Der Mord an Susan Hansen
Wer hat Susan Hansen getötet?
Es ist wieder Zeit für den neuen "Cold Case des Monats". Wie ich bereits angekündigt habe, möchte ich in dem monatlichen Format ausschließlich [Missing] Cold Cases aus den Nachbarländern von Deutschland vorstellen. Diesen Monat möchte ich einen dänischen Cold Case vorstellen. Der Cold Case stammt aus dem Jahr 1992. Der Mord hat sich in der Stadt Fredericia in der Region Süddänemark ereignet. Der Fall konnte bis heute nicht aufgeklärt werden.
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Der Mord an Susan Hansen ist seit 1992 ungeklärt. Wer hat Susan Hansen getötet? Foto: Privat |
Der Fall Susan Hansen
Susan Hansen wurde am 5. Dezember 1979 in Dänemark geboren. Susan Hansen lebte 1992 mit ihrer Mutter in Fredericia im Wohngebiet Sønderparken. Das Wohngebiet Sønderparken liegt an den Straßen Søndermarksvej und Prangervej in Fredericia. Diese Straßen begrenzen das Wohngebiet auch gleichzeitig. [Anm. Fredericia ist eine Stadt in der Region Syddanmark [Süddänemark] in Dänemark. Sie befindet sich in Südjütland am Kleinen Belt gegenüber von Middelfart. Fredericia ist Zentrum der gleichnamigen Gemeinde (Kommune) Fredericia und liegt im Städtedreieck Trekantområdet. Ihren Namen erhielt die Stadt nach Friedrich III. (dänisch Frederik III.), der sie 1650 gründen ließ. Die Planstadt wurde als Festung auf einem barocken Straßengrundriss errichtet. Die Bastionen und Wälle sind bis heute erhalten. Fredericia ist ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt, der Kopenhagen und die Inseln mit Aarhus, Esbjerg und Südjütland verbindet. Die Bahnstrecke Fredericia–Flensburg schließt den Bahnhof Fredericia an das deutsche Schienennetz an. Der Hafen von Fredericia ist der größte Güterhafen in Dänemark. Aktuell hat Fredericia 41.543 Einwohner.]
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Susan Hansen lebte mit ihrer Mutter in der dänischen Stadt Fredericia in der Region Süddänemark. Fredericia liegt in Südjütland und am Kleinen Belt. Heute hat Fredericia 41.543 Einwohner. Foto: Google Maps |
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Susan Hansen lebte mit ihrer Mutter in einer Wohnung im Wohngebiet Sønderparken in Fredericia. Das Wohngebiet Sønderparken liegt an der Søndermarksvej und Prangervej in Fredericia. Foto: Google Maps |
Mutter war im Vorruhestand
Susan war Einzelkind und ist im Wohngebiet Sønderparken auch aufgewachsen. Susans Vater ist gestorben, als sie noch ein kleines Kind war. Ihre Mutter [Anm. Der Name der Mutter wurde nie veröffentlicht.] war aufgrund einer chronischen Erkrankung im Vorruhestand und hatte deshalb mehr Zeit für ihre Tochter. Susan Hansen hatte eine enge Verbindung zu ihrer Mutter. Susan wurde als ein freundliches, hilfsbereites, sensibles und auch schüchternes Mädchen beschrieben. Sie war beliebt und hatte viele Freunde.
Schülerin an der Skjoldborgvejens Skole
Die 12-jährige Susan Hansen besuchte 1992 die Skjoldborgvejens Skole [Schule] in Fredericia. Die Schule war nicht weit von ihrem Wohngebiet entfernt. Susan ging gerne in die Schule und es gab dort überhaupt keine Probleme. Susan war intelligent und hatte gute Noten. Sie galt als äußerst zuverlässig und hielt sich immer an die Absprachen mit ihrer Mutter.
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Susan Hansen mit ihrer Klasse Schuljahr 1991/1992. Foto: Fredericia Dagblad |
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Susan Hansen besuchte 1992 die Skjoldborgvejens Skole in Fredericia. Die Schule ist nicht weit vom Wohngebiet Sønderparken entfernt. Foto: Google Maps |
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Die Skjoldborgvejens Skole in Fredericia im Jahr 2025. Foto: Google Maps |
Ein Besuch in der Innenstadt
Am 30. Januar 1992 [Donnerstag] durfte die 12-jährige Susan Hansen mit dem Bus in die Innenstadt von Fredericia fahren, um ein paar Erledigungen und Besorgungen zu machen. Sie sollte unter anderem Medikamente für ihre Mutter in einer Apotheke abholen. Susan wollte die Chance nutzen und die Bibliothek
um ein paar Bücher in der Bibliothek abzugeben und neue Bücher ausleihen. Susan sollte um 17.00 Uhr wieder zu Hause sein, das hat sie so zumindest mit ihrer Mutter vereinbart.
Susan nahm den Bus um 15.20 Uhr, um in die Innenstadt von Fredericia zu fahren.
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Susan Hansen nahm am 30. Januar 1992 um 15.20 Uhr den Bus, um in die Innenstadt von Fredericia zu gelangen. Sie stieg am Busbahnhof in Fredericia aus. Foto: Google Maps |
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Vom Busbahnhof ist Susan Hansen zu Fuß in Richtung Innenstadt gelaufen. Sie war in der Bibliothek und besuchte ein paar Geschäfte. Foto: Google Maps |
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So wie diese Schaufensterpuppe war Susan Hansen für ihren Besuch in der Innenstadt von Fredericia am Nachmittag des 30. Januar 1992 bekleidet. Foto: Polizei |
Das Verschwinden
Die Mutter von Susan Hansen wartete zu Hause auf die Rückkehr ihrer Tochter, doch Susan kam um 17.00 Uhr nicht wie vereinbart nach Hause. Obwohl die Mutter sofort ein schlechtes Gefühl hatte, versuchte sie, sich mit der Erklärung zu beruhigen, dass Susan wahrscheinlich einfach den Bus verpasst hat. Doch als der nächste Bus aus der Innenstadt den Stadtteil Sønderparken erreichte, kam Susan immer noch nicht nach Hause. Nun machte sich die Mutter große Sorgen, weil Susan sehr zuverlässig war.
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Susan Hansen kehrte nicht nach Hause zurück. Wer ist für das Verschwinden von Susan Hansen verantwortlich? Foto: Privat/B.T. |
Bei der Polizei als vermisst gemeldet
Susans Mutter rief um 18.00 Uhr die Polizei an, um Susan als vermisst zu melden. Anschließend rief sie die Freundinnen von Susan an. Eines der Mädchen aus Susans Parallelklasse hatte sie tatsächlich am Busbahnhof im Stadtzentrum von Fredericia gesehen. Sie winkte Susan von der anderen Straßenseite zu, doch sie sah ihre Freundin nicht.
Das war wahrscheinlich das letzte Mal, dass jemand Susan Hansen lebend sah. Danach fehlte zunächst jede Spur von ihr.
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Susan Hansen wurde recht schnell von ihrer Mutter als vermisst gemeldet. Foto: Privat |
Die Suche
Die Polizei von Fredericia nahm das Verschwinden von Susan Hansen zwar ernst, aber es wurden noch keine Suchmaßnahmen eingeleitet. Die Polizei wollte erst einmal abwarten, denn meistens tauchen die vermissten Kinder und Jugendliche nach ein paar Stunden wieder auf. Die Polizei von Fredericia gab die Beschreibung von Susan Hansen an alle Beamten und an die Taxizentralen weiter. Sie sollten nach Susan Hansen ausschau halten. Die Beamten glaubten wohl zunächst, dass das Verschwinden von Susan Hansen ein "typischer" Vermisstenfall einer Jugendlichen sei, die nach ein paar Stunden später wieder auftauchen werde. Die Polizei sollte mit ihrer Einschätzung nicht Unrecht haben, denn Susan Hansen tauchte schon bald wieder auf, nur nicht lebendig, sondern tot.
Die Entdeckung
Am frühen Morgen des 31. Januar 1992 um 7.30 Uhr machte ein 14-jähriger Junge auf dem Schulweg eine schreckliche Entdeckung. Er entdeckte die Leiche von Susan Hansen in einem Graben am Herslevvej in Fredericia. [Anm. Zu diesem Zeitpunkt war natürlich noch nicht klar, dass es sich bei der Leiche um Susan Hansen handelt.] Der Junge lief zum Haus seines Freundes und erzählte der Mutter von der Entdeckung. Sie kontaktierte gegen 7.45 Uhr die Polizei.
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Der Fundort befindet sich am Herslevvej etwas außerhalb von Fredericia. Foto: Google Maps |
Der Fundort
Der Leichenfundort befindet sich am Herslevvej etwas außerhalb von Fredericia. Der Herslevvej ist etwa 8-10 km vom Stadtzentrum von Fredericia entfernt. Es ist eher ländlich geprägt mit großen Grundstücken, teilweise landwirtschaftliche Nutzung, Hof‐ oder Landhäuser. Viele Objekte haben große Grundstücksflächen, oft mehrere Hektar, und bieten damit Raum für Landwirtschaft, Hobbynutzung, Pferdehaltung etc. Die Polizei hat nie veröffentlicht, wo genau am Herslevvej sich der Leichenfundort von Susan Hansen befunden hat.
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Dieses Mal war es für mich unmöglich, den genauen Leichenfundort ausfindig zu machen. Nach über dreißig Jahren hat sich die Umgebung völlig verändert. Mögliche Anhaltspunkte sind heute auf der Strecke nicht mehr zu finden. Ich bin die Strecke mehrfach durchgegangen und ich gehe davon aus, dass sich der Leichenfundort im ersten Drittel der Strecke befunden haben muss. Foto: Google Maps |
Die Polizei erreichte den Leichenfundort
Die Polizei von Fredericia erreichte kurz nach der Meldung über den Leichenfund den Fundort am Herslevvej. Der Leichenfundort und die Straße wurden abgesperrt und es wurde die Rejseholdet [dänische Mordkommission] hinzugezogen. Kurze Zeit später erreichten die Ermittler der zuständigen Rejseholdet den Leichenfundort.
Anschließend nahmen die ermittelten Beamten und die Kriminaltechniker der Rejseholdet der Polizei von Fredericia ihre Arbeit auf. Die Ermittler schauten sich die Leiche und den Fundort an. Aufgrund der Vermisstenmeldung und der getragenen Kleidung war schnell klar, dass es sich um Susan Hansen handelte, die am Abend zuvor als vermisst gemeldet worden war. Die Leiche von Susan Hansen lag in einem Graben. Für die Ermittler lag die Leiche so da, als würde sie schlafen. Die Oberbekleidung von Susan Hansen war leicht hochgehoben. Sie trug Strümpfe und ihre Schuhe lagen über ihr. Neben der Leiche befanden sich eine Tasche mit Büchern aus der Bibliothek, Medikamente und ein Satz Bleistifte, die sie ihrer Freundin schenken wollte.
Aufgrund der Auffindesituation waren die Ermittler überzeugt, dass Susan Hansen getötet wurde. Nach der Begutachtung des Fundorts und der näheren Umgebung kamen die Beamten zum Schluss, dass der Fundort nicht der Tatort ist. Der Fundort sei nur der Ablageort. Das Mädchen muss an einem unbekannten Tatort getötet und ihre Leiche dann anschließend in den Graben gelegt worden sein. Die Kriminaltechniker sammelten und sicherten Spuren und Beweise am Leichenfundort. Anschließend wurde die Leiche von Susan Hansen geborgen und für weitere forensische Untersuchungen zum Rechtsmedizinischen Institut in Odense transportiert.
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Die Polizei bei der Arbeit am Leichenfundort am Herslevvej. Die Leiche von Susan wurde in dem Graben neben der Straße gefunden. Foto: tvSyd |
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Die Schuhe von Susan lagen über ihrer Leiche. Foto: Polizei/Fredericia Dagblad |
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Die Leiche von Susan Hansen wird auf diesem Bild gerade abtransportiert. Foto: Polizei/Fredericia Dagblad |
Die Autopsie
Die Autopsie von Susan Hansen wurde vom zuständigen Rechtsmediziner des Institut für Rechtsmedizin in Odense durchgeführt. [Anm. Das Institut für Rechtsmedizin in Odense gehört zur Syddansk Universität (SDU) in Odense.] Zuvor hatte der Rechtsmediziner die Identität des Opfers als Susan Hansen offiziell bestätigt. Außerdem bestätigte der Rechtsmediziner die Annahme der Ermittler, dass Susan Hansen Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist. Die rechtsmedizinische und forensische Untersuchung ergab, dass Susan Hansen am späten Abend des 30. Januar 1992 [Tag des Verschwindens] spätestens aber um 23.00 Uhr getötet wurde. Zudem stellte der Rechtsmediziner fest, dass die Liegezeit der Leiche im Graben drei bis vier Stunden vor der Entdeckung betrug. Die Leiche von Susan Hansen hat bereits drei bis vier Stunden im Graben gelegen, als sie entdeckt wurde. Das bedeutet, dass die Leiche von Susan Hansen in den frühen Morgenstunden des 31. Januar 1992 in der Zeit zwischen 3.30 und 4.30 Uhr am Fundort abgelegt worden sein muss. Die Spuren an der Leiche verrieten, dass das Mädchen wahrscheinlich zusammengerollt im Kofferraum eines Autos gelegen hatte, bevor sie in den Straßengraben geworfen wurde. Die genaue Todesursache war Ersticken/Erwürgen. Es wurden keine Anzeichen dafür gefunden, dass das Mädchen sexuell missbraucht wurde. Es wurden DNA-Spuren gesichert, die man 1992 noch nicht auswerten konnte.
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Wer hat Susan Hansen getötet? Foto: Google |
Die Ermittlungen
Die Ermittlungen wurden von der Staatsanwaltschaft Viborg geleitet und von der Polizei Fredericia durchgeführt. Aufgrund der wenigen Spuren verliefen die Ermittlungen im Jahr 1992 eher schleppend. Der Leichenfundort wies leider nur wenige technische Spuren auf. Die einzige konkrete Spur war ein Reifenabdruck. Der Reifenabdruck stammte vermutlich von einem Allradfahrzeug, dass mit Reifen vom Typ BF Goodrich Trail Terrain T/A ausgestattet war. Der Fokus der Ermittler richtete sich nun auf die Suche dieses Allradfahrzeugs und auf die Öffentlichkeitsarbeit. Die Ermittlungen konzentrierten sich auf den Bereich rund um den Herslevvej und die Innenstadt von Fredericia. Ob der Reifenabdruck tatsächlich etwas mit dem Verbrechen zu tun hat, war jedoch unklar. Der Reifenabdruck könnte auch von einem Auto stammen, dass nichts mit dem Fall zu tun hat. Der Reifenabdruck war die einzige technische Spur mit denen die Ermittler arbeiten konnten. Die Polizei versuchte alle Autofahrer zu identifizieren, die im tatrelevanten Zeitraum auf dem Herslevvej unterwegs waren. Außerdem befragten die Polizei über 4.000 Personen, darunter Freunde, Bekannte und mögliche Zeugen. Es werden keine weiteren belastbaren Spuren oder Zeugen gefunden.
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Zeitungsartikel der B.T. vom 1. Februar 1992 Foto: B.T.
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Zeitungsartikel des Ekstra Bladet aus dem Jahr 1992. Foto: Ekstra Bladet |
Zeuge hatte Schreie gehört
Die Ermittler schließen nicht aus, dass die 12-jährige Susan Hansen im Auto des Täters getötet oder möglicherweise an seinem Wohnort getötet worden sein könnte. Anschließend hatte der Täter die Leiche in den Graben am Herslevvej abgelegt.
Die Polizei konnte auch nicht ausschließen, dass der Mord in einem nahegelegenen Waldstück stattgefunden hatte. Ein Zeuge hatte sich bei der Polizei gemeldet und ausgesagt, dass er am 30. Januar 1992 um 17.00 Uhr im Hannerup Skov [nicht weit von Susans Wohnort entfernt] Schreie gehört habe, die wie von einem Mädchen geklungen hätten. Der tatsächliche Tatort wurde jedoch nie gefunden.
Die Rekonstruktion der Ereignisse
- Susan Hansen nahm am 30. Januar 1992 den Bus um 15.20 Uhr und fuhr in die Innenstadt von Fredericia. Die Fahrt dauerte 10 Minuten.
- Susan erreichte die Innenstadt von Fredericia gegen 15.30 Uhr.
- Anschließend ging sie in die Fredericia Bücherei in der Prinsessegade 27 in der Innenstadt von Fredericia. Sie gab dort die geliehenen Bücher ab und suchte sich neue Bücher aus.
- Nach dem Besuch in der Bücherei ging sie zur Apotheke in der Prinsessegade 45 und holte die Medikamente für ihre Mutter ab.
- Anschließend ging Susan zu einem Spielzeugladen und kaufte dort ein paar Bleistifte.
- Nachdem sie alles erledigt hatte, machte sie sich auf den Weg zum Busbahnhof.
- Am Busbahnhof wurde Susan um 16.47 Uhr von einer Freundin aus der Parallelklasse gesehen. Danach verliert sich ihre Spur zunächst.
- Susan stieg nicht in den Bus ein, um nach Hause zu fahren.
- Um 18.00 Uhr hatte Susans Mutter bei der Polizei angerufen und sie als vermisst gemeldet.
- Die Leiche von Susan Hansen wurde am 31. Januar 1992 in der Zeit zwischen 3.30 und 4.30 Uhr in einem Graben am Herslevvej abgelegt.
- Am Morgen des 31. Januar 1992 um 7.30 Uhr wurde die Leiche von Susan Hansen am Fundort entdeckt.
Ermittlungen wurden eingestellt
Obwohl die Rejseholdet der Polizei von Fredericia im Jahr 1992/1993 umfangreiche Ermittlungen durchgeführt hat, konnte der Fall nicht aufgeklärt werden. Die Ermittler der Rejseholdet hatten damals keine neuen Ermittlungsansätze mehr und der Fall wurde allmählich kalt. Kurz darauf wurden die Ermittlungen eingestellt.
Ermittlungen im Jahr 2007
Seit 1993 wurden die Ermittlungen im Fall Susan Hansen mehrfach aufgerollt und wieder eingestellt. Im Jahr 2007 wurden die Ermittlungen durch Südostjyllands Politi [Polizei Südostjütland] aufgerollt. Alle Spuren und Beweise wurden mit den neuesten Untersuchungsmethoden und Analyseverfahren untersucht. Es werden keine Ergebnisse der Ermittlungen veröffentlicht. Und die Ermittlungen werden erneut eingestellt.
Die TheorienDer Mord an Susan Hansen ist weiterhin ungeklärt. Es gibt jedoch einige Theorien, was mit ihr passiert sein könnte und wer hinter dem Verbrechen stecken könnte. Auf diese Theorien möchte ich nun kurz näher eingehen.
1. Theorie "Fremder in einem Auto"
Hat ein fremder Mann in einem Auto, etwas dem Mord an Susan Hansen zu tun?Diese Theorie besagt, dass Susan Hansen von einem fremden Mann in einem Auto angesprochen wurde und er ihr angeboten hatte, dass er sie nach Hause fährt. Susan hat das Angebot angenommen und wurde entführt. Es ist aber unklar, ob das Gespräch am Busbahnhof oder bereits in der Innenstadt von Fredericia stattgefunden hat. Möglicherweise von Fredericia oder auf dem Weg zum Busbahnhof von einem Fremden angesprochen. Es gibt Zeugen, die angegeben haben, dass Susan von einem Mann in einem Auto am Busbahnhof abgeholt worden sein könnte. Obwohl es eine grobe Beschreibung des Mannes und des Fahrzeugs gab, konnte weder der Mann noch das Fahrzeug jemals ausfindig gemacht werden.
2. Theorie "Täter stammt aus dem Umfeld"
Könnte ein Mann aus dem direkten oder indirekten Umfeld von Susan Hansen, etwas mit dem Mord zu tun haben?
Bei dieser Theorie geht man davon aus, dass der Täter aus dem direkten oder indirekten Umfeld von Susan Hansen kommt. Es könnte sich bei dem Täter möglicherweise um einen Bekannten, Nachbarn oder Einwohner von Fredericia handeln. Vielleicht ist Susan in das Auto ihres Mörders eingestiegen, weil sie ihn kannte. Es gab ein gewisses Vertrauensverhältnis, dass vom Täter ausgenutzt wurde.
4. Theorie "Wiederholungstäter / Serientäter"
Hat ein Wiederholungstäter / Serientäter etwas mit dem Mord an Susan Hansen zu tun?Diese Theorie besagt, dass es sich bei dem Täter um einen Wiederholungstäter / Serientäter handelt, der bereits zuvor ähnliche Taten [Sexueller Übergriff und Gewalt an Kindern] begangen hat. Der Täter könnte aber auch nach dem Mord an Susan Hansen ähnliche Verbrechen begangen haben.
Fazit:
Ich kann mich nur schwer auf eine der genannten Theorien festlegen, da ich alle Theorien für möglich und plausibel halte. Es könnte durchaus sein, dass der Täter aus dem direkten oder indirekten Umfeld von Susan Hansen kommt. Es könnte aber auch sein, dass der Täter ein komplett Fremder war, der zufällig auf Susan Hansen gestoßen ist und einfach die Gelegenheit für sich genutzt hat. Ich bin wirklich hin und hergerissen. Mal gehe ich davon aus, dass Susan von einem Fremden entführt wurde. Es gibt genug Fälle, bei denen Kinder in Alltagsumgebungen von einem Fremden angesprochen und ins Auto gelockt wurden.
Und kurze Zeit später glaube ich eher an die Möglichkeit, dass der Täter aus dem direkten oder indirekten Umfeld von Susan Hansen kommt. Ein Nachbar, ein Bekannter, ein Freund der Familie oder ein Verwandter könnte Susan eine Mitfahrgelegenheit angeboten haben, die Susan angenommen hat. Es gibt einfach zu viele unbeantwortete Fragen und zu wenig Informationen. Ich frage mich, ob die Tat geplant war oder nicht? Ist der Täter auf der Suche nach einem Opfer in Fredericia unterwegs gewesen und dabei zufällig auf Susan Hansen gestoßen? Oder war der Täter aus beruflichen oder privaten Gründen in Fredericia unterwegs und ist zufällig auf Susan Hansen gestoßen? Ich kann beides nicht ausschließen.
An der Leiche von Susan Hansen wurden keine Anzeichen eines sexuellen Missbrauchs gefunden, trotzdem war das Motiv höchstwahrscheinlich von sexueller Natur. Das ist die Meinung der Polizei und auch meine.
Ich halte es zwar möglich, dass ein Serientäter bzw. Wiederholungstäter für den Mord an Susan Hansen verantwortlich sein könnte, aber ich bin nicht von dieser Theorie überzeugt. In Skandinavien und Norddeutschland gab es ähnliche Fälle in den 80er/90er Jahren, die teilweise aufgeklärt wurden. Diese Theorie hat aber ein Problem, denn es konnte nie ein Täter beispielsweise mit seiner DNA oder anderen Spuren mit dem Fall in Verbindung gebracht werden.
Man dreht sich einfach im Kreis. Ich hätte mich gern auf eine der genannten Theorien festgelegt, aber es gibt zu viele unbeantwortete Fragen und viel zu wenig Informationen zum Tatgeschehen. Mich hätte sehr interessiert, wie Susan Hansen so drauf war. Wäre sie tatsächlich zu einem Fremden ins Auto gestiegen? Das ist für mich eine der wichtigsten Fragen. Wenn ich diese Frage beantworten könnte, dann könnte ich mich eher auf ein mögliches Szenario festlegen. So kommen mehrere Szenarien und mehrere Tätertypen in Frage.
Ich hoffe, dass den dänischen Ermittlungsbehörden die Aufklärung des Falls gelingt. Es gibt so viele Fälle, die nach Jahren oder Jahrzehnten aufgeklärt werden konnten. Vielleicht klappt es auch mit Susans Fall.
Psychologisches Profil des Täters
Ich habe von dem Täter im Fall Susan Hansen ein psychologisches Profil des Täters erstellt. Dieses Profil beruht auf meiner persönlichen Einschätzung des Täters. Ich beschäftige mich seit vielen Jahren mit psychologischen Profilen von Vergewaltigern, Mördern, Serienmördern und Kindermördern. Dieses Profil bezieht sich explizit auf den möglichen gesuchten Täter im Fall Susan Hansen.
- Bei dem Täter handelt es sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit um einen Mann im Alter zwischen 25 und 45 Jahren [zum Tatzeitpunkt]. Männer sind statistisch am häufigsten bei sexuellen Tötungsdelikten gegen Kinder vertreten. [Anm. Obwohl ich fest davon überzeugt bin, dass es sich bei dem Täter um einen Mann handelt, muss ich auch die Möglichkeit einer Täterin offenlassen und erwähnen.]
- Der Täter stammt höchstwahrscheinlich aus Fredericia oder der näheren Umgebung von Fredericia.
- Der Täter kannte offenbar die Gegend [Fundort an der Landstraße (Herslevvej)], die abgelegen genug war, um dort ungestört eine Leiche abzulegen. Gleichzeitig war der Fundort auch schnell erreichbar. Er hat auch einen Fundort gewählt, den man schnell wieder verlassen kann. Es könnte auch sein, dass der Täter einen Bezug zu der Gegend rund um Fredericia hatte. Er könnte dort einmal gelebt haben und besuchte zum Zeitpunkt des Mordes seine Familie oder Freunde.
- Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass der Täter aufgrund seiner Arbeit regelmäßig nach Fredericia kommt.
- Der Täter hat ein eher unauffälliges Erscheinungsbild. Er verhält sich wie ein unscheinbarer und völlig normaler Bürger.
- Der Täter ist wahrscheinlich introvertiert und sozial isoliert.
- Wenn er nicht sozial isoliert ist und möglicherweise sogar in einer Beziehung lebt, dann führt er ein Doppelleben.
- Er hat starke deviante Sexualfantasien. [Anm.
- Deviante Sexualfantasien sind sexuelle Vorstellungen, Wünsche oder Erregungsmuster, die vom üblichen oder sozial akzeptierten Verhalten abweichen. Das kann sich auf das Objekt (z. B. ungewöhnliche Zielpersonen), die Handlung (z. B. Macht, Schmerz, Demütigung) oder die Situation beziehen. Ich möchte noch anmerken, dass "Deviant" nicht automatisch krankhaft oder gefährlich ist. Viele Menschen haben Fantasien, die als ungewöhnlich gelten, ohne dass sie jemals umgesetzt oder problematisch werden. Erst wenn solche Fantasien zwanghaft, leidvoll oder mit der Verletzung der Rechte anderer verbunden sind, spricht man von einer paraphilen Störung.]
- Der Täter könnte eher zurückhaltend wirken, um das Vertrauen von anderen Menschen zu gewinnen. [Anm. Kinder lassen sich eher von einem harmlos wirkenden Mann mitnehmen.]
- Der Täter hat pädophile Neigungen mit Gewaltbereitschaft.
- Der Täter hat eine niedrige Frustrationstoleranz und nur eine geringe Impulskontrolle.
- Der Täter war geübt darin, Spuren zu verwischen, denn er konnte bis heute nicht identifiziert werden.
- Der Täter könnte bereits in der Vergangenheit mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sein. Vermutlich hat der Täter im Vorfeld kleinere Straftaten [wie beispielsweise Exhibitionismus, Belästigung, versuchte Annäherungen an Kindern] begangen.
- Er könnte vielleicht polizeibekannt sein, aber er wurde nicht als Schwerverbrecher eingestuft. Möglicherweise wurden die Straftaten von den Behörden nicht besonders ernst genommen.
- Der Täter hat ein Fahrzeug oder immer Zugang zu einem Fahrzeug.
- Er könnte möglicherweise durch seine berufliche Tätigkeit recht mobil sein.
- Der Täter könnte in einem Beruf in Schichtarbeit oder mit flexiblen Arbeitszeiten arbeiten. Dadurch konnte er am späten Nachmittag auch Susan mitnehmen und das Verbrechen begehen.
- Der Täter könnte in einem einfachen Job gearbeitet haben, wie beispielsweise im Transportwesen, als Produktionshelfer oder im Handwerk.
- Der Täter könnte nach der Tat seine Kleidung gewechselt haben und die getragene Kleidung entsorgt oder verbrannt haben. Vielleicht hat er auch sein Auto gereinigt oder es sogar gewechselt.
- Der Täter könnte sich nach der Tat anders verhalten haben als gewöhnlich. Er könnte nach der Tat deutlich nervöser gewesen sein. Er könnte sich noch mehr zurückgezogen haben. Möglicherweise hat das direkte Umfeld des Täters zum Zeitpunkt der Tat kleine, seltsame Veränderungen des Täters bemerkt, aber es wurde nie ein Zusammenhang zum Mord an Susan Hansen hergestellt.
- Ich halte es für durchaus möglich, dass der Täter erneut zuschlagen könnte. Möglicherweise hat er bereits erneut zugeschlagen.
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Könnte so der Täter ausgesehen haben? Der Autor des Buches "Susan-sagen'' hat dieses Bild in Umlauf gebracht. Es ist Mithilfe von Zeugen entstanden. Ich möchte anmerken, dass dieses Bild nicht von der Polizei stammt. Foto: Google
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Das Buch "Susan-sagen" bringt auch einen silbergrauen Mitsubishi Pajero Canvas SUV ins Spiel. Das Fahrzeug könnte möglicherweise etwas mit dem Fall zu tun haben. Die Polizei von Fredericia hat ebenfalls nach so einem Auto gesucht. Foto: Fredericia Dagblad |
Haarprobe verschwunden
Wie bereits erwähnt, gibt es nur sehr wenige technische Spuren im Fall Susan Hansen. Es gab wohl auch eine Haarprobe, die als Beweismittel im Mordfall dienen sollte. Leider ist diese Haarprobe auf dem Weg zwischen zwei Polizeidienststellen verschwunden oder verloren gegangen. Die Haarprobe verschwand, als sie für einen späteren Vergleich typisiert werden sollte.
Wiederaufnahme der Ermittlungen im Jahr 2012
Die Polizei gibt bekannt, dass die Ermittlungen im Fall Susan Hansen wieder aufgenommen wurden, um neue Erkenntnisse zu gewinnen. Es werden moderne forensische Methoden angewendet, um die gesicherten DNA-Spuren erneut zu analysieren. Es gibt jedoch keine öffentlichen Informationen über neue Ergebnisse oder Fortschritte in den Ermittlungen.
Die Nachwirkungen
Die Mutter von Susan Hansen hat sehr schwer unter dem Verlust ihrer geliebten Tochter gelitten und hat sich davon nie wieder erholt. Sie hat sich von der Außenwelt zurückgezogen und lebte in der Erinnerung ihrer Tochter. Susans Mutter wurde sehr krank und hat nie erfahren, wer für den Tod ihrer Tochter verantwortlich war. Nach mehreren Hirnblutungen zog sie in ein Pflegeheim, wo sie etwas mehr als 10 Jahre nach Susans Tod starb. Der Rest der Familie hofft noch immer auf die Aufklärung des Falls.
Aktuelle Einstufung des Falls
Der Tod von Susan Hansen wurde als Tötungsdelikt bzw. als Mord eingestuft. Aktuell wird nicht aktiv in dem Cold Case ermittelt. Die Polizei von Fredericia ist weiterhin auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen, um neue Ermittlungen anzustoßen. Jeder Hinweis könnte wichtig sein.
Die Fragen der Ermittler:
- Wer hat Susan Hansen am Nachmittag des 30. Januar 1992 in der Innenstadt von Fredericia gesehen? War sie allein oder in Begleitung? Hat sie mit jemandem gesprochen?
- Wer hat Susan Hansen am späten Nachmittag des 30. Januar 1992 am Busbahnhof in Fredericia gesehen?
- Wer hat Susan Hansen am späten Nachmittag des 30. Januar 1992 dabei beobachtet, wie sie am Busbahnhof mit jemandem gesprochen hat?
- Wer hat Susan Hansen am 30. Januar 1992 nach 16.47 Uhr dabei beobachtet, wie sie am Busbahnhof in Fredericia in ein Fahrzeug eingestiegen ist?
- Wer hat am späten Nachmittag des 30. Januar 1992 nach 16.47 Uhr im Bereich des Busbahnhofs beobachtet, wie ein Mädchen [Susan Hansen] in ein Fahrzeug gezogen wurde? Es könnte wie eine Konfliktsituation zwischen einem vermeintlichen Elternteil und einem Kind ausgesehen haben.
- Wer hat in den frühen Morgenstunden des 31. Januar 1992 in der Zeit zwischen 3.30 und 4.30 Uhr am Herslevvej ein Fahrzeug gesehen, das am Straßenrand halt gemacht hat?
- Wer hat in den frühen Morgenstunden des 31. Januar 1992 in der Zeit zwischen 3.30 und 4.30 Uhr am Herslevvej einen silbergrauen Mitsubishi Pajero Canvas SUV oder ein rotes Allradfahrzeug gesehen, dass am Straßenrand halt gemacht hat?
- Wer weiß, wer für den Tod von Susan Hansen verantwortlich sein könnte?
- Wer kennt die genauen Umstände und Hintergründe des Mordes an Susan Hansen?
- Wer hat andere Beobachtungen oder Wahrnehmungen gemacht, die mit dem Mord an Susan Hansen in Zusammenhang stehen könnten?
- Wer hat sonstige Informationen zu diesem Fall?
Wer Informationen hat, wird gebeten, sich mit der
Fredericia Politistation unter der Rufnummer +45 76 28 14 48 in Verbindung zu setzen.
Fredericia Politistation
Nørre Voldgade 22,
7000 Fredericia
Telefon: +45 76 28 14 48
Servicecenter (allgemeine Polizei): 114 (24/7)
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