COLD CASE DES MONATS: Tötungsdelikt z. N. von Stefan Pecher (1996)

Der Mord an Stefan Pecher

Wer tötete Stefan Pecher?

Ich habe für das Format der "Cold Case des Monats" einen ungeklärten Mordfall aus dem Jahr 1996 ausgewählt. Der Mord ereignete sich in München. Trotz großer Anstrengungen konnte die Polizei den Fall bis heute nicht aufklären.

Der Mord an Stefan Pecher ist seit Mai 1996 ungeklärt.
Wer tötete Stefan Pecher und warum?
Foto: Polizei

Der Fall Stefan Pecher

In der Nacht vom 9. Mai auf den 10. Mai 1996, stand ein roter zweisitziger Honda CRX in der Blutenburgstraße vor dem Haus 120. Einem Anwohner war der rote Sportwagen zum ersten Mal gegen 23.30 Uhr aufgefallen, weil er die Zufahrt der Tiefgarage blockierte.

In der Blutenburgstraße 120 in München, direkt vor der Tiefgarage, parkte der roter Sportwagen, ein Honda CRX.
Foto: Google

Die Entdeckung

Am Morgen des 10. Mai 1996 gegen 6.00 Uhr, konnte der Zeuge durch die Scheiben des Sportwagens einen Mann hinterm Steuer erkennen. Obwohl die Scheiben beschlagen waren, konnte der Anwohner erkennen das der Sicherheitsgurt war angelegt war und der Körper seitwärts gekippt über dem Beifahrersitz hing.

Der Anwohner versuchte den Fahrer anzusprechen, doch der reagierte nicht. Dann öffnete der Anwohner die Beifahrertür und machte schreckliche Entdeckung. Er sah die Leiche und viel Blut im Fahrzeug. Das ganze Fahrzeug war mit Blutanhaftungen übersät. Es klebte Blut auf einem Faltplan, einer Zeitschrift, auf dem Armaturen und auch auf den schwarzen Ledersitzen.

Vergleichsmodel des Honda CRX.
So müsste der Wage. Von Stefan Pecher ausgesehen haben.
Foto: wikipedia

Die Polizei wurde alarmiert

Der Anwohner rief die Polizei und schilderte seine Entdeckung. Die Kriminalpolizei kam zum Tatort, sperrte den Tatort weiträumig ab und begann umgehend mit den Ermittlungen. Für die Ermittler war sofort klar, dass es sich um ein Tötungsdelikt handelte.

Die Tatwaffe

Die Kriminaltechnik fand noch im Fahrzeug die Tatwaffe.
Die Tatwaffe, ein blutverschmiertes Küchenmesser mit einer etwa 15 Zentimeter langen Klinge, lag unterhalb des Beifahrersitzes. Der Griff wurde sehr sorgfältig abgewischt. Das Opfer wurde in das Rechtsmedizinische Institut München gebracht.

Die Sektion

Bei der Sektion konnte das Opfer identifiziert werden. Bei dem Opfer handelte es sich um den 22-jährigen Stefan Pecher wohnhaft im Bezirk Trudering-Riem, in München.
(Anm. Trudering-Riem ist der Stadtbezirk 15 der bayerischen Landeshauptstadt München.)
Bei der weiteren Sektion konnte zudem die Todesursache festgestellt werden. Stefan Pecher wurde erstochen.
Der Täter hat etwa 20 Mal auf sein Opfer eingestochen. Einer traf mitten ins Herz. Zudem hat ihm der Angreifer die Kehle durchgeschnitten. Die Fachleute sprechen bei so einem Tatverlauf von "Overkill" bzw. Übertöten, das ist ein Hinweis, dass Wut und Hass bei der Tat eine große Rolle gespielt hat. Stefan Pecher muss sich gegen den Angreifer verzweifelt gewehrt haben. Darauf deuten die Schnitte an seinen Armen hin. Das waren sogenannte Abwehrverletzungen.

Das Opfer

Die Ermittlungen ergaben, dass der 22-jährige Stefan Pecher ein Doppelleben geführt hat. Nach außen war er der Sohn aus wohlhabendem Hause. Der Vater war Bankier. Die Familie lebte damals in einem Haus in Trudering.

Die Stadt München und ihre Stadtbezirke. Stefan Pecher lebte bei seiner Familie in Trudering- Riem. (Rot markiert)
Foto: wikipedia

Realschulabschluss und Ausbildung nicht geschafft

Stefan Pecher absolvierte die Realschule. Die Mittlerer Reife schaffte er nicht. Auch die Ausbildung zum Hotelkaufmann im Hotel "Mövenpick" wurde vorzeitig beendet, denn er wurde beim Diebstahl erwischt. Später arbeitete er im 5 Sterne Luxushotel
„Vier Jahreszeiten Kempinski“ in der Maximilianstraße in der Altstadt von München.

Stefan Pecher hatte andere Ambitionen

Der Bankierssohn redete ständig von schnell verdientem Geld. Freunde beschreiben ihn als Angeber und teilweise auch ein bisschen arrogant.
Stefan Pecher hat sich große Ziele gesetzt. Er wollte reich sein, aber so wenig wie möglich dafür tun. Zuerst wollte er mit Immobiliengeschäften in Costa Rica, das große Geld verdienen. Dann wollte er ein Vermögen mit Luxusuhren aus Osteuropa verdienen, ein anderes mal wollte Stefan in München ein Restaurant eröffnen. Seine gegründete Handelsfirma brachte ihm auch nicht den Reichtum, den er sich erträumt hatte. Die Firma war ziemlich erfolglos, doch vor Freunden prahlte er damit, dass er monatlich 10 000 Mark verdiene. In Wirklichkeit mussten seine Eltern ihn finanziell unterstützen. Sie gaben ihm Geld und lassen ihn kostenlos bei sich wohnen.
Doch Stefan Pechers Lebensstil war der komplette Gegensatz.

Teure Kleidung und teurer Schmuck

Er trug teure Markenklamotten, Goldschmuck und immer wieder feierte er wilde Partys in Nobeldiscos. Er schwärmte für schnelle und teure Autos, wie Porsche und liebte schnelle Motorräder.

Doch der ganze Luxus musste irgendwie finanziert werden. Seine Freunde berichten der Polizei, dass Stefan auf der Suche nach einem reichen Gönner gewesen war. Bei der Gönnerwahl spielte das Geschlecht eine untergeordnete Rolle. Ob Frau oder Mann war ihm egal, hauptsache reich. Stefan Pecher war aber nicht homosexuell.

Die Ermittlungen

Die weiteren Ermittlungen zeigten, dass Stefan Pecher auch bei kriminellen Geschäften sehr aktiv war, um an sein Geld zu kommen. Laut dem Bericht der Polizei, soll der Bankierssohn drei Raubüberfälle verübt haben, darunter vermutlich zwei Überfälle auf Supermärkte. Zudem dealte er in größerem Umfang mit Drogen. Meistens verkaufte er Ecstasy-Pillen und Kokain, das er auch gelegentlich selbst nahm.

Weitere kriminelle Aktivitäten

Aber Stefan Pecher hatte seine kriminellen Aktivitäten auch auf andere Bereiche ausgedehnt. Er wollte überall mitmischen. Stefan Pecher handelte auch mit Waffen. Die Kriminalpolizei fand eine Maschinenpistole, Marke Ceska Zbrojovka (tschech. Fabrikat), Modell 26, Kaliber 7,62;
eine Pistole, Marke Beretta, Modell 70, Kal. 7,65;
eine Handgranate (scharf) und zwei Handgranaten (Attrappen);
eine Magazintasche mit Magazinen und Munition für beide Schusswaffen;
zwei schwarze Overalls, zwei Sturmhauben;
zwei schußsichere Panzerwesten und eine Schließzange.
Die ganzen Sachen hatte der 22-Jährige Stefan Pecher, damals in einer Tasche in der Wohnung eines Freundes deponiert.

Stefan Pecher fühlte sich bedroht

Stefan erzählte seinen Freunden, dass er Ärger am Hals habe und sich bedroht fühlte. Er wollte sich deshalb eine Pistole mit Schalldämpfer kaufen. Er besorgte sich auch einen Elektroschocker, und im Kofferraum seines Sportwagens lag immer ein Baseballschläger griffbereit.

Vor wem hatte Stefan Pecher Angst?

Stefan Pecher hatte große Angst und machte sich Sorgen. Bis heute ist unklar, vor wem Stefan Pecher so große Angst hatte.
Kurz vor seinem Tod kam Stefan Pecher auf einmal an einen großen Haufen Geld. Seine Freunde berichteten, dass Stefan bis zu 40.000 Mark bei sich herumgetragen hat. Woher das Geld stammte, weiß niemand.

Die Verabredung

Am 9. Mai 1996, dem Todestag, war Stefan Pecher abends zu einem Geschäftsessen verabredet. Er lieh sich für dieses Essen von seinem Vater eine Cartier-Uhr. Stefan wollte wohl wieder ein wenig angeben und einen guten Eindruck erwecken. Zusätzlich nahm er noch 600 Mark mit. Doch seine Verabredung lässt ihn sitzen.

Geplanter Drogendeal?

Tatsächlich war für den Abend vermutlich ein Drogendeal geplant. Die Ermittler vermuteten, dass der Deal in der Nähe des Rotkreuzplatzes über die Bühne gehen sollte. Mehrere Zeugen meldeten sich bei der Polizei, denen in der Tatnacht zu
unterschiedlichen Zeiten in der Blutenburgstraße der rote Honda aufgefallen war.

Der Rotkreuzplatz in München.
Foto: wikipedia

Der Mord

Durch umfangreiche Untersuchungen konnte die Ermittler die Tat rekonstruieren.
Soweit die Aktivitäten des 22-jährigen Stefan Pecher rekonstruiert werden konnten, dürfte die Tat am 9. Mai 1996, in der Zeit zwischen 20.00 Uhr und 23.00 Uhr, ausgeführt worden sein. Die Ermittlungen haben ergeben, daß sich das Opfer öfter in Neuhausen-Nymphenburg aufgehalten hatte. Zum einen hatte er mehrere Bekannte rund um den Rotkreuzplatz, zum anderen wurde sein auffälliger roter zweisitzer Honda Civic immer wieder in dieser Gegend gesehen.

Der Bezirk Neuhausen-Nymphenburg in München.
Foto: wikipedia

Die Befragungen

Die Familie des 22-Jährigen wurde von den Ermittlern der Mordkommission befragt, ebenso seine Freunde und seine Kollegen.

Kein Durchbruch

Die Spuren und über 200 Hinweise brachten weder im Jahr 1996 noch heute einen Durchbruch. Einige Dinge sind bis heute ungeklärt. Auch das Mobiltelefon des Opfers ist verschwunden. Möglicherweise waren im Mobiltelefon Namen gespeichert, die zum Mörder führen.

Aktuelle Einstufung des Falles

Der Fall ist mittlerweile zu einem Cold Case geworden, trotzdem ist der Fall aktiv und die Polizei und die Staatsanwaltschaft ermitteln weiter.

Mord verjährt nicht, deshalb wird der Fall nicht zu den Akten gelegt.

Die Nachwirkungen

Sieben große Ordner umfasst inzwischen die Mordakte Pecher. Routinemäßig werden Spuren und sichergestellte DNA immer wieder geprüft und mit Hilfe neuer Verfahren analysiert.und mit den Datenbanken abgeglichen.

Die Polizei hat versucht in mehreren True-Crime-Formaten neue Hinweise zu erhalten. Leider blieb auch dies erfolglos.

Belohnung
Die Staatsanwaltschaft hat für Hinweise, eine Belohnung von 2500 Euro ausgelobt, die zur Festnahme des Täters führen.

Fragen der Kriminalpolizei:
  1. Wer hat am Donnerstagabend, 9. Mai 1996, im Bereich des Tatortes, in der Blutenburgstraße vor dem Haus 120, irgendwelche Beobachtungen gemacht, die mit der Tat zusammenhängen könnten?
  2. Wer hat den Mord am 8. Mai 1996 in der Zeit zwischen 20.00 Uhr und 23.30 Uhr beobachtet oder hat den Täter auf seinem Fluchtweg gesehen?
  3. Wer kann sagen, mit wem Stefan Pecher seine illegalen Geschäfte tätigte?
  4. Wer weiß, mit wem sich Stefan Pecher am Tatabend, 9. Mai 1996, im Bezirk Neuhausen-Nymphenburg in München traf?
  5. Wer kannte Stefan Pecher, und kann mehr über seine privaten und geschäftlichen Kontakte, sein Umfeld oder seine Gewohnheiten sagen?
  6. Wer kennt, die genauen Umstände und Hintergründe dieser Tat?
  7. Wer weiß, vor wem oder was sich Stefan Pecher bedroht fühlte?
  8. Wer weiß, wer für den Mord an Stefan Pecher verantwortlich sein könnte?
  9. Wer weiß, woher die große Summe Geld stammte, die Stefan Pecher vor seinem Tod bei sich trug?
  10. Wer hat sonstige Informationen zu dem Fall?

Hinweise bitte an die Polizeiinspektion
München 11 Altstadt
Hochbrückenstraße 7
80331 München
unter der Rufnummer
089/29080-0.

In eigener Sache

Wenn ihr Lust habt schaut doch auch mal in meinen Zweitblog rein. Dort behandle ich ungeklärte Vermissten- und Mordfälle weltweit.

Liebe Grüße 

Natalia

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