LEIPZIG: Tötungsdelikt z. N. von Sylke Müller (1986)

Der Mord an Sylke Müller

Wer tötete Sylke Müller?


Im heutigen Beitrag geht es um einen ungelösten Mordfall, der über drei Jahrzehnte zurückliegt. Der Cold Case stammt aus dem Jahr 1986. Der Mord ereignete sich in Leipzig im Stadtteil Wahren, im Freistaat Sachsen. Bis heute konnte der Fall nicht aufgeklärt werden.

Der Mord an Sylke Müller ist seit 1986 ungeklärt. Wer tötete Sylke Müller? 
Foto: Unbekannt

Der Fall Sylke Müller

Sylke Müller wurde im Jahr 1967 in der [ehemaligen] DDR als Tochter von Günter und Elisabeth Müller geboren. Sylke Müller ist in Leipzig aufgewachsen. Ihr Vater betrieb damals dort das traditionsreiche Geschäft "Waffen-Moritz". Sylke Müller lebte bis zu ihrem Tod im März 1986 bei ihren Eltern in Leipzig-Wahren. [Anm. Wahren ist ein Stadtteil (amtlich: Ortsteil) im Nordwesten der Stadt Leipzig. Er liegt erhöht am nördlichen Rand der Elsteraue. Wahren begrenzt im Osten an Möckern, im Norden an Lindenthal und im Westen an Stahmeln. Südlich der Ortslage erstreckt sich ein Teil des Leipziger Auewaldes, der von der Weißen Elster und der Neuen Luppe durchflossen wird. Bis zur Unterbrechung durch den Bau der Neuen Luppe floss südlich der Weißen Elster ein ebenso Nebenarm durch den Auenwald, das Hundewasser. Es zweigte am Hundewehr nördlich des Auensees ab und speiste diesen mehrere Jahre. Wahren hat 7.319 Einwohner (Stand März 2022)].

Leipzig und seine Stadtteile.
Sylke Müller lebte bei ihren Eltern im Stadtteil Wahren.
Foto: Google

Ausbildung zur Krankenschwester

Im März 1986 war Sylke Müller 19 Jahre alt. Sie machte gerade eine Ausbildung zur Krankenschwester und stand kurz vor der Abschlussprüfung. Sylke war eine sehr gewissenhafte, zuverlässige, hilfsbereite und ehrgeizige junge Frau, die ihre Arbeit als Krankenschwester sehr liebte. Auch ihre Kollegen und ihr Arbeitgeber waren mehr als zufrieden mit Sylke Müller. Sylke Müller ging in ihrem Beruf voll auf, aber einmal warf ein Ereignis in der Klinik sie komplett aus der Bahn. Es war schlimm für sie, als vor ihren Augen in der Klinik ein Patient starb, um den sie sich gekümmert hatte. Aber sie bekam die Kurve und lernte auch, mit solchen Situationen umzugehen.

Besuch beim Freund in Mockau geplant

Sylke Müller wollte am 22. März 1986 ihrem Freund bzw. Ex-Freund im Stadtteil Mockau zu fahren. Der Freund hatte sich von Sylke getrennt. Dann waren sie wieder zusammen und dann wieder getrennt. Die Beziehung lief nicht gut. Sylke wollte versuchen, die Beziehung zu retten, denn sie liebte diesen jungen Mann sehr.

Nur ein kurzer Besuch beim Freund in Mockau

Der 22. März 1986 war ein Samstag und es war das letzte Wochenende der Leipziger Frühjahrsmesse. Günter Müller war noch in seinem traditionsreichen Geschäft "Waffen-Moritz" in Leipzig, als sich seine Tochter gegen 13.00 Uhr in der elterlichen Wohnung in Wahren von Mutter Elisabeth verabschiedete. Sylke vertraute ihrer Mutter Elizabeth immer alles an. Mutter und Tochter hatten eine sehr gute und enge Beziehung. Die 19-jährige Sylke Müller vertraute ihrer Mutter an, dass sie zu ihrem Freund in den Stadtteil Mockau fahren wollte, obwohl die Beziehung bereits bröckelte. Als Sylke Müller ihren Freund bzw. Ex-Freund volltrunken im Bett vorfand, machte sie auf dem Absatz kehrt, um zur Oma zu fahren.

Sylke besuchte nur kurz ihren Freund bzw. Ex-Freund in Mockau. Danach fuhr Sylke zu ihrer Oma.
Foto: Google Maps

Besuch bei Großmutter

Ihre Oma lebte in Böhlitz-Ehrenberg. [Anm. Böhlitz-Ehrenberg ist ein Ortsteil des Stadtbezirks Alt-West von Leipzig. Der Ortsteil umfasst die beiden Gemarkungen Böhlitz-Ehrenberg (mit den Ortslagen Böhlitz, Ehrenberg und Barneck) und Gundorf (mit dem alten Ortskern von Gundorf). Er entstand am 1. Januar 1999 durch Eingemeindung der bisherigen Gemeinde Böhlitz-Ehrenberg in die Stadt Leipzig infolge des Stadt-Umland-Gesetzes. Damit gilt Böhlitz-Ehrenberg auch als Stadtteil von Leipzig. Die Gemeinde beanspruchte, die größte Industriegemeinde der DDR gewesen zu sein. Böhlitz-Ehrenberg hat 10.225 Einwohner. (Stand 2022)]

Trennung vom Freund

Sylke Müller ging es an diesem Tag nicht gut und sie erreichte das Wohnhaus ihrer Oma in Böhlitz-Ehrenberg am Nachmittag. Sylke schüttete ihr Herz aus, denn sie hatte großen Liebeskummer. Irgendwann ging es Sylke besser und sie verabschiedete sich gegen 17.15 Uhr von ihrer Oma. Obwohl es der erste schöne Frühlingstag war, versprach Sylke ihrer Oma, nicht die Abkürzung zu Fuß durch den Wald zu nehmen. Sie versprach ihrer Oma, mit dem Bus nach Hause zu fahren.

Sylke machte sich nach ihrem Besuch bei ihrer Oma in Böhlitz-Ehrenberg auf dem Heimweg in die elterliche Wohnung nach Wahren.
Foto: Wikipedia

Das Verschwinden

Sylke Müller kam an diesem Abend nicht in der elterlichen Wohnung in Leipzig-Wahren an. Zunächst machten sie die Eltern in dieser Hinsicht keine Sorgen, denn Sylke war eine sehr zuverlässige junge Frau. Und auch wenn Sylke schon volljährig war, sagte sie ihren Eltern immer wann sie wieder nach Hause kommen würde. Als sie am Sonntagmorgen des 23. März 1986 immer noch nicht Zuhause war, machten die Eltern langsam Sorgen und wurden unruhig. So ein Verhalten passte einfach nicht zu ihrer Tochter. Sylke war noch nie eine Nacht von Zuhause weggeblieben, ohne es vorher anzukündigen. Ihr Vater war überzeugt, dass etwas mit seiner Tochter passiert sein musste.

Bei der Polizei als vermisst gemeldet

Am 23. März 1986 um 10.00 Uhr morgens ging Günter Müller schließlich zur lokalen Polizeibehörde und meldete seine Tochter als vermisst. Aber wie wir es schon sehr oft gehört haben, nahmen die Beamten das Verschwinden von Sylke nicht besonders ernst. Sie speisten den Vater mit den gleichen Sätzen ab, die wir auch schon bei ähnlichen Vermisstenfällen immer wieder zu hören bekommen haben. Die Beamten sagten, dass Sylke schon wieder auftauchen würde. Es wäre laut den Beamten zufolge völlig normal, dass so ein hübscher Teenager mit 19 Jahren mal über Nacht wegbleibt. Diese Sprüche hört man leider immer wieder von Polizeibeamten. Sie wiegelten den Vater von Sylke ab.

Günter Müller ging zur Staatsanwaltschaft

Weil Günter Müller auch an den folgenden zwei Tagen das Gefühl hatte, dass seine Anzeige von der Polizei nicht ernst genug genommen werde, entschied er sich dafür, zur Staatsanwaltschaft zu gehen. Er merkte schnell, dass man ihn und das Verschwinden von Sylke auch dort nicht richtig ernst nahm. Deshalb regte er an, dass man doch eine Vermisstenmeldung in der "Leipziger Volkszeitung" veröffentlichen könnte. Das wurde jedoch seitens der Staatsanwaltschaft mit dem Hinweis, dass man die Bevölkerung mit solchen Meldungen nicht beunruhigen möchte, sofort abgelehnt.

Die Suche

Erst nach zehn Tagen schaltete sich die Kriminalpolizei und nahm offiziell die Vermisstenanzeige entgegen. Erst dann begann eine großangelegte Suchaktion. Polizisten durchstreifen umliegende Wälder, befragten Verwandte, Freunde und Passanten. Doch Sylke blieb zunächst spurlos verschwunden.

Vater wandte sich an die Medien

Als es nach drei Wochen nach dem Verschwinden von Sylke immer noch keinen Hinweis zum Verbleib der Schwesternschülerin gab, erschien schließlich am 5. April 1986 ein kleiner Artikel, mit einem Foto des Mädchens und der Bitte um Hinweise im Lokalteil der Zeitung. Sylkes Vater hatte dies organisiert.

Die Entdeckung

Fünfeinhalb Wochen rief ein Mann bei der Polizei an, der den Fund einer weiblichen Leiche auf seinem ungenutzten Garten- und Werkstattgrundstück meldete. Er teilte der Polizei mit, dass er die tote Frau kopfüber einer alten Trockentoilette entdeckt hat. Die Mordkommission kam zum Fundort und stellte schnell fest, dass es sich bei der toten Frau um die vermisste 19-jährige Sylke Müller handelte. Sie lag hinter der Toilettentür. Die Auffindesituation sprach für ein Tötungsdelikt.

Sylke Müller wurde fünfeinhalb Wochen nach ihrem Verschwinden tot aufgefunden. Sie wurde Opfer eines Sexualmordes.
Foto: Polizei

Polizei benachrichtigte Eltern

Die Polizei benachrichtigte Günter und Elisabeth Müller von dem Fund ihrer Tochter und teilte ihnen mit, dass ihre Tochter Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist. Für die Eltern brach verständlicherweise die ganze Welt zusammen.

Der Leichenfundort

Wie ich bereits erwähnt habe, befand sich der Leichenfundort auf einem ungenutzten Garten- und Werkstattgrundstück hinter dem Rathaus von Wahren. Dieses Grundstück lag keine 500 Meter von der elterlichen Wohnung entfernt.

Die Autopsie

Bei der Autopsie durch einen Rechtsmediziner bestätigte sich die Vermutung der Ermittler. Sylke Müller wurde Opfer eines Gewaltverbrechens. Der Rechtsmediziner stellte fest, dass das Mädchen erdrosselt worden war. Auf den Brüsten fand man Bissspuren, im Genitalbereich Sperma. Auch wurden Spermaspuren auf dem Slip entdeckt und man hat am Fundort auch das Unterhemd und den Anorak von Sylke entdeckt und sichergestellt. Sylke Müller war ganz offensichtlich Opfer eines Sexualmordes geworden. Als Todeszeitpunkt wurde der 22. März, 21.30 Uhr, festgelegt.

Der Verdächtige

Der Verdacht richtete sich schnell gegen den Mann, der den Fund gemeldet hatte. [Anm. Mir ist der Name dieses Mannes bekannt, da er aber definitiv als Verdächtiger ausgeschlossen wurde, habe ich mich dagegen entschieden, den Mann beim Namen zu nennen.] Er wurde verhaftet, bestritt aber die Tat. Man brachte ihn in eine Zelle, die er mit einem sogenannten Zelleninformanten teilen musste. Die Ermittler hofften, dass er sich ihm gegenüber öffnen würde. Doch er erzählte nur, was die Kriminalpolizei ohnehin schon wusste, denn dieser Mann war zur tatrelvanten Zeit nicht in Leipzig. Er war nämlich zur fraglichen Zeit im Grenzgebiet Berlin-Treptow unterwegs, und seinen Bruder zu besuchen, der dort eine Laube besaß. Er wurde ohne Passierschein aufgegriffen und überprüft. Beamte des Grenzschutz der Hauptstadt gaben dem Verdächtigen praktisch ein Alibi. Er wurde somit als Täter ausgeschlossen. Dem Hauptverdächtigen konnte nichts bewiesen werden. Er wurde nach einigen Wochen aus der U-Haft entlassen.

Die Ermittlungen

Die Ermittler haben akribisch den Weg und die Aufenthaltsorte von Sylke Müller rekonstruiert, alle Bekannten abgeklopft und sie haben sich wochenlang mit den Bissspuren an der Brust beschäftigt. Hätte es damals schon die Möglichkeit von DNA-Tests gegeben, dann hätte die Polizei den Täter wahrscheinlich schnell gefunden. Stattdessen haben die Ermittler alle Verdächtigen in Plastelina beißen lassen, um einen Abdruck ihres Gebisses zu bekommen. Leider passte kein Bissabdruck zweifelsfrei zur Bisswunde an der Leiche.

Warum hat man bis heute keine DNA-Untersuchung durchgeführt?

Eigentlich hätte man doch schon lange ein DNA-Profil von den Spermaspuren vom Slip erstellen lassen können. Auch das Unterhemd und Anorak hatte man mit den heutigen Untersuchungsmethoden und Analyseverfahren untersuchen können.Und mit dem erstellten DNA-Profil hätte man einen Abgleich in der Datenbank machrn können oder eine DNA-Reihenuntersuchung durchführen können. Dies alles ist aber nicht passiert, weil die Asservate [Slip mit Spermasekreten sowie Unterhemd und Anorak des Opfers] spurlos verschwunden sind. Ich persönlich finde das schon skandalös, normalerweise müsste dafür jemand die Konsequenzen tragen. Es ist ja nicht irgendwas Unwichtiges spurlos verschwunden, sondern die wichtigsten Spuren und Beweise in einem Mordfall. Der Täter ist somit mit der Tat davongekommen und die Gefahr ist da, dass er noch einmal so eine Tat begeht. Und dafür muss eigentlich jemand die Konsequenzen tragen? Oder, was denkt ihr darüber?

Keine Konsequenzen

Da Mord nicht verjährt, werden solche Asservate bei der Polizei sorgfältig beschriftet und solange aufbewahrt bis ein Fall geklärt ist. Zur Not auch über Jahrzehnte. Im Fall von Sylke Müller sind alle Asservate verschwunden. Eine Erklärung gibt es aber nicht, warum die Asservate verschwunden sind. Auch hat niemand für diese skandalöse Panne jemals Verantwortung getragen.

Die Nachwirkungen

Sylkes Mutter Elisabeth Müller hat verständlicherweise sehr unter dem Verlust von Sylke gelitten. Sie ist an der Ungewissheit und ihrem Schmerz zugrunde gegangen. Sie begann Alkohol zu trinken, um den Schmerz besser zu ertragen. Am 29. Oktober 1995 brachte sich die 57-jährige Elisabeth Müller mit einem Fön in der Badewanne um.

Aktuelle Einstufung des Falls

Der Tod von Sylke Müller wurde als Mord bzw. Sexualmord eingestuft. Auch wenn der Fall ein Cold Case ist, wurde die Akte nie ganz verschlossen, den Mord verjährt nicht.

Auch heute ist die Polizei noch auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen, um den Fall doch noch aufzuklären.

Fragen der Polizei:
  1. Wer hat Sylke Müller am 22. März 1986 nach 17.15 Uhr auf dem Heimweg von Leipzig im Stadtteil Böhlitz-Ehrenberg nach Leipzig-Wahren gesehen?
  2. Wer hat Sylke Müller am Abend des 22. März 1986 noch in Wahren gesehen? War sie alleine oder in Begleitung?
  3. Wer hat Sylke Müller am Abend des 22. März 1986 allein oder in Begleitung auf dem ungenutzten Garten- und Werkstattgrundstück hinter dem Rathaus in Wahren gesehen?
  4. Wer hat dort am Abend des 22. März 1986 eine verdächtige Person oder ein verdächtiges Fahrzeug wahrgenommen?
  5. Wer weiß, wer für den Tod von Sylke Müller verantwortlich gewesen sein könnte?
  6. Wer hat andere Beobachtungen gemacht, die mit dem Mord an Sylke Müller in Zusammenhang stehen könnten?
  7. Wer hat sonstige Informationen zu dem Fall?

Hinweise bitte an die Polizei Leipzig oder an jede andere Polizeidienststelle.

Polizeidirektion Leipzig
Dimitroffstraße 1, 
04107 Leipzig
Rufnummer 0341/9660

In eigener Sache

Wenn ihr Lust habt, dann schaut doch auch mal in meinen Zweitblog rein. Dort beschäftige ich mich mit [un]geklärten Vermissten- und Mordfällen weltweit. Ich würde mich wirklich freuen, wenn ihr vorbei schaut und meine Arbeit unterstützt.


Liebe Grüße

Natalia

Kommentare

  1. Hallo ihr lieben ,ich war damal 15 Jahre und die Oma von Silke lebte in der Nähe von meiner Oma.Persönlich kannte ich Silke nicht,jedoch ließ mich der Fall nie los.ich kann mich entsinnen,dass damals Mustermesse war .Zu diesem Ereignis kamen auch viele Menschen aus den alten Bundesländer.Erst wurde es vermutet das es jemand aus den Alten Bundesländer war.Später schaltete sich die Staatssicherheit ein,da der Fall große Wellen schlug .Da die Asservate fehlen lässt sich vermuten ,dass die Stasi diese verschwinden lassen hat.Spekulativ könnte man auch den Täter aus der damalige Armeekaserne vermuten,wo man den Täter durch die Stasi decken wollte .Ich hoffe und bete das dieses Monster doch noch zur Rechenschaft gezogen wird,damit der Vater endlich zur Ruhe kommen kann

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