BIELEFELD: Tötungsdelikt z. N. von Hans-Georg Strohmidel (1994)
Der Mord an Hans-Georg Strohmidel
Außen am Handschuh wurden blutige Anhaftungen festgestellt, die dem DNA-Profil des Getöteten zugeordnet werden konnten. Die Ermittler gehen nun davon aus, dass dieser Handschuh von dem Täter bei der Tat getragen und am Tatort zurückgelassen wurde. Möglicherweise legte der Täter den Handschuh ab, um das Schein- und Münzgeld besser aus der Kasse entnehmen zu können und vergaß ihn dann stressbedingt am Tatort.
Wer ist für den Tod von Hans-Georg Strohmidel verantwortlich?
Im heutigen Beitrag geht es um einen Cold Case aus dem Jahr 1994. Der Mord hat sich in der Stadt Bielefeld im Stadtteil Oldentrup [Nordrhein-Westfalen] ereignet. Die Polizei hat den Cold Case nun nochmals aufgerollt, deshalb möchte ich ebenfalls auf den Fall aufmerksam machen.
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Der Mord an Hans-Georg Strohmidel ist seit 1994 ungeklärt. Wer hat Hans-Georg Strohmidel getötet? Foto: Google |
Der Fall Hans-Georg Strohmidel
Es gibt leider kaum Informationen über Hans-Georg Strohmidel. Auch wurde seitens der Polizei kein Foto des Opfers veröffentlicht. Hans-Georg Strohmidel wurde im Jahr 1927 in Bielefeld in Nordrhein-Westfalen geboren. Er lebte in einem Haus am Recksiek in Bielefeld-Oldentrup.
Im Juli 1994 war Hans-Georg Strohmidel 67 Jahre alt und betrieb seit vielen Jahren einen kleinen Kiosk an der Straße "Am Recksiek" in Bielefeld-Oldentrup. Der Kioskbetreiber war sehr beliebt. Seine Nachbarn lieben ihn für seine kontaktfreudige Art. Die Kunden gingen gern bei ihm einkaufen oder sie kamen nur für einen kleinen Plausch in den Kiosk. Auch bei den Kindern war Hans-Georg Strohmidel sehr beliebt. Sie nannten ihn einfach "Opa Hans". Die Kinder liebten seine Witze und die Schleckereien und die Spätkommer schätzten ihn, weil er selbst nach Ladenschluss [20.00 Uhr] manchmal ein Auge zudrückte und für sie doch wieder öffnete. Der 67-Jährige wohnte im gleichen Haus, in dem er seinen Kiosk betrieb. Als seine Mutter noch lebte, betrieb er dort mit ihr noch eine Heißmangel..Hans-Georg Strohmidel war mit seinem kleinen Kiosk eine echte Instanz im Bielefelder Stadtteil Oldentrup, daher erinneren sich bis heute viele alteingesessene Oldentruper gern an Hans-Georg Strohmidel.
Der Mord
Am Morgen des 13. Juli 1994 arbeitete der 67-jährige Hans-Georg Strohmidel in seinem Kiosk "Am Recksiek" in Oldentrup. An diesem Morgen kamen nicht viele Kunden vorbei. Das war eigentlich ungewöhnlich. Irgendwann in der Zeit zwischen 8.00 Uhr und 10.00 Uhr wurde der Kioskbetreiber von einer unbekannten Person überfallen. Der Täter verletzte ihn mit einem massiven Schlagwerkzeug schwer am Kopf, raubte einen geringen Bargeldbetrag aus der Kasse und flüchtete anschließend unerkannt. Hans-Georg Strohmidel wurde von einem seiner Kunden schwerverletzt aufgefunden. Der Kunde alarmierte den Rettungsdienst. Hans-Georg Strohmidel verstarb wenig später an seinen schweren Verletzungen.
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Hier in der Straße "Am Recksiek" im Bielefelder Stadtteil Oldentrup befand sich 1994 der kleine Kiosk von Hans-Georg Strohmidel. Foto: Google Maps |
Die Polizei erreichte den Tatort
Die Polizei erreichte gemeinsam mit dem Rettungsdienst den Tatort. Das Opfer wurde medizinisch versorgt und mit dem Rettungswagen abtransportiert. Der Kiosk und die nähere Umgebung wurden weiträumig abgesperrt. Anschließend machten sich die Kriminaltechniker an die Arbeit und suchten den gesamten Tatort kategorisch nach Spuren und Beweisen ab. Die Kriminaltechniker konnten am Tatort daktyloskopische Spuren sicherstellen. Auch ein Bauarbeiterhandschuh konnte sichergestellt werden, der höchstwahrscheinlich vom Täter stammt.
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Dieser handelsübliche linke Arbeitshandschuh wurde am Tatort zurückgelassen. Die gesicherten DNA-Spuren stimmen mit den tatrelevanten Spuren im Verkaufsraum des Kiosk überein. Foto: Polizei |
Die Autopsie
Die Autopsie von Hans-Georg Strohmidel wurde von einem Rechtsmediziner der Universität Münster durchgeführt. Der Rechtsmediziner stellte offiziell fest, dass Hans-Georg Strohmidel Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist. Die genaue Todesursache war eine stumpfe Gewalteinwirkung gegen den Kopf. Der Täter hatte mit einem massiven Schlagwerkzeug mehrmals auf den Kopf von Hans-Georg Strohmidel eingeschlagen. An den Folgen dieser schweren Kopfverletzung ist Hans-Georg Strohmidel letztendlich gestorben.
Die Ermittlungen im Jahr 1994
Die Staatsanwaltschaft Bielefeld und die Kriminalpolizei Bielefeld übernahmen die Ermittlungen in diesem Fall. Die Mordkommission "Strohmidel" führte bereits im Jahr 1994 umfangreiche Ermittlungen durch. Auch wurde eine Nachbarschaftsbefragung rund um den Kiosk "Am Recksiek" durchgeführt. Ein Zeuge will damals in unmittelbarer Nähe zum Kiosk einen etwa 20-jährigen Mann weglaufen gesehen haben. Der Mann soll mit einem blutverschmierten, weißen T-Shirt bekleidet gewesen sein. Unter dem T-Shirt soll er einen Gegenstand verborgen haben.
Es gab außerdem den Hinweis von einem anderen Zeugen, dass ein VW-Passat möglicherweise mit der Tat in Verbindung stand.
Ermittlungen wurden eingestellt
Die Beamten der Mordkommission überprüften damals über 350 Halter eines VW-Passats. Auch wurden über 100 Stammkunden von Hans-Georg Strohmidel überprüft und mussten ihre Fingerabdrücke zum Abgleich abgeben. Die Stammkunden mussten zu einem späteren Zeitpunkt auch jeweils eine Speichelprobe abgeben, um sie mit den am Tatort gesicherten DNA-Spuren zu vergleichen. Der Abgleich der Speichelproben mit den gesicherten DNA-Spuren am Tatort verlief genauso erfolglos wie der Abgleich der Fingerabdrücke von über 100 Stammkunden des Verkaufsgeschäftes mit den am Tatort gesicherten daktyloskopischen Spuren. Die Mordkommission "Strohmidel" erhielt damals im Jahr 1994 zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung, der entscheidende Tipp war leider nicht dabei. Irgendwann gab es keine neuen Ermittlungsansätze mehr und die Ermittlungen wurden eingestellt. Der Fall wurde allmählich kalt.
Neue Ermittlungen und Untersuchungen
Die Ermittlungsgruppe "Cold Cases" der Bielefelder Kriminalpolizei hat sich den Fall Hans-Georg Strohmidel, alle Spuren, Beweise und Hinweise erneut angeschaut. Die Beamten der Ermittlungsgruppe "Cold Cases" der Kriminalpolizei Bielefeld schauten mit einem neuen Blick auf den Fall. Es soll auf keinen Fall die Arbeit der Ermittler im Jahr 1994 kritisiert werden, sondern es wird geschaut, wo die Ermittler noch einmal ansetzen könnten. Außerdem haben sich die Untersuchungsmethoden und Analyseverfahren seit 1994 sehr weiterentwickelt, deshalb wurden nun noch einmal Beweisstücke mit den neuesten wissenschaftlichen Standards auf DNA-Spuren untersucht. Damals brauchte man noch eine große Menge von Spurenmaterial, um ein DNA-Profil zu erstellen. Heute reichen mikroskopisch kleine Spuren aus, um ein vollständiges DNA-Profil zu extrahieren. Die neuen Untersuchungen nach den neuesten wissenschaftlichen Standards führten nun auch zu einem Nachweis von DNA-Material an der Innenseite eines am Tatort sichergestellten Arbeitshandschuhs. Das Zellmaterial stimmt mit den bereits vor geraumer Zeit gesicherten DNA-Spuren vom Tatort überein.
Außen am Handschuh wurden blutige Anhaftungen festgestellt, die dem DNA-Profil des Getöteten zugeordnet werden konnten. Die Ermittler gehen nun davon aus, dass dieser Handschuh von dem Täter bei der Tat getragen und am Tatort zurückgelassen wurde. Möglicherweise legte der Täter den Handschuh ab, um das Schein- und Münzgeld besser aus der Kasse entnehmen zu können und vergaß ihn dann stressbedingt am Tatort.
Was bedeuten die Buchstaben M.T. auf dem Handschuh?
Auf dem Handschuh entdeckten die Ermittler zudem die dort, mit einem Kugelschreiber oder ähnlichem Stift, groß und deutlich aufgebrachten Buchstaben "M. T". Dabei könnte es sich um die Initialen des Trägers beziehungsweise des letzten rechtmäßigen Eigentümers handeln. Bei dem Handschuh, der vom Täter an der rechten Hand getragen wurde, handelt es sich zweifelsfrei um ein damals übliches Massenprodukt, das in jedem Baumarkt frei verkäuflich war. Der letzte Träger oder der Eigentümer könnte die Handschuhe individualisiert haben, weil sie ursprünglich in einem Betrieb genutzt wurden, wo mehrere Personen gleichsam derartige Schutzkleidung trugen. Hierbei muss der Täter nicht automatisch die Person gewesen sein, der die Buchstaben "M. T" ursprünglich dort aufgebracht hat.
Auf dem Handschuh entdeckten die Ermittler zudem die dort, mit einem Kugelschreiber oder ähnlichem Stift, groß und deutlich aufgebrachten Buchstaben "M. T". Dabei könnte es sich um die Initialen des Trägers beziehungsweise des letzten rechtmäßigen Eigentümers handeln. Bei dem Handschuh, der vom Täter an der rechten Hand getragen wurde, handelt es sich zweifelsfrei um ein damals übliches Massenprodukt, das in jedem Baumarkt frei verkäuflich war. Der letzte Träger oder der Eigentümer könnte die Handschuhe individualisiert haben, weil sie ursprünglich in einem Betrieb genutzt wurden, wo mehrere Personen gleichsam derartige Schutzkleidung trugen. Hierbei muss der Täter nicht automatisch die Person gewesen sein, der die Buchstaben "M. T" ursprünglich dort aufgebracht hat.
Aktuelle Einstufung des Falls
Der Tod von Hans-Georg Strohmidel wurde als Mord bzw. als Tötungsdelikt eingestuft. Man kann durchaus von einem Raubmord sprechen. Auch wenn der Mord an Hans-Georg Strohmidel 30 Jahre zurückliegt hat die Polizei sein Schicksal nie vergessen. Die Ermittler der Ermittlungsgruppe "Cold Cases" der Bielefelder Kriminalpolizei ermitteln aktuell wieder aktiv in dem Fall. Die Ermittler sind weiterhin auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen. Jeder Hinweis könnte wichtig sein.
Die Belohnung
Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat für Informationen eine Belohnung von 3.000 Euro ausgelobt, die zur Ergreifung des Täters oder zur Aufklärung des Falls führen.
Fragen der Ermittler:
- Wer hat am Morgen des 13. Juli 1994 in der Zeit zwischen 8.00 Uhr und 10.00 Uhr eine verdächtige Person oder eine verdächtige Wahrnehmung im Bereich des Kiosks "Am Recksiek" in Bielefeld-Oldentrup gemacht?
- Wo wurden im Jahr 1994 derart beschriftete Arbeitshandschuhe getragen?
- Wo ist in der Zeit nach der Tat ein einzelner, linker Arbeitshandschuh mit den genannten Buchstaben aufgefallen?
- Wer kann konkrete Hinweise auf eine Person geben, die 1994 mit den Initialen "M.T" gekennzeichnete Arbeitshandschuhe benutzte?
- Wer hat andere Beobachtungen oder Wahrnehmungen gemacht, die mit dem Mord an Hans-Georg Strohmidel in Zusammenhang stehen könnten?
- Bis heute ist nicht auszuschließen, dass der Täter bereits vor der Tat zum erweiterten Kundenkreis des Kioskbetreibers gehörte und damals im Bereich Oldentrup zuhause war. Möglicherweise hat der Täter über die Jahre auch sein Schweigen gebrochen und mit anderen Personen über die Tat gesprochen. Wer weiß, wer für den Tod von Hans-Georg Strohmidel verantwortlich gewesen sein könnte?
- Bis heute ist nicht auszuschließen, dass der Täter bereits vor der Tat zum erweiterten Kundenkreis des Kioskbetreibers gehörte und damals im Bereich Oldentrup zuhause war. Möglicherweise hat der Täter über die Jahre auch sein Schweigen gebrochen und mit anderen Personen über die Tat gesprochen. Wer weiß, wer für den Tod von Hans-Georg Strohmidel verantwortlich gewesen sein könnte?
- Wer hat sonstige Informationen zu diesem Fall?
Hinweise nimmt die „Ermittlungsgruppe Cold Cases“ der Bielefelder Kriminalpolizei unter der Rufnummer 0521 5450 entgegen.
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