SCHWEIZ: Tötungsdelikt z. N. von Emilia Emilova (2014)

Der Mord an Emilia Emilova

Wer hat Emilia Emilova getötet?


Im heutigen Beitrag möchte ich auf einen schweizer Cold Case aufmerksam machen. Wie ihr wisst, beschäftige ich mich in diesem Blog eigentlich nur mit deutschen Vermissten- und Mordfällen. In meinem Zweitblog beschäftige ich mich mit internationalen Vermissten- und Mordfällen. Ich möchte diese Fälle bewusst trennen. Ich mache gelegentlich auch mal eine Ausnahme. In diesem Fall möchte ich diese Ausnahme machen, weil sich der Fall zwar im Ausland, aber im deutschsprachigen Raum ereignet hat. Ich werde diesen Beitrag zu einem späteren Zeitpunkt auch in meinem Zweitblog vorstellen, damit ich mehr Personen erreichen kann. Es gibt nämlich Leser, die jeweils nur den einen der beiden Blogs verfolgen. Der Cold Case stammt aus dem Jahr 2014. Der Mord hat sich in Luzern im schweizer Kanton Luzern ereignet. Bis heute ist es den schweizerischen Strafverfolgungsbehörden nicht gelungen, den Fall aufzuklären. Das soll sich nun aber ändern. 

Der Mord an Emilia Emilova ist seit 2014 ungeklärt. Das soll sich nun aber ändern. Wer ist für den Tod von Emilia Emilova verantwortlich?
Foto: Polizei, SRF 

Der Fall Emilia Emilova

Emilia Emilova wurde am 17. September 1978 in Bulgarin geboren. Sie ist in Sindel in der Gemeinde Avren,  Bulgarien aufgewachsen. [Anm. Sindel ist ein Dorf in der Gemeinde Avren in der Provinz Varna im Nordosten Bulgariens. Es ist ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt für die Eisenbahnlinie Varna – Sofia und die Eisenbahn zu den Siedlungen Dalgopol, Komunari, Asparuhovo und Karnobat.]
Emilia hat noch zwei Schwestern. Sie hatte eine enge Beziehung zu ihrer Familie.

Sindel ist ein Dorf in der Gemeinde Avren in der Provinz Varna im Nordosten Bulgariens.
Foto: Google Maps 

Emilia Emilova ist in Sindel in der Gemeinde Avren in der bulgarischen Provinz Varna aufgewachsen. 
Foto: Google Maps 

Die Heirat

Emilia Emilova hatte schon früh geheiratet und zwei Söhne bekommen. Die Ehe zerbrach, weil ihr Ehemann sich in eine Frau verliebt hatte. Er verließ die Familie und nahm die zwei Söhne namens Hristo und Asen mit. Sie sah die beiden Söhne nur an den Wochenenden. Das war nicht sehr einfach für Emilia, aber sie akzeptierte die Situation. Emilia Emilova war nach der Trennung wieder in ihr Elternhaus zurückgekehrt und habe sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser gehalten, bis sie eines Tages plötzlich verschwunden sei. Als sie nach mehreren Wochen wieder aufgetaucht sei, habe sie erzählt, sie sei in der Schweiz gewesen, wo sie in einem Café gearbeitet habe.

Wer ist Mehmet?

Im Alter von 30 Jahren lernte Emilia Emilova einen Mann namens Mehmet kennen. Dieser Mann hatte nichts Gutes mit Emilia im Sinn. Er schlug ihr vor, dass sie in der Schweiz in einem Café arbeiten könnte und so gutes Geld für sie und ihre Söhne verdienen könnte. Emilia war einverstanden und ging in die Schweiz. In Luzern erwartete sie keinen Job im Café, sondern einen Job als Prostituierte auf dem Straßenstrich. Natürlich wollte Emilia Emilova diesen Job nicht machen, aber Mehmet manipulierte sie und setzte sie unter Druck. Er war nicht nur ein Freund, sondern ein Zuhälter. Letztendlich arbeitete Emilia regelmäßig auf dem Straßenstrich am Stadtrand von Luzern im Industriequartier Ibach nahe Emmenbrücke. 

Arbeit als Prostituierte 

Emilia Emilova arbeitete als Prostituierte, um ihren Kindern etwas zu ermöglichen. Sie sparte das Geld, um den Söhnen eine Ausbildung zu ermöglichen.  Mehmet blieb die ganze Zeit in Bulgarien und dirigierte seine Frauen via Telefon. Mehmed sei alle paar Wochen bei den Söhnen aufgetaucht und habe ihnen 100 oder 150 Euro gebracht, die damals 12 und 15 Jahre alt waren. Heute sind die beiden 22 und 25 Jahre alt und leben in Varna, einer Stadt an der bulgarischen Schwarzmeerküste. Zunächst arbeitete Emilia Emilova einige Zeit in der Schweiz und kehrte dann für ein paar Tage nach Bulgarien zurück. Später mietete sie sich eine Wohnung im Kanton Aargau. Ab diesem Zeitpunkt arbeitete sie regelmäßig auf dem Straßenstrich am Stadtrand von Luzern. Emilia hat nur ihrer Schwester von ihrer Arbeit als Prostituierte erzählt. Der Rest der Familie wusste nichts von ihrer Arbeit als Prostituierte. Sie gingen davon aus, dass sie in einem Café in der Schweiz arbeiten würde. Emilia Emilova wollte mit dem Geld, das sie in der Schweiz verdiente, eine Wohnung für sich und ihre Söhne kaufen.

Emilia Emilova wollte eine Wohnung für sich und ihre beiden Söhne in Bulgarien kaufen. 
Foto: Polizei, SRF 

Das Verschwinden 

In der Nacht zum 21. September 2014 [Sonntag] arbeitete die 36-jährige Emilia E. Auch wieder auf dem Straßenstrich am Stadtrand von Luzern im Industriequartier Ibach. Ihre Arbeitskolleginnen hatten Emilia zum letzten gegen 1.15 Uhr gesehen. Anschließend war Emilia E. nicht mehr für ihre Arbeitskolleginnen auf ihrem Mobiltelefon erreichbar gewesen. Die Kolleginnen von Emilia E. machten sich sofort Sorgen um sie. Die Arbeitskolleginnen vom Strassenstrich meldeten Emilia E. am Sonntagmorgen um 2.20 Uhr einer Patrouille der Luzerner Polizei als vermisst.

Das Industriequartier Ibach befindet sich am Stadtrand von Luzern im Stadtteil Emmen, im Kanton Luzern, Schweiz. Dort befindet sich auch der Straßenstrich. 
Foto: Google Maps 

Emilia Emilova wurde am 21. September 2014 um 1.15 Uhr das letzte Mal lebend auf dem Straßenstrich im Industriequartier Ibach in Luzern-Emmen gesehen. 
Foto: Google Maps 

Die Entdeckung

Am Morgen des 21. September 2014 um 9.45 Uhr wurde eine weibliche Leiche im Vierwaldstättersee zwischen Stansstad und Kehrsiten auf Höhe Fürigen im Gebiet Harissenbucht-Steinbruch [Kanton Nidwalden] entdeckt. Die Polizei wurde über den Fund alarmiert. Die Wasserschutzpolizei konnte die Leiche bergen. Zunächst war die Identität der toten Frau unbekannt. Die Polizei konnte die unbekannte Tote schnell als die 36-jährige Bulgarin Emilia E. identifizieren, die am frühen Sonntagmorgen als vermisst gemeldet worden war. Die Leiche wurde für weitere forensische Untersuchungen zum Institut für Rechtsmedizin in Zürich [IRMZ] transportiert. 

Die Leiche von Emilia Emilova wurde im Vierwaldstättersee bei Stansstad entdeckt. Der Vierwaldstättersee ist ein von Bergen der Voralpen umgebener Alpenrandsee in der Zentralschweiz. Er liegt auf dem Gebiet der Kantone Uri, Schwyz, Unterwalden [d. h. Nid- und Obwalden] und Luzern. Die größten Orte am Ufer sind Luzern, Küssnacht, Horw und Brunnen. Der See ist 114 km² groß und liegt auf einer Höhe von 433 m ü. M. und ist 214 m tief.
Foto: Google Maps 

Die Leiche von Emilia Emilova wurde am 21. September 2014 gegen 9.45 Uhr in der Harissenbucht im Vierwaldstättersee zwischen Stansstad und Kehrsiten auf Höhe Fürigen entdeckt. 
Foto: Google Maps 

Der Vierwaldstättersee mit Blick von Stansstad. 
Foto: Google Maps 

Die Obduktion 

Die Leiche von Emilia E. wurde vom zuständigen Rechtsmediziner des Institut für Rechtsmedizin in Zürich [IRMZ] obduziert. Der Oberkörper des Opfers war unbekleidet. Mit einem Draht waren blaue Bänder an der Leiche befestigt. Die blauen Bänder waren die Tragegriffe einer Einkaufstasche. Der Täter hat den Beutel mit schwerem Material gefüllt und versucht, damit die Leiche im See zu versenken. Dabei waren die Griffe abgerissen.
Bereits nach den ersten Untersuchungen des Instituts für Rechtsmedizin in Zürich [IRMZ] stand fest, dass Emilia E. Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist. Die genaue Todesursache war Gewalt gegen den Hals. Sie wurde erwürgt. Aufgrund der Körpertemperatur bei der Entdeckung der Leiche geht man davon aus, dass sie noch nicht lange im Wasser war, als sie aufgefunden wurde. Die Körpertemperatur war noch höher als die Wassertemperatur des Vierwaldstättersee. Außerdem stellte der Rechtsmediziner fest, dass Emilia Emilova bereits tot war, als sie in den See geworfen wurde. 

Die Einkaufstasche 

Die Einkaufstasche, mit der der Täter die Leiche im See versenken wollte, stammte von der Lebensmittelkette Migros und war damals in der Schweiz stark verbreitet. Sie hatte blaue Griffe und Umhängeschlaufen. Die Tasche war mit einem grünen Gartendraht an der Leiche befestigt. Dieser ist etwa 1,4 mm dick. Die Polizei geht davon aus, dass der Täter beide Sachen zufällig in seinem Auto hatte.

Die Einkaufstasche von Migros und der grüne Draht, die der Täter benutzt hat, um die Leiche zu beschweren. 
Foto: Polizei 

Die Ermittlungen

Die Staatsanwaltschaft Nidwalden und die Kantonspolizei Nidwalden sind für die Ermittlungen im Fall Emilia E. zuständig. Auch die Luzerner Untersuchungsbehörden sind in den Fall involviert, weil das Opfer bei der Luzerner Polizei als vermisst gemeldet wurde. Bereits im Jahr 2014 wurden umfangreiche Ermittlungen durchgeführt. Die Beamten der Kantonspolizei Nidwalden konnten herausfinden, dass das Opfer in der Nacht zum 21. Oktober 2014 gegen 1.15 Uhr das letzte Mal lebend gesehen wurde. Außerdem konnte ermittelt werden, dass Emilia E. in der Nacht zum 21. Oktober 2014 mindestens einen Freier hatte. Laut Aussage der Arbeitskolleginnen soll Emilia E. an dem Abend jedoch mehrere Kunden bedient haben. Eine Arbeitskollegin sagte aus, dass sie Emilia Emilova zum Zeitpunkt ihres Verschwindens in Begleitung eines unbekannten Mannes gesehen habe. Laut ihrer Aussage, sollen Emilia und der unbekannte Mann händchenhaltend den Strassenstrich verlassen haben. Das Händchenhalten war sehr ungewöhnlich für Emilia. Es ist unklar, ob sie zum Zeitpunkt ihres Verschwindens mit einem Kunden/Freier oder mit einem Bekannten/Freund unterwegs war. Die Ermittler fanden heraus, dass Emilia ihre Einkünfte immer an Mehmed schickte, der sich in Bulgarien aufhielt. Er sollte für Emilia das Geld in eine Immobilie investieren und ein regelmäßiges Taschengeld an die Söhne weitergeben. Die Söhne [Hristo und Asen] erhielten tatsächlich einen kleinen Teil des Geldes, den Rest behielt Mehmed für sich.

Suchmaßnahmen am Leichenfundort durchgeführt 

Die Beamten der Kantonspolizei Nidwalden und der Wasserschutzpolizei Zürich haben nach dem Fund der Leiche den Fundort und die Umgebung mehrfach auf Spuren abgesucht. Am Ufer und von einem Boot aus waren die Polizisten dabei, nach Spuren zu suchen. Beispielsweise suchten die Beamten nach den persönlichen Gegenständen des Opfers, die die Frau bei sich getragen hatte. Sie soll zum Zeitpunkt ihres Verschwindens eine schwarze Lederjacke, dunkle Hosen und rote Schuhe getragen haben. Außerdem hatte sie eine Handtasche dabei. Diese Gegenstände konnten nicht gefunden werden. 
Einige Spuren konnten jedoch sichergestellt werden. Die Ermittler haben auch die Arbeitskolleginnen der Getöteten vom Strassenstrich Ibach befragt. Die Befragungen ergaben, dass Emilia E. eine sehr erfahrene Prostituierte war. Sie und ihre Kolleginnen passten so weit wie möglich aufeinander auf. 

Verschwundene Gegenstände

Aus dem Besitz von Emiliya Emilova sind einige Gegenstände verschwunden. Dazu zählt ihre komplette Oberbekleidung[ u.a. eine dunkle Jacke oder ein dunkler Poncho, ein Paar rote Schuhe, eine Damenhandtasche]. Außerdem fehlen ihr Handy und ein kleiner silberfarbener Ohrstecker in Form eines Rings, Durchmesser: etwa 1,4 cm. 

So ein Ohrring fehlt seit der Tat. 
Foto: Polizei 

Hinweise aus der Bevölkerung 

Die Staatsanwaltschaft Nidwalden ging über die Medien mit dem Fall an die Öffentlichkeit. Man erhoffte sich Hinweise aus der Bevölkerung. Tatsächlich meldeten sich einige Zeugen bei der Polizei. Anhand der bisherigen Untersuchung bestehen Anhaltspunkte, dass es in den frühen Morgenstunden des 21. September zwischen 2.00 Uhr und 6.00 Uhr morgens im Bereich des Denners und der Kirche in Stansstad zu einer lautstarken verbalen Auseinandersetzung zwischen mehreren Personen gekommen ist. Ein weiterer Anhaltspunkt ist ein schwarzer Poncho, den das Opfer in der Tatnacht trug. Ein solcher wurde in Luzern im Bereich der Ibachstrasse bei einem Hydranten gefunden.

Wichtige Zeugen gesucht 

Am Abend der Tat waren am Straßenstrich in Luzern zwei Männer aufgefallen. Beide konnten bis heute nicht ermittelt werden. Sie werden als wichtige Zeugen gesucht. Der eine Mann hatte eine Glatze, war 25 bis 40 Jahre alt, ca. 1,75 m groß, muskulös und dunkel gekleidet. Er trug Ohrhörer, möglicherweise von einem Handy.
Der andere Zeuge hatte dunkles, längeres Haar, war etwa 1,85 m groß und schlank.

Wer kann die beiden Männer identifizieren?
Foto: Polizei 

Fall wurde allmählich kalt 

Trotz der umfangreichen Ermittlungen konnte der Fall letztendlich nicht aufgeklärt werden. Viele Fragen sind bis heute unbeantwortet geblieben. Die Ermittler sind allen Spuren und Hinweisen mehrfach nachgegangen. Irgendwann hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen eingestellt. Die Ermittler mussten sich mit neuen Fällen befassen.

Erneute Ermittlungen 

Die Staatsanwaltschaft Nidwalden und die Kantonspolizei Nidwalden haben die Ermittlungen im Fall der ermordeten bulgarischen Prostituierten und zweifachen Mutter Emilia E. nun wieder aufgenommen. Die Strafverfolgungsbehörden möchten den Fall nun endlich aufklären, deshalb wird nun auch wieder vermehrt in den Medien über den Fall berichtet. Die Behörden bitten die Bevölkerung erneut um Hinweise. Außerdem hat der SRF eine Dokumentation über den Fall produziert, der nun ausgestrahlt wurde. Die Dokumentation kann man bei Youtube oder in der Mediathek des SRF anschauen. Auch in der kommenden Sendung von "Aktenzeichen XY ungelöst" wird der Fall Emilia E. ausführlich behandelt. Die Sendung wird am 26. März 2025 um 20.15 Uhr im ZDF ausgestrahlt und ist danach für eine Woche in der Mediathek verfügbar. Festnahmen habe es noch keine gegeben. Es wird noch immer gegen Unbekannt ermittelt. 

Die Theorien 

Der Mord an Emilia Emilova ist weiterhin ungeklärt. Es gibt einige Theorien darüber, warum sie möglicherweise sterben musste und wer für ihren Tod verantwortlich sein könnte. Auf diese Theorien möchte ich nun kurz näher eingehen. Es gilt natürlich die Unschuldsvermutung. 

1. Theorie "Freier/Kunde"

Wurde Emilia Emilova von einem Freier/Kunden getötet?

Diese Möglichkeit kann nicht ausgeschlossen werden. Die Arbeit auf dem Straßenstrich ist nicht sicher, auch wenn die Frauen versuchen, gegenseitig auf sich aufzupassen. Man weiß nicht, zu wem man ins Auto steigt. Die Polizei kann daher nicht ausschließen, dass der letzte Freier/Kunde etwas mit ihrem Tod zu tun hat. 

2. Theorie "Auftragsmord im Milieu"

Wurde Emilia Emilova getötet, weil sie mit der Prostitution aufhören wollte?

Auch diese Möglichkeit muss in Betracht gezogen werden. Emilia Emilova wollte mit der Prostitution aufhören. Dies könnte durchaus ein Motiv für ihre Ermordung sein. Es könnte sein, dass jemand beauftragt wurde, Emilia Emilova aus dem Weg zu räumen. Und da kommt Mehmet ins Spiel. Er war schließlich ihr Zuhälter. Als Emilia Emilova mit der Prostitution aufhören wollen, habe Mehmed sie und ihre Familie massiv bedroht. Das haben die Angehörigen bei der Polizei angegeben. Aus Angst sei sie rund ein Jahr lang auf den Strich gegangen, bis sie im September 2014 getötet wurde. Möglicherweise wollte man mit der Tötung von Emilia Emilova auch ein Exempel statuieren. Jeder, der aufhören oder bei den Strafverfolgungsbehörden aussagen will, sollte sicher sein, dass das Konsequenzen hat. Angeblich hat Emilia Emilova anderen Prostituierten erzählt, dass sie nicht mehr anschaffen und abhauen wollte. Die anderen Frauen haben sie angeblich bei Mehmed verraten. Außerdem hatte die Kantonspolizei Luzern zu diesem Zeitpunkt auch gegen Mehmed ermittelt. Es stand der Verdacht des Menschenhandels im Raum. Eine Frau, die für Mehmed als Prostituierte gearbeitet hat, hatte sich damals einer Mitarbeiterin des Vereins Lisa anvertraut. Sie gab die Informationen an die Polizei weiter. [Anm. Der Verein LISA anerkennt Sexarbeit als Arbeit und als gesellschaftliche Realität. LISA setzt sich seit 2013 mit verschiedenen Angeboten für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen von Sexarbeiter:innen, für deren Gesundheit, deren Rechte und für die gesellschaftliche Akzeptanz von Sexarbeit ein.] Möglicherweise hatte Mehmet Angst, dass Emilia Emilova früher oder später gegen ihn aussagen würde. Wurde Emilia Emilova deshalb aus dem Weg geräumt?

Fazit:

Ich persönlich halte beide Theorien für möglich. Ein Freier/Kunde könnte Emilia Emilova getötet haben und ihre Leiche in den Vierwaldstättersee geworfen haben. Auch ein Auftragsmord im Milieu ist möglich. Schließlich wollte Emilia endgültig mit der Prostitution aufhören. Die schweizer Ermittler wollten natürlich auch mit Mehmet sprechen. Der ist aber seit 2016 abgetaucht. Zuvor musste Mehmet sich bereits den Strafverfolgungsbehörden in Varna, Bulgarien, stellen. Er sollte der Prozess wegen organisierter Kriminalität und Zuhälterei gemacht werden. Er konnte sich zunächst den Behörden entziehen und wurde sogar via INTERPOL gesucht. Man konnte ihn schließlich festnehmen und nach Bulgarien bringen, wo ihm schließlich der Prozess gemacht wurde. Er wurde tatsächlich freigesprochen und verließ sofort Bulgarien. Seit 2016 ist er untergetaucht. Es gibt das Gerücht, dass er sich in Dubai aufhält. Bestätigt ist das aber nicht. Ich halte ihn für einen Verdächtigen in diesem Fall. 

Ich hoffe, dass die Staatsanwaltschaft Nidwalden und die Kantonspolizei Nidwalden nun den Fall mit der Hilfe der Bevölkerung aufklären kann. Nun sind fast über 11 Jahre seit der Ermordung von Emilia Emilova vergangen. Ich bin überzeugt, dass es Personen gibt, die mehr Informationen über den Mord an Emilia Emilova haben. Gerade der lange Zeitspanne seit der Ermordung bis heute, könnte sich positiv auf die Ermittlungen auswirken. Beziehungen und Abhängigkeitsverhältnisse könnten sich verändert haben. Mögliche Ängste, die damals bestanden haben, könnten heute nicht mehr vorhanden sein. Zudem sei es bekannt, dass sich viele Täter irgendwann irgendwem anvertrauten. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass der Fall nach über zehn Jahren doch noch aufgeklärt werden kann. 

Die Nachwirkungen 

Die Familie von Emilia Emilova leidet sehr unter dem Verlust von Emilia. Die Mutter von Emilia ist nur ein paar Jahre nach ihrem Tod gestorben. Ihr Vater, ihre Söhne und ihre Schwestern möchten, dass der Fall endlich aufgeklärt wird, damit Emilia auch ihren Frieden hat.

Wer hat Emilia Emilova getötet?
Foto: Polizei, SRF 

Aktuelle Einstufung des Falls 

Der Tod von Emilia Emilova wurde von den Strafverfolgungsbehörden als Mord bzw. als Tötungsdelikt eingestuft. Obwohl der Fall mittlerweile als Cold Case bezeichnet wird, ermittelten die Staatsanwaltschaft Nidwalden und die Kantonspolizei Nidwalden wieder aktiv in dem Fall. Die Ermittler nehmen weiterhin Hinweise aus der Bevölkerung entgegen. Jeder Hinweis könnte wichtig sein. 

Die Belohnung 
Für Informationen hat die Staatsanwaltschaft Nidwalden eine Belohnung von 10.000 Franken ausgelobt, die zur Ergreifung des Täters oder zur Aufklärung des Falls führen. 

Fragen der Ermittler:
  1. Wer hatte vor dem oder am Tatabend Kontakt zur ermordeten Frau? Wer kann Angaben zu Kunden oder Begleitpersonen der Frau in der Tatnacht machen?
  2. Wer hat Emilia Emilova in den frühen Morgenstunden des 21. September 2014 gegen 1.15 Uhr in Begleitung eines Mannes im Industriequartier Ibach gesehen? Wer kann mehr Angaben zu diesem Mann machen?
  3. Wer hat Emilia Emilova am 21. September 2024 nach 1.15 Uhr allein oder in Begleitung im Industriequartier Ibach oder an einer Örtlichkeit gesehen?
  4. Wer kann etwas zu den Kleidungsstücken und der Handtasche von Emilia Emilova?
  5. Wer hat am 21. September 2014 in der Zeit zwischen 1.15 Uhr und 9.45 Uhr verdächtige Beobachtungen im Gebiet Harissenbucht/Steinbruch in Stansstad gemacht?
  6. Wer kann etwas zu einer lautstarken verbalen Auseinandersetzung zwischen mehreren Personen sagen, die am 21. September 2014 zwischen 2.00 Uhr und 6.00 Uhr morgens im Bereich des Denners und der Kirche in Stansstad stattgefunden haben soll?
  7. Wer hat andere Beobachtungen oder Wahrnehmungen gemacht, die mit dem Mord an Emilia Emilova in Zusammenhang stehen könnten?
  8. Wer hat nach der Tat irgendwelche Gerüchte gehört?
  9. Gibt es Personen, die sich nach der Tat auffällig oder nervös verhalten haben, den Wohnort wechselten oder über die Tat gesprochen haben?
  10. Hat jemand in der Vergangenheit oder kürzlich Informationen zu dieser Tat erhalten, die für die Ermittlungen relevant sein könnten?
  11. Wer hat sonstige Informationen zu diesem Fall?

Wer Informationen zu diesem Fall hat, wird gebeten, sich bei der Kantonspolizei Nidwalden unter der Rufnummer 041 618 44 66 melden. 
Für Hinweise aus Deutschland steht das Bundeskriminalamt Wiesbaden unter der Telefonnummer 0611 / 551 81 40 zur Verfügung. 

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