WÜRZBURG: Tötungsdelikt z. N. von Sharon Harper (1991)

Der Mord an Sharon Harper

Der seit 29 Jahren ungeklärte Mord an der jungen Irin Sharon Harper in Würzburg, findet in der Bevölkerung auch heute noch, viel Aufmerksamkeit. Die 19-Jährige war an einem Juliabend 1990 (vermutlich in der Nähe des US-Hauptquartiers in Würzburg an den Leighton Barracks) zu ihrem Mörder ins Auto gestiegen. Am nächsten Tag fanden Spaziergänger ihre Leiche im Gebüsch unweit des Tierheimes, nahe der Nürnberger Straße. Sie wurde Opfer eines Sexualverbrechens, der Mörder ist bis heute unbekannt. Die Würzburger Kripo ermittelt weiter in dem Fall.



Sharon Harper im Jahr 1990.
Wird der Mörder nach 30 Jahren doch noch gefasst.

Foto: Polizei

Was geschah in jener Nacht?
Sharon war Irin aus Carrick.
Die 19-Jährige hatte seit 1989 in Würzburg gelebt. Sie arbeitete bei einer US-amerikanischen Offiziersfamilie, verbrachte ihre Freizeit gerne mit den hier stationierten US-Soldaten. 

In Polizeikreisen hieß es, sie sei eine lebensfrohe und aufgeschlossene junge Frau gewesen. Viel spricht dafür, dass der Mann, der ihr das Leben nahm, aus der US-Garnison stammt – und sie ihm an jenem Abend im Juli eher zufällig begegnete, als er mit dem Auto aus Richtung Leighton-Kaserne die Rottendorfer Straße hinunter Richtung Innenstadt fuhr.

Die Nordirin Sharon Harper wurde erstochen, als sie sich gegen Zudringlichkeiten ihres Mörders wehrte. Trotz Aufrufs meldeten sich kaum Zeugen. Die Kripo verfolgte Spuren in die US-Garnison.

Nach allem, was die Würzburger Kripo heute weiß, muss der Mörder von Sharon Harper Angst gehabt haben, gesehen zu werden, als er die blutige Leiche versteckte. Der Tatort am Zweierweg unterhalb des Tierheimes liegt zwar abgelegen. Der Bahndamm wirkt dort wie eine Sichtblende. Der Zweierweg liegt etwas abseits. Von der Nürnberger Straße geht es zum Tierheim und von dort hinauf in Richtung der damaligen US-Kaserne Leighton Baracks.

Aber an jenem Abend im Juli 1990 muss es in der Nähe des Tatortes bei einbrechender Dunkelheit lebhaft zugegangen sein. Ein Autofahrer in einem roten Wagen fuhr herum, ein Jogger soll dort unterwegs gewesen sein – und ein junger Jongleur, berichteten Zeugen.

Ob einer von ihnen die junge Irin Sharon Harper, ein attraktives Mädchen mit auffallend langen, dunkelblonden Haaren und ihren Mörder sah? Hörte man Schreie, als er auf die zierliche 19-Jährige einstach?

Oder sah ihn jemand, wie er mit blutigen Frauenkleidern in der Hand aus den Büschen kam, in denen er Sharon getötet hatte?




Keiner dieser Zeugen meldete sich bei der Würzburger Polizei, obwohl der Mordfall Sharon Harper hohe Wellen schlug, als am nächsten Mittag Spaziergänger eher zufällig Sharons Leiche hinter den Büschen entdeckten. Ihre Bluse und ihre Schuhe fehlten.

Ein Raubmord war es wohl nicht:

Die 1,60 Meter große Frau trug ihre goldene Armbanduhr der Marke „Lorus“, einen schmalen goldenen Armreif, ein silberfarbenes Armkettchen mit vier Herzen sowie an beiden Ohren je zwei Ohrringe, einer mit türkisfarbenen Steinchen und einen orientalischen Ohranhänger.

Die Kriminalpolizei ist sich sicher: Sharon wäre nur zu einer ihr bekannten Person ins Auto gestiegen. Sie pflegte kaum Kontakte zu Deutschen, sondern sue war nahezu ausschließlich mit US-Amerikanern befreundet und bekannt.

Vermutlich kam der Mann mit dem Auto Sharon wie gerufen. Sie hatte gegen 21 Uhr mit einer ebenfalls aus Nordirland stammenden Freundin in Würzburg telefoniert und sich eine halbe Stunde später mit ihr in einem Lokal in der Innenstadt verabredet.

Sharon erzählte ihr, sie rufe von der Telefonzelle am Biergarten im Bereich des „Letzten Hiebes“ an – unweit von den Missionsärztlichen Kliniken, in der Rottendorfer Straße. Ihre Freundin hörte im Hintergrund Kindergeschrei – und ein Zeuge, der an jenem Abend auf einer Mauer am Rand des Biergartens am „Letzten Hieb“ saß, will Kinder dort gesehen haben. Aber trotz aller Aufforderungen der Polizei meldeten sich auch deren Eltern später nicht – obwohl sie gesehen haben könnten, zu wem Sharon von der nahen Telefonzelle ins Auto stieg. Die Polizei geht davon aus, dass der Täter sie zum nicht weit entfernten späteren Fundort fuhr.

Dort muss sich die junge Irin zunächst gegen sexuelle Zudringlichkeiten gewehrt haben, bis der Mann zum Messer griff. Mordermittler Heinz Ross ging später davon aus, dass es Sharon gelang, aus dem Auto zu fliehen. Der Mörder verfolgte sie und tötete sie mit fünf Stichen in den nackten Oberkörper. Den Verletzungen nach versuchte das Mädchen verzweifelt, die Angriffe abzuwehren.

Ein Zeuge sah um die Tatzeit ein weinrotes Auto am Zweierweg mitten in der Fahrbahn stehen, so hindernd, dass er kaum daran vorbeikam. Die hintere Tür stand offen.

Vielleicht erinnern sich Zeugen an ein wichtiges Detail: „Bei der Tat hat sich Sharon heftig zur Wehr gesetzt,“ weiß nämlich die Kriminalpolizei. Nach Einschätzung eines Rechtsmedizinets müssten am Körper des Mörders Kratzspuren – möglicherweise an Armen, Gesicht oder Hals – gewesen sein. Möglicherweis erinnert sich daran jemand aus Sharons Bekanntenkreis, der zu jener Zeit auch in der Würzburger Diskothek „Green Goose“ in der Haugerpfarrgasse verkehrte.

In die Ermittlungen schaltete sich die US-Militärpolizei ein, nachdem es Hinweise auf ein US-Nummernschild an dem roten Auto gab, das zwischen 21.30 Uhr und 22.10 Uhr auf dem Fußweg zwischen Elferweg und Sauleite stand. Der Wagen, in dem später nur ein Fahrer saß, musste einem jungen Jogger mit Brille und langen Haaren ausweichen. Wertvolle Hinweise erhoffte sich die Kripo auch von dem Jongleur, der gegen 22 Uhr oberhalb des Bolzplatzes in der Nähe des Wendeplatzes Stöhrstraße mit Keulen trainierte.

Doch auch er meldete sich nicht – trotz einer Belohnung von 5000 Mark. Später vermutete man, ob es sich bei dem Jogger und dem Jongleur nicht um die gleiche Person gehandelt haben könnte.

Die Eltern von Sharon Harper kamen nach Würzburg und legten am Tatort Blumen für ihre ermordete Tochter nieder. Einen Tatverdächtigen konnte ihnen die Kripo nicht nennen, auch wenn sich der Verdacht immer stärker auf einen Täter aus der US-Garnison richtete.


Sogar US-Medien berichteten aus Würzburg.
Auch die Ermittler machten immer neue Anläufe, den Mörder zu finden. Aber es tauchte keine heiße Spur auf. Die Kripo ging davon aus, dass der Täter seinen roten Wagen inzwischen verkauft oder beseitigt hatte.

Flächendeckend wurden im Bereich des Tatortes und der amerikanischen Kaserne alle Müllcontainer durchsucht. Doch weder Sharons hellblaue Jeansjacke noch eine pfirsichfarbene Bluse oder die weißen Turnschuhe wurden gefunden.Erschreckend war damals für Ermittler die „geringe Resonanz der Bevölkerung auf Zeugenaufrufe.“ Tausende Flugblätter in deutscher und englischer Sprache wurden verteilt. In den Medien wurden Zeugenaufrufe gestartet – doch mit wenig Erfolg. Auf das Auto des Mörders kamen die meisten der gut 200 Hinweise. 180 bis 200 Autos, auf die die Beschreibung passte, wurden in den US-Kasernen untersucht. US-Soldaten gaben Blutproben ab – vergeblich.


Der Bericht hat bei Einheimischen viele Erinnerungen geweckt. Aber auch zwei Dutzend einst hier stationierter US-Soldaten, in deren Kreisen Harper verkehrte und in denen auch ihr Mörder vermutet wird, bekundeten über Facebook ihr Interesse.


Fragen der Ermittler:
  • Wer kann zur Aufklärung beitragen? 
  • Wissen Sie etwas über Sharon Harpers Freunde- und Bekanntenkreis?
  • Die Polizei hofft auf Zeugen, die im Fall Sharon Harper auch heute noch mit einem Tipp zur Klärung des Falles beitragen können. 


Hinweise nimmt die Kriminalpolizei Würzburg unter Tel. (09 31) 4 57 17 32 entgegen.

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