KÖLN: Tötungsdelikt z. N. von Norbert Stolz (1989)
Der Mord an Norbert Stolz
Wer hat Norbert Stolz getötet?
Im heutigen Beitrag geht es um einen Cold Case aus dem Jahr 1989. Der Mord ereignete sich in der Kölner Kaserne Butzweilerhof in Köln-Ossendorf. Bisher ist es der Kölner Kriminalpolizei nicht gelungen, den Mordfall an Norbert Stolz aufzuklären.
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Der Mord an Norbert Stolz ist seit 1989 ungeklärt. Wer hat Norbert Stolz getötet? Foto: Google |
Der Fall Norbert Stolz
Norbert Stolz wurde im Jahr 1969 in Köln in Nordrhein-Westfalen geboren. Er noch zwei Brüder. Norbert Stolz ist in einer katholischen, bürgerlich-konservativen Familie in Köln-Raderthal aufgewachsen. Die Familie besuchte regelmäßig die katholische Kirche "St. Mariä Empfängnis" in Köln-Raderthal. Norbert Stolz hat sich auch in seiner katholischen Kirche engagiert. Er war Messdiener und auch Betreuer für kirchliche Freizeiten. Norbert Stolz war ein sehr beliebter junger Mann. Er galt als als umgänglich, ruhig und freundlich. Er spielte Handball beim 1. FC Köln. [Anm. Der Stadtteil Raderthal liegt im Süden der Stadt Köln und gehört dem Stadtbezirk Rodenkirchen an. Raderthal grenzt im Osten an den Stadtteil Marienburg, im Süden mit der Bundesautobahn 4 an Rondorf, im Westen an den Südfriedhof und Zollstock und im Norden an Raderberg. Raderthal wird geprägt durch das Amt für Heeresentwicklung des Bundesverteidigungsministeriums, das an der Brühler Straße liegt. Raderthal hat heute 5878 Einwohner.]
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Norbert Stolz bei seiner Einschulung im Jahr 1975. Foto: Stolz |
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Norbert Stolz ist in Köln-Raderthal aufgewachsen und lebte dort bis zu seinem Tod im Jahr 1989. Foto: Google Maps |
Soldat in der Kaserne Butzweilerhof in Köln-Ossendorf
Ab Dezember 1988 leistete 20-jährige Norbert Stolz als Soldat seinen Wehrdienst in der Kaserne Butzweilerhof in Köln-Ossendorf ab. Norbert Stolz wurde im Oktober 1988 zum Wehrdienst eingezogen. Seit Dezember 1988 war er beim Transportbataillon 805 auf dem Kasernengelände. In der Nacht zum 24. Juni 1989 [Samstag] verrichtete Norbert Stolz in der Kölner Kaserne Butzweilerhof im Gebäude U5 freiwillig den Wachdienst. Er wollte sich einige Urlaubstage für eine kirchliche Jugendfreizeit in Holland gutschreiben lassen. Er möchte an der Jugendfreizeit als Betreuer teilnehmen. Den "Schließdienst" im Gebäude der 2. Kompanie hatte er schon mehrmals gemacht. Abgesehen von ihm und einem weiteren jungen Soldaten, der Stubenarrest hat, war das gesamte Gebäude [U5] menschenleer. Auch das übrige Gelände war über das Wochenende so gut wie verwaist, abgesehen von den Soldaten, die Wache hatten. [Anm. Die Kaserne Butzweilerhof befand sich damals auf dem Gelände des ehemaligen ersten zivilen Flughafens in Köln-Ossendorf. Im Jahr 2006 wurde die Kaserne geschlossen. Auf dem ehemaligen Flughafengelände stehen heute Wohnhäuser und die Motorworld Köln. Einige historische Gebäude der Kaserne wie etwa die frühere Empfangshalle sind erhalten geblieben und stehen unter Denkmalschutz.]
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Norbert Stolz leistete seinen Wehrdienst in der Kaserne Butzweilerhof in Köln-Ossendorf ab. Foto: Polizei |
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Die [ehemalige] Kaserne Butzweilerhof in Köln-Ossendorf befand sich auf dem ehemaligen Gelände des ehemaligen ersten zivilen Flughafens in Köln-Ossendorf. Foto: Polizei |
Die Entdeckung
In den frühen Morgenstunden des 24. Juni 1989 hat ein Offizier um 6.20 Uhr die Leiche des Soldaten Norbert Stolz in seiner Wachstube im Erdgeschoss des Gebäudes U5 auf dem Gelände der Kaserne Butzweilerhof entdeckt. Norbert Stolz lag in einer großen Blutlache. Der Offizier hat sofort die Polizei und den Notarzt alarmiert. Der Notarzt konnte nichts mehr für Norbert Stolz tun, denn er war bereits seit einiger Zeit tot.
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Die Leiche von Norbert Stolz wurde im Gebäude U5 der Kaserne Butzweilerhof in Köln-Ossendorf gefunden. Foto: Polizei |
Die Polizei erreichte den Leichenfundort
Schon kurz nach der Meldung über einen verdächtigen Leichenfund erreichten die Ermittler und die Kriminaltechniker der Kriminalpolizei Köln den Fundort auf dem Gelände der Kaserne Butzweilerhof in Köln-Ossendorf. Die Ermittler verschafften sich erst einmal einen Überblick über die ganze Situation. Die Kriminaltechniker sammelten und sicherten Spuren und Beweise am Fundort. Für die Ermittler war schnell klar, dass es sich um ein Gewaltverbrechen handelt. Die Leiche von Norbert Stolz wurde geborgen und für weitere forensische Untersuchungen zum Kölner Rechtsmedizinischen Institut transportiert.
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Die Kaserne Butzweilerhof in Köln-Ossendorf im Jahr 1989. Foto: Google |
Die Autopsie
Die Autopsie wurde vom zuständigen Rechtsmediziner des Rechtsmedizinischen Instituts Köln durchgeführt. Er bestätigte offiziell, dass Norbert Stolz Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist. Die genaue Todesursache war eine spitze Gewalteinwirkung gegen den Oberkörper. Es wurden auch Abwehrverletzungen entdeckt. Das spricht dafür, dass Norbert Stolz sich gegen seinen Angreifer zur Wehr gesetzt hat. Der Täter hatte insgesamt elf Mal auf den Oberkörper von Norbert Stolz eingestochen. Zunächst erhielt das Opfer einen heftigen Schlag ins Gesicht und wurde dann mit einem Messer angegriffen. Neun Stiche trafen das Opfer in die Brust, zwei in den Arm. An den Folgen dieser schweren Stichverletzungen ist Norbert Stolz letztendlich gesztorben. Der Tod von Norbert Stolz muss irgendwann in der Zeit zwischen 23.00 und 3.00 Uhr eingetreten sein.
Die Ermittlungen
Die Mordkommission der Kriminalpolizei Köln hatte am 24. Juni 1989 die Ermittlungen übernommen. Die Beamten führten damals auch intensive Ermittlungen in der Kaserne Butzweilerhof durch. Die Ermittler befragten alle
117 Soldaten der 2. Kompanie des Nachschub-Bataillons 205. Die Befragungen verliefen praktisch ergebnislos. Die 117 Soldaten waren alle in der Mordnacht zu Hause oder bei ihren Familien. Nur Norbert Stolz hatte an diesem Wochenende Dienst. Außer ihm hielt sich noch ein zweiter Soldat im Gebäude auf, er durfte die Kaserne wegen einer Verfehlung über das Wochenende nicht verlassen. Er hatte Norbert Stolz noch am Freitag gegen 22.00 Uhr in der Wachstube gesehen. Dieser Soldat konnte schnell als Täter ausgeschlossen werden. Er hatte nichts mit der Tat zu tun und hatte auch in der Mordnacht keine verdächtigen Wahrnehmungen gemacht.
Wie kam der Täter in den Wachraum?
Die Rekonstruktion der Tat und die Ergebnisse der Autopsie kreisten die Tatzeit zwischen 23.00 und 3.00 Uhr ein. Für die Ermittler stellte sich die Frage, wie der Täter in den Wachraum kam. Es gab nämlich gewisse Vorschriften für den Wachdienst. Beispielsweise sollte die Tür zum Wachraum immer verschlossen sein. Auch die anderen Türen im Gebäude U5 sollten immer abgeschlossen sein. Obwohl die Tür zum Wachraum eigentlich immer verschlossen sein sollte, gelang es dem unbekannten Angreifer, sich Zutritt zu dem Zimmer zu verschaffen, in dem Norbert Stolz schlief. Wie die Tat genau abgelaufen ist, konnte nicht rekonstruiert werden. Dazu sind einfach zu viele Dinge unklar. Fakt ist, dass der Täter mit einem Messer immer wieder auf Norbert Stolz eingestochen haben muss.
Bis heute konnte der Täter nicht ermittelt werden.
Die Tatwaffe konnte nicht gefunden werden. An einem geöffneten Fenster des Gebäudes fanden die Kriminaltechniker Blutanhaftungen von Norbert Stolz. Dies könnte ein Indiz dafür sein, dass der Täter auf diesem Weg geflüchtet sein könnte. Doch wie ist er ins Gebäude gekommen? Und wie ist er, wenn er kein Soldat war, in die Kaserne gelangt?
Mögliche Erklärungen
Für beides gibt es mögliche Erklärungen. In zwei Zäunen der Kaserne werden Löcher entdeckt, durch die jemand das Gelände hätte durchaus ohne Probleme betreten können. Wann und wie sie in die Zäune geschnitten wurden, ist jedoch unklar.
Außerdem war wohl eine Kellertür am Gebäude U5 offen. Wusste der Täter vielleicht davon?
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Luftaufnahme von der Kaserne Butzweilerhof in Köln-Ossendorf mit dem Gebäude U5. Foto: Polizei |
Die Theorien
Der Mord an Norbert Stolz ist weiterhin ungeklärt. Es gibt einige Theorien darüber, was hinter dem Verbrechen stecken könnte. Auf diese Theorien möchte ich nun kurz näher eingehen. Es gilt natürlich die Unschuldsvermutung.
1. Theorie "Verwechslung"
Handelte es sich vielleicht um eine Verwechslung?
Diese Theorie besagt, dass es nicht um Norbert Stolz ging. Der Täter hat Norbert Stolz mit einer anderen Person verwechselt und praktisch versehentlich angegriffen. Und wenn es sich um eine Verwechslung handelt, auf wen hatte der Täter es dann tatsächlich abgesehen?
2. Theorie "Persönlicher Bereich"
Stammt der Täter von Norbert Stolz aus dem persönlichen Bereich?
Die Staatsanwaltschaft und die Ermittler der Mordkommission vermuteten damals, dass der Täter aus dem persönlichen Bereich von Norbert Stolz kommt. Könnte der Mord vielleicht mit einer Frau in Zusammenhang stehen?
Nur wenige Tage nach dem Mord, erhielten die Eltern von Norbert Stolz einen Brief von einer gewissen "Annette". Leider ist nicht mehr über Annette bekannt. Weder ihr Nachname noch ihre Adresse sind bekannt, weil der Briefumschlag heute nicht mehr aufzutreiben ist. Annette stellte sich den Eltern als Freundin von Norbert vor und drückte ihr herzliches Beileid aus. Sie bat um ein Foto von ihm. Die Eltern schickten ihr eines. Weiteren Kontakt gab es nicht. Es ist unklar, ob die Eltern damals der Polizei von dem Brief erzählt haben. Vor gut zehn Jahren wurde der Brief an die Polizei weitergeleitet. Dieser Brief wäre für eine wichtige Spur gewesen. Wenn es um Eifersucht ging oder etwas in der Art, dann wäre diese Annette zumindest eine wichtige Zeugin. Auch die Polizei will sich den Brief nun noch einmal genauer ansehen.
3. Theorie "Einbrecher"
Wurde Norbert Stolz von einem Einbrecher getötet?
Diese Möglichkeit wurde auch in Betracht gezogen. Die Ermittler glauben nicht an die Einbrecher-Theorie, da nichts gestohlen wurde. Ich persönlich kann die Theorie noch nicht komplett ausschließen, weil der Täter möglicherweise doch ein Einbrecher war und die Sache aus dem Ruder gelaufen ist. Ich glaube, dass der Täter geplant hatte, die Waffen aus der Waffenkammer zu stehlen. Der Täter hatte die Information, dass am Wochenende in der Regel nur eine Person im Gebäude U5 anwesend ist. Der Täter wollte die Waffen stehlen, entweder hat er gewusst, dass die Waffenkammer verschlossen ist und man einen Schlüssel braucht, oder er hat es erst bemerkt, als er vor der Waffenkammer stand. Er dachte sich, dass der Wachdienst sicherlich in Besitz des Schlüssel für die Waffenkammer ist. Der Täter hatte die Information nicht, dass der Wachdienst überhaupt nicht in Besitz des Schlüssels der Waffenkammer ist. Der Täter ist zur Wachstube gegangen und hat es geschafft, dass Norbert Stolz die Tür geöffnet hat und ihn dann überwältigt. Oder der Einbrecher hat Norbert Stolz abgefangen, als er gerade zum Rundgang im Gebäude aufbrechen wollte. Es kam zum Kampf und die Sache geriet außer Kontrolle. Der Täter tötete Norbert Stolz und flüchtete, ohne etwas gestohlen zu haben.
Fazit:
Ich persönlich finde es schwierig, sich auf eine der genannten Theorien festzulegen. Es sind zu viele Fragen offen geblieben. Ich halte auch nicht viel von der Theorie, dass der Täter aus dem persönlichen Bereich von Norbert Stolz kommt. Ein Täter aus dem privaten Umfeld hätte einfachere Möglichkeiten gehabt, sich Norbert Stolz zu nähern, als in eine Kaserne einzubrechen und ihn dort anzugreifen. Außerdem haben die Ermittler den gesamten persönlichen Bereich von Norbert Stolz überprüft und nichts gefunden, was so eine Tat erklären würde. Ich finde die Sache mit Annette und dem Brief sehr interessant. Es ist schon seltsam, dass niemand in Norberts Umfeld diese Annette kannte. Warum hat sie sich nie bei der Polizei gemeldet? Sie könnte möglicherweise eine wichtige Zeugin sein.
Auch eine Verwechslung kann ich noch nicht komplett ausschließen. Ich halte es für durchaus möglich, dass es nicht um Norbert Stolz, sondern eigentlich um eine ganz andere Person ging. Norbert Stolz hatte ganz kurzfristig den Wachdienst übernommen. Eigentlich war eine andere Person an dem besagten Wochenende als Wachdienst eingeteilt. Wenn es sich tatsächlich um eine Verwechslung gehandelt hat, dann hätte der Täter es doch eigentlich auf die Person abgesehen, die eigentlich für den Wachdienst eingeteilt war. Vielleicht sollte man die Person und ihr Privatleben näher beleuchten.
Ich kann noch mit der Einbrecher-Theorie am meisten anfangen. Die Strafverfolgungsbehörden haben die Einbrecher-Theorie ausgeschlossen, weil nichts gestohlen wurde. Ich kann mit dieser Aussage nichts anfangen, da der Täter trotzdem aus räuberischer Gründen ins Gebäude eingedrungen ist und die Sache komplett aus dem Ruder gelaufen ist und mit der Ermordung von Norbert Stolz endete. Danach flüchtete der Täter, ohne etwas gestohlen zu haben.
Ich hoffe, dass wir irgendwann die Wahrheit erfahren werden, wer Norbert Stolz getötet hat und welche Motivation der Täter hatte. Ich habe die große Hoffnung, dass die Polizei nun vielleicht den Fall aufklären kann. Die Polizei hatte seinerzeit die blutverschmierte Kleidung von Norbert Stolz gesichert. Aktuell wird sie im Labor auf eventuelle DNA-Spuren des Täters untersucht, was damals noch nicht möglich war.
Die Nachwirkungen
Die Ermordung von Norbert Stolz hat die ganze Familie verändert.
Die Familie von Norbert Stolz lebt seit über drei Jahrzehnten in Ungewissheit, wer ihn getötet hat und warum er sterben musste. Seine Eltern sind schon seit Jahren tot und haben nie erfahren, was hinter dem Mord an ihrem Sohn steckt.
Die Angehörigen haben ein Recht auf die Wahrheit.
Möglicherweise gibt es Personen, die Informationen über den Mord haben und bisher geschwiegen haben. Es ist nie zu spät, das Richtige zu tun. Man kann die Hinweise [auch anonym] über verschiedene Wege an die Polizei weiterleiten. Mögliche Mitwisser brauchen auch keine Angst vor strafrechtlichen Konsequenzen zu haben, denn diese Straftaten sind längst verjährt.
Aktuelle Einstufung des Falls
Der Tod von Norbert Stolz wurde als Mord bzw. als Tötungsdelikt eingestuft. Der Fall ist mittlerweile ein Cold Case, aber die Strafverfolgungsbehörden ermitteln aktuell wieder aktiv in dem Fall. Die Polizei nimmt weiterhin Hinweise aus der Bevölkerung entgegen. Jeder Hinweis könnte wichtig sein.
Die Belohnung
Die Staatsanwaltschaft Köln hat für Informationen eine Belohnung von 5.000 Euro ausgelobt, die zur Ergreifung des Täters oder zur Aufklärung des Falls führen.
Fragen der Ermittler:
- Wer kann Angaben zu dem Verbrechen machen? Möglicherweise hat der Täter später mit jemandem darüber gesprochen.
- Wer kannte Norbert Stolz und kann etwas zu seinem Umfeld, seinen Kontakten oder seinen Gewohnheiten sagen?
- Wer weiß, ob Norbert Stolz mit jemandem einen Konflikt oder Ärger hatte?
- Wer weiß, wer für den Tod von Norbert Stolz verantwortlich gewesen sein könnte?
- Wer kennt die genauen Umstände und Hintergründe des Mordes an Norbert Stolz?
- Wer hat im Juni 1989 in der Gegend der Kaserne Butzweilerhof in Köln-Ossendorf etwas mitbekommen oder wahrgenommen, das mit der Tat zusammenhängen könnte?
- Haben ehemalige Soldaten, die 1989 in der Kaserne stationiert waren, etwas gesehen oder aufgeschnappt?
- Wer hat sonstige Informationen zu diesem Fall?
Hinweise nimmt die Kölner Cold Cases Einheit telefonisch unter 0221 229-0 oder per E-Mail unter poststelle.koeln@polizei.nrw.de entgegen.
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