COLD CASE DES MONATS: Tötungsdelikt z. N. von Anja Aichele (1987)

Der Mord an Anja Aichele

Wer tötete Anja Aichele im März 1987?

Der neue Monat hat gerade begonnen und es ist Zeit für den neuen Cold Case des Monats. Ich habe Euch dieses Mal einen Cold Case aus dem Jahr 1987 ausgewählt. Der Mord ereignete sich in der Stadt Bad Cannstatt. Einige von Euch, werden den Fall sicherlich schon kennen, trotzdem möchte ich auch hier über den Fall berichten.

Der Fall Anja Aichele

Die 17-jährige Gymnasiastin Anja Aichele lebte mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester in Bad Cannstatt. Die Familie lebte in einem Haus in der Siedlung Muckensturm. Anja Aichele besuchte im März 1987 die 10. Klasse des Elly-Heuss-Knapp-Gymnasiums. Anja plante bereits ihre berufliche Zukunft nach der Schule. Sie wollte nach der mittleren Reife die Schule verlassen und wollte ihre bereits sichere Lehrstelle als Dekorateurin beginnen.

Seid März 1987 ist der Mord an Anja Aichele ungeklärt.
Wer tötete Anja Aichele?

Foto: Polizei

Versuch der Rekonstruktion des Tatabends

Es lässt sich nur schwer rekonstruieren, was an diesem Tag zwischen der Straßenbahnendstation „Obere Ziegelei“ und der elterlichen Wohnung passiert ist. Ich werde es trotzdem versuchen.

Der Gruppenabend

Am 27. März 1987 gegen 18.30 Uhr verließ Anja nach einem etwas früheren Abendessen als sonst die elterliche Wohnung, um im evangelischen Gemeindehaus an einem Gruppenabend teilzunehmen. Beim Gruppenabend traf Anja ihre Mitkonfirmanden, um mit ihnen zu quatschen und Gesellschaftsspiele zu spielen. Spätestens um 22 Uhr soll sie aber wieder zu Hause sein. Anjas Familie blieb dagegen zu Hause und plante einen gemütlichen Fernsehabend ein. 

Die Abkürzung

Auf dem Hinweg zum evangelischen Jugendtreff benutzte die 17-jährige Anja Aichele eine Abkürzung durch die Weinberge. Bei Dunkelheit meidete Anja dies Abkürzung. Diese Abkürzung führte im März 1987 direkt zur Haltestelle „Obere Ziegelei“ an der auch ein Bus hält, den Anja auch in der Regel benutzte, um am späten Abend wieder in die Siedlung Muckensturm zu gelangen. 
Gegen 19 Uhr erreichte Anja das Gemeindehaus. 

Der Heimweg

Gegen 21.00 Uhr löste sich die Jugendgruppe langsam auf. Anja und ein junger Mann aus der Gruppe, welcher in der Nähe wohnte, begaben sich zur Haltestelle „Kursaal“ unweit des evangelischen Gemeindehauses. Als die Bahn um 21.16 Uhr ankam, war Anja Aichele bereits alleine. Ihr Begleiter hatte sich schon auf den Heimweg gemacht. Ein Zeuge gab später bei der Polizei an, dass Anja nicht in die Straßenbahn eingestiegen war, die sie zur „Oberen Ziegelei“ gebracht hätte. Vielmehr war sie an der Haltestelle von einem Mann Person angesprochen worden, der bis heute nicht identifiziert werden konnte. 

Das Verschwinden

Eine Viertelstunde später, also um 21.31 Uhr fuhr die nächste Bahn von „Kursaal“ in Richtung „Obere Ziegelei“. Es wurde später vermutet, dass Anja diese Bahn genommen hat und vier Minuten später auch an der Endhaltestelle angekommen ist. 

Sicher ist aber, dass sie den Bus, der sieben Minuten nach Ankunft der Straßenbahn in ihre Wohnsiedlung abfuhr, nicht bestiegen hatte. Vermutlich hat sie doch  den Weg zurück durch die Weinberge gewählt, was sie sonst am späten Abend vermied.
Warum sie dann aber doch  die Abkürzung durch die Weinberge nahm, ist bis heute unbekannt. 

Die Zeit verging und Anja Aichele kam nicht wie abgesprochen nach Hause. Die Mutter (Waldtraud Aichele) machte sich sofort Sorgen um ihre Älteste. Sie ging auf den Balkon und suchte die Umgebung ab. Von dort hatte man einen sehr guten Blick, aber Frau Aichele sah ihre Tochter nicht. Es war sonst nicht Anjas Art sich zu verspäten. Sie war eine sehr zuverlässige, pflichtbewusste und pünktliche junge Frau.  Später sagte Frau Aichele bei der Polizei aus, dass sie in einem Moment geglaubt hatte, in der Entfernung einen Schrei gehört zu haben, aber es könnte auch einfach nur der Wind gewesen sein.

Bei der Polizei als vermisst gemeldet

Noch in der Nacht gehen die Eltern zur örtlichen Polizei und meldeten Anja als vermisst. Anja's Mutter, konnte nicht tatenlos zu Hause bleiben, sondern sie nahm das Auto und fuhr die Strecke zur Haltestelle „Kursaal“ ab.

Der Zeuge

Als gegen 21.40 Uhr an der Haltestelle „Obere Ziegelei“ der Bus Richtung Muckensturm abfuhr, war  Anja nicht im Bus. 
Anja befand sich vermutlich bereits auf dem Weg durch die Weinberge. Zur selben Zeit führte ein Bewohner der Siedlung seinen Hund spazieren und ging dabei auch den Weg, der durch den Weinberg führte. Aus einiger Entfernung hörte er zwei Männer und eine Frau, die wie er zunächst glaubt, nur  herumalbern. Eine Anwohnerin hörte gegen 21.40 Uhr, zu ähnlicher Uhrzeit, Schreie aus Richtung der Weinberge. Diese Beobachtung teilte sie der Polizei auch am nächsten Tag mit.

Die Suche

Die Polizei führte drei Tage lang, intensive Suchmaßnahmen durch, doch die blieben erst einmal erfolglos. 150 Polizisten waren an der Suche beteiligt. Unter anderem wurde auch das auf dem Schmidener Feld abgesucht.

Die Entdeckung

Nach drei Tagen, hat die traurige Gewissheit ereilt. Zunächst meldete sich bei der Familie Aichele, ein unbekannter Anrufer am Telefon: 

„Ihre Tochter ist tot!“

Seinen Namen nannte er nicht. Doch kurze Zeit später überbrachte auch der Leiter der Sonderkommission die Nachricht vom Tod von Anja. 
Ein paar Polizisten, die zur Suche eingeteilt waren, wurden misstrauisch, als sie in einer Schrebergartenanlage nur wenige Meter vom Fußweg Richtung Muckensturm entfernt ein frisch umgegrabenes Blumenbeet entdeckten. Die Polizei trug die Erde des Beetes ab und fand die vermisste Anja. Das Gartengrundstück befand sich Ecke Steinhalden-/Schmidener Straße.
Der Mörder hatte Anja getötet, begraben und anschließend hatte er das Beet noch gegossen.

Bereits vor dem Fund der Leiche mehrten sich die Verdachtsmomente, dass Anja tatsächlich etwas zugestoßen sein könnte. Die Suchtrupps fanden unweit der Haltestelle an der Schmidener Straße einen Teil des „Orange Passes“ von Anja – der Fahrkarte der Stuttgarter Verkehrsbetriebe. Darüber hinaus wurden an anderer Stelle Teile ihres Mantels gefunden, welchen sie erst drei Tage vor ihrem Verschwinden als Geburtstagsgeschenk bekommen hatte.

Die Autopsie

Bei der Autopsie konnte festgestellt werden, dass der Mörder Anja Aichele erwürgt hatte. Am Körper wurden darüber hinaus auch Stichverletzungen gefunden. 

Die Andacht

Am 3. April 1987 zogen rund 1.200 Menschen nach einer Andacht in der Lutherkirche Richtung Schmidener Straße und legten Blumen und Kerzen an der Stelle nieder, an der Anja einige Tage zuvor gefunden worden war.

Die Nachwirkungen

Die 60 Ermittler der Sonderkommission
sammelten mehr als 4.000 Hinweise. Allen Spuren wurde nachgegangen. Im Neckarstadion wurde vor dem Bundesligaspiel VfB Stuttgart – Borussia Dortmund am 4. April 1987 ein Bild der Ermordeten eingeblendet. 

Dieses Bild wurde im Neckarstadion eingeblendet.
Foto: Google

Aufgrund der Tatsache, dass das Beet so ordentlich hinterlassen und gefegt wurde, wird sogar explizit bei Totengräbern ermittelt. Leider alles ohne Erfolg. 

Zeitungsartikel über den Fall.
Foto: Google/Allmystery

Zeitungsartikel über den Fall.
Foto: Google/Allmystery

"Aktenzeichen XY ungelöst" Sendung Januar 1988

Am 15. Januar 1988 wurde der Mordfall Anja Aichele auch in der Sendung Aktenzeichen XY ungelöst" den Zuschauern vorgestellt.
Es wurde ein Filmbeitrag über den Fall ausgestrahlt.
Das Ziel des erschreckenden Filmfalles war es, neue Zeugen zu finden. Die Stuttgarter Kriminalpolizei legte hierbei besonderen Wert auf den Heimweg des Mädchens und ihre Kleidung. 




Fall auch heute noch aktiv

Auch heute wird der Fall „Muckensturm“ – so der XY-Arbeitstitel – immer mal wieder neu aufgerollt. Vor allem wenn sich neue Spuren ergeben, wie z. B. Ende 2008, als eine unbekannte DNA-Spur auf einem Beweisstück sichergestellt werden konnte. Leider blieb auch diese Spur ohne Erfolg, obwohl alle Personen aus Anjas Bekanntenkreis sowie mehr als 500 Männer, die 1987 in der Siedlung Muckensturm lebten, zum freiwilligen Speicheltest gebeten wurden. 

Der Mord ist nun schon 34 Jahre her, doch die Hoffnung bleibt, dass der Mörder irgendwann doch noch gefasst wird und für seine Tat zur Rechenschaft gezogen wird. 

Anjas Eltern haben überlegt aus der Siedlung wegzuziehen, sind dann aber doch geblieben. Da die Polizei aber davon ausgeht, dass der Täter Ortskenntnis besitzt und auch heute noch in der Nähe wohnen könnte, wollten sie dem Täter diesen Gefallen nicht tun.

Die Familie hofft, dass der Täter sie in der Siedlung sieht und dass es ihn quält. 
 
Bis heute ist nicht bekannt, warum Anja sterben musste und wer dafür verantwortlich ist.

Die Internet-Communtiy

Auch in diversen Foren und in Podcasts wurde auch immer wieder über den Fall berichtet und diskutiert. Auf Youtube hat sich die liebe Marshmelli mit dem Fall beschäftigt.



Fragen der Polizei:
  1. Wer hat am 27. März 1987 um 21.31 Uhr Anja Aichele dabei beobachtet, wie sie die Bahn von der Haltestelle „Kursaal“ in Richtung "Obere Ziegelei" nahm und sie gegen 21.35 Uhr an der Endhaltestelle aus der Bahnsteig? 
  2. War Anja Aichele zu diesem Zeitpunkt allein, in Begleitung, oder wartete jemand mit oder ohne Fahrzeug an der Haltestelle „Obere Ziegelei“ auf sie?
  3. Gibt es Personen, die am 27. März 1987 in einer der Veranstaltungen im Cannstatter Kursaal waren und gegen 21.35 Uhr an der Haltestelle "Obere Ziegelei" eventuell Beobachtungen, wie Anja Aichele in ein Fahrzeug stieg oder in Begleitung zu Fuß in Richtung Weinberge ging? 
  4. Wer hat am 27. März 1987 nach 21.40 Uhr bei einen Gartengrundstück befand sich Ecke Steinhalden-/Schmidener Straße, eine verdächtige Person oder ein verdächtiges Fahrzeug beobachtet?
  5. Wer hat Beobachtungen gemacht, die mit dem Mord an Anja Aichele in Zusammenhang stehen könnten?
  6. Wer weiß, wer für die Tat verantwortlich sein könnte?
  7. Wer hat sonstige Informationen zu dem Fall?

Hinweise an die Kriminalpolizei Bad Cannstatt oder an jede andere Polizeidienststelle.

Kurze Info in eigener Sache:

Auch wenn hier in diesem Blog mal kein neuer Beitrag veröffentlicht wird, könnt ihr Euch sicher sein, dass im zweiten Blog ein neuer Beitrag gepostet wurde. Dieser zweite Blog bezieht sich auf (un)geklärte Mord- und Vermisstenfälle weltweit.
Ich würde mich freuen, wenn ihr mich dort auch besuchen kommt.

Liebe Grüße

Natalia

Kommentare

  1. Vielleicht ist Anja nicht in die erste Straßenbahn eingestiegen weil jemand darin war dem sie nicht begegnen wollte und der dann an ihrer Austieghaltestelle auf sie gewartet hat.
    Oder war eine Baustelle in der Nähe der Haltestelle in der auch nachts gearbeitet wurde. Da sind Schaufel und Besen schnell zur Hand. Sowas könnte sich doch überprüfen lassen über die SSB und diverse Bauunternehmungen wie Züblin usw.

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