LINZ: Tötungsdelikt z. N. von Petra Rohmayer (1996)

Der Fall Petra Rothmayer

Mehr als 20 Jahre sind seit dem gewaltsamen Tod von Petra Rothmayer (27) aus Linz vergangen. Bis heute sind die genauen Umstände ihres Todes und wer dafür verantwortlich ist, ungeklärt. Jetzt kommt wieder Bewegung in den Fall.


Warum musste Petra Rothmayer sterben?
Foto: Polizei

Nicht nur, dass sich Mordermittler des Landeskriminalamtes wieder des Falles angenommen haben. Auch ein Gerichtsmediziner und Universitätsprofessor aus Innsbruck sicherte den Behörden, seine fachliche Unterstützung an der Überprüfung des mysteriösen Todes von Petra Rothmayer zu. Alle forensisch relevanten Fakten werden derzeit noch einmal überprüft.

Es war der 17. November 1996: 

Nach einem Streit mit einem damals 31-Jährigen, den sie seit ihrer Kindheit kannte und mit dem sie immer wieder eine kurze Zeit zusammen und wieder getrennt war, verschwand Petra gegen 1.30 Uhr im Bereich ihrer Wohnung in der Gabesstraße 57 in Linz-Auwiesen spurlos. Zuvor hatte es zwischen ihr und dem 31-Jährigen eine Auseinandersetzung im Lokal „La Linea“ in der Denkstraße gegeben. Dieses Lokal hatten sie am Abend des 16. November 1996 gemeinsam besucht und anschließend in Richtung Wohnung verlassen. Diese liegt nur fünf Gehminuten vom Ausflussbecken des Kraftwerkes Linz-Kleinmünchen entfernt. An diesem Ort, hat sich Petra immer gerne aufgehalten, wenn sie nachdenken wollte. Dort bekamm sie ihren Kopf wieder frei und konnte ihre Gedanken wieder neu sortieren. 

Kam es dort zum tödlichen Drama?

Petra war seit dem Abend, des 16 November 1996, spurlos verschwunden. Die Mutter ging dann zur Polizei und meldete sie als vermisst. Auch die Freunde von Petra Rothmayer machten sich große Sorgen.
 
In den folgenden Tagen blieben private Suchaktionen nach Petra erfolglos. Am 9. Dezember 1996 wurde schließlich die Leiche von Petra Rothmayer im Fluss Traun, nur wenige hundert Meter von der Einmündung in die Donau in Ebelsberg, entdeckt.

Bei der Obduktion wurden neben der Todesursache Ertrinken zahlreiche Verletzungen festgestellt: 

bis zu 18 Zentimeter lange Schnittwunden innen und außen an den Oberarmen – durch den Pullover hindurch – und vier Blutergüsse an Kopf und Hals. 
Fakten, die klar gegen einen Suizid oder Treibverletzungen sprechen. 
Denn: Der Rumpf und die Beine waren völlig unverletzt, nur Arme und Kopf betroffen. Zunächst ging der Obduzent der Gerichtsmedizin Linz von Fremdverschulden aus, dann revidierte er wieder seine Meinung.

Die gerichtliche Voruntersuchung gegen den 31-Jährigen Freund von Petra Rothmayer, wurde 1998 eingestellt. Vor allem deshalb, weil vier Zeugen Petra sieben bis elf Tage nach ihrem Verschwinden noch lebend in Linz gesehen haben wollen. Zahlreiche Indizien sprechen aber dagegen, dass Petra Rothmayer noch so lange gelebt haben kann und tatsächlich am 17. November 1996 gestorben war.


Für die Mutter war Mord. Und er hat es getan. Petra ist jetzt seit über 20 Jahren tot. Die meisten Ermittler und Gerichtsmediziner gehen davon aus, dass die junge Frau an jenem kalten Tag im November 1996 ermordet worden ist. Den Verletzungen zufolge könnte es aber auch Selbstmord gewesen sein. 

Sicher ist nur eines: 
Die Tat ist nach wie vor ungeklärt. 
Für Petras Mutter Isabell Rothmayer gibt es freilich keinen Zweifel. Michael R. (* der Name wurde von mir geändert) hat ihre Tochter umgebracht, da ist sich die Mutter von Petra, ganz sicher. Frau Rothmayer kennt den Mann, praktisch schon sein ganzes Leben lang. Die Rothmayers und die Familie R. haben im gleichen Gebäudeblock gewohnt. Michael R. ging bei der Familie Rothmayer ein und aus.  Dass ihre Tochter damals eine derart enge Freundschaft zu einem Buben pflegte, hat sie nie gewundert. Petra war eher ein wilder Typ. Sie spielte einfach lieber mit Buben. Mit schöner Kleidung und schönen Spielzeug konnte Petra nichts anfangen. Petra war bei Freunden, Nachbarn und Bekannten sehr beliebt gewesen. Sie glaubte immer an das Gute im Menschen und wollte allen inmer helfen. Dass Petra später Krankenpflegerin wurde, war für die Mutter beinahe so etwas wie die logische Konsequenz dieses tief verwurzelten Bedürfnisses, zu helfen.

Das erste Herzklopfen 


Mit 16 wird aus der Freundschaft, dann Liebe.
Petra verliebte sich mit 16 Jahren in ihren Sandkisten-Freund Michael. Er war ihre erste große Liebe – auch wenn das ihre Mutter heute anders sieht.  Frau Rothmayer beurteilt die Sache nun ganz anders. Sie meint, das ihre Tochter ihm hörig war. Petra nahm ihn auch immer wieder auf, wenn er nach langer Zeit wieder vor ihrer Tür stand. Michael R. spricht bis heute, von einer eher lockeren Beziehung, deren Grundlage aber immer eine große Liebe war. 
Petra war ein richtiger Kumpeltyp, sie hatten damals immer viel Spaß gehabt. Sie sind dann immer wieder mal zusammengekommen. 
So war es auch im Juli 1996, wenige Monate vor dem Tod der jungen Frau. Petra und Michael trafen sich zufällig im gemeinsamen Stammlokal wieder. Es hatte wie der Blitz eingeschlagen, Petra hatte mit ihrem derzeitigen Freund sofort Schluss gemacht und ihn aus der Wohnung geworfen. So begann die Beziehung wieder einmal aufs Neue. Eine Beziehung, die aber wieder unter keinem guten Stern zu
stehen schien.

War es Mord – oder doch Selbstmord?


Petra und ihr Freund hatten damals am Tag
ihres Verschwindens in ihrem Stammlokal einen bösen Streit gehabt, trotzdem sollen die beiden gemeinsam mit dem Taxi zu Petras Wohnung gefahren sein. Ab diesem Zeitpunkt war Petra weg, behauptete damals zumindest Michael. Frau Rothmayer meint aber, das der Streit eskaliert sei und Petra getötet wurde.
Heute noch ist sie von der Schuld des Mannes überzeugt. Michael R. bestätigt die gemeinsame Taxi-Fahrt zu Petras Wohnung. Dort sei Petra dann aus
dem Auto gesprungen und weg gelaufen. Michael
 R. sagte damals der Polizei immer wieder, dass er davon überzeugt sei, dass sich Petra das Leben genommen habe. Zwei Tage nach ihrem Verschwinden läutete  bei Familie R. zu Hause das Telefon. Michaels Vater hatte abgehoben und eine weinerliche Frauenstimme sagte, dass ihr jetzt nichts mehr anderes als Selbstmord überbliebe. Dazu kommt, dass Petra ja schon zwei Selbstmord-Versuche hinter sich hatte, sie sei laut Michael, ein ausgesprochen labiler Mensch gewesen. 

Für die Mutter ist die „Selbstmord-Version“ einfach „unglaubwürdig“

Die Selbstmord-Version des aus ihrer Sicht mutmaßlichen Mörders kann Isabell Rothmayer nicht nachvollziehen: "Petra war zum Zeitpunkt ihres Verschwindens psychisch gefestigt, sie freute sich schon so auf ihren neuen Job in einem Krankenhaus in Linz. Zehn Jahre zuvor hätte ich die Möglichkeit eines Selbstmordes von Petra vielleicht selbst in Erwägung gezogen, aber zu diesem Zeitpunkt auf keinen Fall. Außerdem stellt sich für mich die Frage, warum Michael diesen Anruf nicht gleich bei der Vermisstenanzeige erwähnt hat, sondern erst drei Wochen später, als man Petra gefunden hatte...“ 
Fakt ist: Michael R. war drei Tage lang in Untersuchungshaft. Dann durfte er die Gefängniszelle wieder verlassen. 
„Das Verfahren wurde letztlich eingestellt, weil kein Tatnachweis am Verdächtigen erbracht werden konnte,“ erklärte, ein
Pressesprecher der Oberstaatsanwaltschaft Linz. 
„Zudem war laut gerichtsmedizinischem Gutachten nicht zu hundert Prozent klar, ob es Fremdverschulden oder doch Selbstmord war. Auch wenn eher alles darauf hindeutet, dass es Mord war. Der Todeszeitpunkt konnte zudem auch nicht exakt fixiert werden. Wir sind allen Erwägungen nachgegangen, die die Mutter von Petra Rothmayer ins Spiel gebracht hat. Wir haben sicherlich kein Interesse, einen Mörder zu schützen. Allerdings können wir auch niemanden einfach einsperren, nur weil die Mutter Vermutungen gegen ihn hegt.“

Sowohl Isabell Rothmayer als auch Michael R. haben ihren jeweils eigenen Weg gefunden, den Verlust von Petra zu verarbeiten. Die Mutter hat sich in ihrem neu bezogenen Haus ein so genanntes „Petra- Zimmer“ eingerichtet. Das „Petra-Zimmer“ ist eine Gedenkecke für ihre Tochter, die Frau Rothmayer liebevoll dekoriert hat und regelmäßig mit frischen Blumen schmückt. Auch Michael R. kann mit der Sache nicht abschließen. Er sagte: "Wie könnte ich abschließen, wenn ich von Frau Rothmayer ständig als Täter bezeichnet werde? Ich möchte, dass die Sache noch einmal aufgerollt wird. Dann könnte ich endlich rehabilitiert werden und stehe nicht als der da, gegen den die Beweise halt nicht gereicht haben.
 So bleibt mir nichts anderes übrig, als gelegentlich eine Kerze an Petras Grab zu bringen...“ 
Davon will Petras Mutter nichts hören – und schon gar nicht von Michael R. persönlich. „
Für Frau Rothmayer stinkt die Sache bis zum
Himmel. 
Wenn es nach ihr geht, sollte endlich Anklage erhoben werden, es gibt keinen anderen Täter. 

Der Oberstaatsanwalt sieht die Sache aber anders: Das Verfahren wurde letztlich eingestellt, weil kein Tatnachweis am Verdächtigen erbracht werden konnte. Wir sind allen Erwägungen nachgegangen, die
die Mutter von Petra Rothmayer ins Spiel gebracht hat. Wir haben sicherlich kein Interesse, einen Mörder zu schützen. Allerdings können wir auch niemanden einfach einsperren, nur weil die Mutter Vermutungen gegen ihn hegt.“ 


Dieser Fall ist für alle Seiten sehr unbefriedigend. Der Fall ist bis heute ungeklärt.



Chronologie der Ereignisse

  • 1971: Petra Rothmayer (geb. 1969) und Clemens R. (geb. 1966) lernen einander am Spielplatz der Wohnsiedlung kennen, in der beide leben. Eine jahrelange Freundschaft entsteht.
  • 1987: Petra ist 16 Jahre alt, Clemens 20. Sie entdecken ihre Liebe zueinander, es folgt eine Beziehung mit oft langen Unterbrechungen. Anfang der 90iger Jahre scheint dann für immer „Schluss“ zu sein.
  • Juli 1996: Petra und Clemens treffen sich zufällig in einem Lokal. Die beiden werden wieder ein Paar.
  • 16. November 1996: Petra besucht nachmittags ihre Eltern zu Kaffee und Kuchen, wirkt fröhlich und optimistisch. Am Abend trifft sie sich mit Clemens im gemeinsamen Stammlokal. Sie trinken und geraten wegen einer vergangenen Beziehung des Mannes in Streit. Zu später Stunde brechen die beiden gemeinsam mit dem Taxi auf. Vor ihrer Wohnung steigt Petra aus dem Auto. Das ist der Zeitpunkt, zu dem Clemens seine Freundin nach eigenen Aussagen zum letzten Mal gesehen hat.
  • 19. November 1996: Bei Clemens’ Vater ruft angeblich eine Frau an, die ihren Selbstmord ankündigt.
  • 20. November 1996: Petra’s Mutter Isabell Rothmayer erstattet eine Vermisstenanzeige, nachdem sie ihre Tochter tagelang selbst gesucht hat.
  • 9. Dezember 1996: Die Leiche von Petra Rothmayer wird in der Traun gefunden. Der Körper der toten Frau ist von Verletzungen entstellt, die auf ein Gewaltverbrechen hindeuten. Aber auch ein Suizid kann nicht ausgeschlossen werden.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

HANNOVER: Vermisst Inka Köntges (2000)

MIDLUM: Vermisst Anja Beggers (1977)

LÜBECK/REINFELD: Tötungsdelikt z. N. von Silke Brüchmann (1985)