NORWEGEN: Der Tod von John Doe aka "Teddybär-Mann" (1992)

Die Entdeckung von John Doe "Teddybär-Mann"

Wer kann John Doe "Teddybär-Mann" identifizieren und wie kam er zu Tode?


Eigentlich wollte ich diesen Beitrag nur in meinem Zweitblog veröffentlichen, da es sich um einen norwegischen Cold Case handelt. Da eine Spur auch nach Deutschland führt, habe ich mich dazu entschieden, den Beitrag auch hier zu veröffentlichen. Im heutigen Beitrag geht es um einen rätselhaften norwegischen Kriminalfall aus dem Jahr 1992. Der Fall ereignete sich in der Hardangervidda, Norwegen. Leider gibt es nur sehr wenig Informationen zu dem Fall, daher fällt der Beitrag viel kürzer aus. Bis heute ist es der norwegischen Polizei nicht gelungen, John Doe aka "Teddybär-Mann" zu identifizieren.

Gesichtsrekonstruktion
Die Identität von John Doe aka "Teddybär-Mann" ist seit 1992 ungeklärt.
Wer kann John Doe identifizieren?
Foto: Polizei

Die Entdeckung

Am 12. September 1992 entdeckten Moorhuhnjäger das Skelett eines unbekannten Mannes [John Doe] in der Hardangervidda, Norwegen. Am späten Nachmittag des 12. September 1992 riefen die Jäger im Büro der Polizei von Hol in Geilo an und erzählten der Polizei von ihrer makaberen Entdeckung in der Hardangervidda.

Die Hardangervidda in Norwegen, eine Hochebene und ein Nationalpark.
Foto: Google

Der Leichenfundort

Der Leichenfundort befindet sich in der Hardangervidda in Norwegen.
Die Hardangervidda ist ein Hochplateau in Norwegen und die größte Hochebene Europas. Sie hat eine Fläche von etwa 8000 km², im Mittel eine Höhe zwischen 1200 m und 1400 m und erstreckt sich über Bereiche der Fylke Viken im Nordosten, Vestland im Westen und Vestfold og Telemark im Südosten. Die Hardangervidda ist ein norwegischer Nationalpark. Der Leichenfundort liegt einen Kilometer westlich des markierten Wanderwegs zwischen den Touristenhütten Tuva und Åan.

Die Polizei erreichte Leichenfund

Die Polizei erreichte noch am selben Tag den Leichenfundort und begann mit der Arbeit. Die Beamten suchten intensiv den Leichenfundort und die Umgebung ab. Zunächst wurden der Leichenfundort und die Knochenteile fotografiert. Die erste Aufgabe bestand damals darin, alle Körperteile und Gegenstände vom Fundort zu sichern. Sie fanden weitere Knochenteile, Kleidungsstücke und persönliche Gegenstände.

Originalbilder vom Leichenfundort. Die Markierungen A-C zeigen die genauen Orte, wo genau die Knochenteile und die Bekleidung von John Doe gefunden worden sind.
Foto: Polizei

In einem fünfzig Meter entfernten Sumpf fanden sie weitere Knochenteile und Knochenreste. Es sah so aus, als wären die Knochenteile von Tieren dorthin geschleppt worden. Die Knochenteile, die Kleidungsstücke und die persönlichen Gegenstände wurden für forensische Untersuchungen in das zuständige Rechtsmedizinische Institut gebracht.

Ein Teil der Gegenstände, die am Leichenfundort gefunden worden sind.
Foto: Polizei

Die Autopsie

Nach einer genauen Untersuchung der Knochenteile und Knochenreste, die in dem 50 Meter entfernten Sumpf gefunden wurden, stellte der Rechtsmediziner fest, dass die Knochen deutliche Spuren von Tieren und Nagetieren zeigten. Die Tiere haben die Körperteile vom eigentlichen Fundort zum Sumpf geschleppt und dort die Weichteile an den Knochen gefressen und abgenagt. Spuren an den Beinen lassen keinen Zweifel daran, dass dies geschehen ist.

Der Rechtsmediziner stellte fest, dass das Skelett höchstwahrscheinlich von einem männlichen Individuum stammt. Der Rechtsmediziner konnte keine klare Einschätzung zum Geschlecht des Skeletts abgeben, da das Skelett auch weibliche Besonderheiten aufwies. Die Hüften haben nämlich eine eher weibliche Form. Während der Schädel aber eher männlich sei. Gleichzeitig weisen die meisten Kleidungsstücke genau auf ein männliches Individuum hin. Unter anderem wurde ein Herrenslip gefunden. Der Mann selbst war sehr dünn und wurde vor dem DNA-Test mit einer Frau verwechselt. Trotz der Unsicherheit hinsichtlich des Geschlechts wurde in den ganzen Jahren kein DNA-Test angeordnet und durchgeführt. Erst jetzt wurde ein DNA-Test gemacht, und bei dem Toten handelt es sich tatsächlich um ein männliches Individuum. 

Todesursache nicht feststellbar

Die Autopsie von Schädel, Wirbelsäule, Becken und zwei Röhrenknochen konnte keine Antworten darauf geben, warum und wie genau der Mann gestorben ist.

Zähne des Toten untersucht

Es wurden auch die Zähne des Toten untersucht. Einige seiner Zähne hatten Amalgamfüllungen. Laboruntersuchungen zeigten, dass es sich um eine ältere Art der Amalgamfüllung handelte. Sie können Ähnlichkeiten mit einer Art von schwedischen Füllungen haben, aber dies wird als sehr unsicher beschrieben.

Die Altersabklärung 

Nach der Obduktion wurden die Knochenreste einem Anatomie-Professor zur weiteren Abklärung des Alters und der mutmaßlichen Aufenthaltsdauer übergeben. Der Anatomie-Professor schätzt, dass der Mann zwischen 22 und 27 Jahre alt gewesen sein könnte.

Der genaue Todeszeitpunkt

Der Todeszeitpunkt wurde zunächst vom Rechtsmediziner auf zwei Jahre vor der Entdeckung festgelegt. Später konnte der

Todeszeitpunkt näher eingegrenzt werden [Anm. Die Erklärung erfolgt im nächsten Abschnitt des Beitrags]. Nun befindet sich der Todeszeitpunkt höchstwahrscheinlich irgendwann zwischen November 1991 und Frühjahr 1992.

Gesichtsrekonstruktion erstellt

Erst jetzt wurde eine Gesichtsrekonstruktion von John Doe erstellt. Die Knochen waren drei Jahrzehnte im Anatomischen Institut 
Wie ich bereits erwähnt habe, hat John Doe einen typisch männlichen Schädel und wurde mit männlicher Kleidung gefunden, aber er hatte wiederum auch typische weibliche Hüften. Erst durch einen DNA-Test konnte zweifelsfrei festgestellt werden, dass es sich bei dem Toten um einen Mann handelte.
Der Gesichtsrekonstruktion wurden daher sowohl männliche als auch weibliche Züge verliehen. Der Anatomie-Professor hat sich letztendlich dafür entschieden, die Rekonstruktion indifferent, also weder typisch männlich noch typisch weiblich, zu machen.
Das Foto der Rekonstruktion wurde in der Presse veröffentlicht, in der Hoffnung, dass Hinweise eintreffen würden, wer die Person sein könnte.

Gesichtsrekonstruktion von John Doe.
Wer kann den Mann identifizieren?
Foto: Polizei

Die Ermittlungen

Im Jahr 1992 untersuchte die ID-Gruppe der norwegischen Kriminalpolizei den Fall. Mit den Erkenntnissen von John Doe wurden alle infrage kommenden ungelösten Vermisstenfälle in Norwegen überprüft. Es gab keine Treffer. Dann wurde die Suche auf internationale Vermisstenfälle ausgeweitet. Auch die internationale Suche über Interpol brachte keine Ergebnisse.

Der Fall wurde damals auch in den Medien diskutiert, aber in den 1990er Jahren kamen keine entscheidenden Hinweise.

Der Teddybär

Bei dem Skelett wurde ein Teddybär gefunden. Der Teddybär war gelbbraun. Er hat eine schwarze Schnauze und trägt klare Abnutzungsmerkmale, das deutet darauf hin, dass der Bär oft benutzt wurde. Der Bär war schon älter und wurde mehrfach repariert. Man könnte die Stiche der Reparatur sehr gut erkennen. Auf den Pfoten des Teddybären wurde ein blauer Stoff aufgenäht. Der Teddybär hat bewegliche Arme und ist mit Stroh gefüllt. Um den Hals auf der Innenseite des Futters befindet sich ein Metallring. Offenbar hatte der Teddybär für den Mann eine sehr wichtige Bedeutung.

Dieser Teddybär wurde bei den sterblichen Überresten des Unbekannten gefunden.
Wer kann Angaben zum Teddybären machen? 
Foto: Polizei

Brieftasche und norwegische Banknote

Es wurde auch eine Brieftasche gefunden. In der Brieftasche befanden sich jedoch keine Ausweispapiere. Das einzig Interessante war ein norwegischer Tausend-Kronen-Schein. Weitere Ermittlungen bei der Norges Bank ergaben, dass die Banknote erstmals im September 1991 in Umlauf gebracht wurde.

Der geschätzte Todeszeitpunkt lag ursprünglich ein bis zwei Jahre vor der Entdeckung, aber dank des 1000-NOK-Scheins und dem Brotpaket [siehe unten] liegt der geschätzte Todeszeitpunkt höchstwahrscheinlich irgendwo zwischen November 1991 und Frühjahr 1992.

Die Brieftasche von John Doe.
Foto: Polizei

Abgesehen von der oben erwähnten Brieftasche dem Teddybären wurden bei Teddybjørn-mannen bzw. Teddybär-Mann mehrere Gegenstände gefunden:

Die Lebensmittel und Lebensmittelverpackungen

Bei John Doe wurde eine in Deutschland hergestellte Verpackung mit Vollkornbrot entdeckt. Das Vollkornbrot wurde importiert und in Norwegen verkauft. Nachforschungen des Importeurs zeigten, dass diese spezielle Verpackung im November oder Dezember 1991 nach Norwegen importiert wurde.

Die Verpackung von Vollkornbrot aus Deutschland.
Foto: Polizei

Mehrere der Artikel weisen auf die Herkunft von John Doe aus Deutschland hin. Es wurden Gefrierbeutel für Lebensmittel mit deutschem Etikett und Kennzeichnung gefunden.

Das Limonadenpulver

Neben dem Teddybären fand man auch eine Packung Limonadenpulver der Marke "Dr. Oetker". [Anm. Für mich sieht das Päckchen eher wie Backpulver aus.]

Leere Verpackung von Dr. Oetker.
Foto: Polizei

Kleidung zurückverfolgt

Die Herkunft der Kleidung konnte nach Deutschland zurückverfolgt, aber es gibt keine Informationen darüber, wo die Kleidung in Deutschland gekauft worden ist [Anmerkung: In Deutschland gekaufte Kleidung bedeutet jedoch nicht unbedingt, dass John Doe ein Deutscher ist oder aus Deutschland stammte]. Die Größe der Kleidung wies auf eine schlanke Person hin. Die Kleidung war auch von Tieren angefressen worden.

Der Regenponcho

Es wurde auch ein grüner Regenponcho gefunden, der ebenfalls von Tieren angefressen wurde. Diesen Poncho für Rucksack-Touristen [Marke Wäfo] hatte der Mann wahrscheinlich bei "Globetrotter" in Hamburg oder bei "Schuster" in München gekauft.

Das ist der grüne Regenponcho der Marke Wäfo, stammt ebenfalls aus Deutschland und wurde dort auch erworben.
Foto: Polizei

Die Trekkingschuhe

Die Schuhe von John Doe waren normale braune Trekkingschuhe von Mephisto [das Modell hieß SuperTrap]. Sonst hatte der Mann keine passende Ausrüstung und Kleidung dabei, wenn man davon ausgeht, dass er zwischen November 1991 und Frühjahr 1992 gestorben ist und sich dort in der Hardangervidda aufgehalten hat. Es wäre nicht möglich, in dieser Zeit ohne Skier oder Schneeschuhe, weit landeinwärts auf der verschneiten Hardangervidda zu laufen. Ein Mensch, der in der Bergregion lebt, würde eine an die Jahreszeit und Region angepasste Kleidung und Ausrüstung auswählen.

Diese Trekkingschuhe von Mephisto wurden auch bei dem Skelett entdeckt.
Foto: Polizei

Die Wasserflaschen

Bei dem Skelett von John Doe wurden auch mehrere mit Wasser gefüllte Flaschen gefunden. Das deutet darauf hin, dass John Doe nicht aus einer Bergregion stammte. Ein Norweger würde nicht so viel Wasser in die Berge hoch tragen. Ein Norweger würde Wasser aus den Bächen trinken. Dies deutete darauf hin, dass diese Person nicht aus einer Region stammt, wo es üblich ist, aus Bächen zu trinken.

Diese Wasser- und Weinflaschen wurden auch am Leichenfundort gefunden.
Foto: Polizei

Straßenkarte von Südnorwegen

Am Leichenfundort wurde auch eine Karte von Südnorwegen gefunden. Dies war keine Karte, die man üblicherweise auf einer Tour in die Berge verwenden würde. Die Karte war eine herkömmliche Straßenkarte, die für das Autofahren in Norwegen gedacht war. Die Karte von Südnorwegen wurde in einem Geschäft in Storgata in Oslo gekauft. Für Wanderungen in den Bergen war die Karte nicht geeignet.

Auch diese Straßenkarte von Südnorwegen wurde am Leichenfundort gefunden. Die Karte ist für Wanderungen ungeeignet.
Foto: Polizei

Rätselhaft: Der Rucksack und die Papiere des Toten waren verschwunden.

Fernsehsendung rollte Fall von John Doe 1992 auf

Die norwegische Fernsehsendung "Åsted Norge" [Tatort, Norwegen] rollte den Fall des Teddybär-Mannes wieder auf und suchte nach Hinweisen, die helfen könnten den unbekannten Toten [John Doe] zu identifizieren, der im September 1992 in der Hardangervidda gefunden wurde.

Zuschauerin meldete sich nach Ausstrahlung der Sendung "Åsted Norge"

Nach der Ausstrahlung der Fernsehsendung "Åsted Norge" [Tatort, Norwegen], die den Fall des Teddybären-Mannes aufgegriffen hat, meldete sich eine Zuschauerin. Sie behauptete, dass sie im Jahr 1998 eine deutsche Talkshow mit Jürgen Fliege gesehen habe, in der eine Frau über das Verschwinden ihres Sohnes in Norwegen gesprochen hat. Aber die Sendung konnte im Archiv nicht gefunden werden und Talkmaster Jürgen Fliege erinnerte sich nicht an diese Frau in einer seiner Sendung.

Beschreibung von John Doe aka Teddybär-Mann
  • John Doe wurde am 12. September 1992 einen Kilometer westlich des markierten Wanderwegs zwischen den Touristenhütten Tuva und Åan in der Hardangervidda entdeckt.
  • John Doe starb höchstwahrscheinlich irgendwann zwischen November 1991 und Frühjahr 1992.
  • Die genaue Todesursache konnte nicht mehr festgestellt werden.
  • Der Mann war wahrscheinlich zwischen 22 und 27 Jahre alt.
  • John Doe war sehr dünn. 
  • Das Skelett wies teilweise männliche sowie auch weibliche Formen auf.
  • Ein DNA-Test bestätigte, dass es sich bei dem Toten um ein männliches Individuum handelte.
  • Es wurden mehrere Kleidungsstücke und persönliche Gegenstände gefunden.
  • Einige Kleidungsstücke und Gegenstände führten nach Deutschland.
  • Es wurde ein Teddybär gefunden, der eine wichtige Bedeutung für John Doe hatte.

Die Nachwirkungen

Es ist immer noch unklar, was mit John Doe in dieser abgelegenen Gegend passiert ist. Auch konnte John Doe bis heute nicht identifiziert werden. Da neben John Doe ein Teddybär lag, nannte ihn die norwegische Polizei "Teddybjørn-Mannen" – zu Deutsch: Teddybär-Mann.

Aktuelle Einstufung des Falls

Die norwegische Polizei untersucht den Fall erneut. Sie hofft auch auf Hinweise aus Deutschland.

Fragen der Ermittler:
  1. Wer kennt einen Mann, auf den die Beschreibung passt und irgendwann zwischen November 1991 und Frühjahr 1992 spurlos verschwunden ist?
  2. Wer kann den Mann anhand der Gesichtsrekonstruktion identifizieren?
  3. Wer kann Angaben zu den Kleidungsstücken und Gegenständen machen?
  4. Wer hat zwischen November 1991 und Frühjahr 1992, einen Kilometer westlich des markierten Wanderwegs zwischen den Touristenhütten Tuva und Åan in der Hardangervidda den Mann gesehen oder dort andere Beobachtung gemacht, die mit dem Tod von John Doe [Teddybär-Mann] in Zusammenhang stehen könnten?
  5. Wer kann etwas zu der Herkunft des Teddybären sagen?
  6. Wer hat sonstige Informationen zu dem Fall?

Hinweise nimmt jede deutsche und norwegische Polizeidienststelle entgegen.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

HANNOVER: Vermisst Inka Köntges (2000)

MIDLUM: Vermisst Anja Beggers (1977)

ULM: Vermisst Daniel Eberhardt