ÖSTERREICH: Tötungsdelikt z. N. von Harald S. (2022)

Der Mord an Harald S.

Wer tötete Harald S. und warum?

Über diesen Fall habe ich vor ungefähr elf Monaten das erste Mal gelesen. Ich hatte mich einige Tage mit dem Fall beschäftigt und ihn wieder aus den Augen verloren, da ich dachte, der Fall wird sicherlich schnell aufgeklärt werden. Da habe ich mich aber getäuscht, der Fall ist leider noch immer nicht aufgeklärt, deshalb möchte ich auf den Fall aufmerksam machen. Der Fall stammt aus dem Jahr 2022 und der Mord ereignete sich in Wien-Simmering, Österreich.

Der Mord an Harald S. ist seit März 2022 ungeklärt. Wer tötete Harald S. und warum?
Foto: Google

Der Fall Harald S.

Harald S. wurde 1976 geboren. Er war 27 Jahre mit seiner Frau zusammen und ist Vater von einem Sohn, der bereits erwachsen ist. Er lebte mit seiner Frau im Burgenland. Das Burgenland ist ein Bundesland der Republik Österreich. Die Landeshauptstadt ist Eisenstadt. Von den neun Ländern Österreichs ist es das östlichste und gemessen an seiner Einwohnerzahl am kleinsten. Das Burgenland hat 297.548 Einwohner.]

Harald S. lebte mit seiner Frau im Burgenland und pendelte jeden Montagmorgen zur Volksschule nach Wien-Simmering.
Foto: Google

Ein ganz normales Leben

Harald S. führte ein ganz normales Leben. Er liebte die Comicfigur Obelix und er war sehr beliebt. Für ihn war seine Familie das Wichtigste. Auch zu seinem Bruder hat er eine enge Beziehung. Sie telefonierten jeden Morgen miteinander. Harald S. war ein sehr zuverlässiger und loyaler Mann. Er war ein sehr lustiger, gutmütiger, hilfsbereiter und lebensfroher Mensch.

Arbeit als Schulwart

Harald S. ist eigentlich gelernter Maurer, aber er arbeitete schon einige Jahre als Schulwart in der Volksschule in der Hoefftgasse 7 in Wien-Simmering. [Anm. Simmering ist der 11. Wiener Gemeindebezirk. Er wurde 1892 aus den selbständigen Gemeinden Simmering und Kaiserebersdorf sowie kleinen Teilen anderer Gemeinden gebildet. 1956 kam die bis 1938 eigenständige Gemeinde Albern hinzu.
Unter den Wiener Bezirken ist Simmering als klassischer Arbeiter- und Industriebezirk und als Standort des größten Friedhofs Österreichs, des Wiener Zentralfriedhofs, bekannt. Durch den Bezirk verlaufen fast alle Verkehrsverbindungen Wiens mit östlich und südöstlich der Stadt gelegenen Gebieten in Österreich und seinen Nachbarländern.] Harald mochte seine Arbeit als Schulwart sehr. Auch unter den Kollegen in der Schule war der fröhliche, freundliche und hilfsbereite Schulwart sehr beliebt.

Der Arbeitsplatz von Harald S. befindet sich in Wien-Simmering. Das ist der 11. Gemeindebezirk von Wien.
Foto: Google Maps

Die Volksschule befindet sich in der Hoefftgasse 7 in Wien-Simmering. Die Schule liegt in einem Wohngebiet.
Foto: Google Maps

Der Mord

Wie jeden Montagmorgen pendelte der 46-jährige Harald S. auch am 28. März 2022 mit dem Auto vom Burgenland nach Wien-Simmering. Er fuhr gegen 5.15 Uhr von Zuhause los und erreichte die Volksschule in der Hoefftgasse 7 im 11. Wiener Gemeindebezirk gegen 5.50 Uhr. [Anm. Man weiß genau, wann Harald S. die Schule erreichte, da zu dieser Zeit die Alarmanlage ausgeschaltet wurde.] Harald S. entsicherte die Alarmanlage und ging zu seinem Arbeitsraum, um sich umzuziehen. Der Täter [möglicherweise auch die Täter] konnte sich ohne Einbruchsspuren ins Gebäude schleichen.

Harald S. fuhr jeden Montagmorgen zur Volksschule in Wien-Simmering.
Foto: Polizei

Harald S. war immer der erste der am Montagmorgen, die Schule betrat und die Alarmanlage entsicherte. Höchstwahrscheinlich betrat der Täter kurz nach Harald S. die Schule.
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Vom Täter überrascht?

Harald S. legte seine Wertsachen ab und dann muss er entweder etwas verdächtiges gehört haben oder der Täter hat schon mit Harald S. interagiert, denn Harald S. schaffte es nicht mehr seine Arbeitskleidung anzuziehen. Harald S. muss entweder alleine zum Lehrmittelraum [Anm. In diesem Raum sind Lehrmittel und Putzutensilien der Putzfrauen] gelaufen sein, um vielleicht nach dem Rechten zu sehen oder bereits mit dem Täter dort hingegangen sein. Die Polizei tendiert zur ersten Variante. Harald S. muss vom Täter überrascht worden sein, der dann plötzlich auf ihn einstach. Der 46-jährige Harald S. starb noch am Tatort. Die Tat muss wohl von langer Hand geplant gewesen sein und sie wurde wie eine Hinrichtung bzw. Bestrafungsaktion durchgeführt. Der Täter kannte die Abläufe in der Schule. Er wusste das der Schulwart jeden Montagmorgen als erster die Schule betritt.

Kannte Harald S. seinen Mörder?
Foto: Polizei


Das ist der Lehrmittelraum. Hier wurde Harald S. getötet. Die Aufnahme wurde vom Flur aus gemacht.
Foto: Polizei

Der Lehrmittelraum mit Blick zur Tür zum Flur.
Foto: Polizei

Die Entdeckung

Die Schulleiterin wunderte sich, dass sie Harald S. an diesem Morgen noch nicht gesehen hatte und machte sich auf die Suche nach ihm. Sie fand Harald S. um 9.48 Uhr [Anm. Andere Quellen sagen 8.45 Uhr] in einer großen Blutlache im Lehrmittelraum der Schule. Die Polizei und der Notarzt wurden sofort alarmiert. Als das Opfer gefunden wurde, half auch eine sofortige Reanimation nicht mehr. Harald S. wurde noch am Tatort für tot erklärt.

Für Harald S. kam jede Hilfe zu spät.
Er war bereits tot, als er gefunden wurde.
Foto: Polizei

Die Polizei erreichte Tatort

Die Polizei erreichte kurze Zeit später den Tatort. Auch die Kriminaltechnik nahm sofort ihre Arbeit auf und sicherte Spuren am Tatort. Für die Ermittler war sofort klar, dass Harald S. ermordet wurde. Die Leiche von Harald S. wurde für weitere Untersuchungen in das Rechtsmedizinische Institut Wien gebracht.

Der Tatort und der Leichenfundort. Die Leiche von Harald S. liegt noch im Raum und die Kriminaltechniker haben bereits erste Spuren am Tatort gesichert.
Foto: Polizei

Die Autopsie

Bei der Autopsie wurde festgestellt, dass Harald S. Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist. Die genaue Todesursache waren mehrere Stich- und Schnittverletzungen an Kopf und Nacken. An der Leiche von Harald S. wurden keine Abwehrverletzungen gefunden. Der Todeszeitpunkt wurde auf kurz nach 6.00 Uhr morgens festgelegt.

Die Ermittlungen

Die ersten Ermittlungen zeigten, dass der Täter [Anm. Es könnten auch mehrere Täter sein.] mit klarer Tötungsabsicht in die Schule gekommen ist. Es gab zwischen Opfer und Täter keinen Kampf, da Harald S. keine Abwehrverletzungen hatte. Dies deutet darauf hin, dass Harald S. entweder plötzlich und unerwartet von dem Täter [oder auch den Tätern] angegriffen wurde oder er den Täter kannte und ebenfalls nicht mit dem Angriff gerechnet und sich sicher gefühlt hat. 

Die Befragungen

Die Polizei befragte und überprüfte zunächst das familiäre und berufliche Umfeld des Opfers. Auch IT-Forensiker wurden eingesetzt, die das Smartphone und den Computer des Opfers überprüften. Man erhoffte sich, in den Geräten eine Spur auf den Täter und das Motiv zu finden, doch diese Überprüfung brachte die Polizei nicht weiter. Man fand bei dieser forensischen IT-Überprüfung nichts, was auf den Täter oder das Motiv hinweist.

Keine Hinweise auf das Motiv

Auch die Überprüfungen und Befragungen im familiären und beruflichen Umfeld brachte die Polizei nicht auf die Spur des Täters. Die Ermittler stellten fest, dass Harald S. keine Feinde hatte. Er hatte weder Probleme in der Familie oder auf der Arbeit, noch führte Harald S. ein Doppelleben oder hatte eine Affäre. Er hatte auch keine Schulden oder andere finanzielle Probleme. Die Polizei fand einfach keine Hinweise auf ein Motiv. Alle Wertsachen von Harald S. waren noch in seinem Arbeitsraum und in der Schule wurde auch nichts entwendet. Das einzige, was der Täter mitgenommen hat, war der Schlüsselbund mit allen Schlüsseln vom Opfer. Die Polizei möchte für alle Richtungen offen sein und nichts komplett ausschließen. Obwohl nichts gestohlen wurde und die Ermittler keine Hinweise auf Feinde im Umfeld von Harald S. gefunden haben, möchten sie weder einen Raubmord, einen Mord aus Rache noch eine Beziehungstat komplett ausschließen.

Zwei unterschiedliche DNA-Spuren entdeckt

An der Leiche von Harald S. konnte eine männliche DNA-Spur sichergestellt werden. Am Tatort wurde zudem eine blassrosa Modeschmuck-Perle aus Plastik mit Lochung, die von einer Halskette oder einem Armband stammen dürfte, gefunden. 

Diese rosa Glasperle wurde am Tatort gefunden.
Foto: Polizei

Es gibt zwei Varianten zu dieser weiblichen DNA-Spur:
Die erste Variante besagt, dass dieses Armband entweder dem Täter gehörte und bei der Tatausführung kaputt gegangen ist oder dass noch eine zweite Person, eine Komplizin, eine Mittäterin oder von den Ereignissen überraschte Zeugin am Tatort war. Da die Polizei neben der Leiche die blassrosa Perle mit weiblicher DNA fand, könnte auch eine Frau unmittelbar an der Tat beteiligt gewesen sein. 
Die zweite Variante besagt, dass die weibliche DNA-Spur nicht zwingend bedeutet, dass tatsächlich eine Frau an der Tat beteiligt war. Es könnte auch sein, dass die Frau dieses Armband dem Täter geschenkt hat und deshalb ihre DNA an dieser Perle war oder sie aus dem direkten Umfeld des Täters stammt. Die Polizei hat mittlerweile 80 Personen überprüft, doch keiner dieser Personen stimmte mit einem der beiden DNA-Profile überein.

Die zwei DNA-Profile wurden auch in der nationalen und internationalen DNA-Datenbank überprüft. Auch hier gab es keine Übereinstimmung. Beide Personen sind noch nicht amtsbekannt und dürfen es aber auch nie im ­Leben werden. Schon beim kleinsten Einbruch oder Drogendelikt wird heut­zutage DNA gesichert und in den Datenbanken überprüft.

Anmerkung der Ermittler

Nachdem fremde DNA gesichert werden konnte, ziehen die Ermittler in Betracht, dass es jemanden gibt, der vor, während oder nach dem Mord anwesend war oder einen Beitrag leistete. Diese Peron oder Personen sind deshalb aufgefordert, sich bei der Polizei zu melden. 
Im Falle einer Beteiligung an dem Mord, wäre die Mitwirkung an der Klärung des Falles ein erheblicher Milderungsgrund.

Wichtige Beobachtung

Zwei Zeugen gaben damals an, am Morgen des 28. März 2022 zwischen 6.25 und 6.30 Uhr einen Mann beim Hinausgehen durch den Haupteingang der Schule gesehen zu haben. Dieser gehörte offenbar nicht zur Schule. Der Verdächtige verließ das Schulareal in Richtung Muhrhoferweg.

Beschreibung des Verdächtigen
  • Er wurde als schlank und rund 1,75 bis 1,85 Meter groß beschrieben. 
  • Er hatte einen "jugendlichen Gang" und war mit einem vermutlich dunklen "Hoodie" bekleidet. 
  • Er trug die Kapuze über den Kopf gezogen und eine weiße FFP2-Maske.

Belohnung
Für sachdienliche Hinweise [auch anonym] wurde eine Belohnung von 30.000 Euro ausgelobt, die zur Ergreifung der Täterschaft oder zur Aufklärung des Falls führen. Die Belohnung wurde im Zusammenwirken des Vereins der Freunde der Wiener Polizei, der MA 56 sowie der Familie des Opfers zur Verfügung gestellt.

Fragen der Ermittler:
  1. Wer kannte Harald S. und kann mehr Angaben über ihn machen?
  2. Hat Harald S. auf seiner Fahrt zur Schule am Morgen des 28. März 2022 zwischen 5.15 und 5.50 Uhr irgendwo angehalten und jemanden, wenn auch nur zufällig, getroffen?
  3. Hat jemand Harald S. am Morgen des 28. März 2022 kurz vor der Tat im Schulbereich getroffen? Das Auto von Harald S. stand am Schulparkplatz. Jede Beobachtung und ungewöhnliche Wahrnehmung auch außerhalb der Lehranstalt, etwa in den Wohnbauten am Muhrhoferweg, wäre wichtig.
  4. Wo ist der Zentralschlüsselbund von Harald S. für die Schule abgeblieben? 
  5. Wer kennt jemanden, der von dieser Tat berichtet hat?
  6. Oder hat jemand gehört, dass eine Person mit einschlägigem Täterwissen über die Tat geredet hat?
  7. Wer hat verdächtige und sachdienliche Wahrnehmungen vor, während oder nach der Tatzeit im mittel- oder unmittelbaren Bereich der Volksschule Hoefftgasse gemacht?
  8. Wer kennt die genauen Umstände und Hintergründe der Tat?
  9. Wer weiß, wer für den Mord an Harald S. verantwortlich gewesen sein könnte?
  10. Wer hat andere Beobachtungen gemacht, die mit dem Mord an Harald S. in Zusammenhang stehen könnten?
  11. Wer hat die Tatwaffe, ein doppelseitig geschliffenes Messer oder einen doppelseitig geschliffenen Dolch gefunden?
  12. Wer hat sonstige Informationen zu dem Fall?

Die Polizei bittet um Hinweise - auch anonym - unter der Telefonnummer +43+01-31310-33110 oder +01-31310-33114.

In eigener Sache

Wenn ihr Lust habt, dann schaut doch auch mal in meinen Zweitblog rein. Dort beschäftige ich mich mit [un]geklärten Vermissten- und Mordfällen aus dem Ausland. Dort gibt es einmal das wöchentliche Format "Cold Case der Woche" und das monatliche Format "John und Jane Doe des Monats". Diese Woche habe ich ganz ausführlich das Verschwinden des kleinen Dylan Ehler aus Kanada behandelt.

Ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn ihr auch diese Arbeit unterstützt.

Liebe Grüße

Natalia

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