BELGIEN: Vermisst Liam Vanden Branden (1996)

Das Verschwinden von Liam Vanden Branden 

Was ist mit Liam Vanden Branden passiert?

Im heutigen Beitrag geht es um einen belgischen Missing Cold Case aus dem Jahr 1996. Ich habe diesen Beitrag bereits in meinem Zweitblog veröffentlicht, aber ich mich entschlossen diesen Beitrag auch hier zu veröffentlichen, da der Vermisste sich vielleicht irgendwo im Europäischen Ausland aufhält und somit sich auch in Deutschland aufhalten könnte oder es Personen im deutschsprachigen Raum gibt, die über wichtige Informationen verfügen. Daher passt der Fall auch in diesen Blog. Da dieser Vermisstenfall den deutschen Medien keine Aufmerksamkeit bekommt, möchte ich im Rahmen meiner Möglichkeiten auf diesen Fall aufmerksam machen. Der Fall ereignete sich in Mechelen in der Provinz Antwerpen, Belgien. Der Fall gilt bis heute als ungelöst.

Das Verschwinden von Liam Vanden Branden ist seit 1996 ungeklärt. Was ist mit Liam Vanden Branden passiert?
Foto: Google 

Der Fall Liam Vanden Branden 

Liam Vanden Branden wurde am 16. März 1994 als Sohn von Dirk Vanden Branden und Danielle Huysmans in Belgien geboren. Liam hatte noch einen älteren Bruder namens Levie. Liam Vanden Branden lebte mit seiner Familie in Mechelen in der Provinz Antwerpen, Belgien. [Anm. Mechelen ist eine Stadt in der Provinz Antwerpen in Belgien mit 86.996 Einwohnern (Stand 1. Januar 2022).]

Liam, Vater Dirk und Levie Vanden Branden.
Foto: Google 

Liam lebte mit seiner Familie in Mechelen in der Provinz Antwerpen, Belgien.
Foto: Google Maps 

Ein ganz normaler Arbeitstag 

Am 3. Mai 1996 wurden der zweijährige Liam Vanden Branden und sein älterer Bruder Levie von seiner Großmutter abgeholt, um einen Nachmittag bei ihr zu Hause zu verbringen. Die Mutter der beiden Brüder, Danielle Huysmans, musste an diesem Nachmittag arbeiten. Danielle hatte deshalb mit ihrer Mutter verabredet, dass sie auf die zwei aufpassen sollte. Die Großmutter von Liam und Levie Vanden Branden lebte in einem Haus am Zennegat in Mechelen. Das Haus liegt direkt am Wasser, wo die Dyle, der Leuven-Dijle-Kanal und die Zenne an einem Ort zusammenfließen. Für viele Eltern wäre so viel Wasser ein Warnsignal, ihre Kinder dort niemals ohne Aufsicht und sie auch nicht am Wasser spielen zu lassen. Für Danielle Huysmans war es jedoch kein großes Ding, da Liam und Levie ihre Großmutter regelmäßig besuchten. Die zwei Jungen kannten den Ort und die Umgebung sehr gut und wussten, dass sie nicht in die Nähe des Wassers durften. An diesem Nachmittag war auch die Schwester von Danielle Huysmans im Haus ihrer Mutter. Sie war die Tante von Liam und Levie. Und auch Mike, der Cousin von Liam und Levie, war an diesem Nachmittag dort.

Das Haus der Großmutter befand sich im nordöstlichen Teil von Mechelen.
Foto: Google Maps 

Das Haus der Großmutter befindet sich im Zennegat. Dort befinden sich eine Schleuse und der Leuven-Dijle-Kanal, wo die Gewässer der Dyle und die Zenne an einem Ort zusammenfließen.
Foto: Google Maps 

Großmutter verließ das Haus

Die Großmutter von Liam und Levie Vanden Branden musste an diesem Nachmittag aber noch einige Dinge in der Stadt erledigen, deshalb bat sie ihre Tochter Sandra,  auf die Jungen aufzupassen. Sandra stimmte zu und die Großmutter verließ ihr Haus. Anschließend ging sie zur Bank, um ein paar Geschäfte zu erledigen. Danach machte sie sich wieder auf den Heimweg. 

Das Verschwinden 

Gegen 17.15 Uhr bemerkte Sandra, dass Liam nicht mehr mit seinem Bruder und seinem Cousin spielte und machte sich auf die Suche nach ihm. Zu ihrem Entsetzen war Liam spurlos verschwunden. Sie eilte nach draußen und hoffte, dort ihren Neffen zu finden, aber der 2-jährige Liam war nirgends zu finden. Da er vielleicht auch mit ihrer Mutter gegangen sein könnte, rief Sandra bei der Bank an, doch der Angestellte konnte sie leider nicht beruhigen. Er sagte ihr, dass ihre Mutter alleine in der Bank war und sie die Bank schon vor einiger Zeit wieder verlassen hatte.

Liam Vanden Branden und sein älterer Bruder Levie Vanden Branden spielten zusammen mit ihrem Cousin Mike im Haus ihrer Großmutter am Zennegat. Sandra bemerkte kurz nach 17.00 Uhr, dass Liam verschwunden war.
Foto: Google 

Die Suche

Sandra lief wieder voller Panik nach draußen und fragte in einer gut besuchten Kneipe auf der anderen Straßenseite, ob die Kunden den kleinen Jungen gesehen hätten. Das war jedoch nicht der Fall. Einige Kneipenbesucher verstanden die Notsituation und boten spontan ihre Hilfe bei der Suche nach Liam an. Mittlerweile erreichte auch die Großmutter ihr Haus und musste feststellen, dass Liam verschwunden war. Sie suchte auch nach Liam und sagte ihrer Tochter Sandra, dass sie Danielle benachrichtigen muss.
Sandra rief ihre Schwester Danielle an, die auf der Arbeit war und erzählte ihr, dass Liam verschwunden ist. Diese Nachricht traf Danielle Huysmans wie einen Schlag und sie machte sich sofort auf den Weg zum Haus ihrer Mutter. Als Danielle das Haus erreichte, suchte sie ebenfalls nach Liam. Mittlerweile suchte die Familie gemeinsam nach Liam, doch von ihm fehlte jede Spur. ​Als ihre eigene Suche nichts ergab, blieb der Familie keine andere Wahl, als die Polizei zu informieren.

Danielle Huysmans, die Mutter von Liam, wurde von ihrer Schwester Sandra über das Verschwinden von Liam informiert. Das Foto von Danielle Huysmans ist recht aktuell. Leider konnte ich keine Aufnahme von 1996 von ihr finden.
Foto: Google
 

Bei der Polizei als vermisst 

Sandra rief verzweifelt bei der örtlichen Polizei an und meldete ihren 2-jährigen Neffen Liam als vermisst. Die Polizei nahm das Verschwinden ernst und schickte sofort mehrere Streifenwagen zum Haus der Großmutter am Zennegat in Mechelen. Als die Polizei vor Ort eintraf, wurde ihnen schnell klar, wie ernst die Lage war. Nicht zuletzt, weil wie bereits erwähnt, das Haus von Liams Großmutter an der alten Schleuse im Zennegat lag, einem Ort, an dem mehrere Wasserläufe zusammenliefen. Die Polizei vermutete, dass
dass der 2-jährige Liam Vanden Branden versehentlich ins Wasser geraten sei.

Liam Vanden Branden wurde schließlich bei der Polizei als vermisst gemeldet.
Foto: Google 

Staatsanwaltschaft und Abteilung "Vermisste Personen" übernahmen den Fall

Die Staatsanwaltschaft und die Ermittler der Abteilung "Vermisste Personen" wurden benachrichtigt und übernahmen die Untersuchung. Die Ermittler trafen ebenfalls vor Ort ein und für sie war die Suche im Wasser die naheliegendste Option. Mutter Danielle Huysmans hat jedoch darauf bestanden, dass Liam nicht ins Wasser gefallen ist. Laut ihrer Aussage kannte Liam diesen Ort gut und hätte keinen Grund gehabt, zum Kanal zu gehen. 

Die polizeiliche Suche

Die Polizei organisierte sofort eine großangelegte Suche. Zwei Hubschrauber durchsuchten das Gebiet, während viele Freiwillige und Polizeibeamte große Gebiete in der Umgebung durchkämmten. Sie suchten das gesamte Viertel, die Umgebung und den Uferbereich nach Liam ab. Spürhunde kamen ebenfalls zum Einsatz, in der Hoffnung, dass sie eine Spur von Liam aufspüren. Armeetaucher durchsuchten die Gewässer und die alte Schleuse. Der Hilfsfonds für entführte und vermisste Kinder leistete auch seinen Beitrag. Doch trotz der großen Anstrengung war Liam Vanden Branden nach tagelanger und intensiver Suche immer noch spurlos verschwunden. 

Die Theorien 

Der Fall Liam Vanden Branden ist bis heute ungelöst, trotzdem gibt es einige Theorien darüber, was mit ihm passiert sein könnte. Ich möchte kurz auf die Theorien in dem Fall eingehen.

1. Theorie "Unfall"

Ist Liam Vanden Branden ins Wasser geraten und tödlich verunglückt?

Daran glaubte zumindest zunächst die Polizei. Für die Polizei sei am offensichtlichsten gewesen, dass Liam Vanden Branden im Wasser tödlich verunglückt ist. Nach ein paar Stunden wurde Liam für tot erklärt. Offiziell  hieß es, dass Liam Vanden Branden ertrunken ist.
Es wurde dann jedoch von der Behörde entschieden, dass man erst eine Leiche finden muss, bevor man jemanden für ertrunken erklären kann. Die Polizei konnte die Leiche von Liam jedoch nie finden. Sie mussten die Ermittlungen wieder aufnehmen und auch wenn die Ermittler von der Unfalltheorie überzeugt waren, schlossen sie andere Szenarien nicht kategorisch aus. So unwahrscheinlich sie es auch fanden, untersuchten sie auch andere Möglichkeiten.

2. Theorie "Entführung"

Wurde Liam Vanden Branden entführt?

Auch diese Möglichkeit wurde in Betracht gezogen. Die Ermittler hielten es für möglich, dass jemand mit einem starken unerfüllten Kinderwunsch den Jungen entführt hatte, um ihn als sein eigenes Kind großzuziehen oder der Junge wurde von einem Kriminellen entführt.
Danielle Huysmans war von Beginn an überzeugt, dass Liam entführt wurde. Die Polizei bat die Bevölkerung um Hinweise und eine großangelegte Nachbarschaftsuntersuchung wurde durchgeführt. Die Ermittler hofften, dass es Personen gibt, die Liam in der Nachbarschaft gesehen oder eine verdächtige Person wahrgenommen haben. Auch die Familie von Liam wurde befragt. 

Sandra, die Schwester von Liams Mutter, erzählte der Polizei von einem Mann auf der Straße, der sich komisch verhielt. Als Sandra nach Liam suchte, sah sie einen Mann, der gerade zu seinem Auto ging. Sandra hatte den Mann angesprochen und gefragt, ob er einen kleinen Jungen gesehen habe. Der Mann antwortete ihr nicht, stieg in sein Auto und fuhr davon. Obwohl Sandra sich die ersten drei Buchstaben des Nummernschildes gemerkt hatte, konnten weder das Auto noch der Fahrer jemals aufgespürt werden. Um herauszufinden, ob sich Sandra unbewusst an das vollständige Nummernschild erinnert hatte, wurde sie hypnotisiert und noch einmal befragt. Aber selbst in dieser Trance konnte sie sich nicht an das vollständige Nummernschild erinnern.

Bei der Polizei meldeten sich auch mehrere Kunden aus einem Café, in dem Sandra in ihrer Panik herumgefragt hatte. Zwei von ihnen sagten, sie hätten in der Ferne jemanden mit einem Kind gesehen. Einer beschrieb jedoch einen Mann, der andere eine Frau.

Liams Großmutter erzählte der Polizei, dass sie, als sie das Haus verließ, um zur Bank zu gehen, bemerkte, dass die Haustür offen stand. Sie hatte sie richtig geschlossen, als sie ging. Danach war es durchaus möglich, dass Liam bereits nach draußen gegangen war, bevor seine Großmutter ihr Haus verlassen hatte, um zur Bank zu gehen.

Die Ermittler befragten auch Levie, den älteren Bruder von Liam. Levie erzählte schließlich der Polizei, dass er einen Mann mit Bart gesehen habe. Allerdings waren sich die Ermittler nicht sicher, ob sie diese Geschichte ernst nehmen sollten. Der kleine Junge war etwas älter als Liam, aber jung genug, dass es niemanden überraschen würde, wenn seine Beobachtung sich nur in seiner Fantasie abgespielt hätte.

Es meldeten sich noch zwei weitere Zeugen bei den Ermittlern. Die zwei Zeugen gaben an, eine Person gesehen zu haben, die ein Kind hielt. Danielle Huysmans hat den starken Verdacht, dass dies die Person ist, die Liam entführt hat, aber als die Ermittler die Zeugen erneut befragen wollten, haben sie ihre Aussagen zurückgezogen. Sie weigerten sich, weiter auszusagen, sodass sie ihre Informationen nicht mehr verwenden konnten.

Obwohl sich mehrere Zeugen gemeldet hatten, die eine verdächtige Person mit oder ohne Kind in der Nachbarschaft wahrgenommen hatten, schlossen die Ermittler irgendwie die Möglichkeit einer Entführung aus. Es schien ihnen immer noch sehr unwahrscheinlich, dass ein Entführer das Kind, ungesehen von irgendjemandem in der Nachbarschaft, in der das Verschwinden stattgefunden hatte, hätte entführen können. Nach Angaben der Polizei war die Wahrscheinlichkeit, dass eine Entführung fehlschlägt, so groß, dass sie fast nicht glaubte, dass irgendjemand das Risiko eingegangen wäre. Obwohl Liam nicht im Wasser gefunden wurde, blieb dies laut Polizei das wahrscheinlichste Szenario.

Fazit:

Ich weiß nicht, was mit Liam Vanden Branden passiert ist. Beide Szenarien könnten durchaus möglich sein. Ich möchte und kann mich nicht auf ein Szenario festlegen.
Ich würde es mir von Herzen wünschen, dass Liam lebt und dass es ihm gut geht. Mein Gefühl tendiert jedoch in eine andere Richtung. Ich würde es mir für seine Familie wünschen, dass sie endlich die Wahrheit erfahren, was mit Liam im Mai 1996 tatsächlich passiert ist. 

Beschreibung von Liam Vanden Branden 
  • Liam Chantal Justin Jozef Vanden Branden wurde am 16. März 1996 in der Provinz Antwerpen in Belgien geboren.
  • Liam Vanden Branden lebte mit seiner Familie in Mechelen in der Provinz Antwerpen, Belgien.
  • Er gilt seit dem 3. Mai 1996 als vermisst.
  • Liam Vanden Branden verschwand am späten Nachmittag des 3. Mai 1996 während des Spielens mit seinem Bruder und seinem Cousin aus dem Haus seiner Großmutter am Zennegat in Mechelen.
  • Zum Zeitpunkt seines Verschwindens war Liam zwei Jahre alt.
  • Zum Zeitpunkt seines Verschwindens war Liam 90 cm groß und wog 33 Pfund.
  • Er ist von kaukasischer Abstammung.
  • Liam Vanden Branden hat grau-blaue Augen, blonde Haare und einen hellen Teint.
  • Er hat die Blutgruppe A+.
  • Er spricht Niederländisch.
  • Er hat einen leichten Brandfleck am linken Ellbogen.
  • Zuletzt war Liam Vanden Branden mit einer grünen Jeans, einem grauen Pullover mit farbigen Ärmeln und der Aufschrift "Jungle King" auf der Vorderseite und mit ecrufarbenen Schuhen mit der Aufschrift "Tom & Jerry" bekleidet gewesen.
Was ist mit Liam Vanden Branden passiert? Ist er ins Wasser geraten und ertrunken? Oder wurde er entführt?
Foto: Polizei 

Ermittlungen verliefen ergebnislos

Trotz der vielen Suchaufrufe, der Aufmerksamkeit in den Medien und der großen Hilfe von Freiwilligen wurde Liam Vanden Branden nicht gefunden. Eigentlich wurde keine einzige Spur von Liam gefunden. Die Ermittlungen verliefen im Sande und der Fall wurde allmählich kalt. Die Familie von Liam hielt sich wie die Polizei alle Optionen offen, dachte aber eher an eine Entführung als an einen Unfall im Wasser. Die Tendenz der Polizei war jedoch genau umgekehrt. 

Neue Entwicklungen im Jahr 2004

Acht Jahre nach Liams Verschwinden gab es im Jahr 2004 plötzlich neue Entwicklungen in diesem Fall. Ein Teilnehmer einer Sendung des Fernsehsenders RTV machte auf einen gewissen Hans V. aufmerksam. Es stellte sich heraus, dass es sich bei diesem Hans V. um einen Pädophilen aus Deutschland handelte, der zum Zeitpunkt von Liams Verschwinden in Willebroek gelebt hatte. Im Mai 1996 wurde er mehrmals auf seinem Fahrrad in der Nähe des Zennegats gemeldet. Hans V. war dafür bekannt, dass er Kinder in seinen mit Spielzeugen gefüllten Garten lockte, um sie zu misshandeln und zu fotografieren. Dafür wurde er verurteilt und starb im Jahr 2003 im Gefängnis in Brügge. Als das Ermittlerteam erneut in seinen Akten stöberte, stieß es auf ein Tagebuch, aus dem hervorgeht, dass Hans V. einen Tag nach Liams Verschwinden in seinem Garten gegraben hatte.

Das war Anlass für das Gericht, im ehemaligen Garten von Hans V. Grabungen einzuleiten. Anfang April 2004 begann man behutsam mit speziell konstruierten Geräten etwa eineinhalb Meter tief in dem ehemaligen Garten von Hans V. zu graben. Unterstützt wurden die Bagger von einem Geologen, einem forensischen Anthropologen und einem Juristen sowie von einem Team mit Leichenspürhunden, die darauf trainiert waren, den Geruch des Todes auch nach vielen Jahren noch wahrnehmen zu können. Der Bodenaushub wurde sehr sorgfältig untersucht, jedoch wurde nichts Belastendes gefunden. Die Hunde zeigten an mehreren Stellen an, aber es stellte sich heraus, dass sich an diesen Stellen keine sterblichen Überreste von einem Menschen,  sondern Überreste von Wasservögeln befunden hatten. Nach der erfolglosen Suche wurde es wieder ruhig.

Neue Entwicklungen im Jahr 2011

Im Jahr 2011 gab es noch einmal neue Entwicklungen im Fall Liam Vanden Branden. Im Sommer 2011 gab es in Deutschland einen aufsehenden Fall, der weltweit Schlagzeilen machte. Im Sommer 2011 tauchte ein 17-jähriger Junge namens "Ray" plötzlich in Berlin auf. Er erzählte den Behörden, dass er mit seinem Vater mehr als fünf Jahre im Wald gelebt habe, nachdem seine Mutter bei einem Unfall ums Leben gekommen war. Bald wurde er unter dem Spitznamen "Wood Boy" [Waldjunge] bekannt, und die Polizei wusste nicht, wer er war. Interpol versuchte, eine Verbindung zu alten Akten zu vermissten Personen herzustellen, darunter auch zu denen von Liam Vanden Branden. Liams Mutter gab freiwillig ihre DNA ab, um zu untersuchen, ob der "Waldjunge" Liam aus Mechelen sein könnte. Im Juni 2012 wurde jedoch festgestellt, dass es sich bei dem Jungen aus dem Wald nicht um Liam, sondern um den Niederländer Robin van Helsum handelte. Er war ein Jahr zuvor von zu Hause weggelaufen.

Familie suchte weiter nach Liam 

Im Laufe der Jahre hat Liams Familie weiter an der Suche nach dem vermissten Jungen gearbeitet, der sofern er noch lebt, inzwischen schon weit im Erwachsenenalter ist. Bisher sind alle Anstrengungen und Bemühungen gescheitert. Auch die Bemühungen verschiedener Agenturen, etwa von Child Focus, haben bisher keine Früchte getragen. Sie hatten vor Jahren ein Bild von Liam mit Altersverlauf erstellt, um zu zeigen, wie Liam zum damaligen Zeitpunkt ausgesehen haben könnte. Sie starteten eine Kampagne und verbreiteten das erstellte Bild von Liam. Ziel dieser Kampagne war es, neue Aufmerksamkeit auf den Fall zu lenken und neue Hinweise zu erhalten. Im Laufe der Jahre spendeten auch verschiedene Nachrichten-Websites Sendezeit für den Fall des verschwundenen Liam Vanden Branden, und einige erstellten sogar einen Podcast. Leider haben all diese Bemühungen bisher nichts gebracht.

Das Bild zeigt Liam Vanden Branden, wie er im Alter von 15 Jahren ausgesehen haben könnte. Leider wurde noch kein Bild erstellt, wie Liam im Erwachsenenalter aussehen könnte.
Foto: Polizei 

Positive Veränderungen

Der Fall Liam sorgte auch für viele positive Veränderungen. Wie jetzt in Belgien nach vermissten Kindern gesucht wird, hat sich positiv verändert. Es gibt jetzt eine ganz klare Regelung, wie die Strafverfolgungsbehörden nach einem vermissten Kind zu suchen haben. Auch die Medien interessieren sich viel mehr für dieses Thema und machen in ihren Sendungen immer wieder auf das Schicksal der vermissten Kinder und ihrer Familien aufmerksam. Und auch die sozialen Netzwerke und Medien haben den Suchprozess revolutioniert. 

Aber die Dinge müssen trotzdem in Belgien weiterhin verbessert werden. In den Niederlanden sind sie viel weiter. Dort können Plakate mit Fotos von vermissten Kindern in Bussen und Straßenbahnen aufgehängt werden. Das hilft bei der Verbreitung des Aufrufs. In den Niederlanden hing ein Child Focus-Poster von Liam erfolgreich in verschiedenen Straßenbahnen und erreichte täglich mindestens drei Millionen Pendler. Das Poster hing an der verkehrsreichsten Linie in den Niederlanden. Aber leider ist es in Belgien nicht erlaubt. Es wird Zeit, dass sich dies endlich ändert. Die Politik ist hier gefragt, sie muss diesen Prozess anschieben.

Die Nachwirkungen 

Ich möchte darauf aufmerksam machen, dass die Familie von Liam keine Hilfe von außen erhielt. Sie hatten sechs Monate nach dem Verschwinden von Liam Anspruch auf eine psychologische Behandlung. Das wusste die Familie nicht und in dieser Zeit waren sie mit der Suche nach Liam beschäftigt. Erst Jahre später bemerkte die Familie, dass sie eigentlich Hilfe brauchten, um mit der Sache und den Schuldgefühlen besser umgehen zu können. Aber natürlich stand ihnen zu diesem Zeitpunkt keine psychologische Beratung mehr zu. Das finde ich persönlich sehr skandalös, da oft erst nach Jahren das Trauma sichtbar ist. Am Anfang ist man nur auf die Suche des Kindes fokussiert und nicht auf sich selbst und seine psychische Verfassung. Man befindet sich in einer Ausnahmesituation, die oft über viele Jahre anhält. Und die Familien werden oft alleine gelassen, das ist auch in Deutschland oft nicht anders.

Die Familie von Liam hat nie die Suche nach ihm eingestellt. Sie macht auch heute noch immer wieder auf sein spurloses Verschwinden aufmerksam.

Im Jahr 2020 gaben die Behörden sein DNA-Profil in eine Datenbank für vermisste Personen ein.

Aktuelle Einstufung des Falls 

Liam Vanden Branden wurde als vermisste und gefährdete Person eingestuft. Der Fall ist mittlerweile ein Missing Cold Case. Aktuell wird nicht aktiv in dem Fall ermittelt, aber die Ermittlungen wurden nie komplett eingestellt. Die belgische Polizei hat im Internet einen Zeugenaufruf zum Fall Liam Vanden Branden veröffentlicht. Die Ermittler sind auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen, um neue Ermittlungen anzustoßen.

Wenn Liam Vanden Branden nicht lebt, dann wäre er heute 27 Jahre alt.

Fragen der Ermittler:
  1. Wer hat Liam Vanden Branden am 3. Mai 1996 kurz nach 17.00 Uhr in der Umgebung am Zennegat in Mechelen gesehen?
  2. Wer hat Liam Vanden Branden am 3. Mai 1996 kurz nach 17.00 Uhr in Begleitung in der Gegend am Zennegat in Mechelen beobachtet?
  3. Wer hat am späten Nachmittag des 3. Mai 1996 in der Gegend am Zennegat in Mechelen eine verdächtige Person oder ein verdächtiges Fahrzeug wahrgenommen?
  4. Wer hat Liam Vanden Branden am späten Nachmittag des 3. Mai 1996 in der Nähe der Schleuse, wo die Dyle, der Leuven-Dijle-Kanal und die Zenne an einem Ort zusammenfließen, gesehen?
  5. Wer hat nach dem 3. Mai 1996 in den Gewässer rund um die Schleuse, wo die Dyle, der Leuven-Dijle-Kanal und die Zenne an einem Ort zusammenfließen, möglicherweise Kleidungsstücke eines Kleinkindes entdeckt und dem keine große Bedeutung geschenkt?
  6. Wer hat Liam Vanden Branden nach dem 3. Mai 1996 noch einmal gesehen?
  7. Wer weiß, wer oder was für das Verschwinden von Liam Vanden Branden verantwortlich gewesen sein könnte?
  8. Wer kennt die genauen Umstände und Hintergründe seines Verschwindens?
  9. Wer kennt den derzeitigen Aufenthaltsort von Liam Vanden Branden?
  10. Wer hat andere Beobachtungen gemacht, die mit dem Verschwinden von Liam Vanden Branden in Zusammenhang stehen könnten?
  11. Wer hat Gerüchte über den Fall gehört?
  12. Wer hat sonstige Informationen zu diesem Fall?

Wer Informationen zu dem Fall Liam Vanden Branden hat, wird gebeten, sich bei den belgischen Strafverfolgungsbehörden unter der kostenlosen Rufnummer 0800 30 300 zu melden.
Personen aus dem Ausland können die belgischen Strafverfolgungsbehörden unter der Rufnummer 0032 255 444 88 erreichen.

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