POTSDAM: Vermisst Gerd Berthold (1977)

Das Verschwinden von Gerd Berthold

Was ist Gerd Berthold zugestoßen?


Dieser Vermisstenfall hat mich in die damalige DDR geführt. Dieser Missing Cold Case stammt aus dem Jahr 1977. Der Fall ereignete sich in der Stadt Potsdam. Leider sind nur sehr spärliche Informationen verfügbar. Das Schicksal von Gerd Berthold ist bis heute ungeklärt.

Das Verschwinden von Gerd Berthold ist seit 1977 ungeklärt.
Was ist Gerd Berthold zugestoßen?
Foto: Privat

Der Fall Gerd Berthold

Gerd Berthold wurde im Jahr 1962 geboren. Im Jahr 1977 lebte der damals 15-jährige Gerd Berthold mit seiner Familie in der Helene-Lange-Straße in dem Stadtviertel Nauener Vorstadt von Potsdam. Grtd war ein ganz normaler Jugendlicher der die Schule besuchte und seine Freizeit mit Freunden und mit Sport verbrachte. Er war im Judoverein und nahm regelmäßig an Turnieren teil. Gerd war sehr zuverlässig und verantwortungsbewusst.

Gerd lebte mit seiner Familie in der Helene-Lange-Straße im Viertel "Nauener Vorstadt" in Potsdam.
Foto: Google Maps

Enge Beziehung zur Mutter

Zu seiner Mutter hatte Gerd Berthold eine sehr enge Beziehung. Er besuchte sie regelmäßig an ihrem Arbeitsplatz.

Besuch der Mutter auf der Arbeit

Am Freitag, dem 25. März 1977 gegen 12.30 Uhr, besuchte Gerd Berthold seine Mutter auf ihrer Arbeitsstelle. Sie unterhielten sich kurz. Die Mutter sagte ihm, er solle ein Tonbandgerät aus einer Werkstatt in der Friedrich-Ebert-Straße abholen. Später wollte Gerd Berthold noch zum Judotraining in das Pionierhaus. Heute befindet sich im ehemaligen Pionierhaus, der Treffpunkt Freizeit. Dann verabschiedete Gerd sich von seiner Mutter und verließ ihre Arbeitsstelle. Das war das letzte mal, dass seine Mutter ihn das letzte mal lebend sah.

Gerd war nicht Zuhause

Die Mutter von Gerd Berthold kam gegen 23.30 Uhr nach Hause und stellte fest, dass ihr Sohn Gerd noch nicht zu Hause war. Das beunruhigte sie sehr, da dies nicht zu ihm passte.

Die Suche der Familie Berthold

Die Mutter war mit ihrer Tochter zum Pionierhaus gefahren, doch dort befand sich nur noch der Nachtwächter. Danach haben Mutter und Tochter dann alle Verwandten und Bekannten aufgesucht und nach Gerd gefragt, aber Gerd hatte sich auch dort nicht gemeldet. Der Vater von Gerd fuhr in die Turnhalle in der Heinrich- Mann-Allee, in der sein Sohn am nächsten Tag einen Judowettkampf bestreiten wollte. Auch dort war Gerd nicht anzutreffen.

Bei der Polizei als vermisst gemeldet

Da Gerd nicht aufzufinden war und niemand ihn gesehen hatte, entschlossen sich die Eltern zur Polizei zu fahren. Dort meldeten sie Gerd Berthold als vermisst.

Die polizeiliche Suche

Die Polizei suchte intensiv nach dem 15-jährigen Gerd Berthold, aber er blieb verschwunden. Die Mutter erzählte den Beamten, dass Gerd schon im März gern im Heiligen See schwimmen ging. So wurde auch dort gesucht. Doch die Spurensuche an seiner Lieblingsbadestelle war ebenfalls erfolglos.

Turnbeutel gefunden

Das einzigste was von Gerd gefunden wurde war sein Turnbeutel auf der Humboldtbrücke. Die Humboldtbrücke befand sich damals noch im Bau. Beim Turnbeutel wurden auch sein Judoanzug und eine Badehose des Jungen gefunden, aber seine Geldbörse mit seinem Pionierausweis waren auch verschwunden. Das waren die einzigen Spuren, die von Gerd Berthold jemals gefunden wurden.

Die Strecke Helene-Lange-Straße zur Humboldtbrücke (beides rot markiert und die gelbe 1 markiert ebenfalls die Humboldtbrücke).
Foto: Google Maps

Die Humboldtbrücke in Potsdam.
Hier wurde der Turnbeutel von Gerd gefunden. Das Bild zeigt die heutige Brücke, im Jahr 1977 befand sich die Humboldtbrücke noch im Bau.
Foto: Wikipedia

Unterhalb der Humboldtbrücke fließt die Havel.
Foto: Google

Die Theorien

Es gibt einige Theorien, die all die Jahre immer wieder diskutiert werden. Ich werde versuchen sie zusammenzufassen.

1. Theorie "Freiwilliges Verschwinden"

Hat Gerd Berthold freiwillig sein gewohntes Lebensumfeld verlassen?


Einige Leuten glauben dies tatsächlich. Sie vermuten, dass Gerd Berthold sich irgendwo ein neues Leben aufbauen wollte und deshalb sein gewohntes Lebensumfeld verlassen hat. Sie bekräftigen ihre Vermutung damit, dass der Geldbeutel und der Pionierausweis von Gerd Berthold verschwunden ist und Gerd diese Dinge gebraucht hätte, um ein neues Leben anzufangen. Die Ermittler haben diese Möglichkeit nie in Betracht gezogen und ausgeschlossen.

2. Theorie "Opfer eines Verbrechens"

Wurde Gerd Berthold Opfer eines Verbrechens und wurde seine Leiche in der Humboldtbrücke einbetoniert?


Dieser Verdacht hält sich nicht nur bei den Ermittlern. Einige Beamte glauben an die Möglichkeit, dass Gerd Berthold Opfer eines Verbrechens wurde und der Täter den Leichnam im Zuge der Bauarbeiten auf der Humboldtbrücke im Beton verschwinden lassen haben könnte. Im Jahr 1996 habe es die vage Anregung eines Ermittlers gegeben, die Brücke in Teilen aufzubohren und zu durchleuchten. Dies habe die Staatsanwaltschaft Potsdam aber abgelehnt. Zu teuer und die Methode ist zu unverhältnismäßig. Es bestehe laut der Staatsanwaltschaft zu wenig Aussicht auf Erfolg. Dabei hätte 36 Jahre nach dem Verschwinden des Jungen eine Möglichkeit zur Suche bestanden, die Brücke genauer zu untersuchen. Die Humboldtbrücke wurde damals umfangreich saniert. Die Hälfte der oberen Deckensanierung war fertig und im unteren Brückenbereich hätten zu dieser Zeit dann die Betonarbeiten begonnen. Die Arbeiten dauerten bis zum Jahr 2015 an. Doch eine Suchaktion nach einem einbetonierten Leichnam von Gerd Berthold war laut der Staatsanwaltschaft leider nicht geplant. Zudem gäbe es laut der Staatsanwaltschaft viel wahrscheinlichere Variante. Schon im Jahr 1977 wären die Ermittler davon ausgegangen, dass der Leichnam des Jungen eher im Wasser der Havel unter der Brücke versenkt worden wäre.

3. Theorie "Unfall"

Ist Gerd Berthold tödlich beim Baden in der Havel tödlich verunglückt?


An diese Möglichkeit glaubt die Staatsanwaltschaft. Laut der Staatsanwaltschaft lasse sich der gefundene Turnbeutel auf der Humboldtbrücke auch so erklären, dass der 15-jährige Gerd Berthold dort spielte oder badete. Möglicherweise ist er dabei tödlich verunglückt. Nur aufgetaucht ist Gerd Berthold bis heute nicht.

Fazit:

Ich persönlich halte zwei der Theorien für möglich. Entweder wurde Gerd Berthold Opfer eines Verbrechens oder er verunglückte tödlich. Das sind für ich die plausibelsten Szenarien. Aber ich bin mir nicht sicher, wenn Gerd Berthold Opfer eines Verbrechens wurde, ob er tatsächlich in der Brücke einbetoniert wurde. Es könnte sein, aber eben auch nicht. Gerd könnte überall sein. Ich kann mir auch vorstellen, dass er in der Havel getrunken oder anderweitig verunglückt ist. Ich kann mur ebenso gut vorstellen, dass Gerd in der Havel entsorgt worden ist. Nur weil man keine Leiche gefunden hat, heißt es nicht automatisch, dass man diese Möglichkeit komplett ausschließen kann. Auch wenn die meisten Leichen früher oder später im Wasser wieder auftauchen, gibt es aber auch eine große Zahl von Leichen, die für immer im Wasser spurlos verschwunden sind.

Ich hoffe, dass dieser Fall doch noch aufgeklärt wird oder zumindest der Fall im Rahmen einer Cold Case Untersuchung erneut aufgerollt wird.

Beschreibung von Gerd Berthold
  • Gerd Berthold verschwand am 25. März 1977 spurlos aus Potsdam.
  • Zu diesem Zeitpunkt war Gerd Berthold 15 Jahre alt.
  • Er war 165 cm groß und hatte eine untersetzte Figur. 
  • Er hatte braune Haare und trug seinen Scheitel links.
  • Sein Geldbeutel mit Pionierausweis sind ebenfalls verschwunden.

Wie wurde in der DDR über das Verschwinden von Gerd Berthold berichtet?

Viele Potsdamer kennen den Fall Gerd Berthold überhaupt nicht, denn über mögliche Kapitalverbrechen wurde in der DDR ohnehin fast nie oder nur in geringem Umfang berichtet, denn in einem sozialistischen System und in einer sozialistischen Gesellschaft gab es solche Verbrechen eigentlich nicht. Aber wie in jedem anderen Staatsform und Gesellschaft, gab es diese Verbrechen natürlich auch in der DDR. Gerade eine Berichterstattung hätte die Ermittlungen unterstützen können, vielleicht hätte man Zeugen gefunden, die etwas verdächtiges wahrgenommen oder Gerd Berthold gesehen hatten. Dies ist wirklich schade, aber heute leben wahrscheinlich viele möglicher Zeugen nicht mehr oder haben ihre Wahrnehmung vergessen.


Zeitzeugen ist der Fall unbekannt

Selbst Zeitzeugen kennen den Fall daher kaum. Auch der Mann, der ab dem Jahr 1984 als Ingenieur für den Betrieb der Brücke zuständig war, kannte den Fall nicht und er hatte auch noch nie über diesen Verdacht gehört. Auch der im Jahr 1977 zuständige Bauleiter habe sich auch nicht daran erinnern können.

Die Nachwirkungen

Erneute Ermittlungen sind wohl zur Zeit nicht angedacht. Warum der Fall im Jahr 1996 noch einmal ins Gespräch kam, weiß heute leider niemand mehr.

Der Vermisstenfall Gerd Berthold gehört zu den sechs Langzeitvermissten, Potsdam. Vielleicht wird der Fall im Rahmen einer Cold Case Untersuchung irgendwann noch einmal überprüft. Auch wenn die Chance für erneute Ermittlungen wahrscheinlich sehr gering ist.

Fragen an Zeugen:
  1. Wer hat Gerd Berthold am 25. März 1977 nach 12.30 Uhr gesehen oder gesprochen?
  2. Wer hat Gerd Berthold am 25. März 1977 nach 12.30 Uhr allein oder in Begleitung gesehen?
  3. Wer hat Gerd Berthold am 25. April 1977 nach 12.30 Uhr auf der Humboldtbrücke oder unterhalb der Brücke an oder in der Havel wahrgenommen?
  4. Wer hat am 25. März 1977 oder danach den Geldbeutel und den Pionierausweis von Gerd Berthold gefunden oder in Besitz einer anderen Person gesehen?
  5. Wer weiß, was mit Gerd Berthold passiert sein könnte?
  6. Wer kennt die genauen Umstände und Hintergründe seines Verschwindens?
  7. Wer weiß, wer oder was für das Verschwinden von Gerd Berthold verantwortlich gewesen sein könnte?
  8. Wer hat am 25. März 1977 oder in den Tagen danach, andere Beobachtungen gemacht, die mit dem Verschwinden von Gerd Berthold in Zusammenhang stehen könnten?
  9. Wer kennt Gerd Bertholds derzeitigen Aufenthaltsort?
  10. Wer hat sonstige Informationen zu dem Fall?

Hinweise an die Polizeiinspektion Potsdam
Henning-von-Tresckow-Straße 9-13
14467 Potsdam
Tel. 0331 55080

Kommentare

  1. Es bliebe noch die Möglichkeit eines Suizids. Der zurückgelassene Beutel lässt das vermuten...

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  2. weil etwas gefunden wurde kann es ein Suizid sein??? Deine Logik erschließt sich mir nicht

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