen abgeleitet.  Bei den so abgeleiteten
Hypothesen handelt es sich um Wahrscheinlichkeitsaussagen auf der Grundlage der zum Zeitpunkt der Fallanalyse bestehenden Datenbasis.]

Aus der sogenannten operativen Fallanalyse geht hervor:
  • Der Täter dürfte zum Tatzeitpunkt 25 bis 35 Jahre alt gewesen sein, wäre heute also zwischen 40 und 50 Jahre alt.
  • Der [mindestens durchschnittlich intelligente] Mann hatte Ortskenntnisse und dürfte sich auch im Kleinbasler Milieu und in der Szene am Strassenstrich ausgekannt haben. Umgekehrt dürfte auch er in der Szene bekannt gewesen sein.
  • Möglich, dass er dort schon in andere Konflikte mit Prostituierten verwickelt war. 
  • Abgesehen von seinen Aufenthalten im Milieu dürfte der Täter ein geregeltes und unauffälliges Leben geführt haben. Gut möglich, dass er in einer Beziehung gelebt hat.
  • Der Täter hat auch einen ausgeprägten Mangel an Empathie und psychopathische Persönlichkeitszüge. 
  • Der Täter handelte stressresistent und konsequent und hat die Tat wohl im Voraus geplant. 
  • Typisch seien sein manipulatives Verhalten und seine abnormalen sexuellen Interessen, zu welchen auch Tötungsfantasien gehörten. 
  • Dass er sein Opfer nackt zurückgelassen und die Kleider mitgenommen habe, deute auf ein gewisses Spurenbewusstsein hin.
    Als Motiv geht man von sexuellen Beweggründen und dem Ausleben von Tötungsfantasien aus.
  • Er sah das Opfer als Objekt, was zur Auslebung seiner Fantasie diente.
  • Möglicherweise verkaufte der Täter kurz nach Tat im September oder Oktober 2006 sein Auto, das er für den Transport der Leiche verwendet hatte.
  • Die geographische Lage von Basel erschwert die Ermittlungen zusätzlich. Die Pendlerströme ins nahe Frankreich und Deutschland gelte es zu berücksichtigen.

Belohnung
Die Staatsanwaltschaft Basel hat für Hinweise eine Belohnung von 20.000 Franken ausgelobt, die zur Ergreifung des Täters oder zur Aufklärung des Falls führen.

Fragen der Ermittler:
  1. Wer hat Ana Paula Arruda am Morgen des 2. September 2006 nach 5.00 Uhr dabei beobachtet, wie sie an der Claramatte zu einem Freier ins Auto gestiegen ist?
  2. Wer kann Angaben zu dem Fahrer oder dem Fahrzeug machen?
  3. Wer hat im Jahr 2006 ebenfalls als Prostituierte in Basel gearbeitet und hat mit einem Freier eine schlechte Erfahrung gemacht, der besonders emphatielos oder gewalttätig war?
  4. Wer hat in den frühen Morgenstunden des 2. September vor oder nach 8.00 Uhr morgens ein Fahrzeug bei der Senke bei Allschwil [Basler Land] wahrgenommen?
  5. Wer kennt einen Mann, der im Jahr 2006 einen Bezug zu Basel hatte und auf den das oben genannte Täterprofil passt?
  6. Wer weiß, wer für den Mord an Ana Paula Arruda verantwortlich gewesen sein könnte?
  7. Wer kennt die genauen Umstände und Hintergründe dieser Tat?
  8. Wer kennt einen Mann, der sein Auto plötzlich nach der Tat verkauft hat?
  9. Wer kennt einen Mann, der nach der Tat plötzlich abgetaucht ist oder sich nach dem Delikt erkundigt oder damit beschäftigt hat?
  10. Wer kann Angaben zum Opfer und zu seinen Kontakten ins Milieu machen?
  11. Wer weiß von einem Mann, der den Kontakt zu Prostituierten gesucht hatte, im September 2006 aber plötzlich nicht mehr gesehen worden war, allenfalls später wieder aufgetaucht ist und sich vielleicht auch nach Ana Paula und dem an ihr begonnenen Tötungsdelikt erkundigt hatte?
  12. Wer hat andere Beobachtungen gemacht, die mit dem Mord an Ana Paula Arruda in Zusammenhang stehen könnten?
  13. Wer hat sonstige Informationen zu dem Fall?

Für Hinweise zum Mordfall Ana Paula Arruda hat die Baselbieter Staatsanwaltschaft eine Hotline eingerichtet (061 553 20 30).  Hinweise nimmt auch jede Polizeistelle in der Schweiz entgegen.

Kurze Information

Der Fall wird am kommenden Mittwoch um 20.15 Uhr in der Sendung "Aktenzeichen XY" im ZDF behandelt.

In eigener Sache

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Ich würde mich wirklich sehr über Euren Besuch freuen. Vielen Dank!


Liebe Grüße

Natalia

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