COLD CASE DES MONATS: Tötungsdelikt z. N. von Magdalena Czechowska (2007)

Der Mord an Magdalena Czechowska

Wer hat Magdalena Czechowska getötet?


Der neue Monat hat gerade angefangen und ich möchte den neuen "Cold Case des Monats" vorstellen. Eigentlich wollte ich mich hier in diesem Blog nur noch mit deutschen Mord- und Vermisstenfällen beschäftigen, aber ich möchte auch manchmal eine Ausnahme machen. Und für den heutigen Fall mache ich diese Ausnahme gerne. Ich werde diesen Beitrag erst nur hier veröffentlichen. Zu einem späteren Zeitpunkt werde ich diesen Beitrag auch in meinem Zweitblog veröffentlichen.
Im heutigen Beitrag geht es um einen polnischen Cold Case aus dem Jahr 2007. Der Mord ereignete sich in Kielce in der Woiwodschaft Świętokrzyskie [Heiligkreuz], Polen. Bis heute ist der Fall noch immer ungelöst.

Der Mord an Magdalena Czechowska ist seit 2007 ungeklärt. Wer ist für den Tod von Magda Czechowska verantwortlich?
Foto: Privat 

Der Fall Magda Czechowska

Magda Czechowska wurde im Jahr 1996 in Kielce in der Woiwodschaft Polen geboren. Magdalena wurde von allen nur liebevoll Magda genannt. Deshalb werde ich das auch machen. Magda
hatte noch zwei Geschwister. Magda war die Älteste der drei Geschwister. Magda Czechowska lebte mit ihrer Familie in Kielce in der Woiwodschaft Świętokrzyskie [Heiligkreuz], Polen. Die Familie Czechowski lebte im Stadtteil Czarnów in einer Wohnung in einem Wohnblock in der Jagiellońska-Straße [ul. Jagiellońska] in Nähe der Romualda-Mielczarskiego-Straße [Ul. Romualda Mielczarskiego] in Kielce. [Anm. Kielce ist die Hauptstadt der Woiwodschaft Heiligkreuz im Südosten von Polen, rund 120 km nordöstlich von Krakau und rund 170 km südlich der Hauptstadt Warschau gelegen. Kielce steht mit rund 200.000 Einwohnern auf der Liste der Städte Polens auf dem siebzehnten Platz.]

Magda Czechowska lebte mit ihrer Familie in Kielce in der Woiwodschaft Świętokrzyskie [Heiligkreuz], Polen.
Foto: Google Maps 

Die Familie Czechowski lebte in einer Wohnung in einem Wohnblock in der Jagiellońska-Straße [ul. Jagiellońska] in Kielce-Czarnów.
Foto: Google Maps 

In diesem Wohnblock in der Jagiellońska-Straße in Kielce lebte Magda Czechowska mit ihrer Familie im Jahr 2007.
Foto: Google Maps 

Schülerin an der Zespole Szkół Ogólnokształcących

Im Jahr 2007 besuchte die 11-jährige Magdalena Czechowska die Zespole Szkół Ogólnokształcących. Das ist eine Sekundarschule im Allgemeinen Bildungskomplex Nr. 26 in Kielce. Magda Czechowska war eine gute Schülerin. Ihr machte der Unterricht viel Spaß und in der Klasse war sie sehr beliebt. Magda galt als äußerst freundlich, ruhig, zuverlässig und hilfsbereit. Sie war ein wirklich braves Mädchen, das nie Probleme machte. Magdas große Leidenschaft waren Pferde. Sie verbrachte deshalb in ihrer Freizeit viel Zeit auf einem Gestüt am Stadtrand von Kielce. Magda hatte aber auch gesundheitliche Probleme, denn sie litt an Asthma und musste regelmäßig Medikamente einnehmen.

Die Schule, auf die Magda Czechowska im Jahr 2007 ging, lag in unmittelbarer Nähe zu ihrem Wohnhaus in der Jagiellońska-Straße in Kielce. 
Foto: Google Maps 

Besuch des Gestüts 

Magdalena Czechowska verbrachte viel Zeit mit ihrer 15-jährigen Cousine Eliza. Am Nachmittag des 3. Juli 2007 wollte Magda zum Gestüt fahren. Die Mutter von Magda war damit zunächst nicht einverstanden, aber Magda ließ nicht locker. Sie sagte ihrer Mutter, dass sie mit ihrer Cousine Eliza und ihrer Freundin Ola [Alexandra] verabredet war und die beiden Mädchen sie zum Gestüt am Stadtrand von Kielce begleiten würden.
Magda gab ihrer Mutter zu bedenken, dass sie in zwei Tagen in den Familienurlaub ans Meer fahren würden und sie dann Eliza und die Pferde eine längere Zeit nicht sehen werde. Und Magda setzte sich schließlich durch und ihre Mutter erlaubte es ihr, gemeinsam mit ihren Freundinnen zum Gestüt zu fahren. Als Eliza und Ola bei Magda Czechowska vorbeikamen um sie abzuholen, sprachen sie auch kurz mit der Mutter von Magda. Alle drei Mädchen versprachen, um 19.00 Uhr wieder zurück zu sein. Eliza versprach außerdem, dass sie Magda nach Hause bringen würde.

Magda besuchte regelmäßig ein Gestüt am Stadtrand von Kielce. 
Foto: Google Maps 

Die große Leidenschaft von Magda Czechowska waren Pferde. 
Foto: Google 

Länger auf dem Gestüt gewesen 

Kurz vor 19.00 Uhr rief die Großmutter von Magda an und sagte, dass die Mädchen später nach Hause kommen werden, da eine Stute ein Fohlen geboren hat und sie noch etwas dort bleiben werden. Die Großmutter lebte in der Nähe des Gestüts und kannte den Besitzer sehr gut. Sie sagte, dass der Besitzer des Gestüts die Mädchen in die Innenstadt fahren würde. Die Mutter von Magda Czechowska war damit einverstanden.

Die Heimfahrt 

Der Besitzer des Gestüts brachte die drei Mädchen tatsächlich in die Innenstadt von Kielce. Er setzte die drei Mädchen an der Hipoteczna-Straße
[ul. Hipoteczna] gegen 20.20 Uhr ab und fuhr wieder zum Gestüt zurück. Die drei Mädchen machten sich von der Hipoteczna-Straße auf den Weg und gingen die Henryka-Sienkiewicza-Straße [ul. Henryka-Sienkiewicza] entlang. Eigentlich sollte die 15-jährige Eliza ihre Cousine Magda bis nach Hause in die Jagiellońska-Straße bringen, aber die drei Mädchen trennten sich bereits an der Kreuzung der Henryka-Sienkiewicza-Straße und Paderewskiego-Straße [ul. Paderewskiego] von Magda. Die 11-jährige Magda Czechowska lief dann die Henryka-Sienkiewicza-Straße Richtung Bahnhof Kielce entlang. Als Magda Czechowska den Bahnhof Kielce erreichte, ging am Bahnhofsvorplatz die Treppe zur Fußgängerunterführung hinunter. Der Fußgängertunnel verläuft direkt unter dem Bahnhof entlang und verbindet den Bahnhofsvorplatz mit der Romualda-Mielczarskiego-Straße [ul. Romualda-Mielczarskiego]. Von dort sind es nur noch ein paar Minuten zu Fuß zu ihrem Wohnhaus in der Jagiellońska-Straße [ul. Jagiellońska].

Um 20.28 wurden Magda und Eliza von einer Überwachungskamera in der Henryka-Sienkiewicza-Straße in Kielce aufgenommen. Kurze Zeit später trennten sich die Mädchen.
Foto: Polizei 

Ich habe die Strecke markiert, die Magda am Abend ihres Verschwindens genommen hat.
Foto: Google Maps 

Der Eingang der Fußgängerunterführung am Bahnhofsvorplatz "Plac Niepodległośc" in Kielce.
Die Fußgängerunterführung führt direkt unter dem Bahnhof entlang.
Foto: Google Maps 
Die letzte Aufnahme einer Überwachungskamera von Magda Czechowska allein in der Fußgängerunterführung.
Foto: Polizei 

Die Fußgängerunterführung liegt unter dem Bahnhof in Kielce. Hier wurde Magda Czechowska von einem Zeugen gesehen. Danach verliert sich ihre Spur. 
Foto: Google 

Mutter von Magda machte sich Sorgen

Die Mutter von Magda Czechowska machte sich gegen 21.00 Uhr Sorgen, da ihre Tochter immer noch nicht nach Hause zurückgekehrt war. Die Minuten vergingen und die Mutter wurde immer besorgter. Die Mutter von Magda rief deshalb bei Eliza an, um sich nach Magda zu erkundigen.

Anruf bei Eliza

Als es Abend wurde und Magda nicht zu Hause erschien, rief ihre Mutter Eliza an. Das Mädchen schlief bereits. Die Mutter von Eliza weckte sie und Eliza nahm das Telefongespräch entgegen. Magdas Mutter fragte sie, wo ihre Tochter sei. Nach Angaben der Mutter von Magda hat Eliza einfach aufgelegt und beendete das Gespräch somit abrupt.

Mehrere Visionen

Später erzählte Eliza der Mutter von Magda, dass sie Magda zum Haus in der Jagiellońska-Straße begleitet hatte, nur um ihre Geschichte einen Moment später wieder zu ändern. In der neuen Version erzählte sie Magdas Mutter, dass sie ihre Cousine zur Fußgängerunterführung begleitet hatte. Eine andere Version besagte, dass sich die Mädchen in der Jagiellońska-Straße trennten.

Eliza veränderte immer wieder ihre Geschichte

Später erzählte Eliza der Mutter von Magda, dass sie Magda zum Haus in der Jagiellońska-Straße begleitet hatte, nur um ihre Geschichte einen Moment später wieder zu ändern. In der neuen Version erzählte sie Magdas Mutter, dass sie ihre Cousine zur Fußgängerunterführung begleitet hatte. Eine andere Version besagte, dass sich die Mädchen in der Jagiellońska-Straße trennten.

Die Versionen änderten sich immer wieder und Eliza erklärte Magdas Mutter jahrelang nie, was der Grund dafür war. Im Jahr 2016 beschäftigte sich ein investigativer Journalist mit dem Fall. Ihm gelang es, mit Eliza über den Abend des Verschwindens und über die vielen von ihr verbreiteten Versionen zu sprechen. Eliza erzählte ihm, dass sie seit 2007 mit heftigen Gewissensbissen gequält werde. Sie erzählte, das sie es sich nie verzeihen werde, dass sie Magda nicht bis nach Hause begleitet habe. Eliza vermutet, dass wahrscheinlich dann das alles nicht passiert wäre oder wir wären am Ende beide tot gewesen.

So berichtete Magdas Mutter über das Telefongespräch mit Eliza. Eliza sagte ihr, dass sie schon vor langer Zeit zurückgekehrt seien. Zuerst behauptete sie, sie und die andere Freundin Ola hätten Magda nach Hause zur Jagiellońska-Straße begleitet. Dann behauptete sie, dass es diese Freundin Ola gewesen sei, die mit meiner Tochter gemeinsam durch den Tunnel gegangen sei. Schließlich gab sie zu, dass sich ihre Wege, bereits in der Henryka Sienkiewicza-Straße, in der Nähe des Tunneleingangs, trennten.

Bei der Polizei als vermisst gemeldet

Gleich nach dem Gespräch mit Eliza machten sich Magdas Mutter und ihre Nachbarin auf eigene Faust auf die Suche nach ihrer Tochter, doch sie konnten Magda Czechowska nicht finden. Kurz nach 23.00 Uhr alarmierte die Mutter von Magda die lokale Polizeibehörde, um ihre 11-jährige Tochter Magda Czechowska offiziell als vermisst zu melden. Die Polizei leitete sofort erste Schritte ein.

Magda Czechowska wurde noch am Abend des 3. Juli 2007 bei der lokalen Polizeibehörde als vermisst gemeldet.
Foto: Privat 

Die Suche

Die Polizei führte umfangreiche Suchmaßnahmen durch. Die Polizei setzte Spürhunde ein. Leider regnete es, was es den Tieren fast unmöglich machte, die Spur des Mädchens aufzuspüren. Die Polizei durchsuchte das gesamte Gebiet um den Bahnhof und die Straßen, die zum Wohnhaus in der Jagiellońska-Straße führten, wo Magda Czechowska lebte. Sie überprüften Abwasserschächte, Keller und einen Teich im Bereich des Gebietes, wo das Mädchen verschwunden ist. Alle Straßen wurden durchsucht, aber von Magda Czechowska  jede Spur.

Medien berichteten über den Fall

Informationen über das Verschwinden des Mädchens erreichten schnell die Medien. Bereits einen Tag später berichteten Journalisten, über den Fall. Sie erzählten, dass der Provinzpolizeikommandant in Kielce bereits 5.000 PLN als Belohnung für die Suche nach dem Täter vorgesehen habe. Weitere 30.000 PLN wurde vom damaligen Polizeipräsidenten von Kielce zur Verfügung gestellt. Das Foto des Mädchens wurde im Fernsehen gezeigt, in der Presse abgedruckt, und Hunderte Polizisten durchsuchten Kielce und fragten Passanten, ob sie die 11-jährige Magda Czechowska gesehen hätten. Der Fall bekam durch die Berichterstattung der Medien sehr viel Aufmerksamkeit, wodurch die Ermittler aus Kielce viele Informationen erhielten. Jemand sah ein Mädchen in Tarnów, ein anderer in Hel. Aufgrund des hohen Hinweisaufkommens herrschte großes Chaos und die Polizei musste jede Spur überprüfen. Allerdings erwiesen sich alle als Sackgassen.

Wichtiger Zeuge meldete sich bei den Ermittlern
 
Wenige Tage nach dem Verschwinden von Magda war fanden die Ermittler die Person, die einen wichtigen Hinweis über das Hinweistelefon der Polizei hinterlassen hatte. Der Zeuge hielt sich am Abend des 3. Juli 2007 in der Nähe des Bahnhofs in Kielce auf. Seiner Geschichte zufolge verließ Magda Czechowska die Fußgängerunterführung oder den Fußgängertunnel am Ausgang der Romualda-Mielczarskiego-Straße, und ging auf zwei Männer zu, die neben einem dunklen Lieferwagen standen. Magda begann mit den zwei Männern zu sprechen. Eine Version besagt, dass es sich bei dem dunklen Lieferwagen, um einen Opel Zafir gehandelt haben könnte. Die andere Version besagt, dass es sich um einen Citroen Picasso gehandelt haben könnte. Diese Informationen wurden jedoch zunächst zurückgehalten und nicht sofort veröffentlicht. Erst ein Jahr nach Magdalenas Verschwinden wurden die Informationen von dem polnischen investigativen Journalisten Michał Fajbusiewicz enthüllt. Michał Fajbusiewicz ist in Polen ein sehr bekannter Journalist, der sich hauptsächlich mit ungelösten Kriminalfällen beschäftigt. [Anm. Ich verstehe nicht, warum die Polizei die Informationen über den dunklen Lieferwagen und die zwei Männer zurückgehalten hat, da die Identifizierung dieser zwei Männer doch Priorität haben sollte. Wenn diese Männer nichts mit der Tat zu tun haben, dann sind sie zumindest wichtige Zeugen.]

Hellseher engagiert

Die Mutter von Magda Czechowska war verständlicherweise sehr verzweifelt. Die Tage vergingen und von Magda Czechowska fehlte weiterhin jede Spur. In ihrer Verzweiflung engagierte sie auch zwei Hellseher, in der Hoffnung, sie könnten den entscheidenden Hinweis auf den Aufenthaltsort von Magda geben. Doch auch die beiden Hellseher konnten keine konstruktiven Hinweise geben. Die Hellseher kritisierten jedoch die Polizei und setzten eine Belohnung für Hinweise über das Schicksal des Mädchens aus.

Die Entdeckung

Am 26. Juli 2007 machte ein Tourist mit seinem Hund einen Spaziergang am Stausee Chańcza [polnisch: Jezioro Chańcza]. Der Mann stammte aus der Woiwodschaft Kleinpolen und machte Urlaub am Stausee Chańcza. [Anm. Der Stausee Chańcza (polnisch: Jezioro Chańcza) liegt an der Czarna Staszowska, einem Nebenfluss der Weichsel, und wurde zur Regulierung des Wasserstands der Czarna Staszowska, als Trinkwasserreservoir sowie zu touristischen Zwecken angelegt. Der Stausee liegt etwa 60 Kilometer von Kielce entfernt.] Als der Mann mit seinem Hund in der Nähe der Straße zwischen Raków und Szydłów entlang ging, machte er eine schreckliche Entdeckung. Er stieß auf ein Bein, das aus dem Boden ragte. Er alarmierte die Polizei über seinen Fund.

Der Chańcza-Stausee ist etwa 60 Kilometer von Kielce entfernt. 
Foto: Google Maps 

Die Leiche wurde auf der Straße 756 zwischen Raków und Szydłów entdeckt.
Foto: Google Maps 

Polizei erreichte Leichenfundort

Schon kurze Zeit später erreichten die Polizei und die Kriminaltechniker den Fundort. Sie schauten sich die Sache näher an und Kriminaltechniker legten zunächst das Bein komplett frei. Weiter unter der Erde war eine unbekleidete Leiche begraben, und jemand hatte einen Wacholderzweig darauf gelegt. Die Ermittler stellten fest, dass die Leiche in einem flachen Grab begraben war. Außerdem bemerkten die Ermittler, dass an der Leiche deutliche Spuren von Tierfraß zu erkennen war. Die Auffindesituation und Gesamtumstände sprachen für ein Tötungsdelikt. Auch wenn die Ermittler bereits am Fundort schon über die Identität der Leiche spekulieren, war zu diesem Zeitpunkt die Identität der Leiche unbekannt. Die sterblichen Überreste wurden für weitere forensische Untersuchungen in das Rechtsmedizinische Institut in Kielce gebracht.

Die Ermittler am Leichenfundort.
Foto: Polizei 

Der Chańcza-Stausee ist ein beliebtes Urlaubsziel für Touristen. 
Foto: Google 

Der Leichenfundort 

Der Leichenfundort befindet sich in der Nähe des Chańcza-Stausees, etwa anderthalb Kilometer von der Asphaltstraße zwischen Raków und Szydłów entfernt versteckt.

Das ist der Leichenfundort am Chańcza-Stausee, etwa anderthalb Kilometer von der Asphaltstraße zwischen Raków und Szydłów entfernt.
Foto: Polizei 

Die Identifizierung

Die Identifizierung hatte für die Ermittler höchste Priorität. Aufgrund der Einschätzung des zuständigen Rechtsmediziners, fuhren die Ermittler zur Mutter von Magda und entnahmen ihr eine DNA-Probe zum Abgleich mit der DNA der Leiche vom Stausee Chańcza. Schon kurze Zeit später erhielten die Ermittler das Ergebnis von der DNA-Untersuchung. Die schlimmsten Vermutungen hatten sich bestätigt, denn bei der Leiche vom Stausee Chańcza handelte es sich um Magda Czechowska aus Kielce.

Bei der Leiche vom Chańcza-Stausee handelte es sich um die 11-jährige Magdalena Czechowska aus Kielce. 
Foto: Google 

Die Obduktion

Der Rechtsmediziner führte die Obduktion durch. Er stellte fest, dass die 11-jährige Magda Czechowska zwischen dem 16. und 19. Juli 2007 gestorben ist. Das bedeutet, dass sie nach ihrem Verschwinden noch etwa zwei Wochen gelebt hat und irgendwo festgehalten wurde. Es ist bis heute unbekannt, wo genau Magda Czechowska festgehalten wurde. Die Todesursache war Erdrosseln. Sie starb an den Folgen der Sauerstoffzufuhr. Der Mörder hatte ihre Sauerstoffzufuhr unterbrochen und bedeckte ihren Mund und ihre Nase mit der Hand oder mit einem Kissen. Die Leiche war, wie bereits erwähnt, bei der Entdeckung völlig nackt. Es ist möglich, dass der Mörder sie vor seinem Tod gründlich gewaschen hat. Schließlich markierte er die Stelle, an der die Leiche versteckt war, indem er dort einen Wacholderzweig feststeckte. Der Rechtsmediziner konnte an der Leiche von Magda deutliche Spuren von Tierfraß erkennen. Tiere hatten die Leiche verstümmelt. Die Experten konnten feststellen, dass das Mädchen vor ihrem Tod Bohnen gegessen hatte. Es war bekannt, dass Magda Bohnen mochte. Und es muss ihr geschmeckt haben, da sie eine ordentliche Portion gegessen hatte. Dies könnte laut Ermittlern ein wichtiges Zeichen sein. Für den oder die Täter sei Magdalena nach Aussage einiger Polizisten in irgendeiner Weise wichtig gewesen. Es war ihnen wichtig, sie gut zu behandeln. Die Obduktionsergebnisse deuten zudem darauf hin, dass Magda nicht unter Drogen- oder Alkoholeinfluss stand. Der Körper wies keine Anzeichen von körperlicher Misshandlung oder Vergewaltigung auf.

Die Beisetzung 

An der Beisetzung von Magda Czechowska nahmen sehr viele Menschen teil. Die Menschen zeigten große Anteilnahme. Die Bevölkerung stand unter Schock und sie waren sehr besorgt. 

Magda wurde in einem weißen Sarg beigesetzt. 
Foto: Google 

Die Ermittlungen

Die Ermittler führten bereits im Jahr 2007 umfangreiche Ermittlungen und Untersuchungen durch. Die Ermittler arbeiteten eng mit vielen Forensikern und Experten zusammen. Die Ermittler ließen alle biologischen Spuren untersuchen. Sie führten viele Befragungen durch und setzten auch einen Polygraphentest [Lügendetektor] ein. Die Kriminaltechniker konnten Fingerabdruckspuren verifizieren. Die Ermittler konnten an den Beweisen eine Fremd-DNA sicherstellen. Es liegt ein vollständiges DNA-Profil vor, aber es ist nicht sicher, ob diese vom Täter stammt. Außerdem haben die Ermittler auch ausgewählte Orte und Gebäude durchsucht. Es gab sogar ein Welkprozessexperiment, bei dem einzelne Stadien des Welkprozesses von Wacholder- und Kiefernzweigen untersucht wurden, wie sie in der Nähe der Leichen gefunden wurden. Dadurch sollte ein bestimmter Zeitraum eingegrenzt werden, der sich aus den Fallmaterialien ergab. Trotzdem kamen die Ermittler nicht auf die Spur des Mörders.

Was war das Motiv?

Über das Motiv sprechen die Ermittler auf Grundlage von Expertenmeinungen. Sie erstellten ein psychologisches Profil des potenziellen Mörders. Sie ließen außerdem zwei Gutachten von Experten erstellen. Unter den Experten war zum Beispiel auch ein erfahrener Psychologe der Polizeistation in Kattowitz. Beide Gutachten zeigten, dass das wahrscheinlichste Motiv für die Tat von sexueller Natur war.

Ermittlungen wurden eingestellt

Leider wurde die Ermittlung nach mehreren Monaten, im November 2008, seitens der Staatsanwaltschaft eingestellt, da es keine Hinweise oder Ermittlungsansätze gab, die zur Identifizierung des Täters beitragen konnten. Und somit wurde der Fall kalt.

Die Ermittlungen im Mordfall Magda Czechowska wurden im November 2008 eingestellt, da es keine neuen Hinweise und Ermittlungsansätze gab.
Wer hat Magda Czechowska entführt und getötet?
Foto: Privat 

Zeitung bekommt mysteriösen Brief

Im Jahr 2013, sechs Jahre nach der Ermordung von Magda Czechowska, erhielt eine polnische Zeitung einen mysteriösen Brief. Ein Mann, der erst kürzlich in ein Haus in einer nahegelegenen Stadt gezogen war, hatte sich an die Journalisten gewandt. Er teilte mit, dass er auf seinem Grundstück einen versteckten Keller gefunden habe, in dem der Mörder Magda hätte einsperren können. Die Zeitung leitete den Brief an die Polizei weiter. Die Ermittler fuhren zu dem Grundstück. Der besagte Keller befand sich in einer Scheune. Für die Ermittler war schnell klar, dass sich offensichtlich schon lange niemand mehr in diesem Keller aufgehalten hatte. Die weiteren Ermittlungen führen uns zu der Erkenntnis, dass der Informant absichtlich versucht hat, die Strafverfolgungsbehörden in die Irre zu führen, um Medienerfolg und Publizität zu erzielen.

Die Theorien

Der Fall ist weiterhin ungeklärt, aber es gibt trotzdem Theorien darüber, wer für die Entführung und den Tod von Magda verantwortlich gewesen sein könnte.  

1. Theorie "Fremder Täter"

Wurde Magda Czechowska von einem fremden Täter entführt und getötet?

Diese Theorie besagt, dass Magda Czechowska von einem fremden Täter entführt und getötet wurde. Sie war ein Zufallsopfer und es gab keine Vorbeziehung zwischen Täter und Opfer. Die Tat war im Vorfeld nicht geplant.

2. Theorie "Bekannter"

Wurde Magda Czechowska von einem Bekannten entführt und ermordet?

Bei dieser Theorie geht man davon aus, dass Magda Czechowska von einem Bekannten entführt und getötet wurde. Bei dieser Möglichkeit gab es eine Vorbeziehung zwischen Täter und Opfer. Die Tat war im Vorfeld geplant. Vielleicht war nicht der genaue Zeitpunkt der Tat geplant, aber der Täter hat sich auf die Tat vorbereitet.
Es könnte sich bei dem Täter um einen Bekannten der Familie handeln. Es könnte sich aber auch um eine Person handeln, die nur Magda kannte. Der Täter und Magda könnten sich irgendwann kennengelernt haben und immer wieder aufeinander getroffen sein, sodass sich ein gewisses Vertragsverhältnis bei Magda zu dem Täter gebildet hat. 

Fazit:

Ich persönlich glaube nicht an eine Zufallstat von einem fremden Täter ohne Vorbeziehung zum Opfer. Natürlich könnte ein fremder Täter seine Chance genutzt haben und Magda in sein Fahrzeug gelockt oder gezogen haben, deshalb kann und will ich diese Möglichkeit nicht komplett ausschließen, aber ich halte diese Möglichkeit nicht für besonders plausibel.

Ich persönlich glaube, dass Magda ihren Entführer kannte. Es muss eine Vorbeziehung zwischen Täter und Opfer gegeben haben. Magda Czechowska war oft alleine oder mit ihren Freundinnen mit dem Bus zum Gestüt am Stadtrand von Kielce unterwegs. Ich kann mir vorstellen, dass Magda irgendwann auf ihrem Weg zum Gestüt oder vom Gestüt nach Hause irgendwo in Kontakt mit dem Täter kam. Natürlich könnte sie auch bei einer anderen Gelegenheit auf den Täter oder die Täter getroffen sein. Nur bei ihrer Fahrt mit dem Bus zum Gestüt und wieder zurück war Magda häufig allein unterwegs und sie fuhr durch die ganze Stadt, da wäre eine Kontaktaufnahme durch den Täter am plausibelsten. Außerdem wurde Magda Czechowska am Abend des Verschwindens dabei beobachtet, wie sie am Ende der Fußgängerunterführung auf zwei Männer zugegangen sei und mit ihnen gesprochen habe. Der Zeuge sagte, dass Magda direkt auf die Männer zugegangen sei und das es für ihn so aussah, dass Magda die Männer kannte. Das würde meine Theorie bekräftigen, dass Magda während ihrer Busfahrt zum Gestüt und nach Hause in Kontakt mit verschiedenen Personen kam. Ich schließe auch nicht aus, dass es sich bei dem Täter um einen Bekannten der Familie handelt. Sie dachte sich dabei nichts, und es war wahrscheinlich auch die Neugier auf etwas Verbotenes, da ihre Mutter ihr immer wieder gesagt hatte, dass sie mit niemandem sprechen sollte. Es war wahrscheinlich auch eine gewisse Art von Neugier auf das andere Geschlecht. Gerade Kinder in diesem Alter haben bereits eine gewisse Neugier auf das andere Geschlecht. Ich kann mir vorstellen, dass es Personen gibt, die denken, was ich da  über die Neugier auf das andere Geschlecht bei einer 11-jährigen rede. Ich kann das verstehen, aber aus psychologischer Sicht ist das was ganz gewöhnliches. Dies haben sogar schon jüngere Kinder. Der Täter und Magda können im Vorfeld bereits mehrfach aufeinander getroffen sein. So hat sich ein gewisses Vertragsverhältnis gebildet. Auch die Tatausführung spricht für eine Vorbeziehung zwischen Täter und Opfer.

Der Täter hat Magda ihre Leibspeise zum Essen mitgebracht. Der Täter muss das gewusst haben. Magda war das Objekt seiner Begierde und er ging gut mit ihr um, da der Körper von Magda keine Anzeichen von körperlicher Misshandlung oder Vergewaltigung aufwies. Das muss eine tiefere Bedeutung haben. Es scheint so, dass der Täter etwas mit Magda geplant hatte. Vielleicht wollte der Täter Magda noch viel länger festhalten. Es könnte sein, dass der Entführer die Kampagnen im Fernsehen und in der Presse so sehr erschreckt hat, dass er in Panik geriet und sie dann getötet hat. Ich möchte erwähnen, dass niemand am Abend des Verschwindens beobachtet hat, wie Magda in ein Fahrzeug gezogen wurde, obwohl die Gegend stark frequentiert war. Ich denke, dass Magda freiwillig in das Fahrzeug ihres Entführer gestiegen ist. Dies könnte ein Grund dafür sein, dass niemand Magda Czechowska dabei beobachtet hat, wie sie in ein Fahrzeug gestiegen ist.  Das sind alles Punkte für mich, die die Theorie eines Bekannten als Täter bekräftigen.   

Ich hoffe, dass der Täter identifiziert und verurteilt wird. 

Erneute Ermittlungen

Im Jahr 2016 haben die Beamten des X-Archives die Ermittlungen im Rahmen einer X-Akten-Untersuchung wieder aufgenommen. [Anm. In Polen gibt es für jeden Kreis bei der Polizei ein sogenanntes X-Archiv. Dieses X-Archiv ist eine Abteilung/Einheit der Polizei, die sich ausschließlich mit X-Akten (Cold Cases, Kaltfälle, Altfälle) beschäftigen. Diese Einheit ist vergleichbar mit einer Cold-Case-Gruppe, Cold-Case-Unit, Cold Case Einheit, Kaltfälle-Abteilung oder Arbeitsgemeinschaft Altfälle der deutschen Polizei. In Polen gibt es inzwischen in jedem Kreis so eine gesonderte Abteilung, das ist in Deutschland leider nicht so und in jedem Bundesland anders geregelt.] Die polnischen Ermittler sind hochmotiviert, den Mörder von Magda Czechowska zu finden. Bereits untersuchte Spuren werden analysiert. Dadurch können die Ermittler die Spuren und Beweise aus einem anderen Blickwinkel betrachten und neue Schlussfolgerungen ziehen. Die Ermittlungen dauern noch an. Es gibt bisher jedoch keine Festnahmen und der Fall gilt weiterhin als ungeklärt.

Die Nachwirkungen

Die Familie von Magda Czechowska wartet auf Antworten. Sie hoffen, dass der Fall aufgeklärt wird. Sie leben seit mittlerweile 16 Jahren in Ungewissheit, wer für den Tod von Magda verantwortlich ist.

Die Mutter von Magda hofft immer noch auf Antworten.
Foto: Google 

Aktuelle Einstufung des Falls

Der Tod von Magda Czechowska wurde als Mord eingestuft. Zudem sprechen die Ermittler von einer Entführung außerhalb der Familie. Aktuell ermittelt die Polizei in dem Fall, obwohl der Fall als Cold Case bezeichnet wird. Die Ermittler sind sich sicher, dass es Personen gibt, die Informationen über die Entführung von Magda Czechowska und den Mord an Magda Czechowska haben. Die Ermittler sind auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen, um den Täter oder die Täter zu ergreifen.

Die Belohnung
Für Informationen hat die Staatsanwaltschaft eine Belohnung von 20.000 PLN [4.600 Euro] ausgelobt, die zur Ergreifung des Täters oder zur Aufklärung des Falls führen.

Fragen der Ermittler:
  1. Wer hat Magda Czechowska am 3. Juli 2007 gegen 20.40 Uhr am Bahnhofsvorplatz im Bereich der Fußgängerunterführung am plac Niepodległośc [Platz der Unabhängigkeit] in Kielce wahrgenommen? War sie allein oder in Begleitung? Hat sie dort mit jemandem gesprochen?
  2. Wer hat Magda Czechowska am 3. Juli 2007 gegen 20.45 Uhr im Bereich der Fußgängerunterführung in der Romualda-Mielczarskiego-Straße in Kielce gesehen?
  3. Wer hat Magda Czechowska am 3. Juli 2007 gegen 20.45 Uhr dabei beobachtet, wie sie sich mit zwei Männern in einem dunklen Lieferwagen im Bereich der Fußgängerunterführung in der Romualda-Mielczarskiego-Straße in Kielce unterhalten hat?
  4. Wer hat Magda Czechowska am Abend des 3. Juli 2007 nach 20.45 Uhr im Bereich Fußgängerunterführung in der Romualda-Mielczarskiego-Straße in Kielce dabei beobachtet, wie sie sich dort mit jemandem unterhalten hat oder sich dort länger aufgehalten hat?
  5. Wer hat Magda Czechowska am Abend des 3. Juli 2007 in Begleitung im Bereich der Fußgängerunterführung in der Romualda-Mielczarskiego-Straße in Kielce
  6. Wer hat Magda Czechowska am 3. Juli 2007 gegen 20.45 Uhr dabei beobachtet, wie sie freiwillig in ein Fahrzeug gestiegen ist?
  7. Wer hat Magda Czechowska am 3. Juli 2007 nach 20.45 Uhr im Bereich der Fußgängerunterführung in der Romualda-Mielczarskiego-Straße in Kielce wahrgenommen?
  8. Wer hat Magda Czechowska am 3. Juli 2007 nach 20.45 Uhr auf ihrem Heimweg von der Romualda-Mielczarskiego-Straße zur Jagiellońska-Straße gesehen?
  9. Wer kennt eine Person, die sich in der Zeit vom 3. Juli 2007 bis zum 19. Juli 2007 anders verhalten hat? Diese Person könnte plötzlich zeitlich nicht mehr verfügbar gewesen sein, unerklärliche Fehlzeiten bei der Arbeit haben oder sich bei der Arbeit krank gemeldet haben?
  10. Wer kennt eine Person, die sich besonders in der Zeit vom 3. Juli 2007 bis 19. Juli 2007 oder in der Zeit danach, verdächtig, ungewöhnlich, abweichend oder auffällig verhalten hat und es keine offensichtliche Erklärung für diese Wesensveränderung bzw. Verhaltensveränderung gab?
  11. Wer kennt eine Person, die im Juli 2007 Zugang zu einem Lieferwagen, einem Wohnwagen oder einem Wohnmobil hatte? Wer kennt eine Person, die im Besitz eines Lieferwagens, Wohnwagens oder Wohnmobils war?
  12. Wer kennt eine Person, die im Juli 2007, Zugang zu einer Lagerhalle hatte oder im Besitz einer Lagerhalle war? 
  13. Wer kennt eine Person, die im Juli 2007 im Besitz eines abgelegenen Grundstücks war?
  14. Wer kennt eine Person, die im Juli 2007, über Örtlichkeiten verfügte, dort unbemerkt eine Person festzuhalten? Es könnte sich zum Beispiel um ein verlassenes Gartengrundstück oder um einen Keller handeln.
  15. Wer hat in der Zeit zwischen dem 16. Juli und 19. Juli 2007 eine verdächtige Wahrnehmung im Bereich des späteren Leichenfundortes am Chańcza-Stausee etwa anderthalb Kilometer von der Asphaltstraße zwischen Raków und Szydłów entfernt gemacht? Wem ist dort eine verdächtige Person, verdächtige Personen oder ein verdächtiges Fahrzeug aufgefallen?
  16. Wer weiß, wer für den Mord an Magda Czechowska verantwortlich gewesen sein könnte?
  17. Wer kennt die genauen Umstände und Hintergründe ihres Verschwindens oder ihres Todes?
  18. Wer hat andere Beobachtungen gemacht, die mit dem Verschwinden von Magda Czechowska oder mit ihrem Tod in Zusammenhang stehen könnten?
  19. Wer hat sonstige Informationen zu diesem Fall?

Wer Hinweise hat, wird gebeten, sich mit den Ermittlern des Kielce Provincial Police Headquarters, unter der Rufnummer +48 47 802 20 49 in Verbindung zu setzen. 

Jede andere Polizeidienststelle nimmt natürlich auch Hinweise entgegen.

Zudem nehme ich auch Hinweise entgegen, die ich weiterleiten werde.

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