OFFENBACH AM MAIN: Tötungsdelikt z. N. von Miljan Grujičić (2002)

Der Mord an Miljan Grujičić

Wer hat Miljan Grujičić getötet?

Im heutigen Beitrag geht es um einen Cold Case aus dem Jahr 2002. Der Mord ereignete sich in Offenbach am Main, Hessen. Bis heute konnte der Fall nicht aufgeklärt werden. 

Der Mord an Miljan Grujičić ist seit 2002 ungeklärt. Warum musste Miljan Grujičić sterben?
Foto: Polizei 

Der Fall Miljan Grujičić

Miljan Grujičić wurde im Jahr 1969 in Montenegro [damals noch Jugoslawien] geboren und ist dort auch aufgewachsen. Im Jahr 1991 begann der  Jugoslawien-Krieg und Miljan Grujičić kam deshalb im Jahr 1992 nach Deutschland. Dort lernte er auch seine Frau kennen, die ursprünglich ebenfalls aus Montenegro stammte [Anm. Manche Quellen sprechen auch von Bosnien] und auch wegen des Jugoslawien-Krieges nach Deutschland kam. Diese Frau heiratete Miljan Grujičić später. [Anm. Die Jugoslawienkriege, auch Balkankriege, postjugoslawische Kriege oder jugoslawische Nachfolgekriege genannt, waren eine Serie von Kriegen auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien, die von 1991 bis 2001 geführt wurden und mit dem Zerfall des Staates verbunden waren.]

Treffpunkt für Männer und Frauen aus dem ehemaligen Jugoslawien 

Im Jahr 2002 war der 33-jährige Miljan Grujiči bereits acht Jahre mit seiner Frau verheiratet und lebte in Offenbach am Main, Hessen. [Anm. Offenbach am Main ist die fünftgrößte hessische Stadt, eines von zehn Oberzentren in Hessen und auf Platz 58 der größten Städte Deutschlands. Die kreisfreie Stadt liegt im Rhein-Main-Gebiet und grenzt direkt an die Nachbarstadt Frankfurt am Main, mit der ein zusammenhängendes Siedlungsgebiet gebildet wurde. Offenbach und Frankfurt sind über den Regionalverband FrankfurtRheinMain kooperativ verbunden. Offenbach am Main hat 134.170 Einwohner.] Miljan Grujičić war erfolgreicher Besitzer der Diskothek "Madonna" in Offenbach, Hessen. Die Diskothek "Madonna" war überregional bekannt und galt damals vor allem als Treffpunkt für Männer und Frauen aus dem ehemaligen Jugoslawien. Miljan Grujiči war damals immer mit einem Ferrari oder einem Mercedes unterwegs und ist für ein großspuriges Auftreten bekannt.

Miljan Grujičić lebte bis zu seinem Tod in Offenbach am Main, Hessen. Dort betrieb er die Diskothek "Madonna" in der Bahnhofstraße.
Foto: Google Maps 

In kriminelle Aktivitäten verwickelt 

Das "Madonna" zog damals nach Erkenntnissen der Polizei auch Menschen aus dem kriminellen Milieu an. Miljan Grujičić soll davon gewusst haben und auch in kriminelle Aktivitäten verwickelt gewesen sein. Er soll an kriminellen Geschäften wie Waffen- und Drogenhandel beteiligt gewesen sein. Er soll auch bekannt für seine Alleingänge gewesen sein. Dies könnte bei einigen Leuten nicht so gut angenommen sein, so zumindest die Einschätzung der Ermittler.

Treffen mit Geschäftspartnern 

Am 23. November 2002 verbrachte der 33-jährige Miljan Grujičić den Tag mit einigen  Geschäftspartnern. Bis etwa 22.00 Uhr hielt er sich in seiner Diskothek auf. Anschließend fuhr Miljan Grujičić nach Hause, um sich frisch zu machen und nach eigenen Angaben den Boxkampf zwischen Larry Donald und Vitali Klitschko im Fernsehen anzuschauen. Ob das auch tatsächlich so gewesen ist, konnte bis heute nicht bestätigt werden. Es ist auch möglich, dass er sich noch mit einer anderen Person oder mehreren anderen Personen  getroffen hat.

Der Mord

An diesem Abend fuhr Miljan Grujičić um 23.33 Uhr in seinem Mercedes CL 500 erneut zu seiner Diskothek "Madonna" zurück. Er fuhr dort in den Hinterhof, um dort seinen Wagen zu parken. Bevor er aus seinem Wagen ausstieg, versuchte er noch, jemanden anzurufen. Er stieg mit dem Handy am Ohr aus seinem Wagen aus. Plötzlich sind mehrere Schüsse gefallen. Miljan Grujičić ist neben seinem Auto zusammengesackt und war sofort tot. Der Schütze musste sich in der Dunkelheit versteckt haben. Ein Nachbar hat die Schüsse wahrgenommen und sieht Miljan Grujičićr am Boden liegen. Der Zeuge hat den Notruf gewählt und war anschließend zum Diskotheken-Eingang an der Straße geeilt, um die Türsteher zu informieren. Der eintreffende Notarzt konnte nichts mehr für Miljan Grujičić tun. Er wurde noch am Tatort für tot erklärt. Die Polizei sperrte den Tatort/Leichenfundort in der Bahnhofstraße 14-16 ab und die Kriminaltechniker sicherten die Spuren. Die Leiche von Miljan Grujičić wurde für weitere forensische Untersuchungen in das Rechtsmedizinische Institut Frankfurt am Main gebracht.

Miljan Grujičić wurde im Hinterhof der Diskothek "Madonna" erschossen.
Foto: Google Maps 

Die Autopsie 

Bei der Autopsie wurde offiziell festgestellt, dass Miljan Grujičić ermordet wurde. Miljan Grujičić ist an den Folgen mehrerer Schusswunden gestorben. Der Todeszeitpunkt wurde auf 23.35 festgelegt.

Die Tatwaffe 

Die Forensiker der Ballistik konnten herausfinden, dass das Opfer vermutlich mit einer Pistole der Marke "Crvena Zastava", Modell 67 oder 70, erschossen worden ist.

Mit dieser Pistole der Marke "Crvena Zastava", Modell 67 oder 70 wurde Miljan Grujičić vermutlich erschossen.
Foto: Polizei 

Die Ermittlungen 

Die Ermittler stellten fest, dass die Ermordung von Miljan Grujičić einer Hinrichtung glich. Es war eine geplante und gezielte Tat gewesen. Die Kriminalpolizei Offenbach hat damals sehr gründlich im Umfeld von Miljan Grujičić ermittelt und kam schließlich zu zwei möglichen Theorien. Das offensive Auftreten und die Alleingänge von Miljan Grujičić bei den illegalen Machenschaften im Club sollen immer wieder zu größeren Diskussionen und Streitereien zwischen ihm und seinen Geschäftspartnern geführt haben. Möglicherweise hat es Personen in seinem Umfeld gegeben, die ihn aus dem Weg räumen wollten, bevor das mutmaßliche Risiko, ins Visier der Polizei zu geraten, zu hoch wurde.

Wer hat Miljan Grujičić getötet und was war das Motiv?
Foto: Google 

Kam der Mörder aus seiner Heimat?

Die Sonderkommision hat außerdem ein Ereignis aus seiner Vergangenheit im Blick, das möglicherweise zur Ermordung von Miljan Grujičić geführt haben könnte. In seiner Heimat Montenegro soll Miljan Grujičić im Jahr 1990 in eine Schießerei verwickelt gewesen sein, bei der zwei Männer ums Leben kamen. Der Täter des damaligen Feuergefechts kam nur wenige Jahre vor Miljan Grujičićs Tod wieder auf freien Fuß. Möglicherweise steht der Tod Miljan Grujičićs damit in Zusammenhang. Höchstwahrscheinlich war es ein Auftragsmord. Zumindest war die Tat ein geplanter und gezielter Akt.

Vor wem hatte Miljan Grujičić Angst?
Foto: Google 

Hatte Miljan Grujičić Angst vor jemandem?

In den Wochen und Monaten vor seinem Tod hatte sich Miljan Grujičić mit Waffen und einer schusssicheren Weste ausgestattet. Hatte er etwas geahnt? Der 33-jährige Miljan Grujičic hatte oft eine Art Notizbuch dabei, in dem er viele seiner Kontakte notiert oder Informationen über Schulden und Schuldner niedergeschrieben haben soll. Dieses Notizbuch ist bis heute spurlos verschwunden. 

Die Theorien 

Der Mord an Miljan Grujičić ist auch über zwanzig Jahre nach der Tat noch immer ungeklärt. Es gibt viele Theorien und Gerüchte darüber, wer hinter dem Mord steckten könnte. Ich möchte kurz näher auf die Theorien eingehen .

1. Theorie "Mörder stammte aus der Heimat"

Stammte der Mörder von Miljan Grujičić aus seiner Heimat Montenegro oder dem ehemaligen Jugoslawien?

Dies könnte tatsächlich möglich sein. Wie bereits erwähnt, so Miljan Grujičić im Jahr 1990 in eine Schießerei verwickelt gewesen sein, bei der zwei Männer ums Leben kamen. Ein Mann saß deshalb im Gefängnis und wurde einige Jahre vor dem Mord wieder aus der Haft entlassen. Vielleicht wollte sich jemand an ihm rächen und gab den Mord in Auftrag. Es ist auch nicht viel über die Vergangenheit von Miljan Grujičić bekannt und in was für Aktivitäten er in der Heimat Montenegro verstrickt gewesen ist. Der Mörder könnte auch aus diesem Umfeld kommen.

2. Theorie "Schuldner"

Hat ein Schuldner etwas mit dem Mord zu tun?

Auch diese Möglichkeit ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Es ist klar, dass es Personen gab, die Schulden bei Miljan Grujičić hatten. Möglicherweise wollte jemand durch dem Mord an Miljan Grujičić auch seine Schulden loswerden. Miljan Grujičić hat alles über die Schuldner und Schulden in ein Notizbuch geschrieben, das seit der Tat verschwunden ist. 

3. Theorie "Geschäftspartner"

Hat ein Geschäftspartner von Miljan Grujičić etwas mit dem Mord zu tun?

Diese Theorie besagt, dass ein Geschäftspartner von Miljan Grujičić etwas mit seinem Tod zu tun haben könnte. Möglicherweise kam der Auftrag für den Mord von einem Geschäftspartner, der mit den Alleingängen von Miljan Grujičić nicht sehr zufrieden war. Außerdem waren die Alleingänge mit einem Risiko verbunden. Es könnte sein, dass ein Geschäftspartner [oder mehrere Geschäftspartner] Miljan Grujičić loswerden wollte[n], bevor die ganze Sache noch weiter in Gefahr bringt. 

4. Theorie "Umfeld"

Kam der Mörder von Miljan Grujičić aus seinem direkten Umfeld?

Auch diese Möglichkeit muss in Betracht gezogen werden. Der Erfolg von Miljan könnte auch innerhalb seines Umfeldes zu Neid geführt haben. Es könnte sein, dass jemand seinen Platz einnehmen wollte oder sich benachteiligt gefühlt hat und deshalb der Auftrag zum Mord erteilt wurde.

Fazit:

Ich werde mich dieses Mal mit dem Fazit sehr kurz und knapp halten. Ich persönlich halte alle aufgeführten Theorien für möglich. Alle Theorien basieren auf Gerüchten und Spekulationen. Nichts konnte bewiesen oder ausgeschlossen werden. Da die Aussagebereitschaft in diesen Milieus gegen Null tendiert, wird es für die Ermittler sehr schwierig werden, den Fall doch noch aufzuklären. Ich denke, dass es da draußen Menschen gibt, die wissen, wer für den Tod von Miljan Grujičić verantwortlich ist und warum er sterben musste.



Aktuelle Einstufung des Falls 

Der Tod von Miljan Grujičić wurde als Mord eingestuft. Man kann den Fall als Cold Case bezeichnen, obwohl die Polizei aktuell aktiv in dem Fall ermittelt. Die Polizei ist weiterhin auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen. Jeder Hinweis könnte wichtig sein.

Die Belohnung 
Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main hat für Informationen eine Belohnung von 10.000 Euro ausgelobt, die zur Ergreifung des Täters oder zur Aufklärung des Falls führen.

Fragen der Ermittler:
  1. Wer kannte Miljan Grujičić und kann mehr Angaben zu seinem Umfeld, seinen Gewohnheiten oder seinen privaten und geschäftlichen Kontakten sagen?
  2. Wem hat sich Miljan Grujičić vor seinem Tod anvertraut? Vor wem oder was hatte er Angst?
  3. Wer hat bereits im Jahr 2002 mit der Polizei gesprochen und hat aus welchem Grund auch immer, nicht die ganze Wahrheit erzählt und ist jetzt bereit zu alles zu erzählen? Gesucht werden insbesondere Geschäftspartner, die selbst kriminellen Aktivitäten nachgegangen sind und Menschen, die entweder mit dem Täter befreundet waren oder in einem Abhängigkeitsverhältnis mit dem Täter standen, z.B. Ehefrauen und Freundinnen. Polizei und Staatsanwaltschaft verweisen auf die mögliche Verjährung eigener Tatbeteiligungen oder eventuell getätigter Falschaussagen. 
  4. Wer hat am 23. November 2002 Beobachtungen im Hinterhof der Diskothek "Madonna" in der Bahnhofstraße 14-16 in Offenbach am Main gemacht?
  5. Wer ist die Familie, die zum Tatzeitpunkt in einem schwarzen Kombi aus dem Hinterhof gefahren sein soll? Es war mindestens ein Kind auf dem Rücksitz
  6. Wer kann etwas zum Verbleib des Notizbuchs sagen?
  7. Wer kann Angaben zum Aufenthalt von Miljan Grujičić in der Zeit von 22.00 Uhr bis zur Rückkehr zum Club gegen 23.30 Uhr machen? Wo genau hielt er sich auf und mit wem war er zusammen?
  8. Wer kennt die genauen Umstände und Hintergründe des Mordes an Miljan Grujičić?
  9. Wer weiß, wer für den Tod von Miljan Grujičić verantwortlich gewesen sein könnte?
  10. Wer hat andere Beobachtungen gemacht, die mit dem Mord an Miljan Grujičić in Zusammenhang stehen könnten?
  11. Wer hat sonstige Informationen zu diesem Fall?

Hinweise nimmt die Kriminalpolizei Offenbach unter der Rufnummer  069 / 80 98 0 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.

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