COLD CASE DES MONATS: Tötungsdelikt z. N. von Vesna Nasteva (1980)

Der Mord an Vesna Nasteva

Wer tötete Vesna Nasteva und warum?

Der neue Monat ist schon ein paar Tage alt und ich habe mich etwas mit dem neuen Cold Case des Monats leider etwas verspätet, aber nun habe ich den Beitrag fertiggestellt. Im heutigen Beitrag geht es um einen Cold Case aus dem Jahr 1980. Der Mord ereignete sich auf der Bahnstrecke zwischen Köln und Düsseldorf. Bis heute konnte der Fall nicht gelöst werden.

Der Mord an Vesna Nasteva ist seit 1980 ungeklärt. Wer tötete Vesna Nasteva und warum musste sie sterben?
Foto: Polizei

Der Fall Vesna Nasteva

Vesna Nasteva wurde im Jahr 1952 in Bulgarien geboren. Ihr Vater war ein Diplomat und UN-Botschafter. Vesna ist in Bulgarien aufgewachsen und dort zur Schule gegangen. Später studierte sie Chemie in Bulgarien und im Ausland. Sie absolvierte ihr Studium in Bulgarien und erhielt für ihre wissenschaftliche Arbeit eine herausragende Benotung. Im Jahr 1980 ist Vesna Nasteva 28 Jahre alt und Mutter zweier Kinder. Aufgrund ihrer Leistungen war Vesna durch ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdients [DAAD] am renommierten Max-Planck-Institut für Kohleforschung in Mülheim an der Ruhr angestellt. [Anm. Mülheim an der Ruhr ist eine kreisfreie Großstadt im westlichen Ruhrgebiet in Nordrhein-Westfalen. Die Stadt ist als Mittelzentrum bezeichnet. Sie liegt an der Ruhr zwischen den angrenzenden Oberzentren Duisburg und Essen sowie der nahegelegenen Landeshauptstadt Düsseldorf. Mülheim gehört außerdem zur Metropolregion Rhein-Ruhr. Mülheim an der Ruhr hat 170.735 Einwohner.]

Vesna Nasteva lebte und arbeitete im Jahr 1980 in Mülheim an der Ruhr.
Foto: Google Maps

Symposium in Nürnberg

Vom 30. Oktober - 31. Oktober 1980 war die 28-jährige Vesna Nasteva für ein zweitägiges Symposium [Anm. Konferenz, Kongress, Tagung, Meeting] in Nürnberg. Die Chemikerin nahm im Auftrag des Max-Planck-Institut an der Konferenz teil. Vesna Nasteva war eine exzellente Forscherin.

Die Rückreise

Am 1. November 1980 [Allerheiligen] war die Rückfahrt mit dem Zug IC 620 zurück ins Ruhrgebiet geplant. Der Zug verkehrte im Jahr 1980 täglich zwischen München und Münster und hielt zwischendurch unter anderem in Frankfurt, Wiesbaden, Koblenz und einigen Ruhrgebietsstädten.

Der IC 620 fuhr im Jahr 1980 täglich zwischen München und Münster.
Foto: Google

Rückreise angetreten  

Vesna Nasteva stieg dann auch wie geplant in Nürnberg in den Zug ein. Sie saß zunächst im ersten Waggon hinter der Lok und durch mehrere Fahrtrichtungswechsel saß sie ab Wiesbaden im letzten Waggon des Zuges, der nun von dort über die berühmte linke Rheinstrecke nach Köln fuhr. Um 22.02 Uhr verließ der IC 620 den Kölner Hauptbahnhof und 23 Minuten später sollte der Zug um 22.25 Uhr den Düsseldorfer Hauptbahnhof erreichen. Vesna Nasteva hatte es dann nicht mehr weit bis nach Mühlheim an der Ruhr.

Die Entdeckung

Der IC 620 passierte gerade den Stadtteil Reisholz im Süden von Düsseldorf, als ein 33-jähriger Sonderschullehrer, der auf den Weg ins Münsterland war, ein lautes Stöhnen hörte. Als er der Sache nachgehen wollte und ins Nachbarabteil ging, machte er eine schreckliche Entdeckung. Er sah, wie ein junger Mann mit einem feststehenden Messer auf die bereits schwer verletzte Vesna Nasteva einstach. Als der Sonderschullehrer aufschrie, drehte sich der Täter um und der Täter zog die Notbremse des Zuges. Für eine kurze Zeit stand der Täter dem Zeugen gegenüber. Dann riss der Täter er die Wagentür auf und verschwand im Schutz der Nacht. Der unbewaffnete Sonderschullehrer konnte den Täter nicht aufhalten. Mittlerweile war noch ein weiterer Mitreisender auf die Situation aufmerksam geworden und informierte einen Zugbegleiter über die Tat.

Als der IC 620 gerade den Düsseldorfer Stadtteil Reisholz passiert hatte, wurde der Angriff auf Vesna Nasteva bemerkt.
Foto: Google Maps

Vesna Nasteva hatte den Angriff nicht überlebt

Im nächsten Bahnhof wartete bereits ein Notarzt auf den Zug. Der Notarzt versorgte die 28-jährige Vesna Nasteva zunächst im Zug, anschließend wurde sie in die Universitätsklinik Düsseldorf gebracht. Die Ärzte kämpften verzweifelt um das Leben von Vesna Nasteva, doch zwei Stunden später hatten die Ärzte den Kampf verloren. Die zweifache Mutter hat den Angriff nicht überlebt.

Die letzten Worte

Ein Beamter konnte noch vor dem Tod ein paar Worte mit Vesna Nasteva wechseln. Sie erzählte, dass der Täter sich zunächst in ihr Abteil gesetzt hat und dann unvermittelt mit einem Messer auf sie einstach. Sie sagte auch, dass sie den Täter nicht kannte.

Zeugen verschwunden

Während die Ärzte noch um das Leben von Vesna Nasteva kämpften, hatten Mitarbeiter der Deutschen Bahn den Waggon, in dem die Tat passiert war, vom Rest des Zuges zur Spurensicherung in Düsseldorf abgekoppelt. Der Rest des Zuges fuhr ganz regulär weiter. Die Bahn wollte keine Verspätung. Die damaligen Ermittler waren sehr schockiert über das eigenmächtige Verhalten der Deutschen Bahn, denn alle möglichen Zeugen waren nun auch verschwunden. Bis auf einen Zeugen. Der Sonderschullehrer versuchte die Ermittler zu unterstützen.

Die Ermittlungen

Die Ermittlungen der Kriminalpolizei Düsseldorf gestalteten sich von Anfang an sehr schwierig. Möglicherweise hat der Täter auf der Flucht ein Taxi genutzt oder war per Anhalter gefahren. Der Sonderschullehrer hatte den Täter gesehen und konnte eine gute Beschreibung abgeben.

Beschreibung des Täters
  • Der Täter war im Jahr 1980 noch ein recht junger Mann. 
  • Er war im Jahr 1980 zwischen 20 und 25 Jahre alt. 
  • Der Täter war zwischen 1,70 und 1,75 m groß und hatte eine untersetzte Statur. 
  • Er hatte schwarze, nackenlange und fettige Haare. Der Täter trug eine Brille mit Metallgestell. 
  • Der Täter war mit einem Nappaleder-Blouson und schwarzen Handschuhen bekleidet gewesen.

Phantombild in den Medien veröffentlicht

Mit der Hilfe des Sonderschullehrers gelang es, ein Phantombild des Täters zu erstellen. Das Phantombild wurde an jede Polizeidienststelle weitergegeben und auch überall in den Medien veröffentlicht.

Phantombild des Täters von 1980.
Wer kann den Mann identifizieren?
Foto: Polizei

Die Autopsie

Bei der Autopsie wurde festgestellt, dass Vesna Nasteva Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist. Der Angriff kam plötzlich und das Opfer hatte sich verzweifelt versucht, sich gegen den Angriff zu wehren, da Abwehrverletzungen entdeckt wurden. Die Todesursache waren Stich-und Schnittverletzungen. Vesna Nasteva hatte 21 Stich- und Schnittverletzungen, hauptsächlich im Bereich der Brust. Sie starb an den Folgen des hohen Blutverlustes.

Erneute Messerstecherei im Zug

Am 7. November 1980 ereignete sich im Eilzug zwischen Hanau und Würzburg ein weiterer Angriff mit einem Messer. Ein Bahngast wurde bei einer normalen Fahrkartenkontrolle von einem Schaffer überprüft. Es stellte sich heraus, dass der Mann keinen Fahrschein hatte. Der Mann wollte flüchten und aus dem Zug springen, aber er wurde von zwei anderen Mitreisenden festgehalten, woraufhin der Schwarzfahrer ein Klappmesser zog und um sich stach. Nur einer der Männer wurde leicht verletzt, als sie den Schwarzfahrer überwältigten. Der Mann wurde am nächsten Bahnhof der Polizei übergeben.

Die Vernehmung

Die erste polizeiliche Vernehmung wurde in einer Polizeiwache in Karlstadt am Main durchgeführt. [Anm. Karlstadt am Main ist ungefähr 30 km von Würzburg entfernt.] Auf der Polizeiwache fiel einem Polizisten die Ähnlichkeit des Mannes zu dem veröffentlichten Phantombild auf. Auch meldete sich ein weiterer Augenzeuge bei der Polizei. Die Kriminalpolizei Düsseldorf wollte den Mann mit einem Hubschrauber vom Münsterland nach Düsseldorf bringen. Dieser Mann war aber nicht mehr im Münsterland, sondern er verbrachte das Wochenende in seinem Jagdrevier im Saarland. Dort traf die Polizei dann später auf den Mann. Der Augenzeuge wurde dann nach Würzburg geflogen, da der Tatverdächtige mittlerweile dorthin überstellt wurde.

Identität des Tatverdächtigen festgestellt

Auch die Identität des Tatverdächtigen aus dem Zug von Hanau nach Würzburg konnte dann geklärt werden. Bei dem Mann handelte es sich um den 34-jährigen Duilio Sch. Er war italienischer Staatsangehöriger.

Die Gegenüberstellung

In einer ersten Gegenüberstellung gab der Augenzeuge an, dass er den Italiener zu 70% für den Täter halte, da die Statur, die Haare, die Brille und die Lederjacke übereinstimmen würden. Allerdings glaubten die Beamten nicht so recht an die Täterschaft von Duilio Sch. im Mordfall Vesna Nasteva, da das Alter überhaupt nicht zu der Beschreibung des Sonderschullehrers. Der Lehrer sprach immer von einem sehr jungen Täter im Alter von 20 - 25 Jahren. Duilio Sch. war aber bereits 34 Jahre alt.

Haftrichter vorgeführt

Der tatverdächtige Duilio Sch. wurde nach Düsseldorf gebracht und dort einem Haftrichter vorgeführt. Dort gab Duilio Sch. an, dass er zur Tatzeit überhaupt nicht in Deutschland gewesen ist. Er wäre in Kopenhagen gewesen und hätte dort als Kellner gearbeitet. Er gab aber auch zu, dass er sich bereits mehrfach in psychiatrischer Behandlung befunden hat. 

Das falsche Geständnis

Dann legte Duilio Sch. doch ein Geständnis ab. Er hat Vesna Nasteva ermordet. Der Sonderschullehrer konnte den Italiener nicht als Täter identifizieren. Doch auch die Ermittler zweifelten immer mehr an seiner Täterschaft, denn Duilio Sch. konnte nicht einmal sein Opfer [Vesna Nasteva] beschreiben. Später gab Duilio Sch. dann doch zu, dass er gelogen hat. Er hatte den Mord nur gestanden, um eine psychiatrische Behandlung zu erhalten. Die Ermittler flogen auch nach Kopenhagen und überprüften sein Alibi. Es stellte sich heraus, dass Duilio Sch. tatsächlich zur Tatzeit in Kopenhagen als Kellner gearbeitet hatte. Er hatte ein wasserdichtes Alibi und konnte von der Liste der Verdächtigen gestrichen werden.

Fall wurde kalt

Irgendwann verlieren alle Spuren und Hinweise ins Leere und der Fall wurde allmählich kalt. Es gab keine anderen Tatverdächtigen und auch keine neuen Ermittlungsansätze mehr. Der Fall wurde kalt und die Ermittlungen wurden auch irgendwann eingestellt.

Die Nachwirkungen

Die Angehörigen und vor allem die zwei Kinder von Vesna Nasteva leben seit über vier Jahrzehnten in Ungewissheit, wer ihre Mutter getötet hat und warum sie sterben musste. Auch wenn schon viel Zeit vergangen ist, haben sie ein Recht auf Antworten und einen Abschluss verdient.

Aktuelle Einstufung des Falls

Der Tod von Vesna Nasteva wurde als Mord eingestuft. Der Fall ist ein Cold Case und aktuell wird nicht mehr in dem Fall ermittelt. Um neue Ermittlungen anzustoßen, sind die Ermittler auf neue Hinweise angewiesen.

Fragen an Zeugen:
  1. Wer war am 1. November 1980 im IC 620 von München nach Münster und war auf der Strecke von Köln nach Düsseldorf anwesend und hat noch nicht mit der Polizei gesprochen? [Der IC 620 sollte regulär 22.25 Uhr am Hauptbahnhof Düsseldorf ankommen.]
  2. Wer kann den Mann auf dem Phantombild identifizieren?
  3. Wer hat den Mann auf dem Phantombild schon einmal irgendwo gesehen?
  4. Wer hat am Abend des 1. November 1980 nach 22.15 Uhr [Allerheiligen] auf der Bahnstrecke kurz hinter Düsseldorf-Reisholz, eine verdächtigen Mann dabei beobachtet, wie er über die Schienen flüchtete? [Möglicherweise war der Mann verletzt oder hatte Blutanhaftungen an seiner Kleidung.]
  5. Wer hat am Abend des 1. November 1980 nach 22.15 Uhr kurz hinter der Haltestelle Düsseldorf-Reisholz einen jungen Mann mit seinem Taxi oder Fahrzeug mitgenommen?
  6. Wer hat in seinem indirekten oder direkten Umfeld eine Person beobachtet, die sich nach dem 1. November 1980 plötzlich verändert hat oder sich sehr für den Fall interessiert hat?
  7. Wer weiß, wer für den Mord an Vesna Nasteva verantwortlich gewesen ist?
  8. Wer kennt die genauen Umstände und Hintergründe der Tat?
  9. Wer hat andere Beobachtungen gemacht, die mit dem Mord an Vesna Nasteva in Zusammenhang stehen könnten?
  10. Wer hat sonstige Informationen zu dem Fall?

Hinweise nimmt die Kriminalpolizei Düsseldorf unter der Rufnummer 0211 8709313 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.

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