COLD CASE DES MONATS: Tötungsdelikt z. N. von Marcus Ahlert (1992)

Der Mord an Marcus Ahlert 

Wer hat Marcus Ahlert getötet?

Der neue Monat hat gerade angefangen und somit ist es auch schon wieder Zeit für den neuen "Cold Case des Monats". Diesen Monat möchte ich besonders auf einen Cold Case aus dem Jahr 1992 aufmerksam machen. Ich wollte über diesen Fall schon immer einen Beitrag dazu veröffentlichen und habe schon mehrmals angefangen einen Beitrag zu verfassen, aber ich habe den Beitrag nie fertiggestellt. Nun hat eine liebe Leserin [liebe Grüße in die Schweiz] mich gefragt, ob ich nicht einmal den Fall Marcus Ahlert hier im Blog behandeln kann? Das hat mir den Anstoß gegeben, sich erneut mit dem Fall auseinanderzusetzen. Ich bin mit dem Fall das erste Mal im Jahr 2004 in Berührung gekommen. Damals wurde in der RTL2-Sendung "Ungeklärte Morde" über den Fall berichtet. Ich habe damals alle Folgen der Sendung unzählige Male gesehen. Die Folgen wurden damals mehrmals die Woche im Nachtprogramm ausgestrahlt. Ich kann mich an viele Einzelheiten sehr gut erinnern und ich hatte mir damals sogar einige Notizen gemacht, die mir nun sehr geholfen haben, den Beitrag endlich fertigzustellen, weil eigentlich kaum Informationen verfügbar sind. Ich werde versuchen, den letzten Tag von Marcus Ahlert zusammenzufassen. Der Cold Case stammt aus dem Jahr 1992 und der Mord ereignete sich bei einem Froschweiher zwischen Schifferstadt und Speyer im Landkreis Speyer im Bundesland Rheinland-Pfalz. Bis heute konnte der Fall nicht aufgeklärt werden. [Anm. Ich habe dieses Mal auch eine interaktive Karte mit den wichtigsten Orten des Falls erstellt. Ich habe das schon in meinem Zweitblog mehrfach benutzt und finde die Sache eigentlich sehr gut. Ich habe die interaktive Karte hier im Beitrag eingebettet, aber ich empfehle die Karte über den Link anzuschauen. Die Karte hat eine Legende mit Erklärungen und sie ist einfach übersichtlicher.]

Der Mord an Marcus Ahlert ist seit 1992 ungeklärt. Wer hat Marcus Ahlert getötet?
Foto: Polizei 



 

Der Fall Marcus Ahlert 

Marcus Ahlert wurde am 7. September 1983 in Speyer geboren. Marcus hat noch einen älteren Bruder und eine Schwester. Er lebte mit seiner Mutter und seinen beiden Geschwister in einem Mehrfamilienhaus in Speyer-Nord. [Anm. Speyer ist eine kreisfreie Universitätsstadt in Rheinland-Pfalz und Teil der Metropolregion Rhein-Neckar. Als römische Gründung, damals Noviomagus oder Civitas Nemetum (Hauptstadt des Stammes der Nemeter) genannt, ist sie eine der ältesten Städte Deutschlands und wurde als Spira um 600 Zentrum des Speyergaues. Im Mittelalter war Speyer als freie Reichsstadt eine der bedeutendsten Städte des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Von 1816 bis 1945 war sie Sitz der bayerischen Verwaltung der Pfalz. Heute gehört Speyer zu Rheinland-Pfalz und hat 51.203 Einwohner (Stand 2023).]

Marcus Ahlert stammte aus Speyer. Er lebte mit seiner Mutter und seinen beiden Geschwistern in einer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus im Stadtteil Speyer-Nord. Speyer-Nord galt damals als sozialer Brennpunkt der Stadt. 
Foto: Google Maps 

Prekäre Verhältnisse 

Die Familie Ahlert kann man als eher sozial schwach bezeichnen und lebte in einer Wohnsiedlung in Speyer-Nord, die damals ein sozialer Brennpunkt war. Man kann durchaus sagen, dass Marcus Ahlert aus prekären familiären Verhältnissen stammte. Die Familie Ahlert hatte damals angeblich einen zweifelhaften Ruf in der Stadt Speyer. Der große Bruder von Marcus Ahlert war wohl regelmäßig mit gewalttätigen Auseinandersetzungen aufgefallen. [Anm. Speyer-Nord hatte lange Zeit keinen guten Ruf, aber das hat sich nun geändert. Damals lebten dort hauptsächlich einkommensschwache Menschen, Familien und Rentner. Die Stadt Speyer hat das Viertel mit baulichen und strukturellen Veränderungen umgebaut und umgewandelt. Durch diese Veränderungen wurde das Viertel auch für andere Personen attraktiver. Heute zählt Speyer-Nord nicht mehr zu den sozialen Brennpunkten der Stadt. Im Jahr 1992 war es aber noch ein sozialer Brennpunkt.] In diesem Umfeld ist Marcus Ahlert aufgewachsen. Die prekären Familienverhältnisse wirkten sich auch auf seine schulische Entwicklung aus. Marcus Ahlert hatte auch ein paar schulische Probleme. Er hatte nicht so eine schnelle Auffassungsgabe wie andere Kinder im gleichen Alter. Allgemein fiel im das Lernen nicht so leicht, deshalb besuchte er im Jahr 1992 eine Sonderpädagogische Schule in Speyer. Er bekam zu Hause aufgrund der familiären Strukturen keine große Förderung oder Hilfestellung beim Lernen. 

Das BMX-Fahrrad 

Marcus Ahlert war schon immer sehr viel draußen unterwegs. Er besaß seit kurzem ein [gebrauchtes] BMX-Fahrrad, das er geschenkt bekommen hat. Er hatte sich so ein Fahrrad schon länger gewünscht und war umso glücklicher, als er es geschenkt bekommen hatte. Das Fahrrad war recht auffällig, denn es war rot überstrichen und hatte einen hohen Lenker. Das Fahrrad gab Marcus mehr Mobilität und er konnte schnell seine Freunde und Lieblingsorte besuchen. Er legte damit auch ohne Probleme längere Strecken zurück. Allgemein war Marcus Ahlert für sein Alter recht selbständig und hatte sehr viele Freiheiten. Nach meiner Meinung fehlte teilweise die elterliche Kontrolle. Ich werde später noch mehr darauf eingehen. 

Es ist leider kein Bild von Marcus Ahlerts BMX verfügbar. Marcus Ahlert war täglich mit seinem BMX-Rad in Speyer-Nord und Umgebung unterwegs.
Foto: Google 

Der Tattag 

Am 17. Juli 1992 war der 8-jährige Marcus Ahlert auch wieder mit seinem BMX-Rad in Speyer-Nord unterwegs. Am Nachmittag hatte er sich mit seinem besten Freund Alessandro verabredet. Die beiden waren gemeinsam mit ihren Fahrrädern unterwegs und besuchten auch einen nahegelegenen Froschweiher. Der Froschweiher war ca. 5 Kilometer von seinem Wohnhaus in Speyer-Nord entfernt. Die Mutter von Marcus Ahlert wusste nicht, dass ihr Sohn sich dort regelmäßig aufhielt. Marcus angelte oder er spielte dort mit seinen Freunden. Marcus verbrachte aber auch mal allein Zeit am Froschweiher. Allein war man dort aber eigentlich nie, denn das Gebiet rund um den Froschweiher wurde auch schon damals von Spaziergängern, Wanderern, Joggern und Hundehaltern frequentiert. [Anm. Der Froschweiher befindet sich in einem kleinen Waldstück in der Nähe der L454 zwischen Schifferstadt und Speyer-Nord.]

Der Froschweiher befindet sich in der Nähe der L454 zwischen Schifferstadt und Speyer.
Foto: Google Maps 

Der Froschweiher liegt in einem Waldstück, das auch als "Kleine Lann" bekannt ist. 
Foto: Google 

Die Beach-Party 

Nachdem Marcus Ahlert und Alessandro den Froschweiher besucht hatten, fuhren die beiden noch in der Gegend umher. Marcus erzählte seinem Freund, dass am Abend eine Beach-Party stattfindet und er unbedingt dorthin will. Er hatte aber auch noch nicht den Eintrittspreis von 5 D-Mark zusammen und seine Mutter hatte ihm auch kein Geld gegeben. Er fragte Alessandro trotzdem, ob er ihn zur Beach-Party begleiten will? Alessandro lehnte das aber ab, weil er das nicht durfte. Später trennten sich die beiden, denn Alessandro übernachtete an diesem Tag bei seinem Onkel und der hatte schon Videofilme für ihn besorgt und er wollte sich die Filme nun anschauen.

Marcus und Alessandro treffen erneut

Am späten Nachmittag desselben Tages ging Alessandro doch noch einmal raus und traf sich erneut mit Marcus. Die beiden Jungen waren wieder mit ihren Fahrrädern unterwegs und fuhren in der Gegend umher. Irgendwann sah man von weitem die Unterführung, die zum Rinkenbergerhof führt. [Anm. Oberhalb der Unterführung verläuft die Autobahn 61. Die Straße zur Unterführung ist als Rinkenbergerstraße oder auch als K1 bekannt.] Im Bereich der Unterführung stand ein rotes Auto. Die beiden näherten sich der Unterführung und dem roten Auto. Alessandro blieb einige Meter hinter dem Fahrzeug stehen. Marcus fuhr zur Fahrerseite und sprach mit kurz dem Fahrer. Was Marcus und der Unbekannte sprachen, konnte Alessandro später nicht sagen, da er zu weit weg stand.

Oberhalb der Unterführung verläuft die Autobahn 61. Die Straße zur Unterführung ist als Rinkenbergerstraße oder auch als K1 bekannt. Schaut Euch bitte die Bilder der Unterführung auf der interaktiven Karte über den Link an.
Foto: Google Maps 

Das 5-Mark Stück

Anschließend fuhr Marcus wieder zu Alessandro und zeigte ihm plötzlich ein 5 Mark-Stück und sagte, dass er nun doch zur Beach-Party gehen kann und bat seinen Freund doch mitzukommen. Alessandro lehnte dies ab und fuhr zurück zu seinem Onkel. Was Marcus genau danach gemacht hat, kann man nicht genau sagen. Er muss dann irgendwann zwischen 17.00 und 20.00 Uhr mit seinem Fahrrad zum Froschweiher gefahren sein.

Hat Marcus Ahlert das Geld von dem unbekannten Autofahrer bekommen?
Foto: Google 

Das Verschwinden 

Marcus Ahlert kam an diesem Abend nicht nach Hause. Zunächst machte sich noch niemand in seiner Familie große Sorgen um den 8-jährigen Marcus. Man glaubte, dass Marcus bei einem Freund übernachten würde und einfach nicht Bescheid gesagt hatte. Trotzdem suchten sie die Umgebung ab. Als am nächsten Morgen Marcus Ahlert immer noch nicht nach Hause gekommen war, rief die Mutter bei der Polizei in Speyer an und meldete Marcus als vermisst. 

Die Entdeckung 

Am Morgen des 18. Juli 1992 machte ein Spaziergänger eine schreckliche Entdeckung. Er fand die halbnackte Leiche von Marcus Ahlert in dem  Waldstück "Kleine Lann" in unmittelbarer Nähe des Froschweihers an der L454 zwischen Schifferstadt und Speyer, noch bevor Marcus Ahlert offiziell als vermisst gemeldet worden ist. Der Mann rief die Polizei und meldete seine Entdeckung. 

Polizei erreichte Leichenfundort 

Schon kurz nach der Meldung des Zeugen, erreichten die Ermittler und die Kriminaltechniker den Leichenfundort. Zunächst schauten sich die Ermittler die Leiche, die Auffindesituation und den Fundort an, bevor die Kriminaltechniker die Spuren und Beweise suchten und sicherstellten. Für die Ermittler war sofort klar, dass Marcus Ahlert Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist. Die gesamte Auffindesituation sprach für ein Verbrechen. Anschließend wurde die Leiche von Marcus Ahlert für weitere forensische Untersuchungen zum zuständigen Rechtsmedizinischen Institut transportiert.

Der Leichenfundort befindet sich in unmittelbarer Nähe des Froschweihers an der L454 im Waldstück"Kleine Lann".
Foto: Google Maps 

Die Autopsie 

Bei der Autopsie durch den zuständigen Rechtsmediziner konnte bestätigt werden, dass Marcus Ahlert Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist. Es konnte festgestellt werden, dass Marcus Ahlert zunächst bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt wurde und anschließend drei Mal in den Oberkörper gestochen wurde. Die Stiche gingen mitten durchs Herz. Alle drei Stiche waren tödlich. Laut der Aussage des Rechtsmediziners setzte der Täter alle drei Stiche in klarer Tötungsabsicht. Die genaue Todesursache war eine spitze Gewalteinwirkung gegen den Oberkörper. Der genaue Todeszeitpunkt wurde auf den 17. Juli 1992 im Zeitraum zwischen 17.00 und 20.00 Uhr festgelegt. 

Der Tatablauf 

Wie die Tat genau abgelaufen ist, konnten die Ermittler anhand der Spuren und der Autopsie rekonstruieren. Marcus Ahlert wurde von einen Unbekannten bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt und ins Dickicht gebracht. Der Angriff kam plötzlich und unerwartet. Anschließend stach der Täter dreimal mit einem Messer ins Herz von Marcus Ahlert. Der Täter hatte eine ganz klare Tötungsabsicht. Dann entfernte sich der Täter vom Tatort.
 
Die Ermittlungen 

Die Polizei konnte in der Umgebung des Leichenfundortes das BMX-Fahrrad von Marcus Ahlert sicherstellen. Marcus Ahlert trug bei der Entdeckung seiner Leiche nur die bunte Bermuda-Shorts. Am Tattag hat Marcus Ahlert das Haus mit der besagten bunten Bermuda Shorts, einem weißen T-Shirt mit der Aufschrift "I love Kenia" [anstelle des Wortes Love war ein Herz abgebildet], weißen Birkenstock-Sandalen und weißen Socken verlassen. Bis auf die Bermuda-Shorts ist seine Kleidung nicht wieder aufgetaucht. Die Familie und die Freunde von Marcus Ahlert gaben später bei der Polizei an, dass Marcus regelmäßig seine Kleidungsstücke in nahegelegenen Büschen versteckte und später wieder anzog. Er machte dies, wenn es ihm zu warm war oder die Kleidung beim Spielen gestört hat. Es ist daher unklar, ob der Täter die Kleidung von Marcus Ahlert mitgenommen hat oder ob Marcus die Kleidung irgendwo versteckt hatte. Fakt ist aber, dass die fehlende Kleidung nicht wieder aufgetaucht ist. Laut der Aussage von Alessandro hat Marcus Ahlert von dem unbekannten Autofahrer ein 5 Mark Stück bekommen, um zur Beach-Party gehen zu können. Dieses 5 Mark Stück wurde auch nicht bei der Leiche von Marcus Ahlert gefunden. 

Die Theorien 

Der Mord an Marcus Ahlert ist weiterhin ungeklärt. Trotzdem gibt es einige Theorien darüber, was mit Marcus Ahlert passiert sein könnte und wer hinter dem Verbrechen stecken könnte. Auf diese Theorien möchte ich nun kurz näher eingehen. Es gilt natürlich wie immer die Unschuldsvermutung. 

1. Theorie "Unbekannter Autofahrer"

Hat der unbekannte Autofahrer etwas mit dem Mord an Marcus Ahlert zu tun?

Die Polizei hat das zumindest in Betracht gezogen. Die Ermittler wollten den unbekannten Autofahrer unbedingt identifizieren. Es wäre für die Ermittlungen interessant gewesen, in welcher Beziehung der Mann zu Marcus Ahlert steht. Er könnte zumindest ein wichtiger Zeuge sein. Die Ermittler versuchten, ein Phantombild des Autofahrers zu erstellen. Alessandro, der beste Freund von Marcus Ahlert, sollte die Ermittler bei der Erstellung eines Phantombilds unterstützen. Alessandro wurde deshalb von geschulten Kinderpsychologen befragt. Der Mann soll ein rotes Auto mit dem Nummernschild LU- [für Ludwigshafen] gefahren haben. Die Marke oder weitere Details des Fahrzeugs gibt es leider nicht.
Nachdem das Phantombild des unbekannten Autofahrers erstellt wurde, sagte eine Kinderpsychologin, dass sie Zweifel habe, das dieses Phantombild tatsächlich mit der Erinnerung von Alessandro übereinstimmt. Sie gab zu bedenken, dass Alessandro bei der Erstellung und der unzähligen Auswahlmöglichkeiten von Nasenform, Augenform, Lippenform etc. zunehmend unsicherer wurde. Er war überfordert und sie ist sich sicher, dass das Phantombild nicht mit der tatsächlichen Erinnerung von Alessandro übereinstimmt. Nach ihrer Aussage, hätte man die Sache anders angehen müssen. Ich persönlich glaube auch nicht, dass das Phantombild mit dem unbekannten Autofahrer übereinstimmt. Ich möchte anmerken, dass dieses auffällige Phantombild über die Medien verbreitet wurde und niemand den Mann gesehen hatte und identifizieren konnte. Der unbekannte Autofahrer hat sich auch nicht bei den Ermittlern gemeldet.

Das ist das Phantombild des unbekannten Autofahrers. 
Foto: Polizei 

2. Theorie "Jugendlicher"

Hat ein Jugendlicher etwas mit dem Mord an Marcus Ahlert zu tun?

Diese Theorie besagt, dass ein Jugendlicher am Froschweiher auf den 8-jährigen Marcus Ahlert getroffen ist und ihn dann getötet hat.
Diese Möglichkeit wurde von den Ermittlern überprüft und konnte bis heute nicht ganz ausgeschlossen werden. Bei dieser Theorie könnte der Täter aus dem indirekten oder direkten Umfeld kommen. Wenn der Täter aus dem Umfeld von Marcus Ahlert stammt, dann hat es eine Vorbeziehung zwischen Täter und Opfer gegeben und der Täter hat sich nach der Tat so unauffällig verhalten, dass die Ermittler nicht auf ihn aufmerksam geworden sind oder ihn als Täter ausgeschlossen haben. 

3. Theorie "Unbekannter Täter"

Hat ein unbekannter Täter etwas mit der Tat zu tun?

Bei dieser Theorie geht man davon aus, dass es keine Vorbeziehung zwischen Täter und Opfer gegeben hat. Täter und Opfer kannten sich nicht und der Täter ist zufällig auf den 8-jährigen Marcus Ahlert am Froschweiher getroffen und hat dann die "Chance" genutzt und Marcus Ahlert getötet. Laut der Autopsie wurden keine Beweise gefunden, dass Marcus Ahlert sexuell missbraucht wurde. Trotzdem könnte der Täter die Tat aus einer sexuellen Motivation begangen haben. Nur weil Marcus nicht offensichtlich sexuell missbraucht wurde, kann hinter der Tat ein sexuelles Motiv stecken.

4. Theorie "Täter stammt aus dem Umfeld"

Stammt der Täter aus dem Umfeld von Marcus Ahlert?

Auch diese Möglichkeit muss in Betracht gezogen werden. Ein Ermittler der operativen Fallanalyse [Profiler] hat sich intensiv mit dem Fall beschäftigt. Er hält es für durchaus möglich, dass der Täter aus dem Umfeld von Marcus Ahlert oder seiner Familie stammt. Die Polizei hat natürlich auch in diese Richtung ermittelt, aber es konnte letztendlich keine Person mit der Tat in Verbindung gebracht werden. 

Fazit:

Ich kann keine der genannten Theorien komplett ausschließen. Es ist möglich, dass Marcus Ahlert seinen Mörder kannte. Es könnte aber auch sein, dass der Täter nicht aus dem Umfeld von Marcus Ahlert stammt. Ich halte es für durchaus plausibel, dass der Mörder aus dem Umfeld von Marcus Ahlert stammt. Der Täter kannte den Froschweiher und war vermutlich nicht zufällig dort. Ich kann mir vorstellen, dass Marcus Ahlert mit dem Mörder verabredet war oder der Täter seine Gewohnheiten kannte. 

Mich hat es schon sehr verwundert, dass ein 8-jähriger Junge auf eine Beach-Party gehen wollte. Was hat er dort zu suchen? Ich finde, dass ein Kind schon die Welt erkunden soll, aber mit Rahmenbedingungen und Regeln. Ein 8-jähriger Junge sollte nicht spät am Abend alleine unterwegs sein. Die Familie Ahlert lebte außerdem in einem sozialen Brennpunkt. Gerade wenn man in einem sozialen Brennpunkt lebt, muss man noch mehr auf sein Kind aufpassen. Ich kenne die familiäre Situation im Hause Ahlert nicht im Detail genau, aber es wird immer von prekären Familienverhältnisse gesprochen. Ich möchte Menschen nicht verurteilen, die weniger Geld haben und deshalb in so einem Brennpunkt leben müssen. Man kann aber trotzdem ein liebevolles und stabiles Zuhause schaffen und sich für die  Kinder interessieren. Wie bereits erwähnt, hatte seine Familie zwar das Verschwinden von Marcus bemerkt, sich aber keine großen Sorgen gemacht und Erklärungen für sein Wegbleiben gefunden. Erst am nächsten Tag wurde die Polizei über das Verschwinden von Marcus informiert. Das finde ich persönlich, viel zu spät. Er war 8 Jahre und nicht 16 Jahre alt. Allgemein fehlte die elterliche Kontrolle und einfach das Interesse am Kind. 

Der Täter hat keine Spuren hinterlassen, was es möglicherweise sehr schwer macht, den Fall aufzuklären. Ich glaube, das ist wahrscheinlich der Grund, warum die Polizei den Fall bis heute nicht aufgerollt hat. Eine Cold-Case-Einheit braucht auch Spuren, um damit arbeiten zu können. Wenn die Ermittler der Cold-Case-Einheit keine Ermittlungsansätze finden, kommt so ein Cold Case nicht für eine neue Untersuchung in Frage. Ich hoffe, dass man den Fall überprüft und dann neue Ermittlungen aufgenommen werden. 

Fall wurde kalt 

Obwohl die Polizei über 180 Hinweise überprüft hat, ist das Motiv bis heute unbekannt. Auch konnte keine überprüfte Person, mit dem Mord in Verbindung gebracht werden. Die Ermittlungen gestalteten sich so schwierig, weil der Täter keine Spuren hinterlassen hat. Der verdächtige
Autofahrer konnte trotz Phantombild nicht identifiziert werden. Die Ermittlungen wurden irgendwann eingestellt, weil es keine neuen Ermittlungsansätze mehr gab. Der Fall wurde kalt und ist heute offiziell ein Cold Case. 

Die Nachwirkungen 

Die Mutter von Marcus Ahlert lebte bis zu ihrem Tod vor einigen Jahren in Speyer. Die Geschwister lebten nach dem Tod von Marcus noch einige Zeit in Speyer. Heute leben sie nicht mehr in Speyer, sondern sie sind irgendwann weggezogen. Wo die Geschwister heute leben und wie es ihnen geht, ist unklar. 

Aktuelle Einstufung des Falls 

Der Tod von Marcus Ahlert wurde als Mord bzw. als Tötungsdelikt eingestuft. Die Kriminalpolizei ermittelt aktuell nicht aktiv in dem Fall. Die Ermittlungen werden sofort wieder aufgenommen, sobald sich neue Hinweise ergeben. Die Polizei ist auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen, um neue Ermittlungen anzustoßen. Jeder Hinweis könnte wichtig sein. 

Fragen der Ermittler:
  1. Wer war am 17. Juli 1992 in der Zeit zwischen 17.00 Uhr und 20.00 Uhr am Froschweiher in der Nähe der L454 zwischen Schifferstadt und Speyer?
  2. Wer hat Marcus Ahlert in den frühen Abendstunden des 17. Juli 1992 zwischen 17.00 Uhr und 20.00 Uhr allein oder in Begleitung am Froschweiher in der Nähe der L454 zwischen Schifferstadt und Speyer gesehen?
  3. Wem ist im besagten Zeitraum etwas Verdächtiges aufgefallen? Wer hat dort eine verdächtige Person beobachtet? Wem ist in der Nähe des Froschweihers ein verdächtiges Fahrzeug aufgefallen?
  4. Wer kann den gesuchten Autofahrer mit einem roten Auto mit Kennzeichen LU identifizieren, der am 17. Juli 1992 vor dem Mord vor der Unterführung nach Rinkenbergerhof stand und mit Marcus Ahlert gesprochen hat? [Die Straße, die durch die Unterführung verläuft, ist als K1 oder als Rinkenbergerstraße bekannt.]
  5. Wer weiß, wer für den Tod von Marcus Ahlert verantwortlich gewesen sein könnte?
  6. Wer kennt die genauen Umstände und Hintergründe des Mordes an Marcus Ahlert?
  7. Wer weiß, wo die fehlenden Kleidungsstücke von Marcus Ahlert abgeblieben sind?
  8. Wer hat nach der Tat irgendwelche Gerüchte über den Mord gehört und darüber noch nicht mit den Ermittlern gesprochen?
  9. Wer hat andere Beobachtungen oder Wahrnehmungen gemacht, die mit dem Mord an Marcus Ahlert in Zusammenhang stehen könnten?
  10. Wer hat sonstige Informationen zu diesem Fall?

Sachdienliche Hinweise nehmen die Kriminaldirektion Ludwigshafen unter der Rufnummer 0621/5613-0 und die Staatsanwaltschaft Frankenthal unter 06233/80353 entgegen. Für Hinweisgeber steht zudem das Vertrauliche Telefon mit der Rufnummer 0621/56 44 00 zur Verfügung.

Polizeipräsidium Rheinpfalz
Wittelsbachstraße 3
67061 Ludwigshafen
Telefon: 0621/963-0

Kommentare

  1. wenn irgendjemand irgendetwas weiss, bitte meldet euch!!!
    … viele tatbestände sind in der zwischenzeit (leider!) ja eh verjährt …

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  2. In der Sendung "ungeklärte Morde" wurde berichtet, das ein Jugendlicher am Froschweiher aufgegriffen wurde, der eine Reihe Messer bei sich führte. Er erklärte dies, das dies sein "Hobby" gewesen ist. Markus Ahlert wurde erstochen. Warum hat man die Erklärung gelten lassen und nicht weiter ermittelt?

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