BERLIN: Tötungsdelikt z. N. von Reiner Koch (1973)
Der Mord an Reiner Koch
Wer hat Reiner Koch getötet?
Heute möchte ich auf einen Fall aufmerksam machen, der sich vor über fünfzig Jahren ereignet hat. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen in dem Fall wieder aufgenommen und die Bevölkerung um Mithilfe gebeten. Im Rahmen meiner Möglichkeiten möchte ich auch auf den Fall aufmerksam aufmerksam machen. Der Cold Case stammt aus dem Jahr 1973. Der Mord hat sich in Berlin-Charlottenburg ereignet. Bis heute ist der Fall ungeklärt, aber vielleicht ändert sich das bald.
![]() |
Der Mord an Reiner Koch ist seit 1973 ungeklärt. Wer hat Reiner Koch getötet? Foto: Polizei |
Der Fall Reiner Koch
Reiner Koch wurde im Jahr 1960 als Sohn von Ruth und Werner Koch in Berlin geboren. Er lebte mit seinen Eltern und seinen vier älteren Geschwistern [zwei Schwestern und zwei Brüder] in einer Altbauwohnung in einem Mehrfamilienhaus in der Altenbraker Straße 3 in Berlin-Neukölln. Werner Koch arbeitete im Tiefbau auf verschiedenen Baustellen. Nach Feierabend besuchte er regelmäßig seine Stammkneipe "Thomas-Eck" in Berlin-Neukölln. Die Kneipe lag in unmittelbarer Nähe zur Wohnung der Familie Koch. [Anm. Heute gibt es in Charlottenburg eine Kiezkneipe namens "Thomas-Eck". Diese Kneipe ist nicht gemeint.] Ruth Koch arbeitete meistens bis spät in die Nacht als Reinigungskraft und kümmerte sich um den Haushalt und um die Familie. Seine beiden älteren Schwestern machten eine Ausbildung zur Arzthelferin. Der älteste Bruder machte eine Ausbildung als Fleischer. Der andere Bruder ging genauso wie Reiner noch zur Schule.
![]() |
Die Familie Koch lebt 1973 in einer Altbauwohnung in einem Mehrfamilienhaus in der Altenbraker Straße 3 in Berlin-Neukölln. Foto: Google Maps |
![]() |
Die Altenbraker Straße 3 in Berlin-Neukölln im Jahr 2024. Foto: Google Maps |
Zart und sensibel
Leider gibt es kaum Informationen zu Reiner Koch. Reiner Koch war ein sensibler und recht zarter Junge. Der 12-jährige Reiner Koch war 1973 Schüler an einer Schule in Berlin-Neukölln. Obwohl Reiner bereits 12 Jahre alt war, war er im Vergleich zu seinen Altersgenossen nur 1,49 m groß und sah deutlich jünger aus. In seiner Freizeit war er gern mit seinen Freunden unterwegs oder spielte Fußball. Seit kurzem war er Mitglied im Verein "Tasmania 1900" und nahm immer dienstags um 16.30 Uhr am Fußballtraining in der Sporthalle der Morusschule [heute Regenbogen-Grundschule] in Berlin-Neukölln teil.
![]() |
Seit kurzem nahm Reiner Koch am Fußballtraining des Vereins "Tasmania 1900" teil. Foto: Polizei |
Ein ganz normaler Tag
Der 16. Januar 1973 verlief für Reiner Koch und seine Familie ganz normal. Am Morgen des 16. Januar 1973 [Dienstag] stand der 12-jährige Reiner Koch auf, frühstückte und machte sich dann für die Schule fertig. Anschließend besuchte er den Unterricht in seiner Schule in Berlin-Neukölln. Nach dem Unterricht ging Reiner nach Hause, um etwas zu essen und Hausaufgaben zu machen. Kurz nach 16.00 Uhr machte Reiner sich auf den Weg zum Fußballtraining zur Sporthalle in der Morusstraße in Berlin-Neukölln. Auf dem Weg zum Training machte er noch einen kurzen Halt in der Kneipe "Thomas-Eck", um seinem Vater den Wohnungsschlüssel zu geben. Er sprach kurz mit seinem Vater und einem Gast namens Gerhard. Bevor Reiner die Kneipe wieder verließ, bat er seinen Vater um eine Tüte Chips. Auch ein unbekannter Mann in der Kneipe spendierte ihm daraufhin auch eine Tüte Chips. Bis heute ist nicht klar, wer dieser Mann war. Anschließend setzte er seinen Weg zum Fußballtraining fort. Reiner Koch nahm pünktlich um 16.30 Uhr am Fußballtraining teil. Während des Trainings kam es zu einem harmlosen Streit mit zwei Jungs aus der Mannschaft, der jedoch große Auswirkungen hatte. Um 18.00 Uhr endete das Fußballtraining und die Jungen machten sich auf den Heimweg.
![]() |
Die Morusschule [heute Regenbogen-Grundschule] und die Sporthalle, wo damals das Fußballtraining stattfand. Foto: Google Maps |
Das Verschwinden
Reiner Koch ging mit zwei anderen Jungen auf einem beleuchteten Weg von der Sporthalle nach Hause. Reiner Koch war ein bisschen verstimmt und wollte alleine sein.
Er verabschiedete sich von den anderen Jungen und wollte nun alleine nach Hause gehen. Er nahm die Abkürzung durch den Thomaspark oder Thomashöhe. Vermutlich hat er sich den Streit doch ein bisschen zu Herzen genommen und wollte darüber nachdenken. Die Abkürzung durch den Park verschaffte Reiner eine Zeitersparnis von etwa 15 Minuten, doch zu Hause kam er nie an.
Bei der Polizei als vermisst gemeldet
Reiner Koch war ein recht zuverlässiger Junge. Als Ruth Koch bemerkte, dass Reiner nicht vom Fußballtraining nach Hause zurückgekehrt war, hat sie sich sofort große Sorgen gemacht. Sie rief ihren Mann in der Kneipe an und erzählte ihm, dass Reiner nicht nach Hause zurückgekehrt war. Werner Koch ging sofort nach Hause. Nach einem Gespräch mit seiner Frau, machte er sich auf den Weg, um in der Nachbarschaft nach Reiner zu suchen. Er konnte Reiner nicht finden. Als Reiner bis 23.00 Uhr nicht nach Hause gekommen ist, meldeten die Eltern Reiner bei der Polizei als vermisst. Die Polizei nahm das Verschwinden von Reiner Koch sehr ernst und leitete umgehend erste polizeiliche Maßnahmen ein.
![]() |
Reiner Koch wurde noch am Abend seines Verschwindens [16. Januar 1973] um 23.00 Uhr bei der Polizei als vermisst gemeldet. Foto: Polizei |
Die Suche
Am nächsten Tag [17. Januar 1973] führte die Polizei umfangreiche Suchmaßnahmen in Neukölln durch. Sie setzten Suchhunde ein, hingen Suchplakate auf und führten Lautsprecherdurchsagen in Neukölln durch. Der Polizeipräsident lobte für Hinweise eine Belohnung von 5.000 Mark durch. Doch alle Bemühungen waren vergeblich. Reiner Koch blieb zunächst spurlos verschwunden.
Die Entdeckung
In der Nacht zum 18. Januar 1973 verließ der 44-jährige Polizeiobermeister Lutz M. gegen 3.00 Uhr nach Dienstschluss seine Polizeidienststelle in der Reichsportfeldstraße in Berlin-Charlottenburg. [Anm. Die Reichsportfeldstraße heißt heute Flatowallee.] Nach einem langen Arbeitstag machte Lutz M. sich mit seinem Auto auf seinem Heimweg. Als er in die Stadionallee [heute Jesse-Owens-Allee] einbog, sah er plötzlich einen Körper auf dem Gehweg liegen. Er glaubte zunächst, dass es sich um eine Schaufensterpuppe handelte und wollte sie wegräumen. Erst jetzt sah er, dass es sich nicht um eine Schaufensterpuppe handelte, sondern um die Leiche eines Jungen. Lutz M. alarmierte sofort seine Kollegen.
Kriminalpolizei erreicht den Leichenfundort
Schon kurze Zeit nach der Meldung über den Leichenfund, erreichten die Ermittler und Kriminaltechniker der Polizei Berlin den Fundort und nahmen ihre Arbeit auf. Die Ermittler schauten sich zunächst die Auffindesituation an.
Die Leiche des Jungen war völlig unbekleidet und lag an einer Laterne in der Stadionallee [heute Jesse-Owens-Allee] am Reiterstadion. Aufgrund der Auffindesituation sprach viel für ein Tötungsdelikt.
Zu diesem Zeitpunkt war die Identität des toten Jungen noch unbekannt. Die Leiche wurde für weitere forensische Untersuchungen zum Rechtsmedizinischen Institut Berlin gebracht.
![]() |
Der Leichenfundort befand sich im Januar 1973 in der Stadionallee [heute Jesse-Owens-Allee] auf Höhe der Reithalle am Olympiastadion in Berlin-Charlottenburg. Foto: Google Maps |
Die Autopsie
Die Autopsie wurde von dem zuständigen Rechtsmediziner durchgeführt. Die Beamten haben durch ihre ersten Ermittlungen herausgefunden, dass in Berlin-Neukölln ein 12-jähriger Junge vermisst wurde, auf den die Beschreibung des toten Jungen aus Berlin-Charlottenburg passte. Der Rechtsmediziner konnte durch seine Untersuchungen offiziell bestätigen, dass es sich bei dem Opfer um Reiner Koch handelte. Außerdem konnte der Rechtsmediziner bestätigen, dass Reiner Koch Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist.
Die genaue Todesursache war Erwürgen. Es zeigte sich auch, dass das Opfer misshandelt und sexuell missbraucht worden war. Außerdem wurden Verletzungen an den Genitalien festgestellt. Der Täter hatte Reiner Koch verstümmelt.
Kleidung entdeckt
Am 19. Januar 1973 hatten Passanten auf der Fahrbahn vor dem Grundstück der Mohriner Allee 158 in Berlin-Neukölln im Stadtteil Britz zwei Plastiktüten mit Kleidung aufgefunden. Es stellte sich schnell heraus, dass es sich um die verschwundene Kleidung von Reiner Koch handelte.
![]() |
Hier wurde am 19. Januar 1973 die Kleidung von Reiner Koch aufgefunden. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 2024. Foto: Google Maps |
Beschreibung von Reiner Koch
- Reiner Koch war zum Zeitpunkt seines Todes 12 Jahre alt und lebte mit seiner Familie in Berlin-Neukölln.
![]() |
Wer hat Reiner Koch getötet? Foto: Polizei |
- Am Abend des 16. Januar 1973 war Reiner Koch nach dem Fußballtraining nicht nach Hause zurückgekehrt.
- Am 18. Januar 1973 wurde die Leiche von Reiner Koch in der Stadionallee [heute Jesse-Owens-Allee] entdeckt.
- Am 19. Januar 1973 wurde die Kleidung von Reiner Koch, in Plastiktüten verpackt, auf der Fahrbahn vor dem Grundstück der Mohriner Allee 158 in Berlin-Neukölln im Stadtteil Britz aufgefunden.
- Zum Zeitpunkt seines Verschwindens war Reiner Koch mit einem glatten dunkelblauen Nylon-Anorak, einem hellblauen Winterpullover mit rot-weißem Strickmuster, einem dunkelgrünen Rollkragenpullover, einer dunkelbraunen Cordhose und braunen Halbschuhen mit Schnallenverschluss bekleidet.
![]() |
Der Pullover von Reiner Koch. Foto: Polizei |
![]() |
Die Cordhose von Reiner Koch. Foto: Polizei |
![]() |
Die braunen Halbschuhen mit Schnallenverschluss von Reiner Koch. Foto: Polizei |
- Die Kleidung von Reiner Koch wurde nach dem Mord in zwei Plastiktüten aufgefunden.
- Die erste Plastiktüte hat den Aufdruck "Boutique Susanne" und "Westerland/Sylt, Kurzentrum". Diese Boutique existierte bis Oktober 1970. Etwa 500 dieser Plastiktüten gelangten später nach Berlin und wurden in einer Reinigung an Kunden ausgegeben.
- Die zweite Plastiktüte hat den Aufdruck "überall beliebt – feh – Taschentücher, Toilettenpapier, Servietten" und auf der Rückseite ein Aufdruck der Firma UHU.
- Diese Tasche wurde in einer Auflage von 100.000 Stück in Österreich verbreitet, nicht aber in Berlin.
![]() |
Die erste Plastiktüte mit der Aufschrift "Boutique Susanne ". Foto: Polizei |
![]() |
Die zweite Plastiktüte mit der Aufschrift auf der Vorderseite "überall beliebt – feh – Taschentücher, Toilettenpapier, Servietten". Foto: Polizei |
![]() |
Die zweite Plastiktüte mit der Aufschrift auf der Rückseite der Firma UHU. Foto: Polizei |
Die Ermittlungen im Jahr 1973
Die Kriminalpolizei hatte 1973 umfangreiche Ermittlungen durchgeführt. Trotzdem gelang es den Ermittlern nicht, den Mörder von Reiner Koch zu identifizieren und den Fall aufzuklären. Der Fall wurde allmählich zu einem Cold Case und die Ermittlungen wurden eingestellt.
Neue Ermittlungen im Jahr 2022
Im Jahr 2022 rollt die Abteilung "Cold Cases" des Landeskriminalamts Berlin den Fall Reiner Koch im Rahmen einer Cold-Case-Untersuchung erneut auf. Die Ermittler der Abteilung "Cold Cases" lassen die vorhandenen Kleidungsstücke des Opfer noch einmal forensisch untersuchen. An mehreren Stellen werden tatsächlich noch DNA-Spuren gefunden. Diese DNA-Spuren stammen höchstwahrscheinlich vom Täter. Im Herbst 2024 wurde eine operative Fallanalyse durchgeführt, die außerdem zu neuen Ermittlungsansätzen führte.
Die Nachwirkungen
Die Angehörigen von Reiner Koch leben seit über fünfzig Jahren in Ungewissheit, wer Reiner getötet hat. Die Geschwister berichteten, dass die Eltern über das Verbrechen nicht mehr gesprochen hätten. Alle mussten die Trauer und den Schmerz mit sich allein ausmachen. Die Ermittler hoffen, dass sie durch die Öffentlichkeitsarbeit neue Hinweise erhalten, die zum Täter führen. Es könnte auch Mitwisser der Tat geben. Möglicherweise hat sich der Täter auch jemandem anvertraut und über den Fall gesprochen. Es könnte nach über fünfzig Jahren auch möglich sein, dass der Täter nicht mehr lebt. Die Geschwister von Reiner Koch leiden auch heute noch sehr unter dem Verlust. Besonders die Umstände des Todes ihres kleinen Bruders belastet die Geschwister. Der Familie könnte es Erleichterung und einen Abschluss verschaffen, wenn die Tat aufgedeckt wird.
Aktuelle Einstufung des Falls
Der Mord an Reiner Koch wurde von den Behörden als Sexualmord eingestuft. Seit 2022 wird wieder aktiv in dem Cold Case ermittelt. Die Ermittler sind weiterhin auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen. Jeder Hinweis könnte wichtig sein.
Die Belohnung
Die Staatsanwaltschaft Berlin hat für Informationen eine Belohnung von 5.000 Euro ausgelobt, die zur Aufklärung der Tat führen.
Die Fragen der Ermittler:
- Wer hat Reiner Koch am 16. Januar 1973, nach 18.00 Uhr allein oder in Begleitung in Berlin gesehen?
- Wer besaß 1973 eine der beiden oben genannten Plastiktüten?
- Wer hat am Abend des 16. Januar 1973 nach 18.15 Uhr Beobachtungen in Berlin-Neukölln im Bereich Thomaspark bzw. Thomashöhe, Thomasstraße, Altenbraker Straße oder den angrenzenden Straßen gemacht, die in Zusammenhang mit der Tat stehen könnten?
- Wer war 1973 Stammgast im "Thomas-Eck" und kann sich noch an den 16. Januar 1973, den Tag des Verschwindens von Reiner Koch, erinnern?
- Wer hat in der Nacht vom 17. zum 18. Januar 1973 verdächtige Wahrnehmungen im Bereich der damaligen Stadionallee [heute Jesse-Owens-Allee] gemacht?
- Wer hat in der Nacht vom 17. zum 18. Januar 1973 eine verdächtige Person oder ein verdächtiges Fahrzeug im Bereich der damaligen Stadionallee [heute Jesse-Owens-Allee] gemacht?
- Wer hat in der Nacht vom 18. zum 19. Januar 1973 verdächtige Beobachtungen im Bereich der Mohriner Allee 158 in Berlin-Neukölln, Stadtteil Britz, gemacht?
- Wer kennt Personen, die 1971 bis Februar 1973 die oben gezeigten beiden Plastiktüten "Boutique Susanne" und "feh/Uhu" in ihrem Besitz hatten?
- Wer hat die oben abgebildeten Kleidungsstücke im Zeitraum vom 16. bis zum 19. Januar 1973 gesehen?
- Wer kennt die genauen Umstände und Hintergründe des Mordes an Reiner Koch?
- Wer weiß, wer für das Verbrechen an Reiner Koch verantwortlich sein könnte?
- Wer hat andere Beobachtungen oder Wahrnehmungen gemacht, die mit dem Mord an Reiner Koch in Zusammenhang stehen könnten?
- Wer hat nach dem Mord irgendwelche Gerüchte darüber gehört?
- Wer hat sonstige Informationen zu diesem Fall?
Hinweise, die auch vertraulich behandelt werden können, nimmt die Dienststelle zur Bearbeitung von Cold Cases des Landeskriminalamtes Berlin in der Keithstraße 30 in Tiergarten unter der Telefonnummer (030) 4664-911911, per E-Mail an lka11-cc-hinweis@polizei.berlin.de, über die Internetwache oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen