PADERBORN: Tötungsdelikt z. N. von Josef Heinrich Funke (1994)
Der Mord an Josef Heinrich Funke
Wer hat Josef Heinrich Funke getötet?
Im heutigen Beitrag geht es um einen Cold Case aus dem Jahr 1994. Der Mord hat sich in Hövelhof im Kreis Paderborn ereignet. Die Polizei hat nun die Ermittlungen in dem 30 Jahre alten Fall erneut aufgenommen, deshalb möchte ich im Rahmen meiner Möglichkeiten auch auf den Fall aufmerksam machen.
Der Mord an Josef Heinrich Funke ist seit 1994 ungeklärt. Wer hat Josef Heinrich Funke getötet? Foto: Google |
Der Fall Josef "Hansi" Funke
Josef Heinrich Funke wurde im Jahr 1951 geboren. Er stammte aus Borchen. [Anm. Borchen ist eine Gemeinde und gehört zum Kreis Paderborn [Nordrhein-Westfalen]. Die Gemeinde Borchen gliedert sich in fünf Ortschaften (Alfen, Dörenhagen, Etteln, Kirchborchen und Nordborchen) und hat heute 13.706 Einwohner.]
Im Jahr 1994 arbeitete der 43-jährige Josef Funke als Taxifahrer für ein Unternehmen in Paderborn. Dort wird er von allen nur "Hansi Funke" genannt. Johannes Funke galt als ein sehr zuverlässiger Mitarbeiter, der seit 13 Jahren für das Unternehmen tätig war. Er fuhr hauptsächlich einen beige-gelben VW Passat [Mietwagen] mit dem Kennzeichen PB-T 290.
Josef "Hansi" Funke war als Taxifahrer für ein Unternehmen in Paderborn tätig. Er fuhr hauptsächlich einen beige-gelben VW Passat. Foto: Polizei |
Der beige-gelbe VW Passat hatte das Kennzeichen PB-T 290. Foto: Polizei |
Die letzte Taxifahrt
Josef Funke arbeitete auch in der Nacht zum 15. April 1994 wieder als Taxifahrer im Paderborner Stadtgebiet. Er war wieder mit dem beige-gelben VW Passat mit dem Kennzeichen PB-T 290 unterwegs. Kurz nach Mitternacht nahm Josef "Hansi" Funke im Paderborner Zentrum einen oder mehrere Fahrgäste auf. Das Taxi war zuvor aus einer Telefonzelle am Neuhäuser Tor gerufen worden und als Treffpunkt wurde die damals etwa 30 Meter entfernt liegende Gaststätte "Stulle" vereinbart. Gegen 00.15 Uhr teilte der Taxifahrer seiner Zentrale noch mit, dass die Fahrt nach Hövelhof gehen werde.
Die Rekonstruktion der Polizei
Über den weiteren Verlauf der Tat kann die Polizei nur rekonstruieren. Vermutlich dirigierte sein Mörder das Taxi gezielt in eine abgelegene Gegend.
In Hövelhof erfolgte im Bereich Klausheide in der Nähe des Apelteichs der Angriff, bei dem der Taxifahrer noch im Fahrzeug mit einer Vielzahl von Messerstichen getötet wurde. Vorher war es Josef "Hansi" Funke noch gelungen, den Notrufknopf zu drücken, sodass die Geräusche im Innenraum des Fahrzeugs in die Zentrale übertragen wurden. Der Kollege in der Zentrale hatte nur ein Röcheln gehört. Es wurde die Geldbörse mit den Tageseinnahmen gestohlen. Anschließend schob oder zog der Täter den leblosen Josef "Hansi" Funke aus dem Fahrzeug und flüchtete mit dem Taxi.
Die wichtigsten Orte des Falls sind auf dieser Karte markiert. Foto: Polizei |
Über zwei Kilometer mitgeschleift
Unglücklicherweise war der Sicherheitsgurt des Taxifahrers nicht gelöst und er wurde von dem fahrenden Fahrzeug noch über die Salvatorstraße und die Klausheider Straße über eine größere Distanz mitgeschleift. Der Körper von Josef "Hansi" Funke gut zwei Kilometer mitgeschleift.
Der Täter oder die Täter sollen im Anschluss mit dem Taxi über Staumühle und die Panzerringstraße des Truppenübungsplatzes Senne zurück in Richtung Paderborn geflüchtet sein.
Taxi entdeckt
Das Taxi von Josef "Hansi" Funke wurde schon kurze Zeit später verlassen aufgefunden.
Der beige-gelbe VW Passant wurde bereits um 00.58 Uhr auf einem Parkplatz in Schloss Neuhaus, an den Fischteichen an der Dubelohstraße, entdeckt.
Polizei erreichte den Leichenfundort
Um 0.30 Uhr konnte die Leiche von Josef "Hansi" Funke von einer Streifenwagenbesatzung auf der Fahrbahn gefunden werden. Der Leichenfundort und der Fundort des Taxis wurden weiträumig abgesperrt. Anschließend sammelten und sicherten die Kriminaltechniker Spuren und Beweise an den jeweiligen Fundorten. Später wurde das sichergestellte Taxi für weitere kriminaltechnische Untersuchungen zur Kriminalpolizei Bielefeld transportiert. Die Leiche von Josef "Hansi" Funke wurde für forensische Untersuchungen in das Rechtsmedizinische Institut Paderborn transportiert.
Blutspuren an der Außenseite des Taxis. Foto: Polizei |
Blutspuren an der Außenseite des Taxis. Foto: Polizei |
Spuren der frischen Tat am Taxi. Foto: Polizei |
Blutspuren und Blutanhaftungen an der gesamten linken Seite des Taxis. Foto: Polizei |
Blutspuren auf der Motorhaube des Taxis. Foto: Polizei |
Der Sicherheitsgurt hängt an der Fahrerseite aus dem Taxis. Foto: Polizei |
Spuren im Innenraum des Taxis/Beifahrersitz. Foto: Polizei |
Blutspuren im Innenraum des Taxis. Foto: Polizei |
Blutspuren im Innenraum des Taxis. Foto: Polizei |
An dieser Stelle wurde die Leiche von Josef Heinrich Funke gefunden. Man hat dort ein Kreuz zum Gedenken aufgestellt. Foto: Google |
Die Obduktion
Die Obduktion wurde vom zuständigen Rechtsmediziner durchgeführt. Es wurde bestätigt, dass Josef Heinrich Funke Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist. Die genaue Todesursache war eine spitze Gewalteinwirkung gegen den Körper von Josef Heinrich Funke. Es konnten 26 Stichwunden festgestellt werden. Es wurden auch Abwehrverletzungen festgestellt, die darauf hinweisen, dass sich das Opfer massiv gegen seinen Angreifer zur Wehr gesetzt hat. Außerdem wurden Verletzungen am Körper festgestellt, die durch das Mitschleifen des Körpers auf der Straße entstanden sind. Man geht davon aus, dass Josef Heinrich Funke mit aller Wahrscheinlichkeit bereits tot war, als er aus dem Taxi gestoßen wurde. Der genaue Todeszeitpunkt wurde am 15. April 1994 zwischen 0.15 Uhr und 0.30 Uhr festgelegt. An dem Körper des Opfers und an dem Taxi konnten bereits im Jahr 1994 mikroskopische Spuren sichergestellt werden, die man damals aber noch nicht weiter auswerten konnte.
Die ersten Ermittlungen [1994]
Neben der Spurensuche und Beweissicherung an den Handlungsorten waren für die Ermittler damals auch mehrere Zeugenaussagen von großer Bedeutung. Wie bereits erwähnt, war es Josef "Hansi" offenbar nach Beginn der Tathandlung noch gelungen, den Notrufknopf in seinem Taxi zu drücken, sodass die Geräusche aus dem Innenraum in die Zentrale übertragen wurden. Auf diese Weise wurde später bekannt, dass der Motor des Taxis nach der Übernahme durch den oder die Täter längere Zeit sehr hoch drehte beziehungsweise aufheulte. Auch will ein Zeuge das Taxi unweit des Abstellortes im Gegenverkehr beobachtet haben. Es war lediglich das Standlicht eingeschaltet. Der Fahrer hatte Mühe, das Fahrzeug auf seiner Spur zu halten, sodass der Zeuge ihm seitlich ausweichen musste. Dies könnte ein Indiz dafür gewesen sein, dass die Flüchtenden nicht nur sehr großen Stress hatten, sondern auch noch nicht in der Lage waren, einen Pkw ordnungsgemäß zu führen.
Neben der Spurensuche und Beweissicherung an den Handlungsorten waren für die Ermittler damals auch mehrere Zeugenaussagen von großer Bedeutung. Wie bereits erwähnt, war es Josef "Hansi" offenbar nach Beginn der Tathandlung noch gelungen, den Notrufknopf in seinem Taxi zu drücken, sodass die Geräusche aus dem Innenraum in die Zentrale übertragen wurden. Auf diese Weise wurde später bekannt, dass der Motor des Taxis nach der Übernahme durch den oder die Täter längere Zeit sehr hoch drehte beziehungsweise aufheulte. Auch will ein Zeuge das Taxi unweit des Abstellortes im Gegenverkehr beobachtet haben. Es war lediglich das Standlicht eingeschaltet. Der Fahrer hatte Mühe, das Fahrzeug auf seiner Spur zu halten, sodass der Zeuge ihm seitlich ausweichen musste. Dies könnte ein Indiz dafür gewesen sein, dass die Flüchtenden nicht nur sehr großen Stress hatten, sondern auch noch nicht in der Lage waren, einen Pkw ordnungsgemäß zu führen.
Der beige-gelbe VW Passat wurde auf einem Parkplatz in Schloss Neuhaus, an den Fischteichen an der Dubelohstraße, aufgefunden. Foto: Polizei |
Mikroskopische Spuren erstmals untersucht
Wie bereits erwähnt, wurden im Jahr 1994 mikroskopische Spuren an dem Opfer und vom Fahrzeug sichergestellt, die man damals aber nicht auswerten konnte. Mit diesen Spuren wurde erstmals im Jahr 2010 gearbeitet. Man hatte versucht, ein DNA-Profil zu erstellen, jedoch gelang es damals leider nicht.
Erneute Ermittlungen
In Nordrhein-Westfalen prüft die Polizei seit einigen Jahren hunderte, lange ungelöste Tötungsdelikte und Fälle von vermissten Personen, bei denen auch Jahre oder Jahrzehnte später noch die Chance besteht, den oder die Täter aufzuspüren. Das will die Ermittlungsgruppe Cold Case nun auch im Fall Josef Heinrich Funke tun.
Aktuell lässt die EG Cold Case noch einmal das umfangreiche Spurenmaterial nach neuesten wissenschaftlichen Standards untersuchen und hofft, dass DNA-Material der bislang unbekannten Tatverdächtigen aufgefunden und dann mit den Datenbanken abgeglichen werden kann.
Die Täter haben durch ihre Vorgehensweise ein großes Maß an Hemmungslosigkeit und Brutalität offenbart. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie auch in den Jahren danach polizeilich in Erscheinung getreten sind und ihr DNA-Profil bereits in die DNA-Analyse-Datei aufgenommen wurde. Im Rahmen eines automatisierten Abgleichs könne dann auch nach über 30 Jahren noch ein Tatnachweis erfolgen.
Außerdem hoffe man auf Hinweise von möglichen Zeugen von Tat und Flucht oder Angaben von Menschen, die anschließend zu Mitwissern wurden. So könnte der Mord jetzt augeklärt werden.
Die Tat war äußerst brutal
Die Tat wurde mit außergewöhnlicher Brutalität ausgeführt. Laut der Staatsanwaltschaft war Josef Heinrich Funke mit aller Wahrscheinlichkeit bereits tot, als er aus dem Fahrzeug gestoßen wurde. Aber ganz weiß man es nicht. Ich hoffe, dass Josef Heinrich Funke bereits tot war. Das Opfer wurde gut zwei Kilometer mitgeschleift und es entstand eine sehr lange Schleif- und Blutspur. Ich habe ein paar Bilder veröffentlicht, damit man einen Eindruck von dieser Schleif- und Blutspur bekommt.
Die Schleif- und Blutspur auf der Fahrbahn. Foto: Polizei |
Die Schleif- und Blutspur auf der Fahrbahn im Bereich Hövelhof auf der Salvator- und Klausheider Straße. Foto: Polizei |
Die Schleif- und Blutspur auf der Fahrbahn. Foto: Polizei |
Die Schleif- und Blutspur auf der Fahrbahn. Foto: Polizei |
Die Schleif- und Blutspur auf der Fahrbahn. Foto: Polizei |
Die Schleif- und Blutspur auf der Fahrbahn im Bereich Hövelhof auf der Apelteich Straße. Foto: Polizei |
Die Schleif- und Blutspur auf der Fahrbahn. Foto: Polizei |
Aktuelle Einstufung des Falls
Der Tod von Josef Heinrich Funke wurde als Tötungsdelikt bzw. Mord [Raubmord] eingestuft. Aktuell ermittelt die Kriminalpolizei Bielefeld ieder aktiv in dem Fall. Auch wenn der Fall ein Cold Case ist, nimmt die Polizei weiterhin Hinweise im Fall Funke entgegen. Jeder Hinweis könnte wichtig sein.
Die Belohnung
Für sachdienliche Hinweise, die zur Ermittlung und zur rechtskräftigen Verurteilung des Täters oder der Täter führen oder zur Herbeischaffung von Beweismitteln, hat die Staatsanwaltschaft Paderborn eine Belohnung in Höhe von 5.000 Euro ausgelobt.
Fragen der Ermittler:
- Wem ist kurz nach der Tat eine Person, vielleicht sogar im sozialen Nahfeld, mit Verunreinigungen und Blutanhaftungen an der Kleidung aufgefallen? [Es hat sich um eine sehr blutige und kontaktreiche Tat gehandelt. Der oder die Täter dürften dabei auch selbst erhebliche, blutige Anhaftungen an den Händen und ihrer Kleidung davongetragen haben.]
- Wer weiß, wer für den Tod von Josef Heinrich Funke verantwortlich gewesen sein könnte? Vielleicht haben der oder die Täter aber auch über die Jahre ihr Schweigen gebrochen und mit anderen Personen über die Tat gesprochen.
- Wer hat andere Beobachtungen oder Wahrnehmungen gemacht, die mit der Tat in Zusammenhang stehen könnten?
- Wer hat möglicherweise Gerüchte über den Mord gehört und noch nicht mit den Ermittlern gesprochen?
- Wer hat sonstige Informationen zu diesem Fall?
Die Ermittlungsgruppe Cold Case steht für alle Hinweise zur Verfügung. Bitte melden Sie sich mit allen Informationen bei den Ermittlern und überlassen sie ihnen die Bewertung der Informationen und Hinweise, denn auch der noch so gering empfundene Anhaltspunkt könnte den Ermittlern zur Aufklärung dieses Falls verhelfen. Hinweise bitte an das Polizeipräsidium Bielefeld / Ermittlungsgruppe Cold Cases unter der Rufnummer 0521/545-0.
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