GROßBURGWEDEL: Tötungsdelikt z. N. von Ulrike "Ulla" Lilienthal (1985)

Der Mord an Ulrike "Ulla" Lilienthal

Wer hat Ulla Lilienthal getötet?


Im heutigen Beitrag geht es um einen Cold Case aus dem Jahr 1985. Der Mord hat sich in der Nähe von Großburgwedel ereignet. Bis heute konnte der Fall nicht aufgeklärt werden.

Der Mord an Ulla Lilienthal ist seit 1985 ungeklärt. Wer hat Ulla Lilienthal getötet?
Foto: Polizei 

Der Fall Ulrike "Ulla" Lilienthal

Ulrike Lilienthal wurde im Jahr 1969 geboren. Ulrike wurde von allen nur Ulla genannt. Das werde ich auch machen. Ulla war das sechste von insgesamt acht Kindern. Im Jahr 1985 lebte die Familie Lilienthal in Isernhagen. Dort lebte die Familie Lilienthal in einem Haus im Isernhagener Stadtteil Hohenhorster Bauernschaft. Die älteren Geschwister von Ulla lebten nicht mehr Zuhause, sie waren schon alle ausgezogen. Ulla ging zur Berufsschule, kümmerte sich um ihre jüngeren Geschwister und unterstützte ihre Eltern im Haushalt. Der Vater war gelernter Zimmmermannmeister, aber bereits Frührentner. Er konnte seinen Beruf nicht mehr ausüben, weil er sehr schwer krank war. Er hatte große Probleme mit der Hüfte, deshalb war seine Mobilität stark eingeschränkt. Außerdem hatte mehrere Herzinfarkte erlitten.

Ulla Lilienthal lebte mit ihrer Familie in Isernhagen im Ortsteil Hohenhorster Bauernschaft. Isernhagen ist eine selbständige Gemeinde in der niedersächsischen Region Hannover, die sich aus sieben Ortschaften, darunter vier althergebrachte Bauerschaften, zusammensetzt. Die Gemeinde grenzt nordöstlich an die Stadt Hannover in Richtung der Städte Celle und Burgdorf. Isernhagen ist nach dem durchschnittlichen Einkommen ihrer Bürger die wohlhabendste Gemeinde Niedersachsens. Isernhagen hat etwa 24.500 Einwohner. Die Hohenhorster Bauerschaft [HB] ist eine Ortschaft der Gemeinde Isernhagen in der niedersächsischen Region Hannover und hat etwa 4.200 Einwohner. 
Foto: Google Maps 

Ulla hatte einen großen Freundes- und Bekanntenkreis 

Ulla hatte einen großen Freundes- und Bekanntenkreis. Viele ihrer Freunde und Bekannten waren älter als sie. Die 15-jährige Ulla Lilienthal traf sich regelmäßig mit ihren Freunden im nahegelegenen Großburgwedel oder in Burgdorf. Meistens war sie in größeren Gruppen unterwegs. Um nach Großburgwedel oder Burgwedel zu kommen, nutzte sie eigentlich immer den Bus. Es kam wohl auch gelegentlich vor, dass Ulla sich eine Mitfahrgelegenheit suchte, wenn sie Abends den Bus verpasst hatte.

Eigenwillig und verschlossen   

Ulla Lilienthal war recht selbständig und mobil. Sie ließ sich kaum noch was sagen. Ulla hatte ihren ganz eigenen Kopf. Sie konnte recht eigenwillig, stur und verschlossen sein. Ihre Familie kam oft nicht an sie ran, deshalb kannte die Familie auch nicht den gesamten Freundeskreis von Ulla. Wie bereits erwähnt, besuchte Ulla im Jahr 1985 die Berufsschule, aber ihre schulische oder such berufliche Ausbildung nahm sie nicht besonders ernst. Ulla befand sich mit ihren fast 16 Jahren mitten in der Pubertät und probierte mit ihrem Aussehen viel aus. Sie wechselte beispielsweise ihre Frisur sehr häufig und legte sich kurz vor ihrem Verschwinden eine Irokesenfrisur zu.

Ulla besuchte die Berufsschule und hatte einen großen Freundes- und Bekanntenkreis. 
Foto: Polizei 

Besuch einer Freundin in Großburgwedel 

Der 23. Januar 1985 war ein recht kalter und verschneiter Wintertag. Ulla hatte geplant, an diesem Tag eine Freundin in der Jugendeinrichtung in Großburgwedel zu besuchen. Ulla wollte wie üblich mit dem Bus die etwa 5 Kilometer lange Strecke nach Großburgwedel fahren. Die 15-jährige Ulla Lilienthal verließ gemeinsam mit ihrer Mutter und ihren zwei Geschwistern das Haus in Hohenhorster Bauernschaft in Isernhagen, um zur Bushaltestelle zu gehen. An der Bushaltestelle trennten sich dann aber die Wege von Ulla und ihren Familienmitgliedern, da der Bus für ihre Mutter und ihre Geschwister früher an der Haltestelle ankam. Ulla hatte noch ihrer Mutter gesagt, dass sie gegen 21.00 Uhr wieder zu Hause ist. Aufgrund des zeitlichen Ablaufs ist es nicht sicher, dass Ulla tatsächlich den Bus nach Großburgwedel genommen hat, denn sie könnte die Strecke auch gelaufen sein. Sie könnte natürlich auch mit einer Mitfahrgelegenheit [Auto] nach Großburgwedel gekommen sein.

Ulla Lilienthal besuchte am 23. Januar 1985 eine Freundin in der Jugendeinrichtung in Großburgwedel. 
Foto: Google Maps 

Das letzte Mal lebend gesehen   

Ulla war an diesem Nachmittag tatsächlich in Großburgwedel. Dort besuchte sie eine Freundin, die in einer betreuten Jugendeinrichtung wohnte. Gegen 18.30 Uhr verließ Ulla die Jugendeinrichtung wieder. Ihre Freundin begleitete Ulla nicht. Kurze Zeit später verließ sie die Freundin in der Jugendeinrichtung. Auf ihrem Weg sah die Freundin Ulla noch einmal im Bereich der Fußgängerzone. Die Freundin sprach Ulla nicht an, weil sie zu weit weg war. Ulla hatte ihre Freundin nicht bemerkt und lief weiter. Danach verliert sich zunächst die Spur von Ulla.

Das Verschwinden 

Ulla Lilienthal ist an diesem Abend nicht nach Hause zurückgekehrt. Die Eltern machten sich zwar ein bisschen Sorgen, aber sie glaubten, dass Ulla bei einer Freundin übernachten würde und einfach nicht Bescheid gesagt hat. Das war nämlich schon vorgenommen. Als Ulla nach drei Tagen immer noch nicht zurückgekehrt ist oder sich bei ihren Eltern gemeldet hat, wurden die Eltern richtig nervös. Die Eltern riefen bei ihrer Tochter Bärbel an, die fünf Jahre älter als Ulla war und eine sehr enge Beziehung zu Ulla hatte. Bärbel war ganz erschrocken, dass Ulla bereits seit drei Tagen verschwunden war und das ihre Eltern noch nicht viel unternommen hatten. Die Eltern hatten bereits einige Freunde von Ulla angerufen, aber die meisten Freunde und Bekannte von Ulla kannten sie namentlich überhaupt nicht. 

Bei der Polizei als vermisst gemeldet 

Tochter Bärbel machte sich sofort auf den Weg, um Ulla in Großburgwedel zu suchen. Bärbel kannte die Orte, wo Ulla und ihre Freunde sich regelmäßig trafen. Leider blieb die Suche erfolglos, denn niemand hatte Ulla seit Tagen gesehen oder kannte ihren Aufenthaltsort. Am 2. Februar 1985, eine Woche nach dem Verschwinden, ging Ullas Schwester Bärbel zur Polizei und meldete ihre Schwester als vermisst.

Kleidungsstücke entdeckt   

Am 2. Februar 1985 machten Spaziergänger einen beunruhigenden Fund. Sie entdeckten bei ihrem abendlichen Spaziergang gegen 17.30 Uhr in einem Wald in der Gemarkung Fuhrberg, in der Nähe des Parkplatzes "Sprillgehege" im gleichnamigen Naturschutzgebiet mehrere Kleidungsstücke. Die Kleidungsstücke konnten nachträglich Ulla Lilienthal zugeordnet werden. Der Fundort der Kleidung befindet sich im Sprillgehege, fünf Kilometer nördlich von Großburgwedel, in der Gemarkung Fuhrberg. In der Nähe befindet sich auch der Würmsee.

Der Fundort der Kleidung befindet sich im Sprillgehege in der Gemarkung Fuhrberg, nördlich von Großburgwedel.
Foto: Google Maps 

Die Entdeckung

Acht Tage später, am 10. Februar 1985 machten Spaziergänger gegen 16.45 Uhr im Sprillgehege eine schreckliche Entdeckung. Sie entdeckten die unbekleidete Leiche von Ulla Lilienthal. Der Leichenfundort war nur knapp 200 Meter vom Fundort der Kleidung entfernt. [Anm. Ich persönlich kann es nicht nachvollziehen, warum nach dem Fund der Kleidungsstücke das Gebiet nicht von der Polizei abgesucht wurde? Wenn man das Gebiet abgesucht hätte, dann hätte man die Leiche von Ulla bereits viel früher gefunden.] Die Spaziergänger alarmierten die Polizei.

Die Leiche von Ulla Lilienthal wurde im Sprillgehege gefunden. Die Leiche befand sich nur 200 Meter vom Fundort der Kleidung entfernt. 
Foto: Google Maps 

Polizei erreichte Leichenfundort

Schon kurze Zeit nach der Meldung der Spaziergänger erreichten die Ermittler und die Kriminaltechniker den Leichenfundort im Sprillgehege in der Gemarkung Fuhrberg. Die Kriminaltechniker sammelten und sicherten Spuren und Beweise am Leichenfundort. Die Ermittler stellten fest, dass die Leiche von Ulla Lilienthal unbekleidet war. Nur um ihren Hals war ein langer roter Damen-Netzstrumpf geknotet. Anschließend wurde die Leiche von Ulla Lilienthal für weitere forensische Untersuchungen in das Institut für Rechtsmedizin an der Medizinischen Hochschule von Hannover gebracht.

Tatortfoto von 1985.
Die Einfahrt zum Sprillgehege in der Gemarkung Fuhrberg. Das Sprillgehege befindet sich an der L381 [Hannoveranesche Straße] zwischen Großbritannien und Fuhrberg. 

Foto: Polizei 

Tatortfoto von 1985.
Die Leiche von Ulla Lilienthal wurde in der Nähe dieses Parkplatzes am Sprillgehege gefunden. 
Foto: Polizei 

Die Leiche von Ulla Lilienthal wurde in einem kleinen Graben gefunden.
Foto: Polizei 

Tatortfoto von 1985.
Ein Teil des roten Damen-Netzstrumpfes.
Foto: Polizei 

Die Autopsie

Bei der Autopsie durch den zuständigen Rechtsmediziner wurde offiziell festgestellt, dass Ulla Lilienthal Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist. Die genaue Todesursache war Erdrosseln. Ulla Lilienthal wurde mit dem langen roten Damen-Netzstrumpf erdrosselt, der um ihren Hals geknotet war. Der genaue Todeszeitpunkt wurde auf den Abend ihres Verschwindens [23. Januar 1985] festgelegt. Außerdem wurde festgestellt, dass Ulla höchstwahrscheinlich Opfer eines Sexualmordes geworden ist und vor ihrem Tod sexuell missbraucht wurde.

Tatortfoto von 1985.
Mit diesem langen roten Damen-Netzstrumpf wurde Ulla Lilienthal erdrosselt.
Foto: Polizei 

Die Ermittlungen

Die Ermittler führten umfangreiche Ermittlungen im Umfeld von Ulla Lilienthal durch. Die Ermittler haben mehrere Jugendliche aus dem direkten Umfeld von Ulla Lilienthal im Visier. Besonders ein 17-jähriger junger Mann stand 1985 bei den Ermittlern ganz oben auf der Liste der Verdächtigen. Der Lehrling trug angeblich nach dem Verschwinden von Ulla das rote Sweatshirt mit der Aufschrift "Boston College" von Ulla. Das besagte Sweatshirt wurde mit anderen Kleidungsstücke im Sprillgehege gefunden. Er konnte nicht erklären, wie das Sweatshirt dort hingekommen ist, wenn er nichts mit der Tat zu tun hatte. Letztendlich konnte man dem jungen Mann die Tat nicht nachweisen. Gleiches gilt für einen 16-jährigen jungen Mann aus einem Heim in Burgwedel, bei dem die Polizei den roten Netzstrumpf findet. Auch ihm konnte die Tat nicht nachgewiesen werden. Die beiden Männer blieben jedoch jahrzehntelang auf der Liste der Verdächtigen.

Das Sweatshirt mit der Aufschrift "Boston College" von Ulla Lilienthal. 
Foto: Polizei 

 Fall wurde allmählich kalt

Trotz der umfangreichen Ermittlungen konnte der Fall nicht aufgeklärt werden. Irgendwann verliefen alle Spuren im Sande. Man war allen Spuren und Hinweisen nachgegangen, aber irgendwann hatte man einfach keine neuen Ermittlungsansätze. Man darf nicht vergessen, dass man im Jahr 1985 noch nicht die technischen Voraussetzungen hatte, wie heute. Die Ermittlungen wurden dann vorläufig eingestellt und der Fall wurde allmählich zum Cold Case.

Erneute Ermittlungen im Jahr 2023

Im Jahr 2023 hat die Cold-Case-Ermittlungsgruppe der Kriminalpolizei Hannover den Fall neu aufgerollt. Bei der Wiederaufnahme der Ermittlungen im Jahr 2023 konnte an Asservaten aus dem Fall eine DNA-Spur isoliert werden. Worum es sich genau bei diesen Asservaten handelt, ist jedoch unklar. Es sind aber Gegenstände, die in der Nähe des Leichenfundortes sichergestellt wurden. Diese Gegenstände wurden untersucht und es gibt Hinweise darauf, dass da jemand etwas liegen gelassen hat, was zu einem DNA-Muster führte. Unklar ist auch, ob die DNA von einem Mann oder einer Frau stammt. Fest steht zumindest, dass es keine Übereinstimmung mit einem gespeicherten DNA-Profil in der Datenbank gibt. Es ist auch noch erwähnenswert, dass die beiden Verdächtigen aus dem Jahr 1985 offiziell von der Liste der Verdächtigen gestrichen wurden. Die beiden Männer konnten als Täter ausgeschlossen werden.

Flyeraktion der Kriminalpolizei Hannover

Die Polizei verteilte im Jahr 2023 insgesamt 11.000 Flyer an Haushalte und in Geschäften Großburgwedel und Isernhagen, um erneut auf den Fall aufmerksam zu machen. Außerdem wurden mehrere große Banner mit den wichtigsten Eckpunkten des Falles und einem Bild von Ulla Lilienthal aufgestellt. Die Polizei erhoffte sich durch die Aktion neue Hinweise aus der Bevölkerung.



Polizei macht auch im Jahr 2024 verstärkt auf den Fall aufmerksam

Die Ermittler der Cold Case Ermittlungsgruppe machen auch im Jahr 2024 verstärkt in den Medien auf den Fall aufmerksam. Außerdem wurde der Fall auch in der letzten Ausgabe der Sendung "Aktenzeichen XY" im ZDF behandelt. Die Sendung ist bis zum 28. August 2024 in der ZDF-Mediathek verfügbar.

Aktuelle Einstufung des Falls

Ðer Tod von Ulla Lilienthal wurde als Tötungsdelikt bzw. als Sexualmord eingestuft. Der Fall ist ein Cold Case. Trotzdem ermittelt die Polizei Hannover aktuell in dem Fall. Die Ermittler nehmen weiterhin Hinweise aus der Bevölkerung entgegen. Jeder Hinweis könnte wichtig sein.

Die Belohnung
Die Staatsanwaltschaft Hannover hat für Informationen eine Belohnung von 5.000 Euro ausgelobt, die zur Aufklärung des Falls führen.

Fragen der Ermittler:
  1. Wer hat Ulla Lilienthal am 23. Januar 1985 nach 18.30 Uhr allein oder in Begleitung in Großburgwedel gesehen?
  2. Wer weiß, was Ulla am frühen Abend des 23. Januar 1985 noch vor hatte oder mit wem sie sich treffen wollte?
  3. Wer hat am Abend des 23. Januar 1985 oder kurz danach eine verdächtige Person oder ein verdächtiges Fahrzeug im Bereich des Sprillgeheges in der Gemarkung Fuhrberg gemacht?
  4. Wer kennt die genauen Umstände und Hintergründe des Mordes an Ulla Lilienthal?
  5. Wer weiß, wer für den Tod von Ulla Lilienthal verantwortlich gewesen sein könnte?
  6. Wer hat andere Beobachtungen oder Wahrnehmungen gemacht, die mit dem Mord an Ulla Lilienthal in Zusammenhang stehen könnten?
  7. Wer hat sonstige Informationen zu diesem Fall?

Hinweise nimmt die Kriminalpolizei Hannover unter der Rufnummer 0511 / 10 90 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen. 

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