FRANKFURT AM MAIN: Tötungsdelikt z. N. von Main Jane Doe (2001)

Der Mord an Main Jane Doe aka Mainmädchen

Wer kann Main Jane Doe identifizieren und wer hat sie getötet?

Über diesen Cold Case habe ich schon mehrmals hier im Blog behandelt, das letzte Mal im Oktober 2019. Da die Polizei nun wieder auf den Fall aufmerksam macht und auch neue Informationen veröffentlicht wurden, habe ich einen neuen Beitrag über den Fall erstellt. Der Cold Case stammt aus dem Jahr 2001 und ereignete sich in Frankfurt/Main im Stadtteil Nied, in der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main, Hessen. Bis heute ist die Identität des Opfers völlig unklar. Der Fall gilt bis heute als ungelöst. 

Die Gesichtsrekonstruktion von Main Jane Doe.
Der Mord an Main Jane Doe aka Mainmädchen ist seit 2001 ungeklärt. Auch die Identität des Mädchens ist bis heute unbekannt.
Foto: Polizei 

Die Entdeckung 

Am Nachmittag des 31. Juli 2001 gegen 14.50 Uhr wurde von einem Radfahrer und einem Schiffskapitän eine Leiche im Main in Höhe von Frankfurt-Nied entdeckt. Die Passanten meldeten ihre Entdeckung sofort der Polizei Frankfurt [Anm. Frankfurt am Main ist mit 775.790 Einwohnern die bevölkerungsreichste Stadt des Landes Hessen und die fünftgrößte Deutschlands. Sie ist kreisfrei und bildet das Zentrum des Ballungsraums Frankfurt mit mehr als 2,3 Millionen Einwohnern. In der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main (Rhein-Main-Gebiet) leben etwa 5,8 Millionen Menschen. Frankfurt gehört zu den Großstädten Deutschlands mit einer ausgesprochen multikulturellen Gesellschaft.
Nied ist seit dem 1. April 1928 im Stadtteil Frankfurt am Main. Die Einwohnerzahl beträgt 19.934.]

Am Nachmittag des 31. Juli 2001 wurde eine verpackte Leiche im Main in Höhe von Frankfurt-Nied entdeckt. 
Foto: Google Maps 

Der Leichenfundort befindet sich in Frankfurt-Nied direkt am Main bei der Wörthspitze.
Foto: Google Maps 

Polizei erreichte Leichenfundort 

Die Polizei erreichte schon nach kurzer Zeit den Leichenfundort. Die Leiche wurde von der Polizei geborgen. Die Ermittler stellten fest, dass es sich tatsächlich um eine Leiche handelte. Die Leiche war verpackt und mit einem weißen Schirmständer beschwert worden. Die Leiche wurde für weitere forensische Untersuchungen in das Rechtsmedizinische Institut Frankfurt am Main transportiert. 

Der Leichenfundort befindet sich direkt am Ufer des Mains in Frankfurt-Nied.
Foto: Google Maps 

So sah die Auffindesituation aus. Die Leiche war in Bettlaken gehüllt und mit einem weißen Schirmständer beschwert.
Foto: Polizei 


Der Leichenfundort am Main in Frankfurt-Nied, in östlicher Blickrichtung.
Foto: Google Maps 

Der Leichenfundort am Main in Frankfurt-Nied, in westlicher Blickrichtung.
Foto: Google Maps 

Die Autopsie 

Die Autopsie wurde durch den damaligen zuständigen Rechtsmediziner durchgeführt. Der Rechtsmediziner stellte fest, dass es sich bei der Leiche aus dem Main um ein junges Mädchen handelte. Das Mädchen war zwischen 13 und 16 Jahre alt. Die Leiche war nur 38,5 Kilogramm schwer. Die Beine des Mädchens waren angewinkelt und an die Brust gepresst, die Arme waren eng am Körper angelegt. Die Leiche wurde in dieser Stellung [Hockstellung] mehrfach mit einem bis zu 10 cm breiten Stoffstreifen umschlungen und verknotet. Die Leiche wurde in dieser Position praktisch fixiert. 

Das tote Mädchen war in einem bräunlichen Bettbezug mit Leopardenmuster eingewickelt. An den beiden Enden war dieses Bündel mit zwei jeweils ca. 5 cm breiten elastischen Bändern zugeschnürt. Eines der Bänder hatte eine weiße Farbe, das zweite Band war längs violett-weiß gestreift. Bei diesen Bändern handelt es sich um sogenannte "Nalas". Nalas sind Textilbänder aus dem pakistanischen und afghanischen Raum. Nachdem der Bettbezug entfernt wurde, kam ein Frotteespannbetttuch zum Vorschein. 

Die Leiche wurde an einen Sonnenschirmständer gebunden, der mutmaßlich als Sinkgewicht dienen sollte. Der Sonnenschirmständer wird sowohl von der niederländischen Firma "ELFE" unter der Typenbezeichnung 505 KE, als auch von der ebenfalls niederländischen Firma "VEROPA" unter der Typenbezeichnung TFU 70 baugleich mit einer Stückzahl von circa 10.000 jährlich hergestellt und europaweit an Großhändler und Baumärkte unter anderem OBI, HORNBACH, PRAKTIKER, vertrieben.

Die forensischen Untersuchungen ergaben, dass sich die Leiche etwa 12 bis 24 Stunden vor der Entdeckung im Wasser befunden hat. [Die Liegezeit beträgt 12 bis 24 Stunden.] Weitere Untersuchungen zeigten, dass das Mädchen irgendwann zwischen dem 28. Juli - 31. Juli 2001 gestorben ist. Die genaue Todesursache war eine stumpfe Gewalteinwirkung gegen den Körper. Es wurde festgestellt, dass das Mädchen durch die stumpfe Gewalteinwirkung zwei Rippenbrüche erlitten hat, die Lunge und Milz verletzt haben. Sie ist in Folge von inneren Blutungen gestorben. Außerdem wurde festgestellt, dass das Mädchen auf der linken Seite ein sogenanntes Blumenkohlohr hatte. [Anm. Bei einem Blumenkohlohr handelt es sich um ein verkrüppeltes und deformiertes Ohr, das durch Gewalteinwirkung entsteht.]

Main Jane Doe aka Mainmädchen hatte auf der linken Seite ein sogenanntes Blumenkohlohr. 
Foto: Polizei 



Das Blumenkohlohr [links] von Main Jane Doe aka Mainmädchen. 
Foto: Polizei 

Bei der Autopsie wurde festgestellt, dass das Mädchen multiple Verletzungen am ganzen Körper hatte, die auf langandauernde, schwerwiegende Misshandlungen schließen lassen und nicht ärztlich versorgt wurden. Das Mädchen hatte in 
Fehlstellung verheilt mehrfache Brüche beider Oberarme. Bei dem Mädchen konnten zahlreiche längliche Narben an der Stirn, Rumpf und Beinen dokumentiert werden. Außerdem hatte das Opfer zahlreiche Brandnarben am ganzen Körper, die zum Teil an Zigarettenverbrennungen erinnern. Das Mädchen war defloriert [Anm. Bei einer Defloration spricht man vom Akt, einer Frau ihre Jungfräulichkeit zu entziehen (insbesondere durch Zerreißen des Jungfernhäutchens beim Geschlechtsverkehr), umgangssprachlich wird das als Entjungferung bezeichnet], hatte keine Anzeichen für eine Schwangerschaft und keine Anzeichen einer Genitalverletzung. Weiterführende kriminaltechnische Untersuchungen haben ergeben, dass Main Jane Doe [Mainmädchen] vermutlich aus Afghanistan, Pakistan oder Nordindien stammte und sehr früh, vermutlich zwischen dem 4. Lebensmonat und dem 5. Lebensjahr nach Deutschland gekommen ist. Ab dem 5. Lebensjahr kann ein Ortswechsel innerhalb Deutschlands stattgefunden haben. Die letzten 22 Monate vor ihrem Tod soll sie in Deutschland, sehr wahrscheinlich in einem städtischen Gebiet, gelebt haben. Einen Teil ihrer Kindheit hat das Mädchen möglicherweise im Odenwald, in Rheinpfalz oder im Hunsrück verbracht. In den letzten drei Monaten vor ihrem Tod hat kein signifikanter Ortswechsel stattgefunden. 

Die Gesichtsrekonstruktion von Main Jane Doe aus dem Jahr 2001/2002.
Foto: Polizei 

Die Gesichtsrekonstruktion von Main Jane Doe aus dem Jahr 2001/2002.
Foto: Polizei 

Die Gesichtsrekonstruktion von Main Jane Doe aus dem Jahr 2001.
Foto: Polizei 


 
Was ist noch über Main Jane Doe aka Mainmädchen bekannt?
  • Aufgrund radiologischer Befunde wurde das Alter des Mädchens zunächst auf 15 - 16 Jahre geschätzt, heute geht man davon aus, dass das Mädchen deutlich jünger war.
  • Main Jane Doe war etwa zwischen 13 und 16 Jahren alt.
  • Ihr Geburtsjahr liegt zwischen 1985 und 1988. 
  • Das Mädchen erscheint deutlich jünger, ca. 13 Jahre alt. 
  • Die Brüste waren nur leicht ausgeprägt. 
  • Die Nationalität ist unbekannt.
  • Sie war 1,57 Meter groß und wog 38,5 Kilogramm. Sie hatte eine zierliche Statur. 
  • Die Augenfarbe ist unbekannt. 
  • Sie hatte ca. 30 cm lange Kopfhaare. Sie hatte keine Achsel- und Schambehaarung [rasiert]. Sie hatte eine starke dunkelfarbene Schienbeinbehaarung, die teilweise bis 2 cm lang waren.
  • Sie hatte ein lückenloses Gebiss. Es gab keinen Hinweis auf eine durchgeführte Zahnbehandlung. Alle Zähne waren ohne Füllungen. Die Weisheitszähne waren bereits mineralisiert, aber noch nicht durchgebrochen.
  • Beide Ohrläppchen waren durchstochen.
Die Gesichtsrekonstruktion von Main Jane Doe aus dem Jahr 2024.
Foto: Polizei 

Beschreibung der Gegenstände

Informationen zum Schirmständer der niederländischen Firma ELFE:
  • Der zweiteilige Schirmständer hat einen runden Fuß mit 70 cm Durchmesser.
  • Der Unterteil des Schirmständers ist graublau, mit sechs tortenstückförmigen Kammern zur Befüllung mit Sand oder Wasser. Mittig befindet sich ein Schraubgewinde.
  • Ein weißes Frotteespannbettbezug war über das Unterteil gestülpt worden. 
  • Ein 35 cm hohes Standrohr wurde mittels braunem Stoff im Leopardenmuster in das Schraubgewinde des Unterteils eingeschraubt, dadurch sind alle drei Teile miteinander verbunden.
  • Am oberen Ende des nach oben sich verjüngenden Standrohres ist eine Schraubklemmmuffe angebracht, die einen Sonnenschirmmast von maximal 62 mm durchlässt.
Der weiße Schirmständer der niederländischen Firma ELFE.
Foto: Polizei 

Informationen zum Bettbezug:
  • Der Bettbezug besteht aus einem bräunlichen Stoff mit Leopardenmuster. 
  • Firma oder Marke des Bettbezugs sind unbekannt. 
Der braune Bettbezug mit Leopardenmuster.
Foto: Polizei 

Der braune Bettbezug mit Leopardenmuster.
Foto: Polizei 

Informationen zu den Textilbänder [Nalas]:
  • Eines der Bänder hatte eine weiße Farbe, das zweite Band war längs violett-weiß gestreift.
  • Es handelt sich bei diesen Bändern um sogenannte "Nalas", Textilbänder aus dem pakistanischen und afghanischen Raum.
Die weißen und violett-weiß gestreiften Nalas. 
Foto: Polizei 

Das violett-weiß gestreifte Nala. 
Foto: Polizei 

Informationen zum Frotteespannbetttuch:
  • Das weiße Frotteespannbetttuch wurde nicht näher beschrieben. Firma und Marke sind unbekannt. 
  • Es handelt sich wohl um ein herkömmliches weißes Frotteespannbetttuch. 
Das weiße Frotteespannbetttuch.
Foto: Polizei 

Die Ermittlungen 

Es wird davon ausgegangen, dass das Mädchen ursprünglich aus dem pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet stammt, aber schon jahrelang im Rhein-Main-Gebiet gelebt haben muss, vielleicht als Dienstmädchen. Ermittlungen vor Ort liefen jedoch ins Leere. Da eine Einreise nicht nachgewiesen werden konnte, wird nicht ausgeschlossen, dass das Mädchen über Diplomatenkreise eingereist ist, in denen Ermittlungen aufgrund der diplomatischen Immunität schwierig sind. Die Leiche wurde, finanziert durch Spendengelder der Ermittlungsbeamten, auf dem Parkfriedhof Heiligenstock begraben.

Das Grab des Mainmädchen.
Foto: Google 

Aktuelle Einstufung des Falls

Der Tod von Main Jane Doe wurde als Mord bzw als Tötungsdelikt eingestuft. Der Fall ist mittlerweile ein Cold Case, aber die Akte wurde nie ganz geschlossen. Die Polizei macht aktuell wieder in den Medien auf den Fall aufmerksam. Die Ermittler sind weiterhin auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen, um neue Ermittlungen anzustoßen. Jeder Hinweis könnte wichtig sein.




Die Belohnung 
Die Staatsanwaltschaft Frankfurt hat für Informationen eine Belohnung von 10.000 Euro ausgelobt, die zur Ermittlung des Täters/ der Täter führen.

Fragen der Ermittler:
  1. Wer weiß, wo ein Mädchen vermisst wird oder plötzlich verschwunden ist, welches Ende der Neunziger/Anfang der 2000er dem Aussehen nach Ähnlichkeiten mit der Gesichtsrekonstruktion der Toten hatte?
  2. Wer kann Hinweise auf die Identität des unbekannten Mädchens geben?
  3. Wer hat in der Zeit vom 28. Juli bis 31. Juli 2001 am Main, rund um den Stadtteil Frankfurt-Nied, auffällige Beobachtungen gemacht oder von auffälligen Beobachtungen gehört?
  4. Wer kann in Bezug auf den Schirmständer, den Bettbezug mit Leopardenmuster und den elastischen Bändern [sog. Nalas] weiterführende Angaben machen?
  5. Wer weiß, wer für den Tod des Mädchens verantwortlich gewesen sein könnte?
  6. Wer kennt die genauen Umstände und Hintergründe des Mordes an Main Jane Doe?
  7. Wer hat andere Beobachtungen oder Wahrnehmungen gemacht, die mit dem Fall in Zusammenhang stehen könnten?
  8. Wer hat sonstige Informationen zu diesem Fall?

Hinweise nimmt das Hessische Landeskriminalamt,
SO 10 Kapitaldelikte, SO 13 Cold Case Unit, unter der Rufnummer +49611/ 83-8484  oder +49611/ 83-8300 entgegen. Außerdem kann man die Ermittler per E-Mail ccu.hlka@polizei.hessen.de erreichen. 
Es steht auch das Hinweisformular der hessischen Polizei zur Verfügung, um Hinweise an die Ermittler weiterzuleiten. 

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