BREMEN: Tötungsdelikt z. N. von Peterswerder Jane Doe (2002)
Der Mord an Peterswerder Jane Doe
Wer kann Peterswerder Jane Doe identifizieren?
Im heutigen Beitrag geht es um einen Cold Case aus dem Jahr 2002, bei dem das Mordopfer bis heute nicht identifiziert werden konnte. Ich habe bereits vor einigen Jahren einen Beitrag zu dem Fall veröffentlicht, aber ich habe den alten Beitrag überarbeitet, aktualisiert und an das gewohnt Format angepasst. Der Fall hat sich in Bremen im Ortsteil Peterswerder ereignet. [Anm. Ich verwende bei unbekannten Toten immer die Namen John Doe oder Jane Doe. John Doe und Jane Doe sind Platzhalternamen, die für nicht identifizierte Leichen. In meinen Zweitblog benutze ich diese Platzhalternamen bereits seit Jahren regelmäßig.]
Die Entdeckung
Am 30. Juli 2002 wurde gegen 17.00 Uhr ein verdächtiges Teppichbündel im kleinen Segelhafen des Segelverein Weser e. V. in Bremen im Ortsteil Peterswerder entdeckt. Es war recht schnell klar, dass in dem Teppichbündel eine Leiche eingewickelt war. Die Leiche wurde für weitere forensische Untersuchungen zum Rechtsmedizinischen Institut Bremen transportiert.
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Der Leichenfundort im kleinen Segelhafen/Weserhafen in Bremen-Peterswerder. Foto: Polizei |
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Der Leichenfundort im kleinen Segelhafen/Weserhafen in Bremen-Peterswerder. In diesem Segelhafen wurde im Juli 2002 die verpackte Leiche von Jane Doe entdeckt. Foto: Polizei |
Der Leichenfundort
Der Leichenfundort befindet sich im kleinen Segelhafen des Segelverein Weser e. V. in Bremen im Ortsteil Peterswerder entdeckt. In unmittelbarer Nähe zum Leichenfundort befindet sich das Vereinsgebäude des Segelverein Weser e. V. und das Weserstadion. [Anm. Peterswerder ist ein Ortsteil von Bremen. Peterswerder gehört zum Stadtteil Östliche Vorstadt. Dieser Ortsteil besteht zur Hälfte aus der Pauliner Marsch, in der sich in einem Weserbogen jenseits des Osterdeichs rund um das Weserstadion Sportplätze, Kleingärten und Grünanlagen befinden. Der andere Teil besteht aus Wohnhäusern rund um die Hamburger Straße. Die Nebenstraßen sind, ähnlich wie im Steintor, enge Einbahnstraßen, häufig auch mit Kopfsteinpflaster. Peterswerder hat aktuell 9963 Einwohner.]
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Die Lage des Leichenfundortes. Der Fundort befindet sich im kleinen Segelhafen des Segelverein Weser e. V. in Bremen-Peterswerder. Foto: Google Maps |
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Im kleinen Segelhafen in Peterswerder wurde die Leiche von Jane Doe gefunden. Das Weserstadion liegt in unmittelbarer Nähe zum Leichenfundort. Foto: Google Maps |
Die Obduktion
Die Obduktion wurde von dem zuständigen Rechtsmediziner durchgeführt. Der Rechtsmediziner stellte fest, dass es sich bei der Leiche aus dem Team um eine Frau handelte. Die weibliche Leiche war nicht nur in den Teppich eingewickelt, sondern noch in ein spezielles Leinentuch eingewickelt und in einen Plastiksack sowie eine Luftpolsterfolie eingepackt war. Die forensischen Untersuchungen zeigten, dass die Liegezeit im Wasser etwa vier Wochen beträgt. Das bedeutet, dass die Frau [geschätzt] am ±30. Juni 2002 verstorben ist. Obwohl die genaue Todesursache nicht mehr festgestellt werden konnte, aber es liegen Hinweise vor, dass eine Gewalteinwirkung gegen den Hals der Frau stattgefunden hatte. Diese Gewalt oder aber das anschließende Ertrinken können todesursächlich gewesen sein. Es wird bezüglich eines Tötungsdelikts ermittelt.
Die Gesichtsweichteilrekonstruktion
Eine Gesichtsweichteilrekonstruktion des Schädels
der jungen Frau wurde bereits im Jahr 2002 durchgeführt. Das Bild zeigt, wie die Frau zum Zeitpunkt ihres Todes ausgesehen haben könnte.
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So könnte Jane Doe zu Lebzeiten ausgesehen haben. Wer kann Peterswerder Jane Doe identifizieren? Foto: Polizei |
Was ist noch über Peterswerder Jane Doe bekannt?
- Die Leiche von Peterswerder Jane Doe wurde am 30. Juli 2002 im kleinen Segelhafen des Segelverein Weser e. V. in Bremen-Peterswerder entdeckt.
- Die Frau ist von kaukasischer Abstammung.
- Peterswerder Jane Doe war zum Zeitpunkt ihres Todes zwischen 22 und 35 Jahren alt. Das bedeutet, dass sie zwischen 1966 und 1980 geboren wurde.
- Sie ist 1,67 m groß und wog 50-55 Kilogramm.
- Peterswerder Jane Doe hatte eine zierliche bis kindliche Figur.
- Sie hat dunkelblond gewellte Haare, die goldblond gefärbt sind. Die Haarlänge beträgt 43 cm und sie könnte eine Dauerwelle haben.
- Jane Doe hatte dichte, geschwungene, volle Augenbrauen, ihre Scham- und Achselhaare waren rasiert.
- Ihr Blinddarm war vorhanden.
- Peterswerder Jane Doe hat weder Tätowierungen noch auffällige Narben.
- Ihre Fingernägel waren gepflegt, lang und lackiert. Als Grundlack wurde ein goldener Nagellack verwendet und dann darüber mit lila Nagellack lackiert. Ihre Fußnägel waren ebenfalls lila lackiert.
- Das Gebiss von Jane Doe war vollständig erhalten. Es wurden provisorische Füllung an zwei Zähnen [Zahn 14 und 26] erkannt, demnach muss eine zahnärztliche Anschlussbehandlung geplant gewesen sein.
- Die dritten Molaren sind mit ihrer Kronenentwicklung abgeschlossen, die Wurzelbildung ist weitestgehend abgeschlossen, der Apex ist noch offen.
- Alle diese Weisheitszähne befinden sich im Durchbruch. Der Abrasionsgrad ist gering.
- An allen Zähnen konnte ein leichter Zahnsteinansatz entdeckt werden.
- Mit Ausnahme des linken 2. Molaren des Unterkiefers sind alle erste und zweite Molaren von leichten bis mittelstarken Fissurenkaries betroffen.
- Eine Zahnärztliche Behandlung von Zahn 14 konnte nachgewiesen werden. An diesem Zahn ist eine Wurzelbehandlung durchgeführt worden. Der Zahn ist mit einer großen Füllung, die die distale Zahnkronenhälfte umspannt, versehen. Diese Füllung ist grob angelegt worden und zeigt noch keine Abschliffspuren. Distal zum 15 hin weit überstehend, den Interdentalraum ausfüllend. Diese Zahnbehandlung hat maximal wenige Monate vor dem Tode stattgefunden. Möglicherweise handelt es sich um eine provisorische Füllung mit dem Ziel einer Weiterbehandlung.
- Eine Zahnärztliche Behandlung von Zahn 26 konnte nachgewiesen werden. Dieser Zahn hat eine kleine Fissurenfüllung [Kronenfüllung]. Die Füllung ist unauffällig und in die Abrasionsfläche integriert.
- Peterswerder Jane Doe hat mindestens ein Kind auf natürliche Weise geboren. Das Geburtsjahr des Kindes ist zwischen 1985-1999. Es könnte sich auch um eine Totgeburt gehandelt haben. Falls das Kind geboren wurde, war es zum Zeitpunkt des Todes der Frau vermutlich zwischen 3 und 17 Jahre alt und wäre heute zwischen 24 und 38 Jahre alt.
- Insgesamt hatte Peterswerder Jane Doe ein gepflegtes Erscheinungsbild.
- Bei der Entdeckung war sie nur mit einem hellen Baumwollslip, Größe 140 [Kindergröße] mit Slipeinlage bekleidet.
- Jane trug am rechten Ohr einen silbernen Ohrhänger mit rotem Stein, der vermutlich 1956 in der Ukraine [Charkow] von einem sogenannten Juwelierkombinat hergestellt wurde. Möglicherweise wurde er auch im Ausland gekauft.
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O Anhänger mit rotem Stein. Foto: Polizei |
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Rückseite des Ohrhängers. Foto: Polizei |
- Am linken Ohr trug sie einen goldfarbenen Ohrring mit dunklem Stein. Auf dem goldfarbenen Verschluss ist das Wort "NIFREE" [nickelfrei] eingraviert. Dieser ungewöhnliche Schmuck könnte ein Hinweis auf ihre Identität sein.
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Ohrring mit dunklem Stein. Foto: Polizei |
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Auf dem goldfarbenen Verschluss ist das Wort "NIFREE" [nickelfrei] eingraviert. Foto: Polizei |
- Zudem trug sie eine auffällige Haarspange mit neongrünem Schmetterlingsmotiv aus Kunststoff mit Metallverschluss, vermutlich russischen Ursprungs.
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Haarspange mit neongrünem Schmetterlingsmotiv. Foto: Polizei |
Die Verpackungsmaterialien
Die Leiche war in verschiedene Materialien eingewickelt:
- Zunächst war Peterswerder Jane Doe in einen Plastiksack eingewickelt. Bei dem Plastiksack handelt es sich um einen sog. Bändchengewebesack ohne Innensack aus Kunststoff. Der Sack trägt Kennlinien in den Farben grün-rot-blau und hat die Maße 100 cm x 60 cm.
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Plastiksack, Bändergewebe, leicht, 100 x 60 cm, mit Farbmarkierungen grün-rot-blau. Foto: Polizei |
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Nahaufnahme des gewebten Kunststoffmaterials des Plastiksacks. Foto: Polizei |
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Abschnitt des gewebten Plastiksacks mit grün-rot-blauen Streifen. Foto: Polizei |
- Es wurden Reste einer wahrscheinlich geblümten leichten Leinenbettwäsche, in die das Opfer vermutlich gehüllt war. Der Stoff hat eine helle Grundfarbe, das florale Muster hat die Farben Blau, Rot, Lila und Grün.
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Leinentuch (wahrscheinlich Bettbezug) mit floralem Muster in Blau, Rot, Lila und Grün, helle Grundfarbe. Foto: Polizei |
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Ein kleines Stück vom Leinentuch (wahrscheinlich Bettbezug) mit floralem Muster in Blau, Rot, Lila und Grün, helle Grundfarbe. Foto: Polizei |
- Zuletzt wurde das Bündel mit einem Teppich umwickelt. Bei dem Teppich handelt es sich um einen Polyamidteppich mit roter Umrandung. Er hat eine Größe von 2 m x 3 m.
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Der Teppich, in den das Opfer gerollt wurde – Polyamidteppich, Größe 2 x 3 Meter, mit buntem Muster und rotem Rand. Foto: Polizei |
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Der Teppich, in den das Opfer gerollt wurde – Polyamidteppich, Größe 2 x 3 Meter, mit buntem Muster und rotem Rand. Foto: Polizei |
- Es wurden blaue Kunststoffschnüre [Wäscheleine] und hell-dunkel, diagonal gestreifte Juteseile zum Umbinden des "Verpackungsmaterials" um die Leiche verwendet.
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Blaue Kunststoffschnüre und hell-dunkel, diagonal gestreifte Juteseile wurden verwendet, um das Teppichbündel mit der Leiche zu fixieren. Foto: Polizei |
Die Ermittlungen
Die Polizei geht davon aus, dass die Leiche etwa vier Wochen lang in der Weser trieb. Der Fluss fließt von Niedersachsen kommend durch das Gebiet südlich von Bremen und dann durch Bremen.
Bevor die Leiche von Jane Doe in die Weser verbracht wurde, ist der Körper der Frau mit Klebeband verbunden und anschließend mittels eines Jutesacks, eines Leinenstoffes [vermutlich eine Leinenbettwäsche] einer Plastikplane sowie einem Teppich umwickelt und mit Schnüren zusammengebunden worden.
Ob der Körper in der Nähe des Bremer Weserstadions in die Weser gebracht und beschwert wurde, oder ob der Körper eventuell auch aus Niedersachsen kommend durch die Weser bis zum Segelverein trieb, konnte bislang nicht geklärt werden. Trotz umfangreicher Ermittlungen konnte Peterswerder Jane Doe nicht identifiziert werden.
Aktuelle Einstufung des Falls
Der Tod von Peterswerder Jane Doe wurde als Mord bzw. als Tötungsdelikt eingestuft. Der Fall wurde 2023 im Rahmen der "Identify-Kampagne" erneut der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Polizei bittet weiterhin um Hinweise. [Anm. Die Identify-Kampagne ist eine länderübergreifende Kampagne der Strafverfolgungsbehörden, um weibliche Opfer von Tötungsdelikten zu identifizieren. Die Kampagne startete 2023 mit 22 Fällen, darunter 6 deutsche Fälle.]
Die Belohnung
Für Hinweise wurde eine Belohnung von 5.000 Euro ausgelobt, die zur Ergreifung des Täters führen.
Fragen der Ermittler:
- Wer kann Hinweise zur Identität der unbekannten Toten geben?
- Wer kennt die genauen Umstände und Hintergründe ihres Todes?
- Wer weiß, wer für den Tod von Jane Doe verantwortlich sein könnte?
- Wer hat andere Beobachtungen oder Wahrnehmungen gemacht, die mit dem Fall in Zusammenhang stehen könnten?
- Wer hat sonstige Informationen zu diesem Fall?
Wer Informationen zu diesem Fall hat, wird gebeten, sich mit dem Kriminaldauerdienst der Kriminalpolizei Bremen unter der Rufnummer
0421 362-3888 in Verbindung zu setzen.
Außerdem steht das Online-Hinweisformular des Bundeskriminalamtes zur Verfügung.
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