GELSENKIRCHEN: Vermisst Annette Lindemann (2010)
Das Verschwinden von Annette Lindemann
Was ist mit Annette Lindemann passiert?
Im heutigen Beitrag geht es um einen Missing Cold Case aus dem Jahr 2010. Ich habe bereits im Jahr 2011 mehrfach über den Fall berichtet. Ich habe den alten Beitrag nun gelöscht, weil er einfach nicht in dem gewohnten Format geschrieben war und lange nicht aktualisiert wurde. Da die Polizei nun erneut die Bevölkerung um Mithilfe bittet, möchte ich im Rahmen meiner Möglichkeiten erneut auf diesen Fall aufmerksam machen. Der Fall ereignete sich in Gelsenkirchen im Stadtteil Buer, Nordrhein-Westfalen. Bisher ist es der Kriminalpolizei nicht gelungen, den Fall aufzuklären. Es gilt natürlich wie immer die Unschuldsvermutung.
Das Verschwinden von Annette Lindemann ist seit 2010 ungeklärt. Was ist mit Annette Lindemann passiert? Foto: Polizei |
Der Fall Annette Lindemann
Annette Lindemann wurde im Jahr 1966 geboren.
Über die Person Annette Lindemann ist eigentlich nicht viel bekannt. Im Jahr 2010 war sie verheiratet und hat insgesamt vier Söhne. Annette Lindemann hat früher als Polizistin gearbeitet, aber sie hatte einen Unfall und galt seitdem als berufsunfähig.
Ihr Mann Dirk ist ebenfalls Polizist und arbeitete bei der Polizei in Gelsenkirchen [Polizeiwache Nord]. Annette und Dirk Lindemann lebten mit ihren Kindern in einem 180 m² großen Haus in einer wohlhabenden Wohngegend in Gelsenkirchen-Buer. Die 44-jährige Lindemann war nun Hausfrau und Mutter. Sie kümmerte sich um den gesamten Haushalt und um die Erziehung der Kinder. [Anm. Gelsenkirchen ist eine Großstadt im zentralen Ruhrgebiet in Nordrhein-Westfalen und gehört zur Metropolregion Rhein-Ruhr. Die kreisfreie Stadt im Regierungsbezirk Münster ist in der Landesplanung als Mittelzentrum ausgewiesen. Sie ist Mitglied im Landschaftsverband Westfalen-Lippe und im Regionalverband Ruhr. In Deutschland und darüber hinaus ist Gelsenkirchen vor allem als Heimat des Fußballclubs FC Schalke 04 und für den bis zur Jahrtausendwende betriebenen Bergbau bekannt. Gelsenkirchen hat 263.000 Einwohner.]
Der Streit
Nach einem Streit mit ihrem Mann soll die damals 44-jährige Annette Lindemann angeblich am 29. Mai 2010 [Samstag] das gemeinsame Haus in Gelsenkirchen-Buer verlassen haben, um sich eine Auszeit zu nehmen. Seitdem gilt Annette Lindemann als vermisst.
Bei der Polizei als vermisst gemeldet
Der Ehemann meldete Annette Lindemann erst über eine Woche später als vermisst. Am 7. Juni 2010 meldete Dirk Lindemann seine Frau offiziell bei der Polizei in Gelsenkirchen als vermisst. Hier wurde immer der 2. Juni 2010 als Tag des Verschwindens angegeben, obwohl sie das letzte Mal am 29. Mai 2010 gesehen wurde. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum immer der 2. Juni 2010 angegeben wurde, denn sie ist seit dem 29. Mai 2010 verschwunden. Mit Annette Lindemann ist zunächst ihr Fahrzeug, ein schwarzer Mercedes-Viano, mit dem Kennzeichen GE-AL 2701 verschwunden.
Die Suche
Die Polizei nahm das Verschwinden von Annette Lindemann von Anfang an sehr ernst. Sie leiteten auch Suchmaßnahmen ein. Das letzte bekannte Lebenszeichen von Annette Lindemann stammt vom 29. Mai 2010. Dort hatte sie das letzte Mal Kontakt zu ihren Kindern. Danach fehlte jede Spur von ihr. Die Polizei suchte zunächst im näheren Wohnumfeld der Vermissten. Die Polizei machte auch über die Medien auf den Fall aufmerksam. Die Ermittler erhofften sich Hinweise aus der Bevölkerung.
Annette Lindemann hatte am 29. Mai 2010 letztmals Kontakt zu ihren Kindern. Foto: Polizei |
Fahrzeug entdeckt
Am 25. Juni 2010 haben zwei Spaziergänger das ebenfalls das gesuchte Auto von Annette Lindemann, ein Mercedes Viano, in einem Waldgebiet zwischen Marl-Sinsen und Haltern am See [Naherholungsgebiet Haard] entdeckt. Anm. Das Naherholungsgebiet Haard ist ein waldreiches Gebiet zwischen den Städten Haltern, Marl und Oer-Erkenschwick.] An dem Autowrack fehlten die Kennzeichen. Offensichtlich wurden sie entfernt, bevor der Wagen in Brand gesteckt wurde. Das Fahrzeug hatte ursprünglich das Kennzeichen GE- AL 2701. Das Fahrzeug war vollständig ausgebrannt und befand sich gegenüber der Zufahrt zu der Haardklinik. In dem Pkw werden keine weiteren Spuren gefunden, die die Kripo in diesem Fall weiterbringen.
Das ausgebrannte Auto wurde am 25. Juni 2010 von zwei Spaziergängern im Naherholungsgebiet Haard entdeckt. Foto: Google Maps |
Die Experten der Spurensicherung stellten damals fest, dass es sich um vorsätzliche Brandstiftung handelte. Der Brand könnte bereits einen Tag zuvor, am 24. Juni 2010 [Donnerstag], entstanden sein. Das Feuer, welches ebenfalls auf nahe gelegene Bäume übergriff, konnte glücklicherweise schnell entdeckt und gelöscht werden.
Der ausgebrannte Mercedes-Viano von Annette Lindemann. Foto: Polizei |
Suchmaßnahmen im Naherholungsgebiet Haard durchgeführt
Nach der Entdeckung des ausgebrannten Autos setzte die Polizei die intensiven Suchmaßnahmen fort. Erneut werden weitläufige Gebiete in Gelsenkirchen und Recklinghausen mit Hundertschaften, Reiterstaffeln und Polizeihubschraubern durchsucht. Zusätzlich kommen in der 'Haard' spezielle Suchhunde zum Einsatz, die durch ihre besondere Ausbildung schon einige Fälle klären konnten. Doch die Suchmaßnahmen verliefen ergebnislos.
Die Ermittlungen
Die Polizei ermittelte zunächst in alle Richtungen. Ein freiwilliges Verschwinden, ein Suizid noch ein Verbrechen wurde nicht ausgeschlossen. Die Ermittler fanden keine Hinweise darauf, dass Annette Lindemann sich das Leben genommen hat oder freiwillig ihr gewohntes Lebensumfeld verlassen hat. Alle Personen in Annette Lindemanns familären Umfeld und in ihrem Freundeskreis schlossen einen Suizid und ein freiwilliges Verschwinden komplett aus. Sie hätte niemals ihre Kinder zurückgelassen. Außerdem litt ihr Sohn Felix an einer Krebserkrankung [Leukämie] und war auf die Unterstützung seiner Mutter angewiesen. Sie hätte niemals ihren schwerkranken Sohn einfach so zurückgelassen.
Mann rückte in den Fokus der Ermittlungen
Der Mann von Annette Lindemann rückte dann schnell in den Fokus der Ermittlungen. Da nun ein Ehemann und Polizist in die Ermittlungen rund um den Vermisstenfall Annette Lindemann verwickelt ist, hat dann eine andere Dienststelle [Kriminalpolizei Essen] die Ermittlungen übernommen. Das ist ein ganz normaler Vorgang.
Matratzen auf einer Halde entdeckt
Kurze Zeit später wurden die Matratzen aus dem Ehebett von Annette und Dirk Lindemann an einer Halde in Gelsenkirchen verbrannt aufgefunden.
Im Brandschutt befand sich auch noch ein Esprit-Jeansknopf mit DNA-Spuren, die zu Annette L. passen könnten. Ehemann Dirk ordneten die Ermittler zudem den Kauf zweier Matratzen am 31. Mai 2010 im Dänischen Bettenlager zu.
Die Beamten setzten auch Spürhunde ein, die von der Brandstelle des Fahrzeugs die Spur von Dirk Lindemann aufgenommen haben. Den Spürhunden wurde eine Geruchsprobe von Dirk Lindemann vorgehalten und sie konnten seine Fährte aufnehmen. Sie liefen vom Autowrack im Wald schnurstracks zum acht Kilometer entfernten Haus seines Vaters in Marl, in dem Dirk L. sich oft aufhielt. Die Ermittler haben den Verdacht, dass Dirk Lindemann mit dem Fahrrad vom Brandort zum Haus des Vaters fuhr, wo er seinen eigenen Pkw abgestellt hatte. Nun war sich die Polizei sicher, dass Annette Lindemann höchstwahrscheinlich Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist und ihr Mann damit etwas zu tun hat. Dirk Lindemann hat sich nicht zu den Vorwürfen eingelassen.
Weitere Ermittlungen im Umfeld des Ehemanns
Die Polizei ermittelte weiter im Umfeld des Ehemanns und Polizisten. Es stellte sich heraus, dass Dirk Lindemann sich ein großes Lügengeflecht aufgebaut hatte. Man kann sagen, dass Dirk Lindemann ein Doppelleben geführt hat. Die Ermittler fanden schnell heraus, dass der Ehemann
eine Affäre mit einer 33-jährigen Kollegin hatte und über seine finanziellen Verhältnisse gelebt hat. Trotz einer völligen Überschuldung lebte er auf großem Fuß. Er lebte mit Annette in einem großen Haus mit großem Grundstück in einer wohlhabenden Wohngegend in Gelsenkirchen-Buer. Außerdem hatte Dirk Lindemann eine Affäre mit einer 33-jährigen Kollegin gehabt. Die Beziehung ging seit über einem Jahr und die Frau war mittlerweile schwanger. Er hatte eine Wohnung für sich und seine Affäre gemietet. Die Wohnung befand sich direkt gegenüber der Dienststelle [Polizeiwache Nord] von Dirk Lindemann und seiner 33-jährigen Kollegin. Das reichte dem Ehemann von Annette Lindemann wohl immer noch nicht, denn er hatte zeitgleich auch sexuellen Kontakt zu zwei anderen Frauen.
Geliebte wollte klare Verhältnisse
Die Affäre von Dirk Lindemann wollte seit langem klare Verhältnisse haben, aber Dirk Lindemann hat dies immer mit irgendwelchen Ausreden und Gründen verhindert. Sie wollte endlich mit Dirk Lindemann in Freiheit leben und hatte das Versteckspiel satt. Sie wollte, dass er sich zu ihr bekennt. Seine Geliebte gab freimütig Auskunft bei der Polizei. Wenn Dirk Lindemann ihr einen gemeinsamen Urlaub versprochen hatte oder sie seine Ehefrau zur Aussprache treffen wollte, sei immer etwas dazwischen gekommen. Kurzfristig habe Dirk Lindemann das immer wieder wegen schlimmer Schicksalsschläge abgesagt. Mal war sein Vater verstorben, dann seine Schwester, dann sein Schwager und plötzlich hatte seine Frau Brustkrebs. Nichts davon stimmte. Und seiner Geliebten, die immer mehr auf ein Treffen mit seiner Frau drängte, soll er sogar schon am 12. Mai 2010 erzählt haben, dass Annette Lindemann verschwunden ist.
Aber auch die Geliebte gerät in Verdacht, irgendetwas mit dem Verschwinden der Frau zu tun zu haben. Auch sie verwickelte sich in Widersprüche und hatte Erinnerungslücken. Und zur mutmaßlichen Tatzeit sind in ihrem Handy entgegen sonstiger Gewohnheit alle SMS von Dirk Lindemann gelöscht worden. Später wurde sie jedoch von der Liste der Verdächtigen gestrichen. Sie hat nichts mit dem Verschwinden von Annette Lindemann zu tun.
Polizei vermutet Tötungsdelikt
Die Ermittler gehen mittlerweile davon aus, dass Annette Lindemann im Ehebett getötet wurde. Anschließend wurden die Matratzen zur Spurenvernichtung und Spurenbeseitigung angezündet und parallel neue Matratzen für das Ehebett gekauft. Es gibt nur ein Problem für die Strafverfolgungsbehörden, denn von der Leiche fehlt bis heute jede Spur. Die Trennung von seiner Frau hätte für ihn den finanziellen Ruin bedeutet, sind sich die Fahnder sicher.
Polizei stieß auf weitere Straftaten
Im Zuge der Ermittlungen gab es auch eine Hausdurchsuchung im Haus von Dirk und Annette Lindemann. Bei dieser Durchsuchung wurden natürlich alle relevanten technischen Geräte für weitere Untersuchungen beschlagnahmt.
Die Staatsanwaltschaft geht nach Auswertung des beim Angeschuldigten sichergestellten heimischen Computers davon aus, dass er Anfang 2008 in einer Vielzahl von Einzelfällen sich auf einschlägigen Internetseiten Bilder mit kinderpornographischem Inhalt angesehen hat. Im Februar 2010 soll der Angeschuldigte seinem in Marl wohnhaften Vater zwei EC-Karten und eine Mastercard entwendet haben.
Die Brandstiftung
Nach dem Ergebnis der durchgeführten Ermittlungen verteilte der Angeschuldigte außerdem am Abend des 23. April 2010 Benzin auf der Treppe eines Mehrfamilienhauses auf der Horst-Gladbecker-Straße in Gelsenkirchen, in welchem eine Freundin seiner seit Ende Mai 2010 vermissten Ehefrau Annette wohnte. Der Versuch, das Benzin mittels eines ebenfalls mit Benzin getränkten Stofflappens zu entzünden, misslang allerdings.
Der Angeschuldigte hat sich nicht zu den Vorwürfen eingelassen. Die Staatsanwaltschaft bejahte den hinreichenden Tatverdacht wegen des Besitz von kinderpornographischen Materials, des Diebstahls und der versuchten Brandstiftung u. a. auf Grund von Lichtbildern von Überwachungskameras und Kontoauswertungen sowie beim Angeschuldigten sichergestellten Gegenständen.
Zunächst wurde der Angeklagte wegen dem Besitz von kinderpornographischem Materials, dem Diebstahl und der Brandstiftung zu einer Haftstrafe von 2 Jahren und drei Monaten verurteilt. Der Angeklagte und sein Anwalt haben eine Revision beantragt. Später wurde Dirk Lindemann wegen des Besitzes von kinderpornographischen Materials, Diebstahls und Brandstiftung zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Der Angeklagte wurde natürlich auch vom Polizeidienst suspendiert.
Die Nachwirkungen
Annette Lindemann ist weiterhin spurlos verschwunden. Ihr Sohn Felix starb im Jahr 2011 an den Folgen seiner Krebserkrankung. Die anderen drei Kinder erwarten weiterhin, dass ihre Fragen endlich beantwortet werden.
Wo ist Annette Lindemann? Die Polizei geht davon aus, dass Annette Lindemann Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist. Foto: Polizei |
Aktuelle Einstufung des Falls
Annette Lindemann wird als vermisste und gefährdete Person eingestuft. Der Fall ist mittlerweile ein Missing Cold Case. Die Polizei hat die Ermittlungen nun wieder aufgenommen und bittet die Bevölkerung um Mithilfe. Die Ermittler sind weiterhin auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen, um den Fall aufklären zu können. Jeder Hinweis könnte wichtig sein.
Die Belohnung
Die Staatsanwaltschaft Essen hat für Hinweise eine Belohnung von 5.000 Euro ausgelobt, die zur Aufklärung einer möglichen Straftat an der Vermissten führen.
Fragen der Ermittler:
- Wer hat Annette Lindemann nach ihrem Verschwinden noch gesehen? Am Abend des 29. Mai 2010 läuft der Eurovision-Song-Contest im Fernsehen.
- Wer weiß, wo sich das Auto von Annette Lindemann zwischen dem 29. Mai und dem 25. Juni 2010 befunden hat? Da das Wrack keine Kennzeichen hatte, ist es möglich, dass jemand in dieser Zeit falsche Kennzeichen montiert hatte.
- Wer kann etwas zum Verbleib der alten Kennzeichen GE-AL 2701 sagen?
- Wer hat am Fundort des ausgebrannten Autos Beobachtungen gemacht?
- Wer kann etwas zum Verschwinden von Annette Lindemann sagen?
- Wer kennt die genauen Umstände und Hintergründe ihres Verschwindens?
- Wer weiß, wer für das Verschwinden von Annette Lindemann verantwortlich gewesen sein könnte?
- Wer hat andere Beobachtungen gemacht, die mit dem Verschwinden von Annette Lindemann stehen könnten?
- Wer kennt den derzeitigen Aufenthaltsort von Annette Lindemann?
- Wer hat sonstige Informationen zu diesem Fall?
Wer Informationen über das Verschwinden von Annette Lindemann hat, wird gebeten, sich mit den Ermittlern der Kriminalpolizei Essen unter der Rufnummer 0201 / 82 90 in Verbindung zu setzen. Außerdem nimmt jede andere Polizeidienststelle auch ihre Hinweise entgegen.
Mördern und Gewalttätern passiert hier nichts, wenn sie sich nicht zu ihren Taten äußern.
AntwortenLöschenklar ein Polizist und schon bekommt er Bewährung. Was sind wir für ein krankes Land mit ständiger Vetternwirtschaft. Kinder und ein Menschenleben, haben in Deutschland keinen Wert
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