SÜLFELD: Vermisst Hans-Werner Studt (1996)

Das Rätsel um Bauer Hans-Werner Studt


Es war der 18. Oktober 1996, als Bauer Studt verschwand. Der damals 50-Jährige war mit dem Trecker auf dem Weg zu einem seiner Getreidefelder. Was dort geschah? Niemand weiß es. 



Um 13 Uhr verabschiedet sich Hans-Werner Studt von seiner Frau. Um 19 Uhr will er zurück sein. Hans-Werner Studt wohnt mit seiner zweiten Frau Karin in Nützen, ist aber in Sülfeld aufgewachsen. Jeder dort kennt ihn. Er ist im Dorf angesehen, denn er ist fleißig und hat seine Landwirtschaft im Griff. Die hatte er von seinen Eltern übernommen. Wie so oft, trägt er an diesem Tag eine blaue Arbeitshose, eine mit Fell gefütterte Cordweste und grüne Gummistiefel, als er sich auf den Weg macht, um Roggensaat auszubringen. Auf dem Weg zu seinem Getreidefeld kommt er an einem Schrebergärtner vorbei. Der Mann kennt ihn, hebt die Hand zum Gruß. Hans-Werner Studt grüßt zurück.


Dabei hatte an jenem Freitag zunächst noch niemand an ein Verbrechen glauben wollen.

Drei Stunden nachdem Studt von zu Hause aufgebrochen war, kommen nacheinander noch zwei weitere Landwirte an seinem Feld vorbei. Sie sehen den blauen Trecker wenige Meter vor der Einfahrt geparkt, der Anhänger ist abgekoppelt und noch immer mit den weiß-blauen Säcken voller Roggensaat beladen. Von Studt ist nichts zu sehen. Einer der Landwirte steigt ab und wundert sich, dass die Zugmaschine noch läuft. Er schaltet den Motor ab und entdeckt zwei große Blutlachen. Doch statt an ein Verbrechen glaubt er, dass sein Kollege ein großes Tier angefahren haben muss – er fährt weiter.

Als ihr Mann zum verabredeten Zeitpunkt nicht nach Hause kommt, macht sich Studts Ehefrau auf die Suche. Auch sie denkt offenbar zuerst an einen Unfall und telefoniert die nächsten Krankenhäuser ab.

Erst später am Abend alarmiert sie die Polizei, die gegen Mitternacht am Ort des Geschehens eintrifft. Neben den beiden Blutlachen am Boden entdecken die Beamten auch auf dem Trecker Blutspuren.

Wenn es überhaupt noch eine Chance gibt, den Landwirt lebend zu finden, dann muss schnell gehandelt werden. Noch in der Nacht beginnt mit Hilfe von Feuerwehr und Dorfbewohnern die erste große Suchaktion – erfolglos. Die Kripo bildet unterdessen eine Sonderkommission und startet erneut riesige Suchaktionen. Über 800 Helfer sowie Suchhunde und Hubschrauber sind im Einsatz, die Beamten stoppen zwischen Sülfeld und Bargfeld-Stegen Autos in der Hoffnung, von den Insassen Informationen zu bekommen. Aber dies brachte auch nicht das  gewünschte Ergebnis und Hans-Werner Stuft wurde nicht gefunden. In der Ortsmitte von Sülfeld lässt der damals zuständige Norderstedter Kripo-Chef sogar eine mobile Wache aufstellen, um eine Anlaufstelle für Zeugen anzubieten.
Mehr als 250 Zeugen hat die Kriminalpolizei
damals vernommen.

Wenn es auf ein freiwilliges Verschwinden, auf einen Unfall und einen Suizid, keine stichhaltigen Beweise und Spuren gibt, bleibt nur noch eine Variante übrig. Es muss ein Verbrechen passiert sein. Man hat Blutspuren entdeckt, die auf ein Tötungsdelikt hindeuten. Wenn es denn so war das Bauer Studt ermordet wurde, was war das Motiv? Der Fall ist  und bleibt ein einziges Rätsel.

Studt war mit seinem 70-Hektar-Betrieb ein wohlhabender Mann mit eigenem Kopf. Hier und da gab es Streitigkeiten, die in Zivilprozessen geklärt werden mussten. Er war ein Mensch mit Ecken und Kanten, ein ebenso cleverer wie tüchtiger Landwirt mit Weitblick und er hatte immer eiben witzigen Spruch auf den Lippen.

Und so bleiben neben dem kleinen Eisenkreuz am Getreideacker vor allem viele offene Fragen und Spekulationen zurück. Wurde Studt an seinem Trecker überrascht und brutal erstochen? Kannten sich Täter und Opfer – oder war es vielleicht sogar ein Auftragsmord?
Konnte ein einzelner Täter es schaffen, diesen kräftigen Mann allein wegzuschaffen?


Nach Aktenlage, des Anwalts der Karin Studt, könnte der Täter aus dem Umfeld oder möglicherweise einer Nachbargemeinde kommen. Karin Studt erhöhte die Belohnungssumme auf 25000 D-Mark. Die damalige Hoffnung war, dass die aufgestockte Belohnungssumme einem möglichen Mitwisser die Zunge lockern könnte. Dies blieb bis heute leider unerfüllt.

Den Hintergründen der Tat doch noch auf die Spur zu kommen – diese Hoffnung flackerte bei manchem Fahnder im Sommer 2012 auf. Ausgerechnet in Sülfeld war über Nacht ein 27-jähriger Landmaschinen-mechaniker spurlos verschwunden. Erst nach einigen Tagen fand man seine zerstückelte Leiche in der Jauchegrube seines elterlichen Bauernhofs. Kurz darauf wurde der Vater des jungen Mannes – ebenfalls ein Landwirt – verhaftet und schließlich in die Psychiatrie eingewiesen. Leider gibt es zwischen beidenFällen keinerlei Zusammenhänge.

Obwohl der Fall Studt seit Jahren als ausermittelt gilt bleiben die Ermittlungsbehörden vorsichtig optimistisch. Immerhin konnten dank ständig verbesserter kriminaltechnischer Methoden in den letzten Jahren eine ganze Reihe von alten Mordfällen im Land aufgeklärt werden. Ob auch im Fall Studt möglicherweise nochmal eine genetische Spur zum Mörder führt, wird die Zeit zeigen.

Alles was geblieben ist, sind Blutspuren am Trecker. Bis heute, fast 20 Jahre später, tappt die Polizei im Dunkeln.

Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen. 

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